Thiamazol

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 13.02.2019

Allgemeines

Thiamazol wird zur Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion eingesetzt. Außerdem kann der Wirkstoff verwendet werden, um eine überaktive Schilddrüse vor einer Operation zu hemmen. Dadurch sinkt das Risiko von Komplikationen während der Schilddrüsenoperation. Thiamazol kann auch zur Behandlung einer lebensbedrohlichen thyreotoxischen Krise benutzt werden.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • erhöhte Schilddrüsenwerte normalisieren
  • Beschwerden bei Schilddrüsenüberfunktion mindern.

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Thiamazol im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Thiamazol nicht verwendet werden?

Bei einer Überempfindlichkeit gegen Thiamazol oder ähnliche Wirkstoffe sowie bei Patienten mit einer verminderten Anzahl bestimmter weißer Blutkörperchen und Patienten, die bei einer früheren Behandlung mit Carbimazol oder Thiamazol Agranulozytosen oder Leberschäden erlitten hatten, darf der Wirkstoff auf keinen Fall zum Einsatz kommen. Da Thiamazol von der Leber abgebaut und über die Galle ausgeschieden wird, dürfen Patienten mit Gallenabflussstörungen den Wirkstoff nicht einnehmen.

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder das verwandte Carbimazoldarf der Wirkstoff nicht angewendet werden.

Bei Patienten mit einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung in der Vorgeschichte infolge der Behandlung mit Thiamazol darf der Wirkstoff nicht wieder verabreicht werden. Die erneute Anwendung könnte zum Wiederauftreten der Entzündung führen mit einer verkürzten Zeit bis zum Krankheitsbeginn.

Bei einem Hinweis auf Gallenfunktionsstörungen sowie bei Patienten, die auf eine frühere Behandlung mit Thiamazol leicht überempfindlich wie etwa mit Juckreiz und Hautausschlag reagiert haben, darf der Wirkstoff nur unter größter ärztlicher Vorsicht verwendet werden. Das Gleiche gilt für Patienten, die schon kurz nach der Einnahme Fieber, Mundschleimhautentzündung oder Hautauffälligkeiten zeigen.

Bei stärkerer Vergrößerung der Schilddrüse mit Einengung der Luftröhre sollte Thiamazol nur kurzfristig und unter sorgfältiger ärztlicher Überwachung eingenommen werden, da Thiamazol das Größenwachstum der Schilddrüse beschleunigen kann.

Bei einem Schilddrüsentumor darf der Wirkstoff nur zur Vorbereitung einer Operation eingesetzt werden, nicht jedoch zur Therapie.

Bei Leberfunktionsstörungen ist die Ausscheidung von Thiamazol vermindert und die Dosis muss verringert werden.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Frauen im gebährfähigen Alter müssen während einer Behandlung mit Thiamazol wirksame Methoden der Schwangerschaftsverhütung anwenden.

Thiamazol darf während einer Schwangerschaft nur nach der Durchführung einer strengen ärztlichen Nutzen-Risiko-Bewertung und nur mit der niedrigsten wirksamen Dosis ohne zusätzliche Verabreichung von Schilddrüsenhormonen angewendet werden.

Während der Stillzeit darf Thiamazol nur unter sorgfältiger ärztlicher Überwachung und nur in der niedrigsten wirksamen Dosierung angewendet werden. Andernfalls kann sich beim Kind eine Schilddrüsenunterfunktion ausbilden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Kinder können mit Thiamazol behandelt werden. Die richtige Dosis muss der Arzt anhand des Körpergewichtes des Kindes errechnen.

Welche Nebenwirkungen kann Thiamazol haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Thiamazol. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen:
Allergische Reaktionen wie Juckreiz, Hautausschlag, mückenstichähnliche Quaddelbildungen.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Agranulozytose, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall.

Seltene Nebenwirkungen:
Arzneimittelfieber, Geschmacksstörungen.

Sehr seltene Nebenwirkungen:<7b>
Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, Gelbsucht, Gallestau, Leberentzündungen, Lymphknotenerkrankungen, Speicheldrüsenschwellungen, Bauspeicheldrüsenentzündung, Blutplättchenverminderung, Blutzellenverminderung, Gefäßentzündung, Nervenentzündung, Nervenerkrankungen, Missempfindungen, Wassereinlagerungen im Gewebe, Haarausfall, bestimmte Immunerkrankungen wie Lupus erythematodes, Nierenentzündung, schwere Überempfindlichkeitsreaktionen wie Erythema exsudativum multiforme.

Besonderheiten:
Der zuvor durch die Schilddrüsenüberfunktion krankhaft erhöhte Energieverbrauch normalisiert sich im Verlauf der Therapie mit Thiamazol. Daher ist eine Gewichtszunahme während der Behandlung nicht als Nebenwirkung anzusehen.

Wird der Wirkstoff zu hoch dosiert, kann eine Schilddrüsenunterfunktion bis zur Kropfbildung auftreten.

Welche Wechselwirkungen zeigt Thiamazol?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Jodmangel erhöht das Ansprechen der Schilddrüse auf Thiamazol, ein Überangebot an Jod vermindert die Thiamazolwirkung.

Weitere Wechselwirkungen sind nicht bekannt. Allerdings beeinflusst eine Schilddrüsenüberfunktion den Stoffwechsel und die Ausscheidung zahlreicher Wirkstoffe. Daher kann bei Normalisierung der Schilddrüsenfunktion eine Dosisanpassung anderer Wirkstoffe erforderlich werden.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Bei allergischen Reaktionen sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden.
  • Bei Entzündungen im Mund und Rachen sowie bei Fieber muss sofort ein Arzt aufgesucht werden.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Thiamazol?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Thiamazol enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

So wirkt Thiamazol

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Thiamazol. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Thyreostatika, Schilddrüsenmittel, zu welcher der Wirkstoff Thiamazol gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Thiamazol

Thiamazol wird zur Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion eingesetzt. Außerdem kann der Wirkstoff verwendet werden, um eine überaktive Schilddrüse vor einer Operation zu hemmen. Dadurch sinkt das Risiko von Komplikationen während der Schilddrüsenoperation. Thiamazol kann auch zur Behandlung einer lebensbedrohlichen thyreotoxischen Krise benutzt werden.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Thiamazol sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Thiamazol

Thiamazol zählt zur Wirkstoffgruppe der Schilddrüsenmittel.

Die Schilddrüse produziert mit dem Jodid, das mit der Nahrung aufgenommen wurde, Hormone. Diese Hormone sind für unseren Stoffwechsel von großer Bedeutung. Sind aber zu viele Hormone im Blut, treten die sehr unangenehmen und gefährlichen Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion auf. Das mit der Nahrung aufgenommene Jodid wird normalerweise in der Schilddrüse von dem Enzym Peroxidase in Jod umgewandelt. Das Jod wird wiederum zur Bildung der Hormone benötigt. Thiamazol hemmt die Peroxidase, sodass kein Jod zur Produktion der Schilddrüsenhormone zur Verfügung steht. Dadurch sinkt die Hormonmenge im Blut und die Symptome der Überfunktion verschwinden.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.