Streptozocin

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 15.02.2019

Allgemeines

Streptozocin dient der Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs. Es wird zusammen mit 5-Fluorouracil bei erwachsenen Patienten mit fortgeschrittenen, Beschwerden verursachenden Formen eingesetzt, die gegebenenfalls auch schon Tochtergeschwulste gebildet haben.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Erbgut von Krebszellen verändern
  • Vermehrung von Krebszellen verhindern
  • spontanes Absterben von Krebszellen verursachen

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Streptozocin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Streptozocin nicht verwendet werden?

Streptozocin darf nicht angewendet werden bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, starker Störung der Nierenfunktion und zusammen mit (auch abgeschwächten) Lebendimpfstoffen.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Streptozocin bei Patienten mit Nierenerkrankungen angewendet werden.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Tierexperimente mit Streptozocin haben Schäden an den Nachkommen gezeigt. Während und nach der Behandlung sollten Männer für 90 Tage und Frauen für 30 Tage eine sichere Verhütungsmethode anwenden. Weil der Wirkstoff möglicherweise die männliche Fruchtbarkeit beeinträchtigt, sollten sich Männer vor der Therapie hinsichtlich einer Spermakonservierung beraten lassen.

Die Anwendung des Wirkstoffs während der menschlichen Schwangerschaft wird nicht empfohlen. Der Arzt wird Streptozocin nur dann während der Schwangerschaft anwenden, wenn der Nutzen für die Mutter im Vergleich zu den möglichen Risiken für das Ungeborene überwiegt.

Es ist nicht bekannt, ob Streptozocin und/oder seine Stoffwechselprodukte in die Muttermilch übergehen. Ein Risiko für Neugeborene und Säuglinge kann nicht ausgeschlossen werden. Daher muss das Stillen während der Behandlung unterbrochen werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Sicherheit und Wirksamkeit von Streptozocin bei Patienten unter 18 Jahren ist bisher nicht geprüft worden. Eine Anwendung in dieser Altersgruppe liegt im Ermessen des Arztes.

Welche Nebenwirkungen kann Streptozocin haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Streptozocin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Sehr starke Übelkeit und Erbrechen, Durchfall

Häufige Nebenwirkungen:
Eiweiß im Urin, Phosphat im Urin, akute Nierenfunktionsstörung, Harnwegserkrankung, Schädigung des Nierengewebes

Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
Abnahme der Blutzellendichte, Verringerung der Blutplättchen-Zahl, Verringerung der Zahl an Weißen Blutkörperchen, Blutzuckeranstieg, Verwirrtheit, Teilnahmslosigkeit, Depression, Wasserharnruhr durch Nierenschäden, erhöhte Leberwerte, Leberschäden, zu wenig Eiweiß im Blut, Fieber, Reaktionen an der Injektionsstelle

Besonderheiten:
Die Nierenfunktion muss unmittelbar vor und zwei Wochen nach jedem Therapiedurchgang ärztlich überwacht werden. Der Arzt wird möglicherweise vor der Verabreichung des Wirkstoffs mindestens einen Liter isotonische Kochsalzlösung verabreichen, um die Nierenschädlichkeit von Streptozocon durch Verdünnung zu mindern.

Im Fall von Störungen der Leberfunktion wird der Arzt eine Dosisverminderung oder einen Behandlungsabbruch in Betracht ziehen. Gleiches gilt für das Auftreten von krankhaften Blutbildveränderungen.

Streptozocin wirkt so stark übelkeitserregend, dass das die Behandlungsmöglichkeiten einschränken kann. Der Arzt wird daher eine Vorbehandlung gegen Übelkeit empfehlen, um Übelkeit und Erbrechen vorzubeugen.

Welche Wechselwirkungen zeigt Streptozocin?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Streptozocin schwächt die körpereigene Abwehr. Daher kann die gleichzeitige Anwendung von Lebendimpfstoffen, auch abgeschwächten, zu einer tödlichen Impfkrankheit führen. Während der Behandlung sind solche Impfungen verboten.

Mittel zur Unterdrückung der körpereigenen Abwehr können die schädlichen Wirkungen von Streptozocin fördern und zu ungezügelter Vermehrung von Lymphzellen führen.

Krebserkrankungen sind oft von Blutungen oder Gefäßverstopfungen begleitet. Muss ein Patient Gerinnungshemmer wie beispielsweise Vitamin-K-Antagonisten einnehmen, wird der Arzt die Blutgerinnung besonders sorgfältig überwachen.

Streptozocin darf nicht in Kombination mit nierenschädlichen Wirkstoffen verwendet werden, damit sich diese Nebenwirkungen nicht gegenseitig verstärken.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Während und nach der Behandlung sollten Männer für 90 Tage und Frauen für 30 Tage eine Verhütungsmethode anwenden.
  • Die Nierenfunktion muss unmittelbar vor und zwei Wochen nach jedem Therapiedurchgang ärztlich überwacht werden.
  • Die Leberfunktion wie Blutbild und Blutzucker sind während der Behandlung regelmäßig ärztlich zu überprüfen.
  • Die Anwendung des Medikaments darf nur unter der Kontrolle eines erfahrenen Krebsarztes erfolgen.
  • Verwirrtheit, Teilnahmslosigkeit oder Depression können Autofahren oder das Bedienen von Maschinen gefährlich machen.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Streptozocin?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Streptozocin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform

So wirkt Streptozocin

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Streptozocin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Zytostatika, zu welcher der Wirkstoff Streptozocin gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Streptozocin

Streptozocin dient der Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs. Es wird zusammen mit 5-Fluorouracil bei erwachsenen Patienten mit fortgeschrittenen, Beschwerden verursachenden Formen eingesetzt, die gegebenenfalls auch schon Tochtergeschwulste gebildet haben.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Streptozocin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Streptozocin

Streptozocin gehört zu der Wirkstoffgruppe der Zytostatika.

Der auch natürlich vorkommende Wirkstoff zerfällt im Körper spontan zu dem eigentlich wirksamen Methylnitrosoharnstoff-Ion und Traubenzucker. In dieser Form ist es drei- bis viermal wirksamer als die Ausgangssubstanz. Methylnitrosoharnstoff ist besonders giftig für die Insulin-produzierenden Betazellen der Bauchspeicheldrüse.

Das aggressive Molekül greift das Erbgut (DNA) der Krebszellen an und verursacht Quervernetzungen zwischen den DNA-Strängen. Schwere DNA-Schäden durch Streptozocin führen zum Zelltod durch Selbstzerstörung oder Absterben. Des Weiteren können die DNA-Strangbrüche zu Umlagerungen an den Erbgut-Einheiten, den Chromosomen, führen.

Die Glukose-Einheit macht den Wirkstoff zwar ein bisschen weniger wirksam als vergleichbare Substanzen, vermindert aber auch die schädliche Wirkung von Methylnitrosoharnstoff auf das Knochenmark.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.