Romiplostim

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 19.03.2019

Allgemeines

Romiplostim dient der Behandlung erwachsener Patienten mit chronischen Unterhautblutungen, die keine erkennbare körperliche Ursache haben, aber mit einem Mangel an Blutplättchen verbunden sind (thrombozytopenische idiopathische Purpura).

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Blutplättchen-Produktion ankurbeln
  • Blutplättchen-Mangel beseitigen

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Romiplostim im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Romiplostim nicht verwendet werden?

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder gegen Eiweiße, die aus dem Bakterium E. coli stammen, darf Romiplostim nicht eingesetzt werden, weil es mit Hilfe von E.coli gewonnen wird.

Auch dürfen nur Patienten mit erwiesener chronischer idiopathischer thrombozytopenischer Purpura mit dem Wirkstoff behandelt werden, nicht solche, deren Mangel an Blutplättchen eine andere Ursache hat.

Nur mit Vorsicht darf der Wirkstoff Patienten verabreicht werden, denen vor der Therapie die Milz entfernt wurde. Sie haben ein erhöhtes Risiko für einen Überschuss an weißen und einen Mangel an roten Blutkörperchen.

Ärztliche Vorsicht ist ebenfalls geboten, wenn Romiplostim bei Patienten mit bekannten Risikofaktoren für Blutgefäßverstopfungen aller Art (auch Übergewicht und Rauchen) angewendet wird. Es kann nämlich durch die Therapie zur übermäßigen Vermehrung von Blutplättchen und einem erhöhten Thrombose-Risiko kommen.

Außer wenn es der Arzt für unvermeidlich hält, sollte Romiplostim nicht bei Patienten mit mäßiger bis schwerer Leberfunktionsstörung (Child Pugh-Klasse über 7) angewendet werden.

Weil sie nicht in die klinischen Studien einbezogen waren, wird der Arzt auch Patienten mit Nierenfunktionsstörungen nur unter sorgfältigster Kontrolle mit dem Wirkstoff behandeln.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Tierexperimente haben gezeigt, dass Romiplostim den Mutterkuchen durchdringt und bei den Ungeborenen die Zahl der Blutplättchen erhöht. Es kam zu leicht vermehrten Fehlgeburten und auch erhöhter Sterblichkeit der neugeborenen Jungtiere. Die Anwendung von Romiplostim während der Schwangerschaft und bei Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht verhüten, wird nicht empfohlen.

Es ist nicht bekannt, ob Romiplostim oder seine Abbauprodukte in die Muttermilch übergehen. Ein Risiko für das Neugeborene/Kind kann nicht ausgeschlossen werden. So wird der Arzt entscheiden, ob das Stillen oder die Behandlung mit Romiplostim zu unterbrechen sind oder ob auf die Behandlung mit Romiplostim verzichtet werden soll. Dabei wird er sowohl den Nutzen des Stillens für das Kind als auch den Nutzen der Therapie für die Frau berücksichtigen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Sicherheit und Wirksamkeit von Romiplostim bei Kindern im Alter von unter einem Jahr ist nicht erwiesen und daher nicht erlaubt.

Welche Nebenwirkungen kann Romiplostim haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Romiplostim. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Infektionen der oberen Atemwege, Schnupfen, Überempfindlichkeit, Kopfschmerzen, Schmerzen in Mund und Rachen, Schmerzen im Oberbauch

Häufige Nebenwirkungen:
Magen-Darm-Entzündung, Knochenmarkstörung, Mangel an Blutplättchen, Blutarmut, Gesichtsschwellung, Schlaflosigkeit, Schwindel, Migräne, nervliche Missempfindungen, Herzklopfen, Rötungen, Lungenembolie, Übelkeit, Durchfall, Bauchschmerzen, Verstopfung, Verdauungsstörungen, Juckreiz, Unterhautblutungen, Hautausschlag, Gelenkschmerzen, Muskelkrämpfe, Arm- und Beinschmerzen, Rückenschmerzen, Knochenschmerzen, Erschöpfung, Wasseransammlungen in Armen und Beinen, Grippe-ähnliche Erkrankung, Schmerzen, Schwäche, Fieber, Schüttelfrost, Reaktion an der Injektionsstelle, Verrenkungen
Bei Kindern und Jugendlichen:
Schlundentzündung, Bindehautentzündung, Infektion des Ohres, Nasennebenhöhlenentzündung, Schwellungen.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Grippe, örtlich begrenzte Infektion, Nasen-Rachen-Entzündung, Knochenmarkserkrankung (Multiples Myelom), Knochenmarksveränderung (Myelofibrose), besondere Form der Blutarmut (aplastische Anämie), Knochenmarksversagen, Überschuss an weißen Blutkörperchen, Milzschwellung, bis zum Überschuss erhöhte Blutplättchen-Zahl, Alkoholunverträglichkeit, verringerter Appetit (bis zur Essensverweigerung), Austrocknung, Gicht, Depression, Alpträume, Krämpfe, Schmeckstörung, Empfindungsstörungen, Nervenstörungen, Bindehautblutung, Störung des Scharfsehens, Blindheit, Funktionsstörung des Auges, juckende Augen, verstärkter Tränenfluss, Netzhautschwellung, Sehstörungen, Schwindel, Herzinfarkt, beschleunigter Herzschlag, tiefliegende Verstopfung von Beinvenen, niedriger Blutdruck, Verstopfungen von Blutgefäßen (auch Hirnvenen, Pfortader), Gewebsunterversorgung, Blutgefäßentzündung, anfallsweise Hautrötung mit Schmerzen, Husten, Naselaufen, trockener Hals, verstopfte Nase, schmerzhafte Atmung, Erbrechen, Blutung aus dem After, Mundgeruch, Schluckstörung, Sodbrennen, Blutstuhl, Mundblutungen, Magenbeschwerden, Mundschleimhautentzündungen, Zahnverfärbung, Leberwert-Erhöhung, Haarausfall, Lichtempfindlichkeit der Haut, Akne, allergische Hautentzündung, trockene Haut, Ekzem, Hautrötung, abschälender Hautausschlag, ungewöhnliches Haarwachstum, Kratzschäden auf der Haut, Unterhautblutungen, Papeln, juckender Hautausschlag, Hautknötchen, ungewöhnlicher Hautgeruch, Nesselsucht, Anspannung der Muskeln, muskuläre Schwäche, Schulterschmerzen, Muskelzuckungen, Eiweiß im Urin, Blutungen aus der Scheide, Blutungen an der Injektionsstelle, Brustschmerzen, Reizbarkeit, Unwohlsein, Hitzegefühl, Nervosität, erhöhter Blutdruck, erhöhter Enzym-Wert im Blut (Lactatdehydrogenase), erhöhte Körpertemperatur, Gewichtsveränderung
Bei Kindern und Jugendlichen:
Überhöhte Blutplättchenzahl

Besonderheiten:
Nach dem Ende einer Romiplostim-Behandlung ist ein erneutes Auftreten eines Blutplättchen-Mangels wahrscheinlich. Es besteht ein erhöhtes Blutungsrisiko, wenn die Behandlung gleichzeitig mit Blutverdünnern oder Thrombozytenaggregationshemmern beendet wird. Der Arzt wird alle Romiplostim-Patienten nach Behandlungsende sorgfältig hinsichtlich eines Abfalls ihrer Blutplättchenzahl überwachen und zur Vermeidung von Blutungen medizinisch betreuen.

Vor und während einer Behandlung mit Romiplostim wird der Arzt ein großes Blutbild anfertigen und nach unnormal gestalteten Blut- und Knochenmarkszellen fahnden. Findet er solche, wird er die Therapie möglicherweise abbrechen.

Es kann zu einer Verringerung roter und einem Anstieg der Zahl weißer Blutzellen kommen. So können bei den Patienten gleichzeitig Blutarmut und ein Überschuss weißer Blutkörperchen auftreten.

Welche Wechselwirkungen zeigt Romiplostim?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Es sind bisher keine maßgeblichen Wechselwirkungen von Romiplostim mit anderen Substanzen bekannt. Wenn Romiplostim mit anderen Wirkstoffen zur Förderung der Blutplättchenzahl kombiniert wird, bedingt das eine besonders sorgfältige ärztliche Überwachung der Blutplättchenzahl, damit es nicht zum Überschuss kommt. Der Arzt wird die Dosierung von Glukokortikoiden, Danazol und Azathioprin bei gleichzeitiger Anwendung von Romiplostim gegebenenfalls vermindern oder die Behandlung damit ganz beenden.

Andererseits wird er die Blutplättchenzahl beim Beenden anderer gezielter Therapien genau beobachten, um ein Absinken unter den empfohlenen Bereich zu vermeiden.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Die Behandlung mit dem Medikament sollte unter der Anleitung eines Arztes erfolgen, der in der Behandlung von Erkrankungen des Blutes erfahren ist.
  • Bei der Behandlung können leichte bis mäßige, vorübergehende Schwindelanfälle auftreten. Deshalb ist Autofahren und das Bedienen von Maschinen während der Therapie riskant.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Romiplostim?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Romiplostim enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

So wirkt Romiplostim

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Romiplostim. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen , zu welcher der Wirkstoff Romiplostim gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Romiplostim

Romiplostim dient der Behandlung erwachsener Patienten mit chronischen Unterhautblutungen, die keine erkennbare körperliche Ursache haben, aber mit einem Mangel an Blutplättchen verbunden sind (thrombozytopenische idiopathische Purpura).

Voraussetzung ist, dass andere Therapien, beispielsweise mit Glukokortikoiden oder Immunglobulinen, nicht geholfen haben.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Romiplostim sind vertiefende Informationen verfügbar:

    Wirkungsweise von Romiplostim

    Auch die Bildung von Blutzellen wird durch Hormone gesteuert. Eines der wichtigsten ist das Thrombopoetin. Es wird in der Leber, der Niere, sowie in speziellen Zellen des Knochenmarks gebildet. Damit es die Blutzellen-Bildung anregen kann, muss es sich an den Thrombopoetin-Rezeptor (TPO-Rezeptor, auch als cMpl bezeichnet) binden.

    Zu einem chronischen Mangel an Blutplättchen, der idiopathischen thrombozytopenischen Purpura, kommt es, wenn sich im Rahmen von AutoimmunerkrankungenAntikörper an den Rezeptor heften und ihn blockieren. Damit wird die Lebenszeit der Blutplättchen verkürzt und ihre Zahl verringert sich. Dieser Mangel führt durch eine Verzögung der Blutgerinnung letztendlich zu den charakteristischen Unterhautblutungen.

    Romiplostim ist ein Eiweiß, das ebenfalls auf den für die Blutbildung wichtigen Thrombopoetin-Rezeptor passt. Indem es sich mit ihm verbindet, aktiviert es in den Zellen die Produktion von Blutplättchen und behebt den Mangel.

    Weil der Wirkstoff ein Eiweiß ist und somit im Magen verdaut würde, muss der Wirkstoff gespritzt werden.

    Disclaimer:
    Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.