Remifentanil
Allgemeines
Remifentanil dient während der Einleitung und/oder Aufrechterhaltung einer Narkose zur Bekämpfung von starken bis sehr starken Schmerzen. Weiterhin wird der Wirkstoff als Schmerzmittel bei künstlich beatmeten, intensivmedizinisch betreuten Patienten ab einem Alter von 18 Jahren eingesetzt.
Welchem Zweck dient dieser Wirkstoff?
- Schmerzwahrnehmung hemmen
Gegenanzeigen
Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Remifentanil im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Wann darf Remifentanil nicht verwendet werden?
Remifentanil darf bei Patienten mit Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder andere chemische Verwandte des opioiden SchmerzmittelsFentanyl nicht angewendet werden. Auch ist die alleinige Verwendung zur Narkose verboten.
Besondere ärztliche Vorsicht ist bei Patienten mit eingeschränkter Lungenfunktion erforderlich, da Remifentanil die Atemfunktion zusätzlich mindert.
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Es gibt keine ausreichenden und kontrollierten Studien an schwangeren Frauen mit dem Wirkstoff. Während der Schwangerschaft wird Remifentanil vom Arzt nur dann verwendet werden, wenn der Nutzen für die Mutter das mögliche Risiko für das Kind rechtfertigt.
Es ist nicht bekannt, ob Remifentanil in die menschliche Muttermilch übergeht, wie es für Abkömmlinge des opioiden Schmerzmittels Fentanyl bekannt ist. Stoffwechselprodukte von Remifentanil wurden nach Verabreichung des Wirkstoffs an Ratten in deren Milch gefunden. Daher sollten stillende Frauen das Stillen für 24 Stunden unterbrechen, wenn sie mit Remifentanil behandelt wurden.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Kinder können prinzipiell mit dem Wirkstoff behandelt werden. Allerdings gibt es nur wenige Erfahrungen mit der Anwendung bei Neugeborenen und Säuglingen unter einem Jahr. Daher wird die Anwendung in dieser Altersgruppe nicht empfohlen.
Welche Nebenwirkungen kann Remifentanil haben?
Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Remifentanil. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Sehr häufige Nebenwirkungen:
Steifigkeit der Skelettmuskulatur, niedriger Blutdruck, Übelkeit und Erbrechen.
Häufige Nebenwirkungen:
Herzschlagverlangsamung, niedriger Blutdruck nach der Operation, akute Behinderung der Atemfunktion, Atemstillstand, Juckreiz, Frösteln nach der Operation.
Gelegentliche Nebenwirkungen:
Schmerzen nach der Operation, Verstopfung, Sauerstoffarmut des Gewebes.
Seltene Nebenwirkungen:
Benommenheit (während der Aufwachphase nach der Narkose).
bei Verabreichung zusammen mit einem oder mehreren anderen Narkosemitteln: Überempfindlichkeitsreaktionen einschließlich allergischer Reaktionen, Herzstillstand nach vorheriger Herzschlagverlangsamung.
Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
Abhängigkeit, Herzrhythmusstörung (AV-Block), nachlassende Wirkung.
Besonderheiten:
Bei plötzlicher Beendigung der Infusion, insbesondere nach längerer Verabreichung von mehr als drei Tagen, kann es in seltenen Fällen zu Beschwerden wie Herzrasen, Bluthochdruck und Aufgeregtheit kommen.
Aufgrund des raschen Abklingens der Wirkung von Remifentanil ist innerhalb von fünf bis zehn Minuten nach dem Behandlungsende keine Wirkung mehr
vorhanden. Daher werden den Patienten, bei denen nach der Operation Schmerzen zu erwarten sind, schon vor dem Behandlungsende andere Schmerzmittel gegeben.
Die Muskelsteifigkeit tritt umso häufiger auf, je schneller Remifentanil gegeben wird. Eine langsame Anwendung oder das Absetzen des Wirkstoffs löst die Verkrampfungen wieder. Manchmal ist jedoch die Anwendung von Muskelrelaxantien unumgänglich.
Kommt es zu einer Minderung der Atemfunktion, wird der Arzt die Infusionsgeschwindigkeit halbieren oder die Infusion zeitweilig unterbrechen. Remifentanil darf daher nur dort angewandt werden, wo es Einrichtungen für die Überwachung und Behandlung einer Atemfunktionsstörung gibt.
Ein Blutdruckabfall und die Verlangsamung des Herzschlags, die in seltenen Fällen zum Herzstillstand führen, können vom Arzt durch Verminderung der Infusionsgeschwindigkeit, durch Dosisverringerung anderer gleichzeitig verwendeter Narkosemittel oder durch die Gabe von kreislaufanregenden Mitteln vermieden werden. Geschwächte, ausgetrocknete und ältere Patienten sowie solche mit niedrigem Blutdruck haben ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Nebenwirkungen.
Wie andere opioide Schmerzmittel kann Remifentanil eine Abhängigkeit (Sucht) hervorrufen. Ein Missbrauch ist daher unbedingt zu verhindern.
Welche Wechselwirkungen zeigt Remifentanil?
Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Wie andere opioide Schmerzmittel verringert Remifentanil die für die Narkose benötigten Dosen anderer Narkosemittel sowie Benzodiazepine. Wird die Dosierung von solchen gleichzeitig verabreichten Wirkstoffen nicht verringert, können ihre Nebenwirkungen vermehrt auftreten.
Herzschlagverlangsamung und niedriger Blutdruck können besonders bei Patienten auftreten, die mit Wirkstoffen behandelt werden, welche die Herzfunktion beeinflussen. Dazu gehören beispielsweise Betablocker und Calcium-Kanalblocker.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Das Medikament darf nur von Personal angewendet werden, das in der Gabe und Überwachung von Narkosen erfahren ist.
- Das Medikament darf nur dann eingesetzt werden, wenn die nötige Ausstattung für eine Wiederbelebung vorhanden ist.
- Das Medikament kann vom Arzt nur auf einem speziellen Betäubungsmittel-Rezept verordnet werden.
- Nach einer Narkose mit dem Medikament darf der Patient für einen vom Arzt bestimmten Zeitraum nicht Auto fahren oder Maschinen bedienen. Der Patient sollte sich nur in Begleitung nach Hause begeben und keinen Alkohol zu sich nehmen.
Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.
Welche Medikamente beinhalten Remifentanil?
Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Remifentanil enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.
So wirkt Remifentanil
Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Remifentanil. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe opioide Schmerzmittel, zu welcher der Wirkstoff Remifentanil gehört.
Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Remifentanil
Remifentanil dient während der Einleitung und/oder Aufrechterhaltung einer Narkose zur Bekämpfung von starken bis sehr starken Schmerzen. Weiterhin wird der Wirkstoff als Schmerzmittel bei künstlich beatmeten, intensivmedizinisch betreuten Patienten ab einem Alter von 18 Jahren eingesetzt.
Der Wirkstoff darf nur von Personen verabreicht werden, die speziell im Gebrauch von Narkosemitteln geschult sind und die die Erkennung und Behandlung der möglichen Nebenwirkungen starker opioider Schmerzmittel – einschließlich der Wiederbelebung der Herz- und Atemfunktion – beherrschen. Remifentanil darf auch nur dann angewendet werden, wenn die nötigen Vorrichtungen zur Überwachung und Unterstützung der Atmungsfunktion sowie der Herz- und Kreislauftätigkeit vorhanden sind.
Zu folgenden Anwendungsgebieten von Remifentanil sind vertiefende Informationen verfügbar:
Wirkungsweise von Remifentanil
Schmerzen werden wahrgenommen, wenn überstarke Reize die Schmerz-Rezeptoren des Körpers erregen. Es erfolgt dann eine Weiterleitung dieser Reize in das Gehirn. Damit starke Schmerzen ertragen werden können, verfügt der Körper über ein eigenes schmerzhemmendes System. Bei Stress oder starken Schmerzen schüttet das Gehirn sogenannte Endorphine und Enkephaline aus. Sie binden sich an spezielle Rezeptoren, die sich hauptsächlich im Gehirn und im Rückenmark, aber auch in anderen Körperorganen befinden. Ihre Erregung unterdrückt die Wahrnehmung von Schmerzen, je nach Untergruppe des Rezeptors jedoch wird auch die Atmung gehemmt, die Körpertemperatur erhöht, der Herzschlag verlangsamt, die Stimmung aufgehellt, die Pupillen verengt und die Darmtätigkeit verlangsamt.
Remifentanil gehört zur Wirkstoffgruppe der opioiden Schmerzmittel, die die Wirkung der körpereigenen Endorphine und Enkephaline nachahmen. Der Wirkstoff greift gezielt am Rezeptortyp mü an und hat daher vor allem schmerzstillende Eigenschaften. Die Wirkung tritt schnell ein, dauert aber auch nur kurz an.
Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.