Pyridostigmin
Allgemeines
Pyridostigmin wird bei Muskelschwäche, die durch eine Autoimmunreaktion ausgelöst ist (Myasthenia gravis), sowie bei Blasen- und Darmlähmungen (verringerte bis fehlende Spannung der Muskulatur) eingesetzt.
Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?
- Darmlähmungen behandeln
- Harnblasenlähmungen bessern
- Muskelschwäche behandeln
Gegenanzeigen
Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Pyridostigmin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Wann darf Pyridostigmin nicht verwendet werden?
Der Wirkstoff darf nicht angewendet werden bei Überempfindlichkeit gegen Pyridostigmin, Regenbogenhautentzündung (Iritis), schwerer Schilddrüsenerkrankung (Thyreotoxikose), Magen-Darm-Verschlüssen (Obstruktionsileus), Verengungen (Stenosen) oder Krämpfen (Spasmen) des Magen-Darm-Trakts sowie der Gallen- oder Harnwege.
Nicht eingesetzt werden darf der Wirkstoff außerdem bei vermehrter Muskulaturspannung (Myotonie), Parkinson-Krankheit, Bronchienverengungen mit Entzündung (spastische Bronchitis), Asthma bronchiale sowie Schock und Kreislaufkrisen nach Operationen oder nach Gabe von Muskelentspannungsmitteln (Muskelrelaxanzien wie Suxamethonium, Decamethonium).
Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt sollte Pyridostigmin eingenommen werden von Patienten mit der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), Herzschlagverlangsamung, ausgeprägt niedrigem Blutdruck, Herzschwäche, frischem Herzinfarkt oder Magen-Darm-Geschwüren, Krampfanfällen (Epilepsie), Tetanie (Übererregbarkeit der Muskeln und Nerven durch Kalzium-Mangel) und Darmentzündungen.
Besondere Vorsicht muss der Arzt walten lassen bei frisch am Darm operierten Patienten.
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Während der Schwangerschaft und der Stillzeit sollte der Wirkstoff nicht angewendet werden, da das Kind geschädigt werden könnte.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Der Wirkstoff sollte nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt bei Kindern und Jugendlichen angewendet werden.
Welche Nebenwirkungen kann Pyridostigmin haben?
Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Pyridostigmin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Sehr seltene oder vereinzelt auftretende Nebenwirkungen:
Herzstillstand.
Nebenwirkungen ohne Häufigkeitsangabe:
vermehrtes Schwitzen, Muskelzuckungen, Krämpfe, Muskelschwäche, Lähmungen, vermehrter Speichelfluss, Magen-Darm-Krämpfe, Herzschlagverlangsamung, Kreislaufprobleme bis hin zum Kollaps, Durchfall, Atemwegskrämpfe, Übelkeit und Erbrechen, spontaner Tränenfluss, Pupillenverengung, Schluckbeschwerden.
Besonderheiten:
Bei Überdosierung des Wirkstoffes kann es zu Atemlähmungen kommen. In einem solchen Falle stellt Atropin das geeignete Gegenmittel dar.
Welche Wechselwirkungen zeigt Pyridostigmin?
Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Durch Pyridostigmin wird die Wirkung von opioiden Schmerzmitteln und Schlafmitteln sowie Barbituraten verstärkt.
Gemeinsam mit anderen Cholinergika beziehungsweise mit anderen Esterasehemmern, die auch in vielen Insektiziden enthalten sind, kann es besonders leicht zur Überdosierung mit Vergiftungserscheinungen kommen. Insbesondere bei Patienten mit der Muskelerkrankung Myasthenia gravis kann dann eine cholinerge Krise auftreten, die sich durch Muskelkrämpfe äußert.
Bei Patienten, die schon Betablocker einnehmen, kann es zu bedrohlichen Herzschlagverlangsamungen kommen.
Die Wirkung von muskellähmenden Wirkstoffen bei Operationen kann verlängert (Suxamethonium) oder gehemmt (Curare-artige Muskelrelaxanzien) werden.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Bei eingeschränkter Leberfunktion ist eine regelmäßige ärztliche Kontrolle der Blutwerte während der Behandlung mit dem Mendikament empfehlenswert.
- Für Patienten mit Nierenerkrankungen können niedrigere Dosierungen des Medikaments erforderlich sein.
- Die gleichzeitige Verabreichung des Medikaments und eine großflächige, äußerliche Anwendung des Mückenabwehrmittels N,N-diethyl-m-toluamid (DEET), das unter anderem in dem Präparat Autan° enthalten ist, sollte vermieden werden.
- Das Medikament kann Sehstörungen verursachen.
- Das Reaktionsvermögen kann druch das Medikament so weit beeinträchtigt sein, dass Autofahren und das Bedienen von Maschinen gefährlich sind.
Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.
Welche Medikamente beinhalten Pyridostigmin?
Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Pyridostigmin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.
So wirkt Pyridostigmin
Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Pyridostigmin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Cholinesterase-Hemmstoffe, zu welcher der Wirkstoff Pyridostigmin gehört.
Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Pyridostigmin
Pyridostigmin wird bei Muskelschwäche, die durch eine Autoimmunreaktion ausgelöst ist (Myasthenia gravis), sowie bei Blasen- und Darmlähmungen (verringerte bis fehlende Spannung der Muskulatur) eingesetzt.
Zu folgenden Anwendungsgebieten von Pyridostigmin sind vertiefende Informationen verfügbar:
Wirkungsweise von Pyridostigmin
Pyridostigmin ist ein Cholinesterase-Hemmstoff, der auf die Eingeweidemuskulatur wirkt.
Der Wirkstoff hemmt das EnzymAcetylcholinesterase, ähnlich wie Neostigmin. Durch die Hemmung des Enzyms Acetylcholinesterase steigt die Menge des Botenstoffs Acetylcholin an den Schaltstellen der Eingeweidenerven. Dadurch nehmen die Spannung (Tonus) bestimmter Muskeln und die Aktivität des Parasympathikus zu. Der Parasympathikus ist ein Bestandteil des unbewussten (vegetativen) Nervensystems und regelt neben vielen anderen Körperfunktionen auch die Spannung der Muskulatur von Blase und Darm.
Pyridostigmin wirkt langsamer und länger als Neostigmin und hat geringere unerwünschte Wirkungen. Der maximale Wirkspiegel im Blut wird nach zwei bis vier Stunden erreicht.
Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.