Propranolol

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 08.10.2007

Allgemeines

Propranolol senkt den Blutdruck bei Bluthochdruck und koronarer Herzkrankheit.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Herzschlag verlangsamen
  • Blutdruck senken
  • Auswirkungen von Schilddrüsenüberfunktion auf das Herz abschwächen
  • Zittern ohne bekannte Ursache mindern
  • Migräneanfällen vorbeugen
  • Angststörungen lindern
  • erneuten Herzinfarkten vorbeugen

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Propranolol im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Propranolol nicht verwendet werden?

Propranolol darf nicht angewendet werden bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder andere Betablocker sowie bei Herzmuskelschwäche, verlangsamtem Herzschlag (Ruhepuls vor Behandlungsbeginn unter 50 Schlägen pro Minute) und erniedrigtem Blutdruck (Hypotonie).

Die Anwendung verbietet sich ebenso bei einem Herz-Kreislauf-Schock sowie bei schweren Erkrankungen des Reizleitungssystems des Herzens (wie AV-Block II. oder III. Grades, Sinusknoten-Syndrom).

Der Wirkstoff darf nicht angewendet werden bei schweren Durchblutungsstörungen der Arme und Beine. Gleiches gilt für eine Überempfindlichkeit des Bronchialsystems (wie beispielsweise bei Asthma).

Mit MAO-Hemmern gegen Depressionen darf Propranolol nicht kombiniert werden. Auch bei Stoffwechselübersäuerung (Acidose) ist die Anwendung untersagt.

Nur unter besonderer Vorsicht und strenger ärztlicher Kontrolle darf Propranolol eingesetzt werden bei schwachen Reizleitungsstörungen am Herzen (AV-Block I. Grades), bei Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) mit stark schwankenden Blutzuckerwerten oder nach längerem strengen Fasten. Auch schwere körperliche Belastung, Schwangerschaft und Stillzeit sowie eingeschränkte Nieren- oder Leberfunktion bedürfen besonderer ärztlicher Vorsicht.

Diese ärztliche Vorsicht ist auch bei Patienten mit Phäochromozytom sowie bei Schuppenflechte (Psoriasis) erforderlich, auch wenn diese nur bei einem Familienmitglied vorgekommen ist. Gleiches gilt für den Einsatz des Wirkstoffs, wenn schon einmal schwere Überempfindlichkeitsreaktionen gegen ein Medikament aufgetreten sind.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Propranolol sollte während der Schwangerschaft nur in dringenden Fällen angewendet werden. Es kann beim Ungeborenen zur Wachstumsverzögerung kommen. Außerdem können vorzeitige Wehen auftreten.

Der Wirkstoff sollte spätenstens 48 bis 72 Stunden vor einer Geburt unter ärztlicher Überwachung abgesetzt werden.

Der Wirkstoff geht in die Muttermilch über. Säuglinge sollten daher in der Stillzeit ärztlich überwacht werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Propranolol sollte bei Kindern nicht angewendet werden.

Welche Nebenwirkungen kann Propranolol haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Propranolol. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen:
Müdigkeit, Schwindelgefühl, Benommenheit, Kopfschmerzen, Verwirrtheit, Nervosität, Schwitzen, Schlafstörungen, Depressionen, Albträume, Halluzinationen, Missempfindungen, Magen-Darm-Beschwerden, Übelkeit und Erbrechen, Verstopfung, Durchfall, Blutdruckabfall, Herzstolpern, Herz-Erregungsleitungsstörungen, Herzmuskelschwächen-Verstärkung, Hautreaktionen, Rötung, Juckreiz, Exantheme, Haarausfall.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Muskelschwäche (Myasthenia gravis-ähnlich), Mundtrockenheit, Tränenfluss-Verminderung, Bindehautentzündung, Blutbildveränderungen (Blutplättchen-Verminderung), Einblutungen in die Haut.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Verstärkung einer bestehenden Myasthenia gravis, Angina Pectoris-Verstärkung, Missempfindungs-Verstärkung, Schuppenflechte, Schuppenflechten-Verstärkung, kombinierte Hornhautentzündung und Bindehautentzündung, Sehstörungen, Gelenkschmerzen, Zuckererkrankung-Verschlimmerung (Diabetes mellitus), Leberwerterhöhung, Libidoverringerung, Potenzstörungen, bei bestehenden Nierenerkrankungen: Nierenfunktions-Verschlechterung.

Besonderheiten:
Durch die Beta-2-Wirkung kann es besonders bei Patienten mit einem empfindlichen Bronchialsystem, zum Beispiel bei Asthma, zu einer Verengung der Atemwege und damit zu Atemnot kommen.

Bei Patienten mit Schilddrüsenüberfunktion können die Symptome schneller Herzschlag und Zittern überdeckt werden. Nach längerem strengen Fasten oder schwerer körperlicher Belastung kann es zu Unterzuckerung kommen, außerdem können Störungen im Fettstoffwechsel auftreten.

Welche Wechselwirkungen zeigt Propranolol?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Bei gleichzeitiger Anwendung mit Insulin oder anderen Wirkstoffen zur Behandlung von Zuckerkrankheit kann Propranolol deren Wirkung verstärken oder verlängern. Warnzeichen einer Unterzuckerung wie Herzrasen und Muskelzittern (Tremor) können so abgemildert werden, dass sie nicht mehr als Krankheitszeichen erkennbar sind (Verschleierung). Daher sind regelmäßige Blutzuckerkontrollen erforderlich.

Propranolol kann die Wirkung von anderen blutdrucksenkenden Wirkstoffen verstärken und deswegen zu einem übermäßigen Blutdruckabfall führen. Das gilt zum Beispiel für die Anwendung zusammen mit anderen Betablockern sowie mit tri- und tetrazyklischen Antidepressiva, Schlafmitteln (Barbituraten), Wirkstoffen zur Wasserausscheidung (Diuretika), blutgefäßerweiternden Mitteln (Vasodilatatoren), Narkosemitteln (Narkotika) und Nitroglycerin. In ähnlicher Weise kann Propranolol die Wirkung von Mitteln gegen Herzrhythmusstörungen (Antiarrhythmika) verstärken.

Wird Propranolol mit Herzglykosiden sowie im Gehirn wirkenden blutdrucksenkenden Wirkstoffen wie Reserpin, Methyldopa, Guanfacin und Clonidin kombiniert, kann es zu einem stärkeren Absinken der Herzfrequenz und zu einer Verzögerung der Reizleitung am Herzen kommen.

Die gleichzeitige Anwendung von Propranolol mit den Stresshormonen Noradrenalin oder Adrenalin kann einen sehr starken und schnellen Blutdruckanstieg hervorrufen. Bei MAO-Hemmern (gegen Depressionen) wird der gleiche Effekt durch den verminderten Abbau von Propranolol-HCl hervorgerufen. Auch die Einnahme von Cimetidin aus der Gruppe der H2-Rezeptorenblocker verstärkt die Wirkung von Propranolol.

Indometacin aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika kann die blutdrucksenkende Wirkung von Propranolol vermindern.

Für den Fall, dass Propranolol vor Eingriffen in Narkose oder vor der Anwendung muskelentspannender Medikamente (zum Beispiel zur künstlichen Beatmung) nicht abgesetzt werden kann, muss der Narkosearzt über die Behandlung informiert werden.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Nierenfunktion und Leberwerte sollten während der Behandlung mit dem Medikament regelmäßig kontrolliert werden.
  • Kontaktlinsenträger müssen den möglicherweise durch das Medikament verringerten Tränenfluss beachten.
  • Bei Zuckerkrankheit sind regelmäßige Blutzuckerkontrollen erforderlich.
  • Das Medikament kann in Einzelfällen zu allergischen Reaktionen führen.
  • Vor einer Narkose sollte der Narkosearzt über die Behandlung mit dem Medikament informiert werden.
  • Eine Behandlung mit dem Medikament darf nicht plötzlich abgebrochen, sondern sollte mit verminderter Dosierung "ausgeschlichen" werden.
  • Das Medikament kann die Reaktionsfähigkeit so beeinträchtigen, dass Autofahren und das Bedienen von Maschinen gefährlich sind.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Propranolol?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Propranolol enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

So wirkt Propranolol

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Propranolol. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Betablocker, Blutdrucksenker, zu welcher der Wirkstoff Propranolol gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Propranolol

Propranolol senkt den Blutdruck bei Bluthochdruck und koronarer Herzkrankheit.

Der Wirkstoff führt zu einer Verlangsamung und Rhythmisierung der Herzschläge bei schnellen Herzrhythmusstörungen. Auch Herzrhythmusstörungen, die durch körperliche Belastung, Narkosen oder Sympathomimetika (eine Gruppe von das Nervensystem anregenden Medikamenten) ausgelöst wurden, lassen sich mit Propranolol behandeln. Außerdem wird Propranolol bei Herzbeschwerden ohne erkennbare organische Ursache, wie dem hyperkinetischen Herzsyndrom, eingesetzt. Zudem lässt sich mit dem Wirkstoff durch Ausschaltung des Risikofaktors Bluthochdruck einem erneuten Herzinfarkt sowie Anfällen der Herzenge (Angina Pectoris) vorbeugen. Propranolol kann die Auswirkungen einer Schilddrüsenüberfunktion auf das Herz ausgleichen.

Der Wirkstoff wird in der vorbeugenden Behandlung bei Migräne, bei Zittern ohne bekannte Ursache (essentiellem Tremor) und bei Angststörungen eingesetzt.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Propranolol sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Propranolol

Propranolol ist ein so genannter nicht-selektiver, fettlöslicher Betablocker, der sowohl an Beta-1- als auch an Beta-2-Rezeptoren (also nicht ausschließlich am Herzen) wirkt. Propranolol bindet bevorzugt an speziellen Bindungsstellen (Rezeptoren) der sympathischen Fasern des vegetativen Nervensystems. Der Wirkstoff verdrängt hier die körpereigenen Botenstoffe vom Rezeptor, die eine aktivierende Funktion ausüben wollen. Damit wird diese Aktivierung unterdrückt.

An Beta-1-Rezeptoren des Herzens senkt Propranolol so die Anzahl der Herzschläge (Frequenz) und verringert die Herzmuskelspannung. Zusätzlich wird die Weiterleitung elektrischer Impulse am Reizleitungssystem des Herzens verlangsamt. Damit wird das Herz bei zu hoher Stressaktivität "beruhigt" und folglich entlastet.

An Beta-1-Rezeptoren in den Nieren dämpft Propranolol die Freisetzung des blutdrucksteigernden Hormons Renin. So wird der Blutdruck gesenkt.

An Blutgefäßen, die sowohl über Beta-1-Rezeptoren als auch über Beta-2-Rezeptoren verfügen, bewirkt Propranolol eine Verengung des Gefäßdurchmessers. Dadurch werden die Gefäße, die bei einer Migräne zu stark erweitert sind, wieder auf ein normales Maß verengt.

Auf welche Weise Propranolol bei Angststörungen und Zittern ohne organische Ursache wirkt, konnte bisher nicht nachgewiesen werden.

Propranolol wird zwar relativ schnell und nahezu vollständig aus dem Darm aufgenommen. Bevor es aber über den Blutkreislauf im Körper verteilt wird und das Herz erreicht, werden ungefähr zwei Drittel der Wirkstoffmenge in der Leber abgebaut (so genannter "First-pass-Effekt"). Die Ausscheidung erfolgt nach Verstoffwechselung in der Leber weitgehend über die Nieren. Bei einer Leberfunktionsstörung oder Nierenfunktionsstörung muss daher mit einer verlängerten Wirkung gerechnet und gegebenenfalls die Dosierung angepasst werden.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.