Prilocain
Allgemeines
Prilocain wird zur örtlichen Betäubung eingesetzt. Es wird dabei entweder direkt in das Gewebe gespritzt (Infiltrationsanalgesie) oder über eine Vene gegeben (intravenöse Regionalanästhesie).
Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?
- Tätigkeit von Nervenfasern blockieren
- Schmerzweiterleitung verhindern
Gegenanzeigen
Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Prilocain im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Wann darf Prilocain nicht verwendet werden?
Prilocain darf nicht angewendet werden bei- Überempfindlichkeit gegen Mittel zur örtlichen Betäubung mit ähnlicher chemischer Gestalt wie beispielsweise Lidocain oder Mepivacain
- schweren Herzrhythmusstörungen
- schwerer Blutarmut
- nicht behandelbarer Herzmuskelschwäche
- Schock aufgrund einer Herzfunktionsstörung oder wegen einer zu geringen Blutmenge
- angeborenem oder erworbenem Fehlabbau des roten Blutfarbstoffs (Methämoglobinämie).
- Patienten mit einem teilweisen oder totalen Ausfall des Haupttaktgebers am Herzen (Sinusknoten)
- hochgradiger Herzmuskelschwäche wegen der Gefahr eines Fehlabbaus des roten Blutfarbstoffs (Methämoglobinbildung)
- fortgeschrittener Nieren- oder Lebererkrankung
- älteren Patienten und solchen in einem geschwächten Allgemeinzustand
- akuter Porphyrie, da Prilocain eine Porphyrie auslösen kann
- Anwendung im Hals-Kopf-Bereich wegen der erhöhten Gefahr von Nebenwirkungen auf das Gehirn.
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Prilocain dringt in den Mutterkuchen vor. Nach einer Betäubung des Muttermundes oder des Schamnervs (Parazervikalblockade, Pudendusanästhesie)
mit Prilocain zur Geburtshilfe kann es bei den Kindern zu einem behandlungsbedürftigen Fehlabbau des roten Blutfarbstoffs (Methämoglobinämie) kommen.
Andere Mittel zur örtlichen Betäubung von ähnlicher chemischer Gestalt verursachten bei diesen Gelegenheiten bei den Un- und Neugeborenen schon Herzschlagverlangsamung mit Todesfolge. Prilocain darf daher in der Schwangerschaft nur nach strenger Abwägung von Nutzen und Risiko durch den Arzt angewendet werden. Eine Verwendung zur Betäubung des Muttermundes oder des Schamnervs ist aber in jedem Fall zu vermeiden.
Es ist nicht bekannt, ob Prilocain in die Muttermilch übertritt. Sollte eine Anwendung während der Stillzeit erforderlich sein, kann das Stillen etwa 24 Stunden nach der Behandlung wieder aufgenommen werden.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Für Kinder unter zwölf Jahren gibt es aufgrund unzureichender Erkenntnisse aus Studien keine allgemeinen Dosierungsempfehlungen. Es muss also der Arzt darüber nach seinem Ermessen entscheiden.
Bei Kindern unter sechs Monaten darf Prilocain nicht angewendet werden, weil damit das Risiko eines Fehlabbaus des roten Blutfarbstoffs besteht (Methämoglobinbildung). Aus dem gleichen Grund wird auch der Einsatz in der Geburtshilfe zur Betäubung des Muttermundes oder des Schamnervs nicht empfohlen.
Welche Nebenwirkungen kann Prilocain haben?
Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Prilocain. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Sehr häufige Nebenwirkungen:
niedriger Blutdruck, Übelkeit.
Häufige Nebenwirkungen:
Erbrechen, nervliche Missempfindungen, Schwindel.
Gelegentliche Nebenwirkungen:
Herschlagverlangsamung, Bluthochdruck, Krämpfe, Missempfindungen um den Mund herum, Taubheitsgefühl auf der Zunge, abnormale Hörschärfe, Sehstörungen, Zittern, Ohrensausen, Sprachstörungen, Bewusstseinsverlust.
Seltene Nebenwirkungen:
Nervenschäden, Schäden an Arm- und Beinnerven, Hirnhautentzündung (Arachnoiditis), Fehlabbau des roten Blutfarbstoffs (Methämoglobinämie), Blaufärbung der Haut, Herzstillstand, Herzrhythmusstörungen, allergische Reaktionen, allergischer Schock, Doppeltsehen, Atembeschwerden.
Besonderheiten:
Niedriger Blutdruck, Übelkeit und Erbrechen treten häufiger nach einer Rückenmarksbetäubung (Epiduralanästhesie) auf.
Krämpfe, Missempfindungen um den Mund herum, Taubheitsgefühl auf der Zunge, abnormale Hörschärfe, Sehstörungen, Zittern, Ohrensausen, Sprachstörungen und Bewusstseinsverlust sind Anzeichen von Nebenwirkungen auf das Gehirn.
Welche Wechselwirkungen zeigt Prilocain?
Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Prilocain kann einen Fehlabbau des roten Blutfarbstoffs (Methämoglobinbildung) verursachen. Daher darf es nicht zusammen mit Wirkstoffen angewendet werden, die ebenfalls diese Nebenwirkung haben. Dazu gehören Sulfonamide, Antimalariamittel und bestimmte Nitrate wie das Herzmittel Nitroglycerin.
Bei gleichzeitiger Anwendung von Prilocain mit anderen Mitteln zur örtlichen Betäubung oder Wirkstoffen, die eine ähnliche chemische Struktur haben, kann es zu vermehrten Nebenwirkungen am Herz-Kreislaufsystem und dem Gehirn kommen. Zu dieser Substanzgruppe gehören bestimmte Antiarrhythmika wie Aprindin, Lidocain, Mexiletin und Tocainid. Auch bei dem Antiarrhythmikum Amiodaron ist bei der Kombination ärztliche Vorsicht geboten.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Das Medikament ist nicht für Kinder unter sechs Monaten geeignet.
- Das Medikament muss individuell vom Arzt dosiert werden, Ältere und Patienten in schlechtem Allgemeinzustand erhalten niedrigere Dosen.
Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.
Welche Medikamente beinhalten Prilocain?
Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Prilocain enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.
So wirkt Prilocain
Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Prilocain. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Mittel zur örtlichen Betäubung, zu welcher der Wirkstoff Prilocain gehört.
Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Prilocain
Prilocain wird zur örtlichen Betäubung eingesetzt. Es wird dabei entweder direkt in das Gewebe gespritzt (Infiltrationsanalgesie) oder über eine Vene gegeben (intravenöse Regionalanästhesie).
Zu folgenden Anwendungsgebieten von Prilocain sind vertiefende Informationen verfügbar:
Wirkungsweise von Prilocain
Prilocain gehört zur Wirkstoffgruppe der Mittel zur örtlichen Betäubung. Der Wirkstoff hemmt die Funktion elektrisch erregbarer Biostrukturen, wie sie alle Typen von Nervenfasern sind: sensorische, welche die Reize vom Körper zum Gehirn leiten; motorische, die die Bewegungsbefehle vom Gehirn an die Muskeln weitergeben, und autonome Nervenfasern, die die uns unbewußten Vorgänge im Körper steuern. Prilocain hebt, umkehrbar und örtlich begrenzt, die Erregbarkeit der schmerzvermittelnden Nerven und das Leitungsvermögen der sensiblen Nervenfasern auf. Das Schmerzempfinden ist herabgesetzt, in weiterer Reihenfolge auch Kälte-/Wärme-, Berührungs- und Druckempfinden.
Es wird angenommen, dass Prilocain wirkt, indem es die Natriumkanäle in der Nervenzellenwand "abdichtet". Der Einstrom von Natrium ist grundlegend wichtig für die elektrische Umpolung der Nervenzelle, die die Reizleitung ermöglicht. Bei abgedichteten Natriumkanälen gelangt kein Natrium in die Nervenzelle und es kann sich keine elektrische Spannung aufbauen: Der Nerv bleibt unempfindlich.
Die Wirkung von Prilocain ist vom Säuregrad (pH-Wert) des Gewebes abhängig, in das es gespritzt wird. Im entzündeten und daher sauren Gewebe ist seine Wirkung geringer wegen des dort niedrigeren pH-Werts.
Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.