Pregabalin
Allgemeines
Pregabalin hat drei Anwendungsgebiete. Zum ersten wird es gegen nervlich bedingte (neuropathische) Schmerzen bei Erwachsenen eingesetzt. Zu solchen Schmerzen kommt es beispielsweise als Spätfolge einer Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus vom Typ 1 oder Typ 2), nach einer Nervenentzündung durch Herpes-Viren und nach Rückenmarkverletzungen.
Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?
- Nervenschmerzen lindern
- Gehirnkrämpfe verhindern
- Angstgefühle lindern
Gegenanzeigen
Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Pregabalin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Wann darf Pregabalin nicht verwendet werden?
Pregabalin darf nicht eingesetzt werden, wenn eine Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff besteht.
Wenn mit Pregabalin bei Kombination mit anderen Antiepileptika eine gute Anfallskontrolle erreicht werden konnte, ist es dennoch nicht erlaubt, den Wirkstoff alleine einzusetzen. Es gibt nämlich nicht genügend Studien zu einer Einzeltherapie mit Pregabalin.
Möglicherweise kann Pregabalin bei älteren Patienten mit nervenbedingten Schmerzen, welche Herz- oder Gefäßleiden aufweisen, eine Herzmuskelschwäche auslösen. Bei diesen Patienten darf der Arzt Pregabalin nur mit Vorsicht einsetzen.
Da Pregabalin fast ausschließlich über die Niere ausgeschieden wird, muss der Arzt bei nierenkranken Patienten die Dosis der Nierentätigkeit anpassen.
Bei der vielfachen Anwendung von Pregabalin gegen Nervenschmerzen hat sich herausgestellt, dass der Wirkstoff auch missbräuchlich verwendet wird. Er ist daher bei Personen mit einer Neigung zur Sucht und Abhängigkeit in der Vorgeschichte nur mit Vorsicht vom Arzt zu verordnen.
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Im Tierexperiment verursachte Pregabalin Missbildungen an den Ungeborenen. Daher darf der Wirkstoff während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, der Arzt hält dies für eindeutig erforderlich. Frauen im gebärfähigen Alter müssen eine wirksame Verhütungsmethode anwenden.
Es ist nicht bekannt, ob Pregabalin beim Menschen in die Muttermilch übergeht. In der Milch von Ratten wurde es jedoch nachgewiesen. Daher sollte während der Behandlung mit Pregabalin nicht gestillt werden.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Die Anwendung von Pregabalin bei Kindern und Jugendlichen bis 17 Jahren wird nicht empfohlen. Es gibt bisher zu wenige Studien zur Sicherheit und Wirksamkeit in dieser Altersgruppe.
Welche Nebenwirkungen kann Pregabalin haben?
Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Pregabalin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Sehr häufige Nebenwirkungen:
Benommenheit, Schläfrigkeit.
Häufige Nebenwirkungen:
Appetitsteigerung, Übersteigerung (Euphorie), Verwirrung, Reizbarkeit, Libido-Verringerung, Haltungsstörungen, Bewegungsstörungen, Gangstörungen, Zittern, Sprechstörungen, Gedächtnisstörungen, Aufmerksamkeitsstörungen, nervliche Missempfindungen, Verschwommensehen, Doppelbilder, Schwindel, Erbrechen, Mundtrockenheit, Verstopfung, Blähungen, Erektionsstörungen, Trunkenheitsgefühl, Abgeschlagenheit, Wasseransammlungen in Armen und Beinen, Wasseransammlungen im Gewebe (Ödeme), Gewichtszunahme.
Gelegentliche Nebenwirkungen:
Essensverweigerung, Wahnvorstellungen, Panikattacken, Ruhelosigkeit, Aufregung, Depression, Niedergeschlagenheit, Stimmungsschwankungen, Persönlichkeitsstörungen, Schlaflosigkeit (vermehrt), Wortfindungstörungen, abnorme Träume, Libido-Steigerung, Orgasmus-Unfähigkeit, Teilnahmslosigkeit, Ohnmacht, Körperstarre, Muskelkrampf, seelische Übererregbarkeit, Geschmacksverlust, Organfunktionsstörungen, Schwindel (nach dem Wasserlassen), Handzittern bei zielgerichteter Bewegung, Augenzittern, Denkstörungen, Sprachstörungen, Reflex-Verringerung, Empfindungsstörungen, Gedächtnisverlust, Überempfindlichkeit, brennendes Gefühl, Sehstörungen, geschwollene Augen, Gesichtsfeldeinengung, Sehschärfenverringerung, Augenschmerzen, Schwachsichtigkeit, trockene Augen, Tränenfluss-Verstärkung, Herzrasen, Gesichtsrötung, Hautrötung (mit Wärmegefühl), Atembeschwerden, trockene Nase, Blähbauch, Sodbrennen, Speichelfluss-Vermehrung, Mundempfindungsstörungen, Ausschlag (pickelförmig), Schwitzen, Muskelzuckungen, Gelenkschwellungen, Muskelkrämpfe, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, Rückenschmerzen, Armschmerzen, Beinschmerzen, Muskelsteifigkeit, Harninkontinenz, Harnverhaltung, Ejakulationsverzögerung, Störungen der Sexualfunktion, Stürze, Engegefühl in der Brust, Schwäche, Durst, Blut-Enzym-Werterhöhung (Kreatinphosphokinase, Alanin-Aminotransferase, Aspartat-Aminotransferase), Blutplättchen-Verminderung.
Seltene Nebenwirkungen:
Neutrophilen-Mangel, Blutzucker-Mangel, Enthemmung, gehobene Stimmungslage, Bewegungshemmung, Riechstörung, Schreibstörungen, "Tunnelblick", "Wackelbilder", verändertes räumliches Sehen, Lichtsehen, Augenreizung, Pupillenerweiterung, Schielen, Lichtempfindlichkeit, Überhörigkeit, Herzrhythmusstörungen (AV-Block ersten Grades, Sinustachykardie, Sinusbradykardie, Sinusarrhythmie), niedriger Blutdruck, Bluthochdruck, kalte Arme und Beine, Nasenbluten, Halsenge, Nasenentzündung, Rachenentzündung, Husten, verstopfte Nase, Schnupfen, Schnarchen, Nesselsucht, kalter Schweiß, Muskelauflösung, Wasserbauch, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Verdauungsstörung, Halsmuskelkrämpfe, Nackenschmerzen, Nierenversagen, Harnflussvermehrung, Menstruationsausbleiben, Brustabsonderungen, Brustschmerzen, Regelschmerzen, Brustvergrößerung, Unterhautödeme (Anasarca), Fieber, Steifigkeit, verstärkte Schmerzen, Unterzuckerung, Blut-Kalium-Mangel, Weiße Blutkörperchen-Mangel, Blut-Kreatinin-Wertanstieg, Gewichtsverlust.
Nebenwirkungen mit unbekannter Häufigkeit:
Überempfindlichkeit, Kehlkopfschwellung, allergische Reaktion, Bewusstseinsverlust, Denkstörungen, Kopfschmerzen, Sehvermögensverlust, Hornhautentzündung, Herzmuskelschwäche, Zungenschwellung, Durchfall, Übelkeit, Stevens-Johnson-Syndrom, Juckreiz, Harnverhaltung, Gesichtsödem.
Besonderheiten:
Durch die Einnahme von Pregabalin kann es bei einigen Diabetes-Patienten zu einer Gewichtszunahme kommen. Dann muss der Arzt die antidiabetischen Medikamente womöglich anders dosieren.
Kommt es bei der Einnahme von Pregabalin zu Überempfindlichkeitsreaktionen wie Schwellungen im Gesicht, im Mundbereich oder der oberen Atemwege, muss die Behandlung sofort beendet werden.
Bei Behandlung mit Pregabalin kann es zu Benommenheit und Schläfrigkeit sowie zu Fällen von Bewusstseinsverlust, Verwirrtheit und geistigen Beeinträchtigungen kommen. Besonders älteren Patienten drohen dadurch sturzbedingte Verletzungen. Bis die möglichen Effekte des Wirkstoffs bekannt sind, sollte man sich daher zu Behandlungsbeginn vorsichtig verhalten.
Pregabalin kann Nebenwirkungen am Auge verursachen. Sie reichen von verschwommenem Sehen oder anderen Veränderungen der Sehschärfe bis zum Verlust des Sehvermögens. Diese Nebenwirkungen sind meist vorübergehend und verschwinden oder bessern sich nach Absetzen des Wirkstoffs. Diese Nebenwirkung ist aber bei der Arbeit und dem Autofahren zu berücksichtigen.
Nach Absetzen einer Kurzzeit- oder Langzeit-Therapie von Pregabalin können bei einigen Patienten Entzugssymptome wie Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Durchfall, Grippe-artige Beschwerden, Nervosität, Depressionen, Schmerzen, Schwitzen und Benommenheit auftreten.
Welche Wechselwirkungen zeigt Pregabalin?
Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Pregabalin kann die Wirkung von Alkohol und dem BenzodiazepinLorazepam (Psychopharmakon) verstärken. Nach der Markteinführung des Wirkstoffs traten Fälle von Atembeschwerden und Koma auf, wenn Pregabalin zusammen mit anderen Substanzen eingenommen wurde, die die Gehirntätigkeit abdämpfen. Auch verstärkt Pregabalin bei dem opioiden SchmerzmittelOxycodon möglicherweise unerwünschte Störungen des Denkens und der Bewegung.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Führt die Einnahme bei Diabetikern zur Gewichtszunahme, müssen die Antidiabetika vom Arzt anders dosiert werden.
- Bei Schwellungen im Gesicht, im Mundbereich oder der oberen Atemwege muss die Einnahme beendet und der Arzt verständigt weden.
- Zu Behandlungsbeginn sollte sich der Patient vorsichtig verhalten, da es zu Nebenwirkungen auf die Gehirntätigkeit kommen kann.
- Nach Therapie-Ende kann es zu Entzugserscheinungen wie Übelkeit, Schmerzen, Schwitzen und anderen kommen. Zur Verhinderung ist die Behandlung mit langsam verminderten Dosen des Medikaments zu beenden.
- Das Medikament ist nicht für Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre geeignet.
- Während der Behandlung mit dem Medikament muss eine Schwangerschaft sicher verhütet werden.
- Bei Nierenfunktionsstörungen muss der Arzt die Dosis entsprechend dem Zustand des Patienten vermindern.
- Bei Personen mit Sucht oder Abhängigkeit in der Vorgeschichte darf das Medikament nur mit großer ärztlicher Vorsicht verordnet werden.
- Das Medikament kann zur Beeinträchtigung des Sehvermögens führen.
- Das Medikament kann benommen und schläfrig machen. Dadurch sind Autofahren und das Bedienen von Maschinen gefährlich.
Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.
Welche Medikamente beinhalten Pregabalin?
Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Pregabalin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.
So wirkt Pregabalin
Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Pregabalin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Antiepileptika, zu welcher der Wirkstoff Pregabalin gehört.
Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Pregabalin
Pregabalin hat drei Anwendungsgebiete. Zum ersten wird es gegen nervlich bedingte (neuropathische) Schmerzen bei Erwachsenen eingesetzt. Zu solchen Schmerzen kommt es beispielsweise als Spätfolge einer Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus vom Typ 1 oder Typ 2), nach einer Nervenentzündung durch Herpes-Viren und nach Rückenmarkverletzungen.
Gegen Epilepsie im Erwachsenenalter wird Pregabalin zusammen mit anderen Antiepileptika eingesetzt. Es ist wirksam bei bestimmten Anfällen, die von Hirnteilen ausgehen (partielle Anfälle), auch solchen, die sich anschließend auf das ganze Gehirn ausbreiten (Generalisierung).
Aufgrund seiner angstlösenden Wirkung ist Pregabalin auch zur Behandlung von allgemeinen Angststörungen bei Erwachsenen zugelassen.
Zu folgenden Anwendungsgebieten von Pregabalin sind vertiefende Informationen verfügbar:
Wirkungsweise von Pregabalin
Die Weiterleitung von Reizen entlang der Nerven ist unter anderem abhängig vom Einstrom des Minerals Kalzium. Dafür werden in der Wand der Nervenzelle spezielle Kalzium-Kanäle geöffnet. In der Folge kommt es zur Ausschüttung von Nervenbotenstoffen wie Glutamat, Noradrenalin und der so genannten Substanz P. Diese Nervenbotenstoffe lösen weitere Reaktionen des Nervensystems aus.
Pregabalin behindert die Öffnung der Kalzium-Kanäle und drosselt somit den Einstrom von Kalzium in die Nervenendigungen. Die gesteigerte Freisetzung von Nervenbotenstoffen wird auf diese Weise auf das normale Maß zurückgeführt. So kann Pregabalin nervenbedingte Schmerzen lindern, Gehirnkrämpfe bei Epilepsie unterdrücken und Angstgefühle lösen.
Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.