Piritramid

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 09.01.2013

Allgemeines

Das Schmerzmittel Piritramid wird bei starken und sehr starken Schmerzen zum Beispiel nach Operationen und Unfällen oder Tumorschmerzen eingesetzt.

 

Welchem Zweck dient dieser Wirkstoff?

  • Schmerzen (stark bis sehr stark) lindern.

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Piritramid im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Piritramid nicht verwendet werden?

Piritramid darf nicht verwendet werden bei

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • Abhängigkeit von opioiden Schmerzmitteln
  • Herzrhythmusstörungen
  • Störungen des Nervensystems und Bewusstseinsstörungen
  • Störungen des Atemzentrums im Gehirn und der Atemfunktion
  • Erkrankungen oder Verletzungen, die einen erhöhten Hirndruck verursachen.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Piritramid angewendet werden bei

  • Schock
  • unbehandelter Schilddrüsenunterfunktion
  • niedrigem Blutdruck
  • Mangel an Blutmenge
  • vergrößerter Vorsteherdrüse (Prostatahypertrophie) mit Restharnbildung
  • Gallenwegserkrankungen
  • Bauchspeicheldrüsenentzündung
  • chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen
  • einem Tumor des Nebennierenmarks (Phäochromozytom)
  • Hautgeschwulsten wie dem Myxödem
  • Atembeschwerden wie chronischer Bronchitis oder Asthma
  • erhöhter Krampfbereitschaft (wie zum Beispiel bei Epilepsie)
  • älteren Patienten mit geringem Körpergewicht
  • Kopfverletzungen und Hirntumoren.
 

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Das mögliche Risiko der Anwendung von Piritramid in der Schwangerschaft ist nicht bekannt. Daher darf der Wirkstoff in dieser Zeit nicht angewendet werden, es sei denn es ist zwingend erforderlich. Es ist nicht auszuschließen, dass die dauerhafte Anwendung während der Schwangerschaft zur Gewöhnung und nach der Geburt zu Entzugserscheinungen beim Neugeborenen führt.

Es ist nicht bekannt, ob Piritramid in die Muttermilch übergeht, wie es bei anderen opioiden Schmerzmitteln der Fall ist. Dipidolor darf daher während der Stillzeit nicht angewendet werden, es sei denn, es ist zwingend erforderlich. Das Stillen soll während der Behandlung mit Dipidolor unterbrochen und darf frühestens 24 Stunden nach der letzten Piritramidgabe wieder aufgenommen werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Piritramid darf nicht bei Kindern unter einem Jahr angewendet werden.

Welche Nebenwirkungen kann Piritramid haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Piritramid. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Schläfrigkeit, Schwitzen, Juckreiz, Hautausschlag, Beunruhigung, Schwindel, Kopfschmerzen, Stimmungsveränderungen, Abhängigkeit, Mundtrockenheit, Übelkeit und Erbrechen, Verstopfung, Blasenentleerungsstörungen, verlangsamter Herzschlag.

Häufige Nebenwirkungen:
Verwirrtheit, Depressionen, Angststörungen, Halluzinationen, Nervosität, Verdauungsstörungen, Appetitlosigkeit.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Schlaflosigkeit, Aufregung, Zittern, Empfindungsstörungen, Sprachstörungen, Gedächtnisverlust, Bluthochdruck, erniedrigter Blutdruck, Herzrasen, Atemstörungen, Hautrötung, Durchfall.

Seltene Nebenwirkungen:
Sehstörungen, Herzrhythmusstörungen, Erweiterung der Blutgefäße, Schluckauf, Wassereinlagerungen (Ödeme), Kältegefühl.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Krampfanfälle, Koordinationsstörungen, Psychosen, Erregungszustände, Luftnot, Harnblasenschmerzen, häufiges Wasserlassen, allergischer Schock, allergische Hautreaktionen, Schwäche, Sexualfunktionsstörungen, Verwirrtheitszustände, schmerzhafte Blähungen, Darmverschluss.

 

Welche Wechselwirkungen zeigt Piritramid?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Die gemeinsame Anwendung von Pritiramid und MAO-Hemmern (Antidepressiva) ist verboten. Werden 14 Tage vor der Piritramid-Gabe MAO-Hemmer angenwedet, können lebensbedrohende Wechselwirkungen auf das Gehirn, die Atemtätigkeit und Kreislauffunktion auftreten. Daher müssen MAO-Hemmer mindestens zehn Tage vor einer Behandlung mit Piritramid abgesetzt werden.

Die gleichzeitige Anwendung von Piritramid und anderen auf die Gehirntätigkeit wirkenden Substanzen, wie Psychopharmaka (Barbiturate, Benzodiazepine, Chlorpromazin und chemische Verwandte), Narkosemitteln zur Inhalation, anderen Schlafmitteln sowie Alkohol kann zu einer Verstärkung der Nebenwirkungen von Piritramid, insbesondere einer Behinderung der Atemtätigkeit, führen.

Das Schmerzmittel wie Pentazocin verringert die schmerzlindernden Wirkungen von Piritramid und können bei Opioid-Abhängigen die typischen Entzugssymptome auslösen.

 

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Bei der Behandlung mit dem Medikament sollte immer ein Opioidantagonist wie beispielsweise Naloxon zur Hand sein.
  • Werden höhere Dosierungen des Medikaments verwendet, sollte eine Beatmungsmöglichkeit zur Verfügung stehen.
  • Das Medikament kann nur auf einem speziellen Betäubungsmittel-Rezept verschrieben werden.
  • Während der Behandlung darf auf keinen Fall Alkohol getrunken werden.
  • Ältere Patienten mit geringem Körpergewicht und Menschen mit Kopfverletzungen und Hirntumoren müssen bei der Behandlung besonders sorgfältig überwacht werden.
  • Bei wiederholter Gabe des Medikaments kann es zu Gewöhnung sowie körperlicher und/oder seelischer Abhängigkeit kommen.
  • Das Reaktionsvermögen ist während der Behandlung mit diesem Wirkstoff so weit beeinträchtigt, dass Autofahren und das Bedienen von Maschinen gefährlich sind.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

 

Welche Medikamente beinhalten Piritramid?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Piritramid enthalten ist. In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikament eingesetzt werden kann.

 
Medikament
Darreichungsform
Injektionslösung

 

So wirkt Piritramid

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Piritramid. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen opioide Schmerzmittel, Schmerzmittel, zu welcher der Wirkstoff Piritramid gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Piritramid

Das Schmerzmittel Piritramid wird bei starken und sehr starken Schmerzen zum Beispiel nach Operationen und Unfällen oder Tumorschmerzen eingesetzt.

Es ist nur in Form einer Injektionslösung im Handel. Bei der Injektion in die Venen erhalten Erwachsene je nach Körpergewicht insgesamt zwischen 7,5 und 22,5 Milligramm Piritramid, Kinder zwischen 0,05 und 0,1 Milligramm Piritramid pro Kilogramm Körpergewicht. Wird Piritramid in den Muskel oder unter die Haut gespritzt, erhalten Erwachsene eine Einzeldosis von 15 bis 30 Milligramm des Wirkstoffs; Kinder erhalten zwischen 0,05 und 0,2 Milligramm Piritramid pro Kilogramm Körpergewicht.

 

 

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Piritramid sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Piritramid

Piritramid gehört zur Wirkstoffgruppe der opioiden Schmerzmittel und ist chemisch mit Levomethadon verwandt. Wie die anderen Substanzen seiner Gruppe aktiviert auch Piritramid das körpereigene schmerzhemmende System.

Piritramid greift ausschließlich an den Bindungsstellen für Morphin an (reiner My-Rezeptor-Agonist), hat aber eine etwas weniger schmerzstillende Wirkung. In üblicher Dosierung sind typische Nebenwirkungen der opioiden Schmerzmittel wie Behinderung der Atemtätigkeit, Effekte auf das Herz-Kreislaufsystem, Störung der Darmbewegung, Übelkeit und Erbrechen nur gering ausgeprägt.

 

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.