Oxcarbazepin

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 17.10.2013

Allgemeines

Oxcarbazepin wird eingesetzt zur Behandlung und Vorbeugung von Epilepsien, die nur einen Teil des Gehirns betreffen, einen so genannten fokalen Ursprung haben (auch genannt Fokale Anfälle). Anfälle, die sich von einem Punkt im Gehirn ("Fokus") später auf das gesamte Gehirn ausbreiten (so genannte sekundär generalisierte Anfälle) können ebenfalls mit Oxcarbazepin behandelt werden. Bei diesen sekundär generalisierten Anfällen handelt es sich zum Beispiel um tonisch-klonische Anfälle (auch als Grand-Mal bezeichnet), die mit Versteifungen und anschließenden Zuckungen einhergehen.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Übererregbarkeit von Nervenzellen vermindern
  • Krampfschwelle erhöhen
  • Epilepsien (insbesonders fokale Anfälle) behandeln
  • epileptischen Anfällen vorbeugen

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Oxcarbazepin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Oxcarbazepin nicht verwendet werden?

Bei Überempfindlichkeit gegen Oxcarbazepin oder Carbamazepin darf der Wirkstoff nicht angewendet werden.

Bei Patienten mit Nierenerkrankungen oder mit Störungen der Reizleitung am Herzen ist während der Behandlung mit dem Wirkstoff eine besondere ärztliche Überwachung erforderlich.

Durch Oxcarbazepin kann es zu Wassereinlagerungen im Gewebe kommen. Daher sollten alle Patienten mit Herzmuskelschwäche eine regelmäßige Gewichtskontrolle durchführen, um etwaige Flüssigkeitseinlagerungen zu erkennen. Gegebenenfalls ist dann der Arzt zu befragen.

Bei Nierenerkrankungen, die mit einer niedrigen Blutnatriumkonzentration einhergehen, und bei Patienten, die gleichzeitig Entwässerungsmittel einnehmen, die die Konzentration von Natrium im Blut senken, sollte der Arzt vor Beginn der Behandlung die Natriumkonzentration im Blut bestimmen. Diese Kontrolle ist besonders zu Anfang der Oxcarbazepinbehandlung öfter zu wiederholen.

Bei Verdacht auf Leberentzündung müssen die Leberfunktionswerte ärztlich überprüft werden. Symptome einer Leberentzündung sind unter anderem eine Gelbfärbung von Augäpfeln und Haut.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Oxcarbazepin gelangt über den Mutterkuchen in das Ungeborene. Im Tierversuch zeigten sich Hinweise auf schädigende Wirkungen auf das Ungeborene. Andererseits können in der Schwangerschaft stattfindende epileptische Anfälle das Ungeborene ebenfalls stark schädigen, weil es während eines Anfalles nicht genug Sauerstoff erhält.

Wenn der Arzt eine Behandlung in der Schwangerschaft für erforderlich hält, sollte sie mit der niedrigsten anfallsverhütenden Dosierung und nicht in Kombination mit weiteren Wirkstoffen durchgeführt werden. Die täglich anzuwendende Dosis ist dabei auf mehrere kleine Dosen zu verteilen.

Wird während einer Schwangerschaft Oxcarbazepin eingesetzt, ist die Gabe von Folsäure vor Beginn und während der Schwangerschaft anzuraten. In den letzten Wochen der Schwangerschaft wird die Gabe von Vitamin K an die Mutter beziehungsweise nach der Geburt an das Neugeborene empfohlen.

Oxcarbazepin geht in die Muttermilch über. Die Auswirkungen auf den gestillten Säugling sind bisher nicht bekannt. Daher sollte während der Behandlung nicht gestillt oder abgestillt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Bisher konnten keine ausreichenden Erfahrungen mit der Anwendung des Wirkstoffes bei Kindern unter sechs Jahren gesammelt werden. Oxcarbazepin darf daher bei dieser Altersgruppe nicht angewendet werden.

Welche Nebenwirkungen kann Oxcarbazepin haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Oxcarbazepin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Müdigkeit, Schwindel, Kopfschmerz, Schläfrigkeit, Übelkeit und Erbrechen, Doppeltsehen.

Häufige Nebenwirkungen:
Schwächegefühl, Unruhe, Gedächtnisstörungen, Teilnahmslosigkeit, Bewegungskoordinationsstörungen, Konzentrationsschwäche, Verwirrtheit, depressive Verstimmtheit, Gefühlsschwankungen, Augenzittern, Muskelzittern, Verstopfung, Durchfall, Bauchschmerzen, Blutnatriumkonzentrations-Verringerung, Akne, Haarausfall, entzündliche Hautveränderungen, Schwindel, Sehstörungen, Verschwommensehen.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Blutbildstörungen (Leukopenie), Blutleberenzymwerterhöhung, Nesselsucht.

Sehr seltene und vereinzelte Nebenwirkungen:
Überempfindlichkeitsreaktionen (erhöhte Leberfunktionswerte, Hautausschlag, Fieber, Lymphknotenschwellung, Eosinophilie, Gelenkschmerzen), Wassereinlagerung der Gefäße (Angioödem), Bauchspeicheldrüsenentzündung, Herzrhythmusstörungen, Erregungsleitungsstörungen am Herzen (AV-Block), Blutbildstörungen (Thrombozytopenie), Leberentzündung, Blutnatriumkonzentrations-Verringerung mit Symptomen wie epileptische Anfälle, Verwirrtheit, Bewusstseinstrübung; Hautreaktionen (Stevens-Johnson-Syndrom), bestimmte Bindegewebserkrankungen (systemischer Lupus erythematodes).

Besonderheiten:
Anscheinend erhöht die Einnahme des Wirkstoffes die Selbstmordneigung, deshalb sind die Patienten sorgfältig zu überwachen.

Eine Langzeitbehandlung mit Antiepileptika wie Oxcarbazepin erhöht das Risiko für eine Osteoporose. Sollte diese Krankheit schon bestehen oder werden gleichzeitig Hydrocortison oder andere Glukokortikoide eingenommen, sollte ein Arzt befragt werden.

Patienten mit einer besonderen erblichen Veranlagung des Immunsystems haben ein erhöhtes Risiko für schwere und sonst sehr seltene Hautreaktionen. Träger dieser Veranlagung sind vor allem Han-Chinesen, Thailänder, Japaner und andere asiatische Bevölkerungsgruppen, aber auch bis zu 5% der Europäer.

Welche Wechselwirkungen zeigt Oxcarbazepin?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Oxcarbazepin kann die Wirkung von hormonellen Verhütungsmitteln ("Pille") aufheben oder unsicher machen. Es werden daher zusätzliche, nicht-hormonale Verhütungsmethoden (Kondom, Pessar) empfohlen.

In Kombination mit Calciumkanalblockern vermindert Oxcarbazepin die Wirkung von Felodipin.

Der Calciumkanalblocker Verapamil verringert die Wirkung des Oxcarbazepins.

Oxcarbazepin steigert die Wirksamkeit mancher Antiepileptika. Es sind dies vor allem Phenytoin und Phenobarbital. Umgekehrt verringern aber diese beiden sowie weitere Antiepileptika (Carbamazepin, Valproinsäure) die Wirksamkeit des Oxcarbazepins.

Oxcarbazepin sollte nicht zusammen mit MAO-Hemmern (gegen Depressionen) eingenommen werden.

Die gleichzeitige Einnahme von Oxcarbazepin mit Lithium ist zu vermeiden, da sich die nervenschädigenden Wirkungen beider Wirkstoffe verstärken.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Die Wirkung von hormonellen Verhütungemitteln ("Pille") wird durch die Einnahme des Wirkstoffes unsicher. Es wird daher die Anwendung nicht-hormonaler Verhütungsmethoden empfohlen.
  • Bei Verdacht auf eine Überempfindlichkeitsreaktion ist sofort der Arzt aufzusuchen.
  • Während der Behandlung mit dem Medikament sollte kein Alkohol getrunken werden.
  • Die Behandlung mit dem Medikament sollte nur mit langsam verminderten Dosen (ausschleichend) beendet werden, um keine Anfälle hervorzurufen.
  • Anscheinend erhöht die Einnahme des Medikaments die Selbstmordneigung, deshalb sind die Patienten vom Arzt und den Angehörigen sorgfältig zu überwachen.
  • Das Medikament erhöht bei Langzeitbehandlung das Risiko für eine Osteoporose. Dies gilt besonders bei Vorbestehen der Erkrankung oder gleichzeitiger Einnahme von Kortison.
  • Das Reaktionsvermögen wird durch die Einnahme des Wirkstoffes so weit eingeschränkt, dass Autofahren sowie das Führen von Maschinen gefährlich sind.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Oxcarbazepin?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Oxcarbazepin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

So wirkt Oxcarbazepin

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Oxcarbazepin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Antiepileptika, zu welcher der Wirkstoff Oxcarbazepin gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Oxcarbazepin

Oxcarbazepin wird eingesetzt zur Behandlung und Vorbeugung von Epilepsien, die nur einen Teil des Gehirns betreffen, einen so genannten fokalen Ursprung haben (auch genannt Fokale Anfälle). Anfälle, die sich von einem Punkt im Gehirn ("Fokus") später auf das gesamte Gehirn ausbreiten (so genannte sekundär generalisierte Anfälle) können ebenfalls mit Oxcarbazepin behandelt werden. Bei diesen sekundär generalisierten Anfällen handelt es sich zum Beispiel um tonisch-klonische Anfälle (auch als Grand-Mal bezeichnet), die mit Versteifungen und anschließenden Zuckungen einhergehen.

Oxcarbazepin kann als alleiniger Wirkstoff (Monotherapie) oder in Kombination mit anderen Antiepileptika eingesetzt werden.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Oxcarbazepin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Oxcarbazepin

Oxcarbazepin gehört zur Wirkstoffgruppe der Antiepileptika. Oxcarbazepin zeigt eine ähnliche Wirksamkeit wie das bei Epilepsien häufig eingesetzte Carbamazepin. Es hat dabei aber weniger Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen. Außerdem muss die Dosis nicht wie bei Carbamazepin immer wieder gesteigert werden. Denn durch eine geringfügig andere chemische Struktur steigert Oxcarbazepin seinen Abbau nicht wie Carbamazepin durch sich selbst (Autoinduktion).

Oxcarbazepin scheint vor allem durch sein Stoffwechselprodukt Hydroxycarbamazepin antiepileptisch zu wirken. Hydroxycarbamazepin erscheint in zehnmal höherer Konzentration im Blut als sein Ausgangsstoff. Der anfallshemmende Effekt von Oxcarbazepin wie Hydroxycarbamazepin beruht möglicherweise auf einer Blockade des Natrium-Einstroms in die Gehirnzellen. Es können dort aber auch die Beeinflussung der Calcium- und Kaliumkonzentration eine Rolle spielen.

Bestimmte Anfallsarten wie Absencen, Muskelzuckungen und primäre Grand-Mal-Anfälle können durch Oxcarbazepin verschlechtert werden.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.