Natalizumab
Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?
- Entzündungsaktivität im Gehirngewebe hemmen
- Unterdrückung von entzündlichen Immunreaktionen
Gegenanzeigen
Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Natalizumab im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Wann darf Natalizumab nicht verwendet werden?
Natalizumab darf nicht eingesetzt werden bei- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
- der Gehirnerkrankung Progressive multifokale Leukoenzephalopathie (PML)
- Patienten mit einem erhöhten Risiko für Infektionen beispielsweise durch eine geschwächte körpereigene Abwehr (auch wenn diese kürzlich durch Medikamente erzeugt oder früher einmal durch die Behandlung beispielsweise mit Mitoxantron oder Cyclophosphamid hervorgerufen wurde)
- gleichzeitiger Behandlung mit Interferon beta oder Glatiramer
- bösartigen Krebsgeschwulsten mit Ausnahme von Patienten mit einem weitestgehends gutartigen Hautkrebs (Basaliom).
Die Behandlung von Menschen über 65 Jahre wird nicht empfohlen, da diese Altersgruppe nicht in die klinischen Studien einbezogen war. So sind Wirkungen und Nebenwirkungen von Natalizumab bei ihnen nicht abschätzbar.
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Tierexperimente haben gezeigt, dass Natalizumab schädlich für die Nachkommen ist. Das mögliche Risiko für den Menschen ist nicht bekannt. Natalizumab darf daher nicht während der Schwangerschaft verwendet werden, es sei denn, dies ist eindeutig erforderlich. Wenn eine Frau während der Anwendung schwanger wird, sollte der Arzt die Beendigung der Therapie in Erwägung ziehen.
Es ist nicht bekannt, ob Natalizumab auch beim Menschen in die Muttermilch übergeht, wie es in tierexperimentellen Untersuchungen beobachtet wurde. Patientinnen, die mit Natalizumab behandelt werden, sollten daher nicht stillen.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Die Anwendung von Natalizumab bei Kindern und Jugendlichen ist verboten.
Welche Nebenwirkungen kann Natalizumab haben?
Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Natalizumab. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Häufige Nebenwirkungen:
Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen, Gelenkschmerzen, Harnwegsinfektionen, Nasen-Rachen-Entzündung, Muskelsteifigkeit (am Injektionsort), Fieber, Abgeschlagenheit, Nesselsucht.
Seltene Nebenwirkungen:
Überempfindlichkeit.
Besonderheiten:
Bei einigen Patienten, die Natalizumab gegen Multiple Sklerose als Einzeltherapie und länger als zwei Jahre erhielten, trat die Gehirnkrankheit Progressive multifokale Leukoenzephalopathie (PML) auf. Daher ist während der Therapie die Gehirnfunktion in regelmäßigen Abständen vom Arzt zu prüfen. Treten Zeichen der PML auf wie Lähmungen, Bewegungsstörungen, Empfindungsstörungen, epileptische Anfälle, Sprach-, Seh- und Denkstörungen sowie Persönlichkeitsveränderungen, muss die Behandlung vom Arzt sofort abgebrochen werden
Nach der Markteinführung des Wirkstoffes kam es in Einzelfällen zu schweren Nebenwirkungen in Form von Leberschädigungen. Diese können bereits nach der ersten Dosis Natalizumab auftreten, aber auch manchmal erst bei der Wiederaufnahme der Therapie. Bei einigen Patienten mit krankhaften Leberwerten kommt es während der Behandlung mit Natalizumab zu einer Verschlechterung dieser Werte. Daher ist die Leberfunktion solcher Patienten vom Arzt sorgfältig zu überwachen. Bei Anzeichen einer
Leberschädigung wie Gelbsucht oder Erbrechen ist sofort ein Arzt aufzusuchen, der gegebenenfalls die Therapie unterbricht.
Welche Wechselwirkungen zeigt Natalizumab?
Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Die gleichzeitige Anwendung anderer Immunologika wie Interferone und Glatiramer ist mit erhöhten Nebenwirkungen verbunden. Werden Multiple Sklerose-Patienten mit anderen Stoffen behandelt, die die körpereigene Abwehr unterdrücken (beispielsweise Mitoxantron oder Cyclophosphamid), ist mit einer Verstärkung der Wirkung zu rechnen. Diese kann sich in einer erhöhten Anfälligkeit für Infektionen äußern.
Wird die Behandlung mit Natalizumab beendet, muss sich der behandelnde Arzt darüber im Klaren sein, dass der Wirkstoff noch bis zu zwölf Wochen nach der letztmaligen Gabe im Blut vorhanden ist. In diesem Zeitraum sind noch Wechselwirkungen mit anderen Substanzen möglich.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Bei Gelbsucht oder Übelkeit während der Behandlung mit dem Medikament ist sofort ein Arzt aufzusuchen.
- Während der Behandlung mit dem Medikament ist die Gehirnfunktion in regelmäßigen Abständen ärztlich zu überprüfen.
- Die Behandlung mit dem Medikament verändert das Blutbild.
Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.
Welche Medikamente beinhalten Natalizumab?
Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Natalizumab enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.
So wirkt Natalizumab
Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Natalizumab. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Immunstärkende und -schwächende Mittel, Monoklonale Antikörper, zu welcher der Wirkstoff Natalizumab gehört.
Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Natalizumab
Zu folgenden Anwendungsgebieten von Natalizumab sind vertiefende Informationen verfügbar:
Wirkungsweise von Natalizumab
Natalizumab greift gezielt in Entzündungsvorgänge des Körpergewebes ein. An diesen Entzündungsvorgängen sind im wesentlichen spezielle weiße Blutkörperchen (T-Leukozyten) beteiligt. Von Botenstoffen herbeigelockt, heften sie sich an die Körperzellen, um Gewebstrümmer und Erreger zu vernichten. Was bei Infektionen nützlich ist, richtet sich bei Erkrankungen wie der Multiplen Sklerose (MS) aber gegen den Körper selbst. Man nimmt heute an, dass bei MS sogenannte aktivierte T-Lymphozyten die schützende Blut-Hirn-Schranke überwinden und in das Gehirngewebe einwandern. Dafür müssen die T-Lymphozyten im Wechselspiel mit Entzündungszellen und Bindungsstellen (Rezeptoren) auf den Zellen der Blutgefäß-Innenwände stehen. Einmal im Gehirn angekommen, vernichten die Leukozyten die Markscheiden, welche die Nervenbahnen umgeben. Dieser Isolierung beraubt, können die Nerven keine elektrischen Reize mehr weiterleiten und es kommt zur fortschreitenden Störung der Bewegungssteuerung.
Natalizumab verhindert einerseits die Wanderung der T-Lymphozyten aus den Gefäßen in das entzündete Gehirngewebe. Andererseits blockiert der Wirkstoff die Bindungsstellen, mit denen sich die T-Lymphozyten normalerweise an die Gehirnzellen heften. Die Unterbindung dieser Wechselwirkungen führt zu einer Abnahme des entzündlichen Geschehens und damit der Krankheitsaktivität.
Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.