Methotrexat

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 28.11.2019

Allgemeines

Methotrexat wird als Chemotherapie für verschiedene Krebserkrankungen eingesetzt. So bei Blutkrebsformen wie der akuten lymphatischen (die Lymphzellen betreffende) und myeloische (das Knochenmark betreffende) Leukämie, bei Brustkrebs, Eierstockkrebs, bei Tumoren im Kopfbereich sowie im Halsbereich, kleinzelligen Bronchial-Tumoren und Krebs der Harnblase.

 

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Schuppenflechte lindern
  • Entzündlich-rheumatische Erkrankungen lindern
  • Krebszellenwachstum hemmen

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Methotrexat im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Methotrexat nicht verwendet werden?

Methotrexat sollte nur von Ärzten verordnet werden, die über ausreichende Erfahrung verfügen.

Nicht angewendet werden darf Methotrexat bei

  • Nierenfunktionsstörungen (Kreatinin-Clearance unter 60 Milliliter/Minute)
  • Leberschäden
  • Erkrankungen des blutbildenden Systems (Knochenmarks)
  • erhöhtem Alkoholkonsum
  • einer Immunmangelkrankheit und schweren Infektionen
  • Magengeschwüren und Darmgeschwüren.

Vor Therapiebeginn sind folgende Kontrolluntersuchungen durchzuführen: komplettes Blutbild der Blutgerinnungszellen, spezielle Leberwerte, bestimmte rote Blutkörperchenteile, Nierenfunktionswerte und Hepatitis-Blutbild.

Nur unter strenger Nutzen-Risiko-Abwägung des Arztes darf Methotrexat gegeben werden bei:

  • Einschränkung der Lungenfunktion
  • insulinpflichtigem Diabetes mellitus
  • ruhenden chronischen Infektionen
  • Zuständen, die zu einer Entwässerung führen
  • Risikofaktoren wie einer eingeschränkten Nierenfunktion
  • Patienten im höheren Lebensalter
  • Folsäuremangel
  • Impfungen mit Lebendimpfstoffen.
 

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Die Gabe von Methotrexat verursacht im ersten Schwangerschaftsdrittel beim Menschen Fehlbildungen. Frauen dürfen daher während der Behandlung nicht schwanger werden. Es muss unbedingt vor der Behandlung ein Schwangerschaftstest durchgeführt werden. Tritt während der Behandlung eine Schwangerschaft ein oder hält der Arzt die Behandlung einer schwangeren Patientin unbedingt erforderlich, sollte eine medizinische Beratung über das mit der Behandlung verbundene Risiko von schädigenden Wirkungen für das Kind erfolgen.

Methotrexat schädigt auch das Erbgut. Daher wird Männern, die mit Methotrexat behandelt werden, empfohlen, während der Behandlung und sechs Monate danach kein Kind zu zeugen. Wegen der Möglichkeit noch nachwirkender schwerwiegender Störungen der Spermienerzeugung durch Methotrexat sollte vor Therapiebeginn erwogen werden, Sperma für eine spätere künstliche Befruchtung aufzubewahren.

Methotrexat geht in die Muttermilch über. Hält der Arzt eine Behandlung mit dem Wirkstoff für unumgänglich, sollte abgestillt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Bisher konnten keine ausreichenden Erfahrungen mit der Anwendung von Methotrexat bei Kindern mit Krebserkrankungen gemacht werden. Für den Wirkstoff gibt es daher keine verbindlichen Dosierungsempfehlungen für diese Altersgruppe und Therapie.

Lediglich für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren mit rheumatischen Entzündungen vieler Gelenke gibt es eine Dosierungsempfehlung. Manche Hersteller schränken die Anwendung allerdings ein und verbieten sie bei Kindern unter drei Jahren.

Welche Nebenwirkungen kann Methotrexat haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Methotrexat. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen, Anstieg der Leber-Enzyme, Bauchschmerzen.

Häufige Nebenwirkungen:
entzündliche Hautveränderungen, Juckreiz, Wundheilungsstörungen, Entzündungen und Gewebsveränderungen an der Injektionsstelle, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Benommenheit, Durchfall, Entzündungen der Mundschleimhaut, Lungenbeschwerden, trockener Reizhusten, Kurzatmigkeit, Fieber, Verminderung der Zahl der weißen Blutkörperchen, Verminderung der Zahl der Gerinnungszellen.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Lichtempfindlichkeit, Nesselsucht, verstärkte Hautfärbung, Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen, Osteoporose, Schwindel, Verwirrtheit, Depression, Magengeschwüre, Darmgeschwüre, Diabetische Stoffwechsellage, Leberverfettung, starke Verminderung aller Blutzellen, Verminderung der Granulozyten-Zahl, Entzündungen und Geschwüre im Bereich von Harnblase oder Scheide, allergische Reaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock.

Seltene Nebenwirkungen:
Menstruationsstörungen, Blutarmut.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Stevens-Johnson-Syndrom, Lyell-Syndrom, verstärkte Färbung der Nägel, Schmerzen, Muskelschwäche oder Taubheitsgefühl in den Extremitäten, akute Leberentzündung, Reaktivierung einer chronischen Leberentzündung, akuter Leberzerfall, Luftnot, Asthma bronchiale, Libido-Verlust, Impotenz, mangelhafte Spermienbildung, mangelhafte Eibildung, schwere Verläufe von Knochenmarksschäden, verminderte Spermiendichte, Lymphknotenvergrößerungen, akute Entzündungen der Nagelhaut, Krampfanfälle, Lähmungen, Erbrechen, Haarausfall, Zunahme von Rheumaknoten, Gürtelrose, Herzbeutelerguss, Herzbeuteltamponade, Störungen der Nierenfunktion bis zum akuten Nierenversagen, Fieber, Blutvergiftung und allergische Erkrankungen kleiner Arterien.

Besonderheiten:
Die fehlerhafte Dosierung von Methotrexat kann zu schwerwiegenden, bisweilen sogar tödlich verlaufenden Nebenwirkungen führen. Der Wirkstoff darf bei Schuppenflechte und entzündlich-rheumatischen Erkrankungen nur einmal wöchentlich eingesetzt werden. Gemeinsam mit der Pflegekraft oder dem Arzt wird der Patient entscheiden, an welchem Wochentag die Einnahme erfolgen soll. Diese Einnahme ist zu überwachen. Kommt es zu Übelkeit und Erbrechen, Mundschleimhautentzündung oder Durchfall muss sofort der Arzt befragt werden .

Bei Krebs muss der Arzt die Dosierung nach der Körperoberfläche berechnen. Die Anwendung erfolgt entsprechend dem vorgegebenen Behandlungsschema.

 

Welche Wechselwirkungen zeigt Methotrexat?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Folgende Substanzen wirken verstärkend auf den Methotrexat-Effekt:
Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure, nichtsteroidale Antirheumatika, Diphenylhydantoin (Antiepileptikum), Barbiturate (Schlafmittel), Beruhigungsmittel, Antibiotika wie die Tetrazykline, Sulfonamide und Trimethoprim und Chloramphenicol; Doxorubicin (Krebstherapie), Probenecid (Rheumamittel), para-Aminobenzoesäure (hilft beim Aufbau von roten Blutkörperchen), para-Aminohippursäure (zur Diagnostik), die Antibiotika Cefalotin und Penicilline.

Folgende Substanzen verringern die Methotrexat-Wirkung:
Glukokortikoide, das Zytostatikum L-Asparaginase, die Antibiotika Bleomycin und Penicillin; Triamteren (zur Entwässung), das Gichtmittel Allopurinol, Vitaminpräparate, die Folsäure oder ihre Derivate (insbesondere Folinsäure) enthalten.

Wegen des erhöhten Risikos einer Leberschädigung ist Alkohol, auch in geringen Mengen, zu vermeiden und Wirkstoffe mit Giftwirkung auf die Leber sollten vom Arzt nicht gleichzeitig verabreicht werden. Bei Patienten, die solche Mittel während der Methotrexat-Therapie einnehmen, sollte eine besonders regelmäßige ärztliche Kontrolle der Blutleberenzymwerte stattfinden.

Vereinzelt trat während einer Kombinationstherapie mit Trimethoprim eine erhöhte Knochenmarksschädigung auf.
Bei länger andauernder Vorbehandlung mit knochenmarksschädigenden Substanzen (zum Beispiel Sulfonamide und Trimethoprim, Chloramphenicol, Pyrazolderivate, dem Antirheumatikum Indometacin, dem Epilepsie-Mittel Diphenylhydantoin) besteht die Gefahr ausgeprägter Störungen des blutbildenden Systems.

 

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Eine Krebsbehandlung mit dem Medikament sollte nur durch Ärzte mit Erfahrung in der Tumortherapie und abhängig von der Körperoberfläche dosiert erfolgen.
  • Während der Behandlung und besonders bei Kombination des Medikaments mit dem Antibiotikum Trimethoprim ist das Blutbild regelmäßig ärztlich zu kontrollieren.
  • Wegen der Leberschädlichkeit des Medikaments sollten während der Behandlung keine weiteren Leber-belastenden Medikamente genommen oder Alkohol getrunken werden.
  • Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion muss der Arzt niedrigere Dosierungen wählen und die Nierenfunktion laufend überprüfen.
  • Treten während der Behandlung mit dem Medikament Geschwüre im Mund, Durchfall, Bluterbrechen oder Blut im Stuhl auf, ist sofort der Arzt zu verständigen.
  • Folsäuremangel steigert die Giftigkeit des Medikaments. Während der Behandlung sollte daher die Folsäure-Versorgung sichergestellt sein.
  • Treten während der Behandlung mit dem Medikament Reizhusten, Fieber, Husten, Brustschmerzen oder Atemnot auf, ist sofort der Arzt zu verständigen.
  • Die Funktion von Leber und Nieren ist während der Behandlung laufend ärztlich zu überprüfen.
  • Kommt es während der Behandlung mit dem Medikament zu Erbrechen oder Durchfall, sollte die Behandlung bis zum Ende dieser Beschwerden unterbrochen werden.
  • Bei Haut- und Schleimhautkontakt mit dem Medikament sollen die betroffenen Stellen sofort mit reichlich Wasser abgespült werden.
  • Das Medikament darf zur Behandlung rheumatischer Erkrankungen und der Schuppenflechte nur einmal wöchentlich angewendet werden.
  • Der Wirkstoff kann das Reaktionsvermögen so weit beeinträchtigen, dass die aktive Teilnahme am Straßenverkehr oder das Bedienen von Maschinen gefährlich werden. Dies gilt in verstärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol.
  • Das Medikament kann Impfreaktionen abschwächen und die Ergebnisse von Labortests verfälschen.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

 

Welche Medikamente beinhalten Methotrexat?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Methotrexat enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

 

 

So wirkt Methotrexat

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Methotrexat. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Immunstärkende und -schwächende Mittel, Entzündungshemmer, Zytostatika, Folsäure-Antagonisten, zu welcher der Wirkstoff Methotrexat gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Methotrexat

Methotrexat wird als Chemotherapie für verschiedene Krebserkrankungen eingesetzt. So bei Blutkrebsformen wie der akuten lymphatischen (die Lymphzellen betreffende) und myeloische (das Knochenmark betreffende) Leukämie, bei Brustkrebs, Eierstockkrebs, bei Tumoren im Kopfbereich sowie im Halsbereich, kleinzelligen Bronchial-Tumoren und Krebs der Harnblase.

Methotrexat wird aber auch bei nicht krebsartigen Erkrankungen eingesetzt. So bei verschiedenen Formen der Schuppenflechte und als sogenanntes Basistherapeutikum bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen.

 

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Methotrexat sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Methotrexat

Methotrexat gehört sowohl der Wirkstoffgruppe der Immunologika wie auch der Zytostatika an. In niedrigerer Dosierung wirkt es dämpfend auf das körpereigene Abwehrsystem, in hohen Dosen hemmt es das Zellwachstum.

Methotrexat blockiert als Gegenspieler der Folsäure einen lebenswichtigen Stoffwechselprozess. Durch Hemmung des Enzyms Dihydrofolreduktase verhindert der Wirkstoff die Reduktion der Dihydrofolsäure (FH 2 ) zu Tetrahydrofolsäure (FH 4 ). Reduzierte Folate aber sind in den Zellen unbedingt notwendig für die Produktion von Bausteinen des Erbgutes und der Eiweiße.

Stark wachsendes Gewebe - wie bösartige Zellen, Knochenmark, Zellen von Ungeborenen, Haut- und Schleimhautzellen - ist im Allgemeinen für diese Wirkung von Methotrexat empfindlicher. Bei Schuppenflechte ist die Zellproduktion der Haut gegenüber normaler Haut stark gesteigert. Dieser Unterschied ist der Ansatzpunkt für die Verwendung von Methotrexat bei besonders schwerer allgemeiner, therapieresistenter Psoriasis und Arthritis psoriatica. Bisher ist nicht geklärt, ob die Wirksamkeit von Methotrexat bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen wie der chronischen Polyarthritis auf einem entzündungshemmenden Effekt oder der Unterdrückung des Immunsystems des Patienten beruht.

Die Methotrexat-Wirkung kann durch Gabe von Folinsäure (als Kalziumfolinat) aufgehoben werden. Folinsäure wird in den Zellen ohne Beteiligung des gehemmten Enzyms in Tetrahydrofolsäure umgewandelt und bewirkt eine Auffüllung der Zell-Speicher an reduzierten Folaten.

 

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.