Lynestrenol

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 20.11.2007

Allgemeines

Lynestrenol dient zur Behandlung von Zyklusstörungen und -beschwerden sowie von Endometriose. Zudem hemmt der Wirkstoff gutartige Umbauvorgänge im Gewebe der Brust und wirkt so einer Mastopathie (Mastopathia fibrosa cystica) entgegen.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Progesteron-Wirkung nachahmen
  • Menstruationszyklus regulieren
  • Aufbau der Gebärmutterschleimhaut hemmen
  • Eisprung unterdrücken
  • Zyklusstörungen und -beschwerden behandeln
  • Schwangerschaft verhüten
  • Endometriose behandeln
  • Gebärmutterkörperkrebs (Endometriumkarzinom) unterstützend behandeln
  • Mastopathie lindern.

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Lynestrenol im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Lynestrenol nicht verwendet werden?

Lynestrenol darf nicht angewendet werden:
  • bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff,
  • im Fall von Leberfunktionsstörungen, akuter und chronischer Lebererkrankung (beispielsweise Dubin-Johnson-Syndrom oder Rotor-Syndrom) sowie Lebertumoren,
  • bei Stoffwechselstörungen der Gallenfarbstoffe,
  • im Fall schwerer Fettstoffwechselstörungen,
  • bei starkem Bluthochdruck,
  • wenn während einer früheren Schwangerschaft Gelbsucht, anhaltender Juckreiz, Schwerhörigkeit (Otosklerose) oder ein Herpes-ähnlicher Hautausschlag aufgetreten sind,
  • bei Blutungen aus der Scheide mit unbekannter Ursache,
  • bei Störungen der Blutgerinnung sowie einer erhöhten Neigung zur Bildung von Blutgerinnseln,
  • wenn eine Schwangerschaft besteht oder vermutet wird,
  • bei Porphyrie.

Nur nach einer sorgfältigen Abwägung von Nutzen und Risiko durch den Arzt sollte Lynestrenol eingesetzt werden bei:
  • Nierenfunktionsstörungen,
  • schweren Depressionen während einer früheren Schwangerschaft,
  • arteriellen Durchblutungsstörungen und Arteriosklerose,
  • vorausgegangenem Herzinfarkt oder Schlaganfall,
  • Herzmuskelschwäche und anderen schweren Herz-Erkrankungen,
  • Frauen mit einer Neigung zur Bildung gelblich-brauner Flecken im Gesicht, besonders unter Einfluss von Sonnenlicht (Chloasmen),
  • Diabetes mellitus,
  • Migräne,
  • Epilepsien,
  • starkem Übergewicht,
  • Frauen über 40 Jahren,
  • Raucherinnen.


Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Lynestrenol darf in der Schwangerschaft nicht angewendet werden, da das Ungeborene geschädigt werden kann.

Der Wirkstoff tritt in die Muttermilch über, daher können Wirkungen auf das Kind nicht ausgeschlossen werden. Von einer Anwendung während der Stillzeit ist abzuraten. Ist eine Behandlung notwendig, sollte abgestillt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Der Wirkstoff ist für eine Anwendung bei Kindern nicht geeignet.

Welche Nebenwirkungen kann Lynestrenol haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Lynestrenol. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen:
Zyklusunregelmäßigkeiten, Zwischenblutungen, Brechreiz, Übelkeit und Erbrechen, Verdauungsbeschwerden, Veränderungen des Körpergewichts (meist Gewichtszunahme), Beeinflussung des Geschlechtstriebs (Libido).

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme), Wadenkrämpfe, gesteigerte Nervosität, Reizbarkeit, Schwindelgefühl, Kopfschmerzen, Migräne, Depressionen, Spannungsgefühl oder Schmerzen in der Brust.

Seltene Nebenwirkungen:
Überempfindlichkeitsreaktionen (Hautausschläge, Nesselsucht, Juckreiz), Akne, Bluthochdruck, Veränderungen des Geschmacks- und Geruchssinns, Durchfall, Blähungen, Störung der Leberfunktion, Störung der Freisetzung von Gallenflüssigkeit, Gallensteinbildung, Gelbsucht, Müdigkeit, Leistungsschwäche, verstärkte Blutgerinnung, Veränderung des Blutzuckerspiegels, Fettstoffwechselstörungen, verstärkte Körperbehaarung, Auftreten gelb-bräunlicher Flecken auf der Haut (Chloasmen), Veränderungen der Muttermundsekretion, Anfälligkeit für Infektionen der Scheide.

Besonderheiten:
Bei durchgehender Einnahme von Lynestrenol kommt es in den ersten zwei Monaten häufig, bei zyklischer Therapie gelegentlich zu Durchbruch- oder Schmierblutungen. Später treten solche Zwischenblutungen nur noch selten auf.

Das plötzliche Auftreten von Gelbsucht, migräneartigen oder ungewohnt starken Kopfschmerzen sowie akuten Hör- oder Sehstörungen erfordert einen sofortigen Therapieabbruch. Auch bei schweren Störungen der Blutgerinnung oder der Bildung von Blutgerinnseln (Thrombose) ist die Behandlung zu beenden.

Welche Wechselwirkungen zeigt Lynestrenol?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Bei gleichzeitiger Gabe von Lynestrenol und Barbituraten, Antiepileptika (wie Carbamazepin oder Phenytoin) sowie Rifampicin (Wirkstoff zur Tuberkulose-Therapie) kann die Wirkung von Lynestrenol aufgrund eines beschleunigten Abbaus vermindert sein.

Die gleichzeitige Einnahme von Aktivkohle oder Antibiotika wie Penicillinen und Tetrazyklinen kann die Darmflora beeinträchtigen und die Aufnahme des Wirkstoffs aus dem Darm verringern.

Lynestrenol kann die Wirksamkeit von Betablockern und Ciclosporin abschwächen.

Bei einer Behandlung mit oralen Antidiabetika oder Insulin aufgrund eines Diabetes mellitus kann eine Dosisanpassung notwendig sein.

Lynestrenol kann Testungen der Leberfunktion beeinflussen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Vor Therapiebeginn ist eine gründliche gynäkologische Untersuchung notwendig.
  • Während der Behandlung sind in regelmäßigen Abständen gynäkologische Untersuchungen erforderlich.
  • Frauen sollte während der Einnahme des Wirkstoffs nicht rauchen.
  • Leberfunktion, Blutgerinnung und Blutzuckerspiegel (insbesondere bei Diabetikerinnen) sollten während der Behandlung in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden.
  • Patientinnen mit Neigung zu Epilepsien, Migräne sowie mit Bluthochdruck müssen sorgfältig überwacht werden.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Lynestrenol?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Lynestrenol enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform
Tabletten

So wirkt Lynestrenol

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Lynestrenol. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Gestagene, Sexualhormone, zu welcher der Wirkstoff Lynestrenol gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Lynestrenol

Lynestrenol dient zur Behandlung von Zyklusstörungen und -beschwerden sowie von Endometriose. Zudem hemmt der Wirkstoff gutartige Umbauvorgänge im Gewebe der Brust und wirkt so einer Mastopathie (Mastopathia fibrosa cystica) entgegen.

Ferner wird Lynestrenol zur unterstützenden Therapie von Gebärmutterkörperkrebs (Endometriumkarzinom) eingesetzt, insbesondere, wenn dieser bereits Tochtergeschwülste (Metastasen) in anderen Geweben gebildet hat.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Lynestrenol sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Lynestrenol

Lynestrenol ist eine künstlich hergestellte Substanz aus der Gruppe der Gestagene (Gelbkörperhormone). Seine Wirkung ähnelt der des körpereigenen Hormons Progesteron, ist aber stärker.

Der Wirkstoff ersetzt bei Frauen mit unzureichender Bildung von Progesteron dessen Wirkung: Er mindert das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut, lockert sie auf und bereitet sie auf eine mögliche Einnistung einer befruchteten Eizelle vor. Zudem beeinflusst er den Zeitpunkt des Einsprungs beziehungsweise unterdrückt diesen und bestimmt das Einsetzen der Monatsblutung. Auf diese Weise kann er unregelmäßigen Menstruationszyklen oder schmerzhaften Regelblutungen entgegenwirken sowie eine Schwangerschaft verhindern. Häufig wird der Wirkstoff dazu mit einem Östrogen kombiniert und nur in der zweiten Zyklushälfte eingenommen. Sein Absetzen führt dann zu einer Regelblutung. Wird der Wirkstoff ununterbrochen eingenommen, bleibt die monatliche Blutung aus.

Die hemmende Wirkung von Lynestrenol auf das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut wird bei der Behandlung der Endometriose ausgenutzt.

In sehr hoher Dosierung (bis zu 50 mg pro Tag) beeinflusst Lynestrenol bestimmte Hormondrüsen des Körpers, so die Nebennierenrinde, die Eierstöcke und die Hirnanhangsdrüse. Dadurch sinkt der Östrogen-Spiegel im Blut und bestimmte Körpergewebe reagieren weniger stark auf dieses Geschlechtshormon. Das unterstützt die Behandlung von Gebärmutterkörperkrebs (Endometriumkarzinom), da die Geschwülste durch Östrogen zu weiterem Wachstum angeregt werden.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.