Lopinavir + Ritonavir
Allgemeines
Die Kombination von Lopinavir und Ritonavir wird zur Behandlung von Infektionen mit dem menschlichen Immunschwäche-Virus (HIV) bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern ab dem vollendeten zweiten Lebensjahr eingesetzt. Sie soll die Vermehrung von HI-Viren hemmen und dem Ausbrechen von AIDS-Symptomen vorbeugen.
Welchen Zwecken dient diese Wirkstoffkombination?
- Vermehrung der HI-Viren hemmen
- Lebenserwartung steigern
- Beschwerden bei HIV-Infektion mindern
- Lebensqualität bei HIV-positiven Patienten verbessern
- Ausbrechen von AIDS-Symptomen vorbeugen.
Gegenanzeigen
Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Lopinavir + Ritonavir im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Wann dürfen Lopinavir + Ritonavir nicht verwendet werden?
Die Kombination darf nicht eingenommen werden bei:- Überempfindlichkeit gegen einen der einzelnen Wirkstoffe
- schweren Leberschäden und Leberfunktionsschwäche.
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Während der Schwangerschaft darf die Kombination nur eingenommen werden, wenn es der Arzt für unumgänglich hält. Im Tierversuch hat die Behandlung mit der Kombination die Ungeborenen geschädigt.
Eine mit der Kombination behandelte Patientin darf nicht stillen, schon um eine Übertragung des HIV-Virus auf den Säugling zu verhindern.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Kinder unter zwei Jahren dürfen die Kombination aufgrund nicht ausreichender Erfahrungen bei der Anwendung in dieser Altersgruppe nicht erhalten.
Welche Nebenwirkungen können Lopinavir + Ritonavir haben?
Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Lopinavir + Ritonavir. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Sehr häufige Nebenwirkungen:
Durchfall, Blut-Triglycerid-Werterhöhung, Blut-Cholesterin-Werterhöhung, Anstieg des Leberwerts Gamma-GT im Blut.
Häufige Nebenwirkungen:
Allgemeine Schwäche, Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Geschmacksstörungen, Empfindungsstörungen in der Mundgegend, Blähungen, Verdauungsstörungen, Zuckerkrankheit, Schwitzen, Hautausschläge, Akne, Schlafstörungen, Blutzuckerwerterhöhung, Blut-Amylase-Werterhöhung, Erhöhung der Enzymwerte an SGOT und SGPT.
Gelegentliche Nebenwirkungen:
Blutarmut, Weiße-Blutkörperchenmangel, vergrößerte Lymphknoten, Cushing-Syndrom, Diabetes mellitus, Schilddrüsenunterfunktion, Mangel an Vitaminen, Austrocknung, Ödeme, mangelhafte Zuckerverwertung, Blutmilchsäurewerterhöhung, Fettleibigkeit, Gewichtszunahme, Gewichtsverlust, ungewöhnliche Träume, Erregtheit, Gedächtnisverlust, Angstzustände, Unbeweglichkeit, Verwirrtheit, Depression, Schwindel, Bewegungsstörungen, seelische Anfälligkeit, Gehirnveränderungen, Gesichtsnervlähmungen, niedriger Blutdruck, herabgesetzte Libido, Nervosität, Nervenstörung, nervliche Missempfindungen, Nervenentzündungen, Schläfrigkeit, Denkstörungen, Zittern, Sehstörungen, Augenleiden, Mittelohrentzündung, Geschmacksstörungen, Ohrensausen, Bluthochdruck, Herzklopfen, Venenverstopfung, Blutgefäßentzündung, Krampfadern, Bronchitis, Atemnot, Wassereinlagerungen in der Lunge, Schnupfen, Nebenhöhlenentzündung, Bauchschwellung, Gallenblasenentzündung, Verstopfung, Mundtrockenheit, Schluckbeschwerden, Darmentzündung, Aufstoßen, Speiseröhrenentzündung, Stuhl-Inkontinenz, Magenentzündung, Magen-Darm-Entzündung, blutige Darmentzündung, Appetitsteigerung, Appetitlosigkeit, Geschwürbildung im Mund, Bauchspeicheldrüsenentzündung, Speicheldrüsenentzündung, Mundschleimhautentzündung (auch geschwürig), Haarausfall, trockene Haut, Ekzeme, abschälende Hautentzündung, Furunkel-Erkrankung, blasiger Hautausschlag, Nagelerkrankungen, Juckreiz, Schuppenbildung der Haut, gutartige Hautgeschwüre, Hautverfärbungen, Gelenksentzündung, Gelenksschmerzen, Muskelschmerzen, abnorme Samenergüsse, Brustvergrößerung, verkleinerte Hoden, Nierenstein, Harnveränderungen, Rückenschmerzen, Infektionen mit Bakterien oder Viren, Brustschmerzen (teilweise unter dem Brustbein), Frösteln, Zysten, Gesichts-Ödeme, Fieber, grippale Symptome, Migräne, Unwohlsein, Schmerzen, Blut-Bilirubin-Werterhöhung.
Seltene Nebenwirkungen:
Blut-CPK- (Kreatininphosphatkinase-) Werterhöhung, Muskelschmerzen, Muskelentzündung, Rhabdomyolyse (besonders bei Kombination von HIV-1-Proteasehemmern mit nukleosidischen reversen Traskriptasehemmern).
Besonderheiten:
HIV-1-Proteasehemmer können zum Anstieg der Blutfettwerte führen. Regelmäßige ärztliche Kontrollen und gegebenenfalls eine entsprechende Behandlung sind erforderlich. Häufig kommen erhöhte Blutneutralfettwerte (Triglyceride) bei Patienten vor, bei denen sich eine Bauchspeicheldrüsenentzündung entwickelt. Besonders bei fortgeschrittener Immunschwäche (AIDS) besteht bei Patienten mit einer Bauchspeicheldrüsenentzündung in der Vorgeschichte die Gefahr einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung mit unter Umständen tödlichem Ausgang.
Während der Behandlung mit Lopinavir und Ritonavir kann sich eine Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) entwickeln oder ein bestehender Diabetes mellitus verschlechtern.
Während der Behandlung kann sich auch eine Fettverteilungsstörung entwickeln. Sie ist gekennzeichnet durch die Verminderung des Fettgewebes im Gesicht und am Körper, einer Zunahme des Speicherfetts im Bauchbereich und einer Zunahme des Polsterfetts an den Bauchorganen.
Sehr selten kann es in den ersten Wochen und Monaten der Behandlung zu schweren zusätzlichen Erkrankungen kommen, die nur auftreten, wenn das menschliche Immunsystem wie zum Beispiel bei AIDS stark geschwächt ist. Hierzu gehören beispielsweise eine schwer verlaufende Lungenentzündung, die durch den Erreger Pneumocystis carinii hervorgerufen wird oder die CMV-Retinitis. Dabei kann es auch zu örtlich begrenzten oder verstreut auftretenden Hautinfektionen mit Pilzen oder Bakterien kommen, die bei einem gesunden Immunsystem nicht zu einer Erkrankung führen.
Welche Wechselwirkungen zeigen Lopinavir + Ritonavir?
Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Die gleichzeitige Anwendung von Lopinavir + Ritonavir kann bei anderen Wirkstoffen zur Steigerung der Blutkonzentration und damit der möglichen Nebenwirkungen führen. Der Arzt muss in solchen Fällen die Dosierung anpassen. Zu solchen Wirkstoffen gehören:- Die Allergiemittel Terfenadin, Chlorphenamin und Astemizol, das Magenmittel Cisaprid, die BenzodiazepineMidazolam und Triazolam, Makrolid-Antibiotika wie Erythromycin und Clarithromycin (hier müssen vor allem Patienten mit Leber- und Nierenfunktionsstörungen ärztlich überwacht werden), Lidocain und Chinidin (gegen Herzrhythmusstörungen), das NeuroleptikumPimozid, Kalziumantagonisten wie Felodipin, Nifedipin und Bepridil, Mutterkornalkaloide wie Ergotamin, Dihydroergotamin, Ergometrin und Methylergometrin. Diese Wirkstoffe können lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen und Atemfunktionsstörungen bis hin zum Atemstillstand auslösen.
- Das Impotenz-Mittel Sildenafil. Neben gesteigerter Wirkung kann es zu einer entsprechenden Zunahme der unerwünschten Wirkungen von Sildenafil wie Sehstörungen, niedrigem Blutdruck und Bewusstlosigkeit kommen.
- Die blutfettsenkenden Wirkstoffe wie Simvastatin und Lovastatin. Sie lösen Schäden des Muskelgewebes bis hin zur Zerstörung von Muskelfasern (Rhabdomyolyse) aus. Mit Atorvastatin ist das Schadensrisiko geringer.
- Glukokortikoide, die dem Körper durch Inhalation oder Einsprühen auf die Nasenschleimhaut zugeführt werden. Hier löst Ritonavir die Blutkonzentrationssteigerung aus. Die gleichzeige Anwendung wird nicht empfohlen.
- Das Virusmittel Saquinavir
- Die ImmunsuppressivaCiclosporin, Tacrolimus und Sirolimus
- Die Pilzmittel Ketoconazol und Itraconazol
- Das Tuberkulosemittel Rifabutin.
- Methadon. Hier wirkt Lopinavir wirkungsvermindernd. Bei drogenabhängigen Patienten ist daher mit entsprechenden Entzugserscheinungen zu rechnen.
- Hormonelle Empfängnisverhütungsmittel. Während der Behandlung mit der Kombination sollten unbedingt zusätzlich mechanische Verhütungsmittel wie Kondome angewandt werden.
- Reverse Transkriptasehemmer wie Zidovudin, Abacavir, Efavirenz, Nelfinavir oder Nevirapin. Eine Dosisanpassung durch den Arzt ist erforderlich.
- Medikamente gegen Krampfanfälle (Antiepileptika) wie Phenytoin, Carbamazepin und Phenobarbital. Es kann zu Krämpfen kommen, daher müssen die Patienten sorgfältig ärztlich überwacht werden.
Aber auch die Kombination kann durch andere Wirkstoffe in ihrer Wirkung verändert werden:
- Das Antibiotikum Rifampicin senkt die Wirkstärke von Lopinavir deutlich ab. Eine gleichzeitige Anwendung wird daher nicht empfohlen.
- Das GlukokortikoidDexamethason senkt die Blutkonzentration an Lopinavir. Daher muss der Arzt eine entsprechende Dosisanpassung durchführen.
- Johanniskraut beeinträchtigt die Wirkung von Lopinavir und Ritonavir stark und sollte nicht mit ihnen zusammen eingenommen werden.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Die Übertragung des menschlichen Immunschwäche-Virus auf gesunde Personen durch Sexualkontakte oder verunreinigtes Blut ist auch während der Behandlung mit der Kombination möglich.
- Eine Ansteckung mit anderen Krankheitserregern ist trotz HIV-Behandlung weiter möglich.
- Das Reaktionsvermögen kann so stark vermindert sein, dass die aktive Teilnahme am Straßenverkehr oder das Bedienen von Maschinen gefährlich werden. Dies gilt verstärkt bei Alkoholeinfluss.
Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.
Welche Medikamente beinhalten Lopinavir + Ritonavir?
Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Lopinavir + Ritonavir enthalten sind.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.
So wirkt Lopinavir + Ritonavir
Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Lopinavir + Ritonavir. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen virenhemmende Mittel, HIV-1-Proteasehemmer, zu welcher die Wirkstoffkombination Lopinavir + Ritonavir gehört.
Anwendungsgebiet der Wirkstoffkombination Lopinavir + Ritonavir
Die Kombination von Lopinavir und Ritonavir wird zur Behandlung von Infektionen mit dem menschlichen Immunschwäche-Virus (HIV) bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern ab dem vollendeten zweiten Lebensjahr eingesetzt. Sie soll die Vermehrung von HI-Viren hemmen und dem Ausbrechen von AIDS-Symptomen vorbeugen.
Bei schon bestehender AIDS-Erkrankung mindert die Kombination die Beschwerden, verbessert die Lebensqualität der Betroffenen und steigert ihre Lebenserwartung.
Zu folgenden Anwendungsgebieten von Lopinavir + Ritonavir sind vertiefende Informationen verfügbar:
Wirkungsweise von Lopinavir + Ritonavir
Lopinavir gehört wie Ritonavir zur Wirkstoffgruppe der HIV-1-Proteasehemmer. Beide Wirkstoffe verhindern durch Hemmung spezieller Viren-Enzyme, der HIV-Proteasen, die Spaltung von Eiweißmolekülen, die für die Weitergabe der Erbinformation des HI-Virus verantwortlich sind. Dadurch können sich die HI-Viren nicht weiterentwickeln und es entstehen unreife Viren mit geringerer Ansteckungskraft.
Lopinavir und Ritonavir ergänzen sich in ihren Wirkungen. Lopinavir ist dabei der eigentliche gegen das menschliche Immunschwächevirus gerichtete Wirkstoff in der Kombination. Ritonavir greift die HI-Viren an denselben Stellen an wie Lopinavir und verdrängt Lopinavir von dort. Durch diesen Vorgang bleibt Lopinavir länger im Körper und kann nachhaltiger wirken. Ritonavir verstärkt somit die Wirkung von Lopinavir und verringert die Gefahr der Bildung von Resistenzen gegen den Wirkstoff.
Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.