Lixisenatid

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 05.02.2014

Allgemeines

Mit Lixisenatid werden Erwachsene behandelt, die an Diabetes mellitus vom Typ 2 leiden. Der Wirkstoff wird ausschließlich dann angewendet, wenn andere blutzuckersenkende Substanzen und/oder Insulin zusammen mit Diät und Bewegung den Blutzucker nicht ausreichend senken.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Insulin-Ausschüttung steuern
  • Glucagon-Abbau in der Leber regeln
  • Magenentleerung verzögern

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Lixisenatid im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Lixisenatid nicht verwendet werden?

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, bei Diabetes mellitus vom Typ 1 sowie bei Übersäuerung des Körpers (diabetische Ketoazidose) darf Lixisenatid nicht angewendet werden. Bei Patienten mit schweren Magen-Darm-Erkrankungen, einschließlich schwerer Magenlähmung, wurde Lixisenatid nicht untersucht. Daher wird die Anwendung in diesen Fällen nicht empfohlen. Gleiches gilt für die Anwendung bei Patienten mit schwerer Nierenfunktionsstörung.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Lixisenatid eingesetzt werden bei
  • Patienten mit überstandener Bauchspeicheldrüsenentzündung, weil der Wirkstoff im Verdacht steht, eine solche auslösen zu können
  • mittelschwerer Einschränkung der Nierenfunktion, weil es dazu nur wenig Erfahrungen gibt.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Es wurden keine Studien zur Anwendung von Lixisenatid bei Schwangeren gemacht. Tierexperimente haben allerdings einen schädlichen Einfluss gezeigt.
Das mögliche Risiko für den Menschen ist nicht bekannt; der Wirkstoff darf daher während der Schwangerschaft nicht angewendet werden. Stattdessen wird der Arzt Insulin verschreiben. Möchte eine Patientin schwanger werden oder tritt eine Schwangerschaft ein, muss die Behandlung mit Lixisenatid abgebrochen werden.

Weil nicht bekannt ist, ob Lixisenatid in die Muttermilch übergeht, darf der Wirkstoff nicht in der Stillzeit angewendet werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Sicherheit und Wirksamkeit von Lixisenatid bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren ist bisher noch nicht erwiesen. Der Arzt wird den Wirkstoff daher in dieser Altersgruppe nicht verordnen.

Welche Nebenwirkungen kann Lixisenatid haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Lixisenatid. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall.
bei Kombination mit einem Sulfonylharnstoff und/oder Insulinen:
Unterzuckerung.

häufige Nebenwirkungen:
Grippe, Infektion der oberen Atemwege, Harnblasenentzündung, Virusinfektion, Schwindelgefühl, Schläfrigkeit, Verdauungsstörungen, Rückenschmerzen, Juckreiz an der Injektionsstelle.
bei Kombination mit Metformin allein:
Unterzuckerung.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Allergische Reaktion, Nesselsucht.

Besonderheiten:
Bei anhaltenden, starken Bauchschmerzen kann eine Bauchspeicheldrüsenentzündung die Ursache sein. Treten solche Beschwerden auf, ist sofort ein Arzt zu verständigen. Dieser wird die Behandlung mit Lixisenatid bei Bestätigung des Verdachts beenden.

Bei der Behandlung mit Lixisenatid besteht das Risiko, dass Patienten durch Erbrechen und/oder Durchfall sehr viel Flüssigkeit verlieren. Die Patienten müssen daher Vorkehrungen gegen einen Flüssigkeitsverlust treffen und viel trinken.

Welche Wechselwirkungen zeigt Lixisenatid?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Die durch Lixisenatid verzögerte Magenentleerung kann die Aufnahme eingenommener Medikamente in den Körper vermindern. Der Arzt wird daher Patienten, die zusätzliche Medikamente erhalten, insbesondere zu Beginn der Behandlung mit Lixisenatid sorgfältig überwachen. Solche Wirkstoffe sollten bei gleichzeitiger Anwendung von Lixisenatid nach einem festen zeitlichen Schema angewendet werden. Werden sie zum Essen eingenommen, sollte dies möglichst zu einer Mahlzeit erfolgen, bei der kein Lixisenatid gespritzt wird.

Wirkstoffe zum Einnehmen, deren Wirksamkeit in besonderem Maße von einer Mindestkonzentration im Körper abhängt, wie beispielsweise Antibiotika, sollten mindestens eine Stunde vor oder vier Stunden nach der Lixisenatid-Injektion eingenommen werden. Gleiches gilt für magensaftresistente Zubereitungen, die Substanzen enthalten, die leicht im Magen abgebaut werden können.

Patienten, die Lixisenatid in Kombination mit weiteren Antidiabetika wie Sulfonylharnstoffe oder Insuline erhalten, können ein erhöhtes Risiko für Unterzuckerungen (Hypoglykämie) haben. Um dieses Risiko zu senken, kann der Arzt eine Verringerung der Dosis an Sulfonylharnstoff oder Insulin in Erwägung ziehen. Lixisenatid darf aufgrund des erhöhten Hypoglykämierisikos nicht zusammen mit Sulfonylharnstoff und Insulin angewendet werden.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Beim Auftreten starker Bauchschmerzen ist sofort ein Arzt zu verständigen.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Lixisenatid?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Lixisenatid enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform

So wirkt Lixisenatid

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Lixisenatid. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Antidiabetika, zu welcher der Wirkstoff Lixisenatid gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Lixisenatid

Mit Lixisenatid werden Erwachsene behandelt, die an Diabetes mellitus vom Typ 2 leiden. Der Wirkstoff wird ausschließlich dann angewendet, wenn andere blutzuckersenkende Substanzen und/oder Insulin zusammen mit Diät und Bewegung den Blutzucker nicht ausreichend senken.

Bei Lixisenatid handelt es sich chemisch gesehen um ein Eiweiß. Weil Eiweiß im Magen-Darm-Kanal zerlegt wird, kann Lixisenatid nicht eingenommen, sondern muss gespritzt werden.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Lixisenatid sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Lixisenatid

Die Verarbeitung von Zucker im Körper durch Insulin wird durch das sogenannte Inkretin-System gesteuert. Mit Inkretin sind zwei Hormone gemeint, die vom Darm gebildet werden: das Gastric Inhibitory Polypeptide (GIP) und das stärker wirksame Glucagon-like Peptide 1 (GLP-1), wie sie in der Fachsprache auf Englisch heißen. Enthält das die Darmwand durchströmende Blut zu viel Zucker (Glucose), werden beide Hormone ausgeschüttet und veranlassen die Produktion von Insulin durch die Bauchspeicheldrüse. Dabei bestimmt der Glucose-Gehalt des Blutes die Wirkstärke der Hormone - bei viel Glucose veranlassen sie die Ausschüttung von viel Insulin.

Lixisenatid ist ein künstlich hergestellter Eiweißkörper, also eine Kette von aneinandergehängten Aminosäuren (den Eiweißbausteinen). Sein Wirkmechanismus besteht aus drei Effekten.
  • Die Molekülgestalt von Lixisenatid ist der des natürlichens Hormon GLP-1 sehr ähnlich. Der Wirkstoff bindet sich an die gleichen Rezeptoren wie das natürliche Hormon Inkretin und vermag sie zu aktivieren, weshalb Lixisenatid auch als "Inkretin-Mimetikum" bezeichnet wird. Wie das natürliche Hormon GLP-1 erhöht Lixisenatid, abhängig von der Zuckerkonzentration im Blut, die Produktion von Insulin durch die insulinbildenden Betazellen der Bauchspeicheldrüse. Bei sinkender Blutzuckerkonzentration geht die Insulin-Produktion dann wieder zurück. So kommt es nicht zu einer Unterzuckerung des Patienten. Wurde Lixisenatid in Studien mit dem oralen AntidiabetikumMetformin kombiniert, konnte es die Patienten vor Metformin-verursachten Unterzuckerungen schützen.
  • Bei Unterzuckerungen sorgt die Leber, gesteuert durch das Hormon Glucagon, für eine Freisetzung von Zucker in das Blut. Bei Patienten mit Diabetes mellitus vom Typ 2 ist die Glucagonproduktion unangemessen erhöht. Weil die Leber dadurch zusätzlich Zucker in das Blut entlässt, verschärft sich die Zuckerkrankheit. Lixisenatid normalisiert die Produktion des Hormons Glucagon, sodass lediglich die Menge an Glucagon zur Verfügung steht, die Unterzuckerungen verhindert.
  • Lixisenatid verlangsamt die Entleerung des Magens und vermindert dadurch die Geschwindigkeit, mit der der aufgenommene Zucker aus der Nahrung in die Blutbahn gelangt.
Lixisenatid verbessert bei Patienten mit Typ 2-Diabetes die Kontrolle des Blutzuckerspiegels mittels eines Sofort- und Langzeiteffekts sowohl im nüchternen Zustand als auch nach Mahlzeiten.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.