Lisdexamfetamin
Allgemeines
Lisamfetamin dient, eingebunden in eine therapeutische Gesamtstrategie, zur Behandlung von Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störungen (ADHS) bei Kindern ab einem Alter von sechs Jahren. Behandelt werden eine kurze Aufmerksamkeitsspanne, Ablenkbarkeit, Gemütsschwankungen, Impulsivität, mäßiger bis starker übermäßiger Bewegungsdrang, geringfügige Anzeichen von Nervenstörungen und auffällige Gehirnfunktion (durch EEG festgestellt) sowie unter Umständen beeinträchtigte Lernfähigkeit. Voraussetzung ist, dass eine zuvor erhaltene Behandlung mit Methylphenidat einen nur unzureichenden Behandlungserfolg zeigte.
Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?
- Dopaminwirkung verstärken
- Noradrenalinwirkung verstärken
- Konzentration fördern
- Bewegungsdrang hemmen
Gegenanzeigen
Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Lisdexamfetamin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Wann darf Lisdexamfetamin nicht verwendet werden?
Lisdexamfetamin darf nicht angewendet werden bei- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder andere, chemisch verwandte Alpha-Sympathomimetika
- gleichzeitiger Anwendung von Antidepressiva aus der Wirkstoffgruppe der MAO-Hemmer oder Anwendung innerhalb von 14 Tagen nach Behandlung mit MAO-Hemmern wegen der Gefahr einer Bluthochdruck-Krise
- Schilddrüsenüberfunktion oder Vergiftung mit Schildrüsenhormonen
- Erregungszuständen
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die Beschwerden verursachen
- fortgeschrittener Arterienverkalkung (Arteriosklerose)
- mittelschwerem bis schwerem Bluthochdruck
- Grünem Star
- Herzmissbildungen oder anderen schwerwiegenden Herzerkrankungen, weil die Gefahr eines plötzlichen Herztodes besteht.
Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Lisdexamfetamin angewendet werden bei
- Psychosen, weil der Wirkstoff die Verhaltens- und Denkstörungen verschlimmern kann
- Depressionen und solchen, die mit Phasen der Übersteigerung (Manie) verbunden sind, weil ein entsprechender Schub ausgelöst werden kann
- unkontrollierbaren Bewegungen (Tics) und Tourette-Syndrom, weil sich die Beschwerden verschlimmern können
- Patienten mit Drogenmissbrauch oder -abhängigkeit in der Vorgeschichte, weil der Wirkstoff ein hohes Suchtpotential hat
- Patienten mit Neigung zu Krampfanfällen.
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Es liegen keine hinreichenden und entsprechend kontrollierten Studien mit Lisdexamfetamin bei Schwangeren vor.
Dexamfetamin, das aktive Stoffwechselprodukt von Lisdexamfetamin, kann den Mutterkuchen durchdringen. In Tierexperimenten hatte Lisdexamfetamin keinen Einfluss auf die Entwicklung oder die Lebensfähigkeit der Ungeborenen. Wurde der Wirkstoff allerdings an Rattenjunge verfüttert, verminderte er deren Wachstum. Lisdexamfetamin sollte in der Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn der Arzt den möglichen Nutzen für die Mutter über den eventuellen Schaden für das Ungeborene stellt.
Alle Amphetamine werden in die Muttermilch abgegeben. Deshalb darf Lisdexamfetamin während der Stillzeit nicht angewendet werden.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Lisdexamfetamin darf nicht bei Kindern unter sechs Jahren angewendet werden. Sicherheit und Wirksamkeit in dieser Altersgruppe sind nicht durch Studien erwiesen.
Welche Nebenwirkungen kann Lisdexamfetamin haben?
Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Lisdexamfetamin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Sehr häufige Nebenwirkungen
Verminderter Appetit, Schlafstörungen, Oberbauchschmerzen, Gewichtsabnahme.
Häufige Nebenwirkungen
Essensverweigerung, Tics, Gemütsschwankungen, seelisch-körperliche Überaktivität, Aggression, Schwindel, Schläfrigkeit, Pupillenweitstellung, Mundtrockenheit, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen, Hautausschlag, Reizbarkeit, Müdigkeit, Fieber.
Gelegentliche Nebenwirkungen
Überempfindlichkeit, Aufregung, Angst, Redefluss, Depression, Verstimmung, Hautrupfen, Übersteigerung, Wahnvorstellungen, Unruhe, Zittern, verschwommenes Sehen, Herzrasen, Herzklopfen, Atembeschwerden, übermäßiges Schwitzen, Nesselfieber, Zerfahrenheit, Blutdruckanstieg.
Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit
Allergische Reaktion, Lustigkeit, zeitweilige Psychosen, Krampfanfälle, ungewollte Bewegungen, Herzmuskelerkrankung, Leberentzündung mit übermäßiger Bildung unreifer Blutzellen (Eosinophile Hepatitis), Gesichtsschwellung, schwere Hautreaktion (Stevens-Johnson-Syndrom).
Besonderheiten:
Die Nebenwirkungen können bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen unterschiedlich häufig auftreten.
Nebenwirkungen wie Verlust der Libido oder Erektionsstörungen treten bei Erwachsenen häufig auf, bei Jugendlichen weniger und bei Kindern wurde dieser Punkt nicht abgefragt.
Kommt es bei der Behandlung zu Brustschmerzen bei Belastung, Ohnmacht unklarer Ursache oder anderen Beschwerden, die auf eine Herzerkrankung schließen lassen, muss der Patient umgehend von einem Herzarzt untersucht werden.
Treten Psychosen, Wahnvorstellungen oder Übersteigerung auf, muss die Behandlung unter Umständen abgebrochen werden.
Das Wachstum sollte während der Behandlung mit dem Wirkstoff überwacht werden. Junge Patienten, die nicht wie erwartet wachsen oder deren Körpergewicht nicht erwartungsgemäß zunimmt, müssen möglicherweise ihre Behandlung unterbrechen. Körpergröße, Gewicht und Appetit sollten mindestens alle sechs Monate erfasst werden.
Wenn Patienten mit Neigung zu Krampfanfällen mehr oder stärkere Anfälle bekommen, muss die Therapie abgebrochen werden.
Welche Wechselwirkungen zeigt Lisdexamfetamin?
Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Lisdexamfetamin sollte wie alle seine chemischen Verwandten nicht während oder innerhalb von 14 Tagen nach der Gabe von Antidepressiva aus der Gruppe der MAO-Hemmer angewendet werden. Es könnte sonst zu einer vermehrten Freisetzung von Nervenbotenstoffen wie Noradrenalin kommen. Dies kann starke Kopfschmerzen und weitere Anzeichen einer Bluthochdruck-Krise hervorrufen. Des weiteren kann es zu verschiedenen Nervenschädigungen führen, zu Fieber und in manchen Fällen einem tödlichen Verlauf.
Lisdexamfetamin kann die Wirksamkeit von Guanethidin und anderen Blutdrucksenkern abschwächen.
Lisdexamfetamin verstärkt die schmerzhemmende Wirkung von opioiden Schmerzmitteln.
Substanzen, welche die Wirkungen von Lisdexamfetamin abschwächen können, sind die NeuroleptikaChlorpromazin und Haloperidol, die die Bindungsstellen für Nervenbotenstoffe an den Nerven blockieren und damit die anregende Wirkung auf das Gehirn. Chlorpromazin wirkt dabei gegen Dopamin und Noradrenalin, Haloperidol nur gegen Dopamin. Das AntidepressivumLithium schwächt die appetithemmenden und anregenden Wirkungen von Lisdexamfetamin ab.
Ascorbinsäure (Vitamin C) und andere Substanzen sowie eine Ernährung mit einem hohen Anteil an Obst und Gemüse, ferner Harnwegsinfektionen und Erbrechen bewirken eine Ansäuerung des Urins. Damit wird die Ausscheidung von Lisdexamfetamin im Urin gefördert und dessen Wirkung verkürzt.
Natriumhydrogencarbonat, manche Diuretika (Thiazide), eine Ernährung mit einem hohen Anteil an tierischem Eiweiß, ferner Zuckerkrankheit und eine durch die Atmung verursachte Übersäuerung des Blutes bewirken eine Alkalisierung (basische Reaktion) des Urins. Diese vermindert die Ausscheidung von Lisdexamfetamin im Urin und verlängern dessen Wirkung.
Alle Amphetamine (also auch Lisdexamfetamin) regen die Bildung von körpereigenem Kortison an. Dieser Anstieg ist abends am größten. Daher kann der Wirkstoff Bestimmungen des Kortisols im Urin stören.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Bei Beschwerden, die während der Therapie auf eine Herzerkrankung schließen lassen, muss der Patient umgehend von einem Herzarzt untersucht werden.
- Eine Behandlung darf nicht zusammen mit MAO-Hemmern oder innerhalb von 14 Tagen nach Behandlung mit MAO-Hemmern erfolgen.
- Treten Psychosen, Wahnvorstellungen oder Übersteigerung auf, muss die Behandlung mit dem Medikament abgebrochen werden.
- Treten während der Behandlung mit dem Medikament mehr oder stärkere Krampfanfälle auf, muss die Therapie abgebrochen werden.
- Während der Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit dem Medikament sollte das Wachstum überwacht werden.
- Das Medikament darf nur unter der Kontrolle eines in kindlichen Verhaltensstörungen spezialisierten Arztes angewendet werden.
- Das Medikament kann vom Arzt nur auf einem speziellen Betäubungsmittel (Btm)-Rezept verordnet werden.
- Das Medikament regt die Bildung körpereigenen Kortisons an und kann daher Bestimmungen des Kortisols im Urin stören.
- Das Medikament kann Schwindel, Schläfrigkeit und Sehstörungen verursachen, die möglicherweise Autofahren und das Bedienen von Maschinen gefährlich machen.
Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.
Welche Medikamente beinhalten Lisdexamfetamin?
Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Lisdexamfetamin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.
So wirkt Lisdexamfetamin
Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Lisdexamfetamin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Alpha-Sympathomimetika, zu welcher der Wirkstoff Lisdexamfetamin gehört.
Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Lisdexamfetamin
Lisamfetamin dient, eingebunden in eine therapeutische Gesamtstrategie, zur Behandlung von Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störungen (ADHS) bei Kindern ab einem Alter von sechs Jahren. Behandelt werden eine kurze Aufmerksamkeitsspanne, Ablenkbarkeit, Gemütsschwankungen, Impulsivität, mäßiger bis starker übermäßiger Bewegungsdrang, geringfügige Anzeichen von Nervenstörungen und auffällige Gehirnfunktion (durch EEG festgestellt) sowie unter Umständen beeinträchtigte Lernfähigkeit. Voraussetzung ist, dass eine zuvor erhaltene Behandlung mit Methylphenidat einen nur unzureichenden Behandlungserfolg zeigte.
Die Behandlung darf nur durch einen Spezialisten für Verhaltensstörungen bei Kindern und/oder Jugendlichen erfolgen. Die Diagnose muss sehr sorgfältig gestellt werden.
Eine Behandlung mit dem Wirkstoff ist nicht bei allen Kindern mit ADHS angebracht, und der Entscheidung zur Anwendung muss eine sehr sorgfältige ärztliche Einschätzung der Schwere und Dauer der Beschwerden des Kindes in Bezug auf sein Alter sowie der Möglichkeit für Missbrauch, Fehlgebrauch oder Zweckentfremdung aus Suchtgründen vorausgehen.
Unbedingt notwendig sind eine entsprechende pädagogische Betreuung und psychosoziale Maßnahmen.
Die medikamentöse Behandlung von ADHS kann über längere Zeit erforderlich sein. Der Arzt, der sich entschließt, den Wirkstoff über längere Zeit (mehr als zwölf Monate) anzuwenden, muss mindestens einmal jährlich den Nutzen für den Patienten neu bewerten: dies kann durch behandlungsfreie Zeitabschnitte, vorzugsweise während der Schulferien geschehen, um das Verhalten des Patienten ohne medikamentöse Behandlung zu beurteilen.
Eine Fortsetzung der Behandlung ins Erwachsenenalter kann bei Jugendlichen angemessen sein, deren Beschwerden bis in diese Zeit bestehen bleiben und die einen eindeutigen Nutzen von der Behandlung haben.
Zu folgenden Anwendungsgebieten von Lisdexamfetamin sind vertiefende Informationen verfügbar:
Wirkungsweise von Lisdexamfetamin
Lisdexamfetamin ist eine inaktive Vorstufe (Prodrug) des eigentlichen Wirkstoffs. Nach der Einnahme wird Lisdexamfetamin aus dem Magen-Darm-Kanal rasch in das Blut aufgenommen. Dort verwandeln es hauptsächlich die roten Blutkörperchen in Dexamfetamin, welches für die Wirkung der Substanz verantwortlich ist.
Dexamfetamin gehört zur Wirkstoffgruppe der Alpha-Sympathomimetika und dort zur Untergruppe der Amphetamine. Wie alle Amphetamine regt auch Dexamfetamin das Gehirn zu gesteigerter Aktivität an. Wie Dexamfetamin auf die mit ADHS verbundenen Beschwerden wirkt, ist nicht vollständig aufgeklärt. Es wird jedoch angenommen, dass der Wirkstoff die Wiederaufnahme der Nervenbotenstoffe Noradrenalin und Dopamin in die Nervenenden blockiert und zusätzlich für eine vermehrte Freisetzung dieser Botenstoffe sorgt. Insgesamt ergibt sich so eine größere Konzentration an freiem Noradrenalin und Dopamin an den Nervenenden.
Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.