Levodopa + Benserazid

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 28.04.2016

Allgemeines

Die Kombination aus den Wirkstoffen Levodopa und Benserazid wird zur Behandlung der typischen Symptome der Parkinsonkrankheit wie Steifheit der Muskulatur (Rigor), Zittern (Tremor) und Verlangsamung der Bewegung (Akinese) eingesetzt.

Welchen Zwecken dient diese Wirkstoffkombination?

  • Beweglichkeit bei der Parkinsonkrankheit erhalten oder verbessern
  • parkinsonähnliche Symptome bei anderen Krankheiten behandeln
  • Restless-Legs-Syndrom behandeln
  • Parkinson-Symptome verringern
  • Restless-Legs-Syndrom feststellen

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Levodopa + Benserazid im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann dürfen Levodopa + Benserazid nicht verwendet werden?

Die Kombination darf nicht verwendet werden bei
  • Überempfindlichkeit gegen Levodopa oder Benserazid
  • Parkinson-Beschwerden als Nebenwirkungen von Medikamenten
  • Patienten mit einem Hormon produzierenden Tumor in der Nebenniere (Phäochromozytom)
  • Patienten unter 25 Jahren
  • schwerer Schilddrüsenüberfunktion
  • schweren Stoffwechsel-, Herz-, Leber-, Nieren- und Knochenmarkserkrankungen
  • Psychosen mit oder ohne äußerem Anlass
  • Engwinkelglaukom (spezielle Form des Grünen Star)
  • Herzrasen.
Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf die Wirkstoffkombination verordnet werden bei
  • Patienten, die schon einen Herzinfarkt,Herzrhythmusstörungen oder Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße hatten, hier muss die Herz- und Kreislauffunktion regelmäßig ärztlich kontrolliert werden
  • Patienten mit Magen-Darm-Geschwüren in der Vorgeschichte
  • Knochenerweichung (Osteomalazie)
  • Weitwinkelglaukom (spezielle Form des Grünen Star
  • Zuckerkrankheit, weil die Dosierung der Behandlung gegebenenfalls verändert werden muss
  • niedrigem Blutdruck, weil Benserazid einen durch Levodopa verursachten niedrigen Blutdruck verstärken kann.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Die Kombination darf in der Schwangerschaft nicht angewendet werden, da keine Erfahrungen beim Menschen vorliegen. In Tierversuchen wurden für Levodopa und Benserazid Fruchtschädigungen beschrieben.

Der Wirkstoff Levodopa hemmt die Ausschüttung des Milch produzierenden Hormons Prolaktin. Daher muss abgestillt werden, bevor eine Behandlung mit der Wirstoffkombination begonnen wird.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Das Medikament ist für Kinder und Jugendliche nicht zugelassen.

Welche Nebenwirkungen können Levodopa + Benserazid haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Levodopa + Benserazid. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Je nach Einsatzgebiet treten die Nebenwirkungen in unterschiedlicher Ausprägung und Häufigkeit auf.

Parkinson-Krankheit
Sehr häufige Nebenwirkungen:
Störungen im Bewegungsablauf (Verschlechterung von Dyskinesien), unkontrollierte Bewegungen vor allem des Kopfs, der Zunge und des Munds, Übelkeit und Erbrechen, Urinverfärbungen.

Häufige Nebenwirkungen:
Psychische Störungen wie Unruhe, Angststörungen, Verstimmungen; Benommenheit, Verwirrtheit, Schlafstörungen wie Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit, Zittern, Muskelsteifigkeit, Mundtrockenheit, verstärktes Schwitzen, Müdigkeit, Sturzgefahr, Verdauungsstörungen, Bauchschmerzen.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Benommenheit, Müdigkeit, Schwindel, niedriger Blutdruck (Hypotonie), Beweglichkeitsveränderungen, Depressionen, Halluzinationen, Wahnideen, Selbstmordgefahr, unkontrollierte Bewegungen, Verschwommensehen, metallischer Geschmack im Mund.

Seltene Nebenwirkungen:
Krämpfe, Gefühlsstörungen, Magen-, Darmgeschwüre, Kreislaufstörungen, Atembeschwerden, Venenentzündungen, Hautausschläge, Leberfunktionsstörungen, Anstieg der Leberenzyme, Blutbildveränderungen.

Sehr seltene oder vereinzelt auftretende Nebenwirkungen:
Magenblutungen, vermehrter Zerfall roter Blutkörperchen, Hautverdickungen, Hautausschläge (Papeln), Hautjucken (Juckreiz), grundlose Aufgeregtheit, Gewichtsverlust, Leberentzündungen mit Gallestau, Müdigkeit oder plötzliches Einschlafen.

Restless-legs-Syndrom
Sehr häufige Nebenwirkungen:
Essenverweigerung, Schlafstörungen (nicht durch das Restless-Legs-Syndrom bedingt), Depressionen, unwillkürliche Bewegungen (im fortgeschrittenen Stadium der Behandlung), Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, vorübergehende Erhöhung der alkalischen Phosphatase, Erhöhung der Harnstoff-Stickstoff-Werte im Blut.

Häufige Nebenwirkungen:
Ängstlichkeit, Halluzinationen, Änderungen des Geschmacksempfindens, Herzrhythusstörungen, niedriger Blutdruck mit Schwindel bei Körperlageveränderung.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Geschmacksverlust.

Seltene Nebenwirkungen:
Vorübergehender Mangel an weißen Blutkörperchen.

Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
Blutarmut (hämolytische Anämie), Mangel an Blutplättchen, innere Unruhe, Wahnvorstellungen, zeitliche Desorientierung, Müdigkeit, Schwindel, übermäßige Tagesmüdigkeit, plötzlich auftretendes Einschlafen, vorübergehende Erhöhung der Leberwerte (Transaminasen, Gamma-GT), allergische Hautreaktionen, Urinverfärbung (meist eine leichte Rotfärbung, die sich bei längerem Stehenlassen dunkel färbt).

Besonderheiten:
Die meisten Nebenwirkungen werden durch die verstärkte Wirkung von Levodopa verursacht. Sie treten besonders zu Beginn der Behandlung zutage. Die Nebenwirkungen können durch sehr langsames Aufdosieren oder eine Dosisverringerung der Wirkstoffkombination vermindert werden.

Die Patienten sollten vom Arzt und ihren Angehörigen regelmäßig hinsichtlich Verhaltensauffälligkeiten wie krankhafte Spielsucht, krankhaft gesteigerter Geschlechtsdrang, zwanghaftes Geldausgeben oder Einkaufen, Essattacken und Esszwang beobachtet werden. Wenn solche Symptome auftreten, sollte die Behandlung möglicherweise geändert werden.

Welche Wechselwirkungen zeigen Levodopa + Benserazid?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Nervendämpfende und schmerzlindernde Wirkstoffe wie Neuroleptika und opioide Schmerzmittel, Kreislaufmittel und blutdrucksenkende Mittel (Antihypertensiva) sowie Papaverin und Phenytoin vermindern die Wirkung von Levodopa und Benserazid.

Selektive MAO-Hemmer (MAO-B-Hemmer) wie Selegilin oder Amantadin erhöhen dagegen den Effekt von Levodopa, ohne gefährliche Wechselwirkungen auszulösen. Eventuell muss dennoch die Dosis dieser Wirkstoffe durch den Arzt angepasst werden. Insbesondere bei Selegilin darf dabei die Tagesdosis von maximal zehn Milligramm nicht überschritten werden.

Bei gleichzeitiger Einnahme unselektiver MAO-Hemmer (MAO-A-Hemmer) wie beispielsweise Tranylcypromin kann es zu einem krisenhaften Blutdruckanstieg kommen. Diese Wirkstoffe müssen mindestens 14 Tage vor einer Behandlung mit der Wirkstoffkombination abgesetzt werden.

Blutdrucksteigernde Sympatomimetika werden in ihrer Wirkung durch Levodopa und Benserazid verstärkt. Deshalb muss ihre Dosis bei gleichzeitiger Gabe vom Arzt verringert werden.

Die gleichzeitige Einnahme einer proteinreichen Mahlzeit mit viel Fleisch oder Hülsenfrüchten kann zu einer Wirkungsverminderung der Kombination führen. Gleiches gilt für die gleichzeitige Anwendung von Eisenpräparaten und säurebindenden Mitteln (Antazida). Eisenpräparate dürfen nur in einem Abstand von mindestens zwei Stunden zu einer Gabe der Wirkstoffkombination eingenommen werden.

Das Magenmittel Metoclopramid dagegen beschleunigt die Aufnahme von Levodopa in den Körper, was zu mehr Nebenwirkungen führen kann.

Vor Narkosen mit Halothan und anderen zentral dämpfenden Wirkstoffen wie beispielsweise Atropin oder Clonidin muss die Wirkstoffkombination wenigstens acht Stunden vor der Operation abgesetzt werden (sofern nicht gleichzeitig opioide Schmerzmittel verabreicht werden).

Im Prinzip ist die Kombination mit allen bekannten Antiparkinsonmitteln wie Dopaminrezeptor-Agonisten, Amantadin und Muskarinrezeptor-Antagonisten kombinierbar. Wenn allerdings eine zusätzliche Therapie mit Entacapon oder Tolcapon begonnen wird, wird der Arzt womöglich die Dosis der Kombination vermindern. Wird eine Parkinson-Therapie um die Kombination ergänzt, sollte die vorbestehende Behandlung mit Anticholinergika nicht sofort beendet werden, da die Levodopa-Wirkung verzögert einsetzt.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Da in seltenen Fällen Selbstmordgefahr besteht, ist auf Depressionen während der Behandlung vom Arzt besonders zu achten.
  • Es kann zu falsch-positiven Testergebnissen beim Harnzuckertest und Coombs-Test (Test auf einen gesteigerten Zerfall roter Blutkörperchen) kommen.
  • Bei Auftreten von unerwünschten Nebenwirkungen (Übelkeit, Erbrechen und Halluzinationen), insbesondere in den ersten Tagen bis Wochen nach Therapiebeginn, muss der Arzt befragt werden, um gegebenenfalls die Dosis zu verringern.
  • Wird die Wirkstoffkombination abgesetzt, muss die Dosierung anderer Anti-Parkinson-Mittel angepasst werden, um die Symptome der Parkinsonkrankheit ausreichend unter Kontrolle zu halten. Ein abruptes Absetzen muss jedoch vermieden werden.
  • In der Einstellungsphase sind häufigere Kontrollen der Leber- und Nierenfunktion sowie des Blutbilds zu empfehlen.
  • Außer in Notfallsituationen sollte die Kombination immer zwölf bis 48 Stunden vor einer Operation abgesetzt werden, falls eine Allgemeinanästhesie (Narkose) notwendig ist.
  • Bei Auftreten von krankhafter Spielsucht, gesteigertem Geschlechtsdrang, zwanghaftes Geldausgeben oder Einkaufen, Essattacken und Esszwang sollte die Behandlung möglicherweise geändert werden.
  • Der Wirkstoff kann das Reaktionsvermögen herabsetzen und die aktive Teilnahme am Straßenverkehr und beim Bedienen von Maschinen einschränken.
  • Tagesmüdigkeit und plötzliches Einschlafen können während der Behandlung auftreten.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Levodopa + Benserazid?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Levodopa + Benserazid enthalten sind.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

So wirkt Levodopa + Benserazid

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Levodopa + Benserazid. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Parkinson-Mittel, zu welcher die Wirkstoffkombination Levodopa + Benserazid gehört.

Anwendungsgebiet der Wirkstoffkombination Levodopa + Benserazid

Die Kombination aus den Wirkstoffen Levodopa und Benserazid wird zur Behandlung der typischen Symptome der Parkinsonkrankheit wie Steifheit der Muskulatur (Rigor), Zittern (Tremor) und Verlangsamung der Bewegung (Akinese) eingesetzt.

Des Weiteren wird die Kombination verwendet, um parkinsonähnliche Beschwerden bei anderen Krankheiten zu behandeln. So wird die Kombination auch gegen das sogenannte Segawa-Syndrom eingesetzt, eine genetisch verursachte Form der Muskelverspannung (auch DRD (Dopa-responsive Dystonie). Es ist das einzige Dystonie-Krankheitsbild, das sich auf die Gabe von Levodopa hin bessert. Allerdings handelt es sich hier um einen "off-label-use", weil die Kombination nicht offiziell dafür zugelassen ist.

Ein weiteres Anwendungsgebiet von Levodopa und Benserazid ist das so genannte Restless-Legs-Syndrom. Bei dem Syndrom der "unruhigen Beine" verspüren die Patienten besonders nachts einen unkontrollierbaren Bewegungsdrang, häufig begleitet von Muskelzuckungen und einschießenden Schmerzen. Hier könnte ebenso wie bei der Parkinsonkrankheit ein Dopaminmangel im Gehirn zugrunde liegen, weshalb die Symptome auf die Parkinsonmittel Levodopa und Benserazid sehr gut ansprechen. Die Kombination wird heute auch dazu benutzt, um ein Restless-Legs-Syndrom sicher zu erkennen. Eine Besserung der Beschwerden durch die Behandlung mit einer Dosierung von 100 Milligramm Levodopa und 25 Milligramm Benserazid bestätigt das vermutete Krankheitsbild.

Die Wirkstoffkombination muss bei den meisten genannten Einsatzgebieten auf lange Zeit hin genommen werden, um die Gehirnzellen dauerhaft anzuregen.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Levodopa + Benserazid sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Levodopa + Benserazid

Bei der Parkinsonkrankheit fehlt dem Gehirn der Botenstoff Dopamin, den es jedoch braucht, um die Bewegungen des Körpers zu kontrollieren. Ist nicht genügend Dopamin vorhanden, zeigen sich die typischen Parkinson-Symptome wie Steifheit der Muskulatur (Rigor), Zittern (Tremor) und Verlangsamung der Bewegung (Akinese).

Dopamin selbst kann die Blut-Hirn-Schranke nicht passieren und daher auch nicht als Tablette verabreicht werden. Aus diesem Grund wird seine chemische Vorstufe, das Parkinsonmittel Levodopa gegeben. Levodopa ist eine Aminosäure und kann im Gegensatz zu Dopamin den Schutzwall, der das Gehirn umgibt, durchqueren. Dort dient es als Quelle für Dopamin, in das es umgewandelt wird. Jedoch wird Levodopa nicht nur im Gehirn, sondern auch auf dem Transport dorthin im Blut zu Dopamin abgebaut und verliert dadurch seine Wirksamkeit für die Bewegungskontrolle. Deshalb wird Levodopa mit Benserazid kombiniert, das den vorzeitigen Abbau von Levodopa zu Dopamin verhindert.

Benserazid ist ein so genannter Decarboxylase-Hemmer aus der Gruppe der Mittel zur Behandlung der Parkinsonkrankheit, der das entsprechende Levodopa abbauende Enzym blockiert und so verhindert, dass Levodopa im Darm und im Blut vorzeitig abgebaut wird, bevor der Parkinsonwirkstoff das Gehirn erreicht hat. Dadurch können die Levodopadosis und damit auch die Nebenwirkungen von Levodopa deutlich gesenkt werden. So sind für die gewünschten Behandlungseffekte bei der Kombination mit Benserazid rund 20 Prozent weniger von Levodopa notwendig als bei der Therapie mit Levodopa als Einzelwirkstoff.

Da wahrscheinlich auch beim so genannten Restless-Legs-Syndrom ein Dopaminmangel ursächlich ist, lassen sich mit der Wirkweise der Wirkstoffkombination außerdem die nächtlichen Beschwerden der "unruhigen Beine" deutlich verringern.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.