Lacosamid

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 19.06.2012

Allgemeines

Lacosamid wird zusammen mit anderen Antiepileptika eingesetzt bei Anfällen, die von bestimmten Herden im Gehirn ausgehen, auf dieses Gebiet beschränkt bleiben oder sich danach über das ganze Gehirn ausbreiten. Der Arzt spricht von fokalen Anfälle mit oder ohne sekundärer Generalisierung.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Ausbreitung überzähliger Nervenreize im Gehirn hemmen
  • übererregbare Nervenzellen stabilisieren

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Lacosamid im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Lacosamid nicht verwendet werden?

Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einer Herzrhythmusstörung mit verlangsamtem Herzschlag (AV-Block 2. oder 3. Grades) darf Lacosamid nicht angewendet werden.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Lacosamid eingesetzt werden bei Patienten mit Störungen der Erregungsleitung am Herzen, einer schweren Herzerkrankung wie Herzinfarkt oder Herzmuskelschwäche und älteren Patienten, weil bei diesen ein erhöhtes Risiko für Herzerkrankungen bestehen kann.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Für alle Antiepileptika wurde nachgewiesen, dass es bei den Nachkommen von Frauen mit Epilepsie zwei- bis dreimal mehr zu Missbildungen kommt als in der Allgemeinbevölkerung. Vor allem waren dabei Frauen betroffen, die mehrere Medikamente in Kombination erhielten. In welchem Maße jedoch Therapie und/oder Krankheit hierfür verantwortlich sind, wurde nicht geklärt. Trotzdem sollte eine wirksame antiepileptische Therapie während der Schwangerschaft nicht unterbrochen werden, da sich eine Verschlimmerung der Krankheit sowohl für die Mutter als auch das Ungeborene nachteilig auswirken kann. Auch Lacosamid darf während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, der behandelnde Arzt hält es für unverzichtbar (wenn der Nutzen für die Mutter das Risiko für das ungeborene Kind eindeutig übersteigt). Bei Patientinnen, die planen, schwanger zu werden, ist die Anwendung des Arzneimittels sorgfältig abzuwägen.

Es ist nicht bekannt, ob Lacosamid beim Menschen in die Muttermilch übertritt, wie es in Tierexperimenten der Fall ist. Aus Vorsichtsgründen sollte während der Behandlung mit Lacosamid auf das Stillen verzichtet werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Sicherheit und Wirkung von Lacosamid bei Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren wurde nicht ausreichend in Studien erprobt. Daher ist die Anwendung bei dieser Altersgruppe untersagt.

Welche Nebenwirkungen kann Lacosamid haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Lacosamid. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Schwindelgefühl, Kopfschmerzen, Doppeltsehen, Übelkeit.

Häufige Nebenwirkungen:
Depression, Verwirrtheitszustand, Schlaflosigkeit, Gleichgewichtsstörungen, Bewegungsstörungen, Gedächtnisstörungen, Hirnleistungsstörungen, Benommenheit, Zittern, Augapfelzittern, Empfindungsstörungen, Sprachstörungen, Aufmerksamkeitsstörungen, Verschwommensehen, Schwindel, Ohrensausen, Erbrechen, Verstopfung, Blähungen, Verdauungsstörungen, Mundtrockenheit, Juckreiz, fliegende Hitze, Muskelkrämpfe, Gehstörung, Schwäche, Müdigkeit, Reizbarkeit, Stürze, Hautwunden.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Arzneimittelüberempfindlichkeit, Aggression, Aufregung, Übersteigerung, Psychosen, Selbstmordgedanken, Selbstmordversuche, Herzrhythmusstörungen (AV-Block, verlangsamter Puls, Kammerflimmern, Kammerflattern), abnormer Leberfunktionstest, Blutgefäßschwellungen, Nesselsucht.

Besonderheiten:
Die Behandlung mit Lacosamid wurde mit dem Auftreten von Schwindelgefühl in Verbindung gebracht, was die Häufigkeit von unbeabsichtigten Verletzungen und Stürzen erhöhen kann. Wer mit Lacosamid behandelt wird, muss besonders zu Behandlungsbeginn vorsichtig sein, bis die Auswirkungen bekannt sind.

Langsamer oder unregelmäßiger Puls, Schwindelgefühl und Ohnmacht können Anzeichen eines AV-Blocks 2. oder höheren Grades, Herzklopfen, schneller oder unregelmäßiger Puls und Kurzatmigkeit Anzeichen von Herzflimmern und -flattern sein. Falls eine dieser Beschwerden auftritt, sollte umgehend ärztlicher Rat eingeholt werden.

Die Behandlung mit Antiepileptika ist häufig mit Selbstmord-Gedanken und -Verhalten verbunden. Der Mechanismus für die Auslösung dieser Nebenwirkung ist nicht bekannt. Wenn Anzeichen für eine Selbstmordgefährdung auftreten, ist sofort ein Arzt zu befragen.

Welche Wechselwirkungen zeigt Lacosamid?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Lacosamid ist mit Vorsicht bei solchen Patienten anzuwenden, die Wirkstoffe erhalten, die sich auf den Herzrhythmus auswirken. Dazu gehören die Antiepileptika Carbamazepin, Lamotrigin und Pregabalin sowie Antiarrhythmika der Klasse I.

Substanzen, die die Enzyme hemmen, welche Lacosamid abbauen, können möglicherweise bei gleichzeitiger Anwendung die Wirkung und Nebenwirkungen von Lacosamid verstärken. Dazu gehören die Pilzmittel Itraconazol und Ketoconazol, das AIDS-Mittel Ritonavir und das Makrolid-AntibiotikumClarithromycin. Substanzen hingegen, die das gleiche Enzymsystem fördern, können die Wirkung von Lacosamid verringern. Das ist bei dem Tuberkulose-MittelRifampicin oder Johanniskraut (gegen Depressionen) möglich. Gleiches gilt für die gleichzeitige Behandlung mit anderen Antiepileptika (Carbamazepin, Phenytoin und Phenobarbital).

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Bei Herzbeschwerden gleich welcher Art ist sofort ein Arzt zu befragen.
  • Die Patienten sind während der Behandlung sorgfältig auf Anzeichen von Selbstmordneigung zu beobachten.
  • Zum Beenden der Behandlung ist das Medikament mit langsam verminderter Dosierung "auszuschleichen".
  • Das Medikament ist nicht für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren geeignet.
  • Schwindel und Verschwommensehen können Autofahren und das Führen von Maschinen gefährlich machen.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Lacosamid?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Lacosamid enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform

So wirkt Lacosamid

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Lacosamid. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Antiepileptika, zu welcher der Wirkstoff Lacosamid gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Lacosamid

Lacosamid wird zusammen mit anderen Antiepileptika eingesetzt bei Anfällen, die von bestimmten Herden im Gehirn ausgehen, auf dieses Gebiet beschränkt bleiben oder sich danach über das ganze Gehirn ausbreiten. Der Arzt spricht von fokalen Anfälle mit oder ohne sekundärer Generalisierung.

Die Anwendung des Wirkstoffs ist nur bei Epilepsie-Patienten ab 16 Jahren erlaubt.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Lacosamid sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Lacosamid

Der genaue Wirkmechanismus, über den Lacosamid seine antiepileptische Wirkung beim Menschen ausübt, ist noch nicht vollständig geklärt.

In Studien an isolierten Gehirnzellen zeigte sich, dass Lacosamid mithilft, die Kanäle zu schließen, über die Natrium in die Nervenzellen des Gehirns einströmt. Natrium aber ist für die Weiterleitung eines elektrischen Impulses unbedingt notwendig. Kommt der Natrium-Einstrom zum Erliegen, werden übererregbare Nervenzellen stabilisiert. So können keine ungeregelten elektrischen Ströme mehr weitergeleitet werden, die die Ursache der epileptischen Anfälle sind.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.