Hydromorphon

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 04.02.2010

Allgemeines

Hydromorphon ist ein sehr stark wirksames opioides Schmerzmittel. Angewendet wird es bei starken und stärksten Schmerzen, zum Beispiel nach Operationen, Unfallverletzungen oder bei Tumorschmerzen. Es ist ein ideales Schmerzmittel zur Behandlung chronisch starker Schmerzen. Es wird vor allem auch bei älteren Patienten eingesetzt, weil es im Körper sehr schnell abgebaut wird und dadurch nebenwirkungsärmer ist als Morphin.

Welchem Zweck dient dieser Wirkstoff?

  • starke bis sehr starke Schmerzen lindern

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Hydromorphon im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Hydromorphon nicht verwendet werden?

Hydromorphon darf nicht gegeben werden bei
  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • Darmverengung oder Stillegung von Darmabschnitten (Blind-Loop-Syndrom) nach einem chirurgischen Eingriff und/oder durch eine zugrunde liegende Erkrankung
  • akuten Schmerzen oder Schmerzen nach einer Operation
  • schwerer Leberfunktionsstörung
  • gestörter Atemfunktion und im Status asthmaticus
  • akuten Oberbauchschmerzen unbekannter Ursache
  • Wehen bei Geburten (besonders Frühgeburten) und bei Kaiserschnitt wegen möglicher Atemdepression beim Kind.
Eine gleichzeitige Behandlung mit Antidepressiva aus der Gruppe der MAO-Hemmer ist verboten. Hydromorphon darf frühestens 14 Tage nach Beendigung einer solchen Therapie gegeben werden. Auch die gleichzeitige Gabe mit den Schmerzmitteln Buprenorphin, Nalbuphin oder Pentazocin ist nicht erlaubt.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt darf Hydromorphon angewendet werden bei
  • vermindertem Blutdruck und bei einem zu geringen Blutvolumen (Hypovolämie)
  • der Gefahr eines Darmverschlusses
  • Erkrankungen oder Verletzungen, die einen erhöhten Hirndruck verursachen
  • chronischer Verstopfung, weil sich diese verschlimmern kann
  • Bauchspeicheldrüsenentzündungen (Pankreatitis)
  • Gallenwegserkrankungen
  • entzündlichen Darmerkrankungen
  • unbehandelter Schilddrüsenunterfunktion
  • Funktionsstörungen von Leber, Niere oder Nebennierenrinde
  • Hautgeschwülsten wie dem Myxödem
  • vergrößerter Vorsteherdrüse (Prostatahypertrophie mit Restharnbildung)
  • erhöhter Krampfbereitschaft (wie zum Beispiel bei Epilepsie)
  • Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit
  • Störungen des Nervensystems, alkoholbedingtem Delirium und Arzneimittelvergiftungen.
Ältere Patienten mit geringem Körpergewicht und Menschen mit Kopfverletzungen und Hirntumoren müssen bei der Behandlung mit Hydromorphon besonders sorgfältig ärztlich überwacht werden.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Der Wirkstoff sollte während der gesamten Schwangerschaft nicht eingenommen werden, da er schon im Mutterleib abhängig machen und nach der Geburt Entzugserscheinungen beim Neugeborenen auslösen kann.

Vor oder während der Geburt (inklusive Kaiserschnitt) gegeben, kann der Wirkstoff eine Atemdepression beim Kind verursachen und darf deshalb nicht angewendet werden.

Obwohl eine Schädigung des Säuglings bisher nicht bekannt geworden ist, darf der Wirkstoff in der Stillzeit nicht eingenommen werden, da er in die Milch übergeht. Bei einmaliger Anwendung ist eine Unterbrechung des Stillens in der Regel aber nicht erforderlich.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Der Wirkstoff darf Kindern unter einem Jahr nicht verabreicht werden.

Welche Nebenwirkungen kann Hydromorphon haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Hydromorphon. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Schläfrigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Verstopfung, Übelkeit und Erbrechen, Schwäche.

Häufige Nebenwirkungen:
Gewichtsabnahme, Herzrasen, Gedächtnisverlust, Empfindungsstörungen, Zittern, Muskelzuckungen, Aufmerksamkeitsstörung, Geschmacksstörung, Sehstörungen, Drehschwindel, Atemstörungen, Durchfall, Mundtrockenheit, Bauchschmerzen, Verdauungsstörungen, Esstörungen, Blähungen, Harnverhalt, Blasenentleerungsstörungen, Schwitzen, Juckreiz, Hautausschlag, Muskelkrämpfe, Rückenschmerz, Gelenkschmerz, Arm- und Beinschmerz, Appetitlosigkeit, Austrocknung, Sturz, Prellung, niedriger Blutdruck, Erröten, Bluthochdruck, Wassereinlagerungen im Gewebe (Ödeme), Entzugsbeschwerden, Fieber, Schmerz (auch im Brustraum), Schüttelfrost, Schlaflosigkeit, Angst, Verwirrtheit, Nervosität, anormale Träume, Depressionen, Stimmungsveränderungen, Ruhelosigkeit, Wahnvorstellungen.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
verminderte Blut-Sauerstoffsättigung, Blut-Kaliummangel, Leber-Enzym-Werterhöhung, Blut-Amylase-Werterhöhung, Herzklopfen, Herzrhythmusstörungen, Muskelverkrampfungen (allgemein), Bewegungsstörungen, Ohnmacht, Sprachstörungen, Gleichgewichtsstörung, Bewusstseinsminderung, Überempfindlichkeit, Gehirnfunktionsstörungen, Denkstörungen, Beunruhigung, Anfälle, Krampfanfälle, Pupillenverengung, Doppeltsehen, trockene Augen, Ohrensausen, Atemnot, Naselaufen, Niesen, Bronchialkrämpfe, Hecheln, Blähbauch, Haemorrhoiden, Blutstuhl, Stuhlveränderungen, Darmverengung, Divertikel, Aufstoßen, unnormale Bewegungen des Verdauungstraktes, Dickdarmdurchbruch, verzögerte Harnentleerung, häufiges Wasserlassen, Hautausschlag, Muskelschmerz, Appetitzunahme, Wasseransammlungen, Blut-Harnsäureüberschuss, Magen-Darm-Entzündung, Divertikel-Entzündung, Überdosierung, Unwohlsein, Gehstörung, Nervositätsgefühle, "Hangover", Erektionsstörungen, Impotenz, Sexualfunktionsstörungen, verminderte Libido-Verminderung, Panikattacken, Verfolgungswahn, Aggression, Weinen, Teilnahmslosigkeit, Wirkungsverminderung (des Wirkstoffs), Verstimmung, übersteigerte Stimmung.

Seltene Nebenwirkungen:
Blut-Testosteron-Wertverminderung, Herzschlagverlangsamung, verstärkte Reflexe, Atemaussetzer, Blut-Bauchspeicheldrüsenenzyme-Werterhöhung, Analfissur, Kotsteine, Dünndarmentzündung, Darmverschluss, Magenentleerungsbeeinträchtigung, schmerzhafter Stuhlgang, Gesichtsrötung, verminderte Sexualhormon-Ausschüttung, Betrunkenheitsgefühl, Hitzewallung, Kältewallung, Kältegefühl, Gallenkolik, Abhängigkeit.

Welche Wechselwirkungen zeigt Hydromorphon?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Hydromorphon sollte weder mit anderen opioiden Schmerzmitteln noch mit MAO-Hemmern (gegen Depressionen) kombiniert werden, da schwere Kreislauf- und Atemstörungen auftreten können. Zu der Behandlung mit MAO-Hemmern ist ein zeitlicher Abstand von mindestens 14 Tagen einzuhalten.

Wirkstoffe, die auf das zentrale Nervensystem eine dämpfende Wirkung ausüben, wie Barbiturate und Benzodiazepine können ebenfalls bei gleichzeitiger Gabe eine Atemdepression auslösen und sollten nicht zusammen mit Hydromorphon eingenommen werden. Gleiches gilt für den Genuss von Alkohol.

Beruhigungsmittel und Schlafmittel, Narkosemittel, die das Schmerzempfinden ausschalten und Muskelentspannungsmittel (Muskelrelaxanzien) wie Pancuronium oder Vecuronium verstärken die müde machende und beruhigende Wirkung von Hydromorphon. Gleichzeitig verstärkt sich die muskelentspannende Wirkung der Muskelrelaxanzien.

Die gleichzeitige Einnahme von anderen opioiden Schmerzmitteln wie beispielsweise Morphin, Oxycodon oder Pethidin verringert hingegen die Wirkung von Hydromorphon, während sich das Risiko gefährlicher Nebenwirkungen erhöhen kann.

Schmerzmittel wie Pentazocin beziehungsweise Buprenorphin oder das Antibiotikum Rifampicin verringern ebenfalls die schmerzlindernden Wirkungen von Hydromorphon und können bei Opioid-Abhängigen die typischen Entzugssymptome auslösen.

Der Säureblocker Cimetidin und der Blutdrucksenker Diltiazem sowie andere Wirkstoffe, die den Leberstoffwechsel beeinflussen wie das Makrolid-AntibiotikumErythromycin, die Pilzmittel Ketoconazol und Itraconazol oder Ritonavir (gegen HI-Viren) hemmen den Abbau und verstärken somit die Wirkung von Hydromorphon. Sie sollten deshalb nicht gemeinsam mit Hydromorphon eingenommen werden.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Während der Behandlung mit dem Medikament darf auf keinen Fall Alkohol getrunken werden.
  • Bei wiederholter Gabe des Medikaments, wie bei allen Opioiden, kann es zu seelischer und körperlicher Abhängigkeit kommen.
  • Ältere Patienten mit geringem Körpergewicht und Menschen mit Kopfverletzungen und Hirntumoren müssen bei der Behandlung mit dem Medikament besonders sorgfältig überwacht werden.
  • Barbiturate und Benzodiazepine sollten während der Behandlung mit dem Medikament nicht eingenommen werden.
  • Das Medikament unterliegt in Deutschland dem Betäubungsmittelgesetz und kann nur auf speziellen (BTM)-Rezepten verordnet werden.
  • Bei wiederholter Gabe des Medikaments, wie bei allen Opioiden, kann sich der Körper an den Wirkstoff gewöhnen (Tolerenazentwicklung). Dies kann höhere Dosierungen nötig machen und das Risiko einer Abhängigkeit verstärken.
  • Das Medikament steht auf der Dopingliste; es darf vor und bei Wettkämpfen nicht angewendet werden.
  • Die Behandlung mit dem Medikament darf nicht plötzlich beendet werden, damit es nicht zu Entzugserscheinungen kommt.
  • Insbesondere bei Behandlungsbeginn, Dosiserhöhung und in Kombination mit anderen Wirkstoffen kann das Medikament das Reaktionsvermögen soweit beeinträchtigen, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen eingeschränkt ist.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Hydromorphon?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Hydromorphon enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

So wirkt Hydromorphon

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Hydromorphon. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen opioide Schmerzmittel, Schmerzmittel, zu welcher der Wirkstoff Hydromorphon gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Hydromorphon

Hydromorphon ist ein sehr stark wirksames opioides Schmerzmittel. Angewendet wird es bei starken und stärksten Schmerzen, zum Beispiel nach Operationen, Unfallverletzungen oder bei Tumorschmerzen. Es ist ein ideales Schmerzmittel zur Behandlung chronisch starker Schmerzen. Es wird vor allem auch bei älteren Patienten eingesetzt, weil es im Körper sehr schnell abgebaut wird und dadurch nebenwirkungsärmer ist als Morphin.

Der Wirkstoff ist als Injektionslösung oder zur Einnahme in Form von Kapseln und Tabletten mit verlängerter Wirkung (Retardpräparate) erhältlich.

Hydromorphon ist verschreibungspflichtig und unterliegt dem Betäubungsmittelgesetz. Es kann vom Arzt nur auf einem speziellen Betäubungsmittel (BTM)-Rezept verordnet werden.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Hydromorphon sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Hydromorphon

Wie die anderen opioiden Schmerzmittel aktiviert auch Hydromorphon das körpereigene schmerzhemmende System. Seine Wirkung unterscheidet sich nicht wesentlich von der des Morphins. Hydromorphon ist aber etwa 7,5 Mal stärker wirksam als Morphin.

Die maximale Wirkung wird etwa eine Stunde nach der Verabreichung erzielt. Allerdings wird Hydromorphon im Körper auch sehr schnell wieder abgebaut. Aus diesem Grund muss Hydromorphon in kurzen Abständen oder in Form spezieller Arzneimittel mit verzögerter Wirkstoff-Freisetzung gegeben werden, um eine länger andauernde Schmerzausschaltung zu erreichen.

Der schnelle Abbau des Hydromorphons im Körper hat den Vorteil, dass bei dem Wirkstoff weniger Nebenwirkungen auftreten als bei Morphin.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.