Humaninsulin

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 22.02.2013

Allgemeines

Humaninsulin wird bei Diabetes mellitus vom Typ 1 (absolutem Insulinmangel) und Diabetes mellitus vom Typ 2 (relativem Insulinmangel) eingesetzt, um den Insulinmangel auszugleichen und so den Blutzuckerspiegel zu normalisieren.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • erhöhten Blutzuckerspiegel normalisieren
  • fehlendes körpereigenes Insulin ersetzen.

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Humaninsulin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Humaninsulin nicht verwendet werden?

Bei Überempfindlichkeit gegen Humaninsulin und bei Unterzuckerung (Hypoglykämie) darf der Wirkstoff nicht eingenommen werden.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Humaninsulin kann in der Schwangerschaft uneingeschränkt angewendet werden, da es ausschließlich im Körper der Mutter wirkt und nicht zum Ungeborenen gelangt. Für eine geplante oder laufende Schwangerschaft ist eine gute Stoffwechseleinstellung sogar für die normale Entwicklung des Kindes unerlässlich. Unterzuckerung sowie Überzuckerung sollten möglichst vermieden werden, da hierdurch die Risiken für Fehlbildungen und Tod des ungeborenen Kindes steigen. Humaninsulin kann auch während der Stillzeit verwendet werden.

Während der Schwangerschaft und Stillzeit verändert sich allerdings durch die veränderten Hormonspiegel auch der Blutzuckerverbrauch und damit der Insulinbedarf. Eine Anpassung der Dosierung von Humaninsulin kann dadurch erforderlich werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Der Wirkstoff ist für Kinder jeder Altersklasse geeignet.

Welche Nebenwirkungen kann Humaninsulin haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Humaninsulin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Allergische Hautreaktionen, Störungen der Nervenempfindungen (periphere Neuropathien), Sehstörungen (Refraktionsanomalie), Fettgewebszerstörung an der Einstichstelle, Überempfindlichkeitsreaktion der Haut an der Einstichstelle (Rötung, Schwellung, Juckreiz, Schmerzen, Bluterguss).

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Hautausschlag am ganzen Körper, Schwitzen, Störungen des Magen-Darm-Traktes, Atembeschwerden, Herzklopfen, niedriger Blutdruck und Ohnmacht/Bewusstlosigkeit, bleibende Veränderungen am Auge (diabetische Retinopathien), Wasseransammlung im Gewebe.

Welche Wechselwirkungen zeigt Humaninsulin?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Bei gleichzeitiger Einnahme folgender Wirkstoffe wird die Wirkung von Humaninsulin verstärkt u und Abkömmlinge
  • MAO-Hemmer
  • Betablocker
  • ACE-Hemmer
  • das Antiarrhythmikum Disopyramid
  • Fibrate (Cholesterinsenker)
  • das Psychopharmakon Fluoxetin
  • das opioide SchmerzmittelPropoxyphen
  • Pentoxifyllin (gegen Asthma)
  • Antibiotika aus der Gruppe der Sulfonamide
  • Salicylsäure.
  • Im Gegensatz dazu wird die Wirkung von Humaninsulin vermindert und damit der Insulinbedarf erhöht bei gleichzeitiger Anwendung von:
    • Glukokortikoiden
    • Schilddrüsenhormonen
    • Diuretika
    • Beta-2-Sympathomimetika
    • Danazol (zur Hemmung der Produktion des HypothalamushormonsGonadotropin)
    • Wachstumshormonen
    • Glukagon und Diazoxid (gegen Unterzuckerung)
    • Östrogenen und Gestagenen (in der "Pille" und in Östrogen-Gestagen-Kombinationen gegen Wechseljahresbeschwerden)
    • dem Tuberkulosemittel Isoniazid
    • Psychopharmaka aus der Gruppe der Phenothiazine sowie Olanzapin und Clozapin
    • den Asthma-Mitteln Salbutamol und Terbutalin
    • HIV-1-Proteasehemmern (gegen AIDS).
    Betablocker, der BlutdrucksenkerClonidin, Lithium (gegen Depressionen) oder Alkohol können sowohl zu einer Verstärkung als auch zu einer Abschwächung der blutzuckersenkenden Wirkung von Insulin führen.

    Das Amöben abtötende Pentamidin kann eine Unterzuckerung, gelegentlich mit nachfolgendem Zuckerüberschuss, verursachen.

    Zusätzlich kann unter der Wirkung von Betablockern, den Blutdrucksenkern Clonidin, Guanethidin und Reserpin die Gegenregulation bei Unterzuckerung (Engstellung der Blutgefäße, beschleunigter Herzschlag) abgeschwächt sein oder fehlen.

    Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

    • Durch die Anwendung von Herz-Kreislauf-Medikamenten und Beschwerden, die mit einem höheren Lebensalter verbunden sind, können Warnzeichen einer Unterzuckerung (zum Beispiel beschleunigten Herzschlag und Muskelzittern) manchmal schwer erkennbar sein.
    • Während der Anwendung des Medikaments muss der Patient seinen Blutzucker regelmäßig überwachen und die ärztlichen Untersuchungstermine einhalten.
    • Bei Auslassen einer Mahlzeit und/oder ungeplanter, anstrengender körperlicher Aktivität besteht die Gefahr einer Unterzuckerung.
    • Die Grundlage jeder Behandlung bei Zuckerkrankheit ist die vom Arzt verordnete Diät. Ohne genaue Einhaltung dieser Diät ist auch mit den entsprechenden Wirkstoffen keine wirksame Behandlung möglich.
    • Durch Anwendung des Medikaments kann das Reaktionsvermögen so weit beeinträchtigt werden, dass Autofahren, die Maschinenführung und Arbeiten ohne sicheren Halt gefährlich sind.

    Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

    Welche Medikamente beinhalten Humaninsulin?

    Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Humaninsulin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

    Medikament
    Darreichungsform

    So wirkt Humaninsulin

    Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Humaninsulin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Insuline, zu welcher der Wirkstoff Humaninsulin gehört.

    Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Humaninsulin

    Humaninsulin wird bei Diabetes mellitus vom Typ 1 (absolutem Insulinmangel) und Diabetes mellitus vom Typ 2 (relativem Insulinmangel) eingesetzt, um den Insulinmangel auszugleichen und so den Blutzuckerspiegel zu normalisieren.

    Zu folgenden Anwendungsgebieten von Humaninsulin sind vertiefende Informationen verfügbar:

    Wirkungsweise von Humaninsulin

    Humaninsulin gehört zur Gruppe der Insuline. Der Wirkstoff besteht aus Eiweißen (Proteinen), die mit dem menschlichen Insulin identisch sind und heute meist gentechnisch hergestellt werden.

    Die Blutzuckerspiegel-senkende Wirkung von Insulin beruht auf der Fähigkeit des Proteins, durch Bindung an Insulinrezeptoren in Muskel- und Fettzellen die Aufnahme und damit den Verbrauch von Blutzucker (Glukose) zu erhöhen. Gleichzeitig wird die Freisetzung weiterer Glukose aus der Leber verhindert. Humaninsulin ersetzt das fehlende Insulin, wenn es entweder überhaupt nicht mehr gebildet werden kann (absoluter Mangel) oder wenn es nur noch unzureichend gebildet wird und weniger wirksam ist (relativer Mangel).

    Humaninsulin kann nicht in Form von Tabletten eingenommen werden, sondern nur gespritzt werden. Wenn es direkt in ein Blutgefäß gespritzt wird, ist die Wirkung unmittelbar und schnell. So können die Auswirkungen eines zu hohen Blutzuckerspiegels wie beispielsweise eine Stoffwechselstörung (Ketoacidose) und ein diabetisches Koma verhindert werden. Allerdings lässt die Wirkung von Humaninsulin in diesem Fall bereits nach wenigen Minuten nach. Wird Humaninsulin unter die Haut gespritzt, wird es langsamer und in kleineren Dosen freigesetzt und kann eine längerfristige Wirkung ausüben.

    Humaninsulin gibt es sowohl als Normalinsulin wie als Verzögerungsinsulin. Diese Benennungen kennzeichnen den Wirkungsverlauf:
    • Normalinsulin - früher Altinsulin - verhält sich ähnlich wie das Insulin, das die Zellen der menschlichen Bauchspeicheldrüse produzieren. Nach dem Spritzen wirkt es relativ schnell, die stärkste Wirkung auf den Blutzucker hat das Insulin nach etwa zwei bis drei Stunden. Nach etwa vier bis sechs Stunden ist es im Blut nicht mehr nachweisbar.
    • Verzögerungsinsulin wirkt nicht so schnell, aber dafür länger. Deshalb muss es nicht so häufig gespritzt werden wie Normalinsulin. 1936 entdeckte der Arzt Hans Christian Hagedorn, daß sich die Wirkung von Insulin durch Zusatz eines bestimmten Eiweißes (NPH = Neutrales Protamin Hagedorn) verzögern ließ. Auf diese Weise reicht die Wirkung einer Spritze nicht mehr nur vier bis sechs, sondern etwa zwölf Stunden. Etwa vier bis sechs Stunden nach dem Spritzen eines NPH-Insulins ist die Blutzuckersenkung am stärksten.
      Ein anderer Trick zur Verzögerung der Insulinwirkung ist der Zusatz von Zink. Zink-Insulin hat einen ähnlichen Wirkungsverlauf wie NPH-Insulin und kann ebenfalls weniger häufig gespritzt werden wie Normalinsulin.

    Disclaimer:
    Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.