Guanfacin
Allgemeines
Guanfacin wird zur Behandlung von Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) eingesetzt. Es dient der Therapie von Kindern und Jugendlichen im Alter von sechs bis 17 Jahren, für die eine Behandlung mit Mitteln zur Anregung der Gehirntätigkeit nicht infrage kommt, entweder weil eine Unverträglichkeit vorliegt oder weil sie sich als unwirksam erwiesen hat.
Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?
- Blutdruck senken
- Wirkung von Stresshormonen hemmen
- Blutgefäße weitstellen
- neurologische Vorgänge normalisieren
Gegenanzeigen
Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Guanfacin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Wann darf Guanfacin nicht verwendet werden?
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff darf Guanfacin nicht angewendet werden.Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Guanfacin eingesetzt werden bei
- Herz- und Kreislauf-Beschwerden in der Vorgeschichte wie Kreislaufzusammenbruch, niedrigem Blutdruck, Blutdruckabfall bei Körperlageveränderung, verlangsamtem Herzschlag oder verminderter Reizweiterleitung am Herzen
- Neigung zu Ohnmacht und Austrocknung in der Vorgeschichte
- Kalium-Mangel, weil dieser zu Herzrhythmusstörungen im Sinne einer QT-Verlängerung führen kann.
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Bisher gibt es keine oder nur sehr begrenzte Erfahrungen mit der Anwendung von Guanfacin bei Schwangeren. Tierexperimente haben gezeigt, dass Guanfacin die Nachkommen schädigen kann. Daher sollte die Anwendung des Wirkstoffs während der Schwangerschaft und bei Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht verhüten, unterbleiben.
Es ist nicht bekannt, ob Guanfacin und dessen Abbauprodukte in die Muttermilch übergehen, wie es bei Tieren der Fall ist. Der Arzt wird entscheiden, ob während der Behandlung das Stillen unterbrochen oder die Therapie beendet werden muss.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Guanfacin ist für Kinder zur Behandlung von ADHS ab einem Alter von sechs Jahren zugelassen. Allerdings ist es nicht Mittel der ersten Wahl, sondern nur erlaubt, wenn Medikamente, die die Hirntätigkeit anregen, nicht infrage kommen oder unverträglich sind.
Welche Nebenwirkungen kann Guanfacin haben?
Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Guanfacin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Sehr häufige Nebenwirkungen:
Benommenheit, Ermüdung, Kopfschmerzen, Bauchschmerzen.
Häufige Nebenwirkungen:
Verminderter Appetit, Depressionen, Angst, Gefühlsschwankungen, Schlaflosigkeit, Durchschlafstörungen, Alpträume, Teilnahmslosigkeit, Schwindel, Antriebslosigkeit, verlangsamter Herzschlag, niedriger Blutdruck, Blutdruckabfall bei Köeprlageveränderung, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Verstopfung, Bauchbeschwerden, Magenbeschwerden, Mundtrockenheit, Hautauschlag, nächtliches Wasserlassen, Reizbarkeit, Blutdruckabfall, Gewichtszunahme.
Gelegentliche Nebenwirkungen:
Überempfindlichkeit, Aufregung, Wahnvorstellungen, Krampfanfall, Ohnmacht, Schwindel bei Körperlageveränderung, AV-Block (ersten Grades), Herzrasen, Herzrhythmusstörungen des Sinusknotens, Blässe, Asthma, Verdauungsstörungen, Juckreiz, häufiges Wasserlassen, Schwäche, Brustkorbschmerzen, Blutdruckanstieg, Pulsverlangsamung, Leberwert-Anstieg (ALAT).
Seltene Nebenwirkungen:
Schläfrigkeit, Bluthochdruck.
Besonderheiten:
Das Medikament kann zu Ohnmacht, niedrigem Blutdruck und verlangsamtem Herzschlag führen, was mit einem Risiko für Stürze oder Unfälle mit ernsthaften Verletzungen verbunden ist.
Während der Dosiseinstellung wird der Arzt Blutdruck und Herzschlag fortlaufend einmal wöchentlich und im ersten Jahr mindestens alle drei Monate kontrollieren. Danach sollten die Kontrolluntersuchungen alle sechs Monate erfolgen, nach Dosisveränderungen häufiger.
Überwiegend zu Beginn der Behandlung treten Schläfrigkeit und Benommenheit auf. Sie dauern in der Regel zwei bis drei Wochen an, in manchen Fällen aber auch länger. Der Arzt wird den Patienten davon abraten, schwere Maschinen zu bedienen, Auto oder Rad zu fahren, bis sie wissen, wie sie auf die Behandlung reagieren.
Manchmal kommt es während der Behandlung zu Selbstmordgedanken oder -verhalten. Wird das von Angehörigen bemerkt, sollte sofort ein Arzt befragt werden. Unter Umständen kann es notwendig sein, eine seelische Grunderkrankung zu behandeln und möglicherweise das ADHS-Behandlungsprogramm zu verändern.
Bei Kindern und Jugendlichen, die mit Guanfacin behandelt werden, kann es zu einer Gewichtszunahme kommen. Bevor die Therapie beginnt, wird der Arzt daher Körpergröße und Gewicht bestimmen. Sie werden während des ersten Jahres alle drei Monate kontrolliert. Danach sollten Kontrolluntersuchungen alle sechs Monate erfolgen, nach Dosisveränderungen häufiger.
Welche Wechselwirkungen zeigt Guanfacin?
Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Wenn die Patienten Guanfacin gleichzeitig mit einer Substanz einnehmen, die den Abbau des Wirkstoffs fördert, muss der Arzt gegebenenfalls die Guanfacin-Dosis erhöhen. Dies kann der Fall sein bei Bosentan (gegen Lungenhochdruck), den AntiepileptikaCarbamazepin, OxcarbazepinPhenobarbital und Phenytoin, den virenhemmenden MittelnEfavirenz, Etravirin und Nevirapin, den Tuberkulose-MittelnRifampicin und Rifabutin, dem BlutdrucksenkerModafinil, dem Psychopharmakon Primidon und auch Johanniskraut (gegen Depressionen).
Andererseits können Substanzen, die den Abbau von Guanfacin im Körper hemmen, die Nebenwirkungen verstärken. Daher ist bei der gemeinsamen Gabe ärztliche Vorsicht nötig. Das gilt für die AntibiotikaChloramphenicol, Clarithromycin und Telithromycin, die virenhemmenden Mittel Boceprevir, Indinavir, Ritonavir, Saquinavir und Telaprevir, die Pilzmittel Itraconazol, Ketoconazol und Posaconazol sowie Suboxon (ein Drogenersatzmittel).
Die gleichzeitige Anwendung mit dem Antiepileptikum Valproinsäure kann zu einem Anstieg der Valproinsäure-Konzentration im Blut führen. Der Arzt wird gegebenenfalls die Valproin-Dosis absenken.
Bei Kombination mit Blutdrucksenkern kann es vermehrt zu Benommenheit und Ohnmacht kommen.
Bei gleichzeitiger Anwendung von Guanfacin mit Substanzen, die dämpfend auf das Gehirn wirken (Alkohol, Beruhigungs- und Schlafmittel, Benzodiazepine, Barbiturate und Psychopharmaka) ist vermehrt mit Benommenheit und Schläfrigket zu rechnen.
Guanfacin sollte nicht zusammen mit einer fettreichen Mahlzeit eingenommen werden, da dies die Aufnahme in den Körper und damit die Nebenwirkungen fördert.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Alkohol und weitere Beruhigungsmittel können die Nebenwirkungen des Medikaments verstärken und sind zu meiden.
- Aufgrund der Nebenwirkungen besteht eine erhöhte Sturz- und Unfallgefahr.
- Blutdruck und Herzschlag werden vom Arzt regelmäßig während der Behandlung mit dem Medikament kontrolliert.
- Der Arzt wird das Gewicht des Patienten regelmäßig auf Veränderungen untersuchen.
- Bei Anzeichen einer Selbstmordneigung ist sofort ein Arzt zu befragen.
- Das Medikament darf nicht mit einer fettreichen Mahlzeit zusammen eingenommen werden.
- Das Medikament macht durch seine Nebenwirkungen Autofahren und das Bedienen von Maschinen gefährlich.
Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.
Welche Medikamente beinhalten Guanfacin?
Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Guanfacin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.
So wirkt Guanfacin
Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Guanfacin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Alpha-Sympathomimetika, Blutdrucksenker, zu welcher der Wirkstoff Guanfacin gehört.
Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Guanfacin
Guanfacin wird zur Behandlung von Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) eingesetzt. Es dient der Therapie von Kindern und Jugendlichen im Alter von sechs bis 17 Jahren, für die eine Behandlung mit Mitteln zur Anregung der Gehirntätigkeit nicht infrage kommt, entweder weil eine Unverträglichkeit vorliegt oder weil sie sich als unwirksam erwiesen hat.
Die Behandlung mit Guanfacin muss unter der Aufsicht eines geeigneten Spezialisten für Verhaltensstörungen bei Kindern und/oder Jugendlichen begonnen werden. Sie darf nur im Rahmen einer umfassenden Therapie von ADHS angewendet werden, die in der Regel sowohl aus psychologischen und erzieherischen Maßnahmen als auch aus einer Familientherapie besteht.
Als Blutdrucksenker ist Guanfacin in Deutschland nicht gebräuchlich.
Zu folgenden Anwendungsgebieten von Guanfacin sind vertiefende Informationen verfügbar:
Wirkungsweise von Guanfacin
Guanfacin gehört zur Wirkstoffgruppe der Alpha-Sympathomimetika und Blutdrucksenker.
Es wirkt ausschließlich im Gehirn und dort auf die Bindungsstellen (Rezeptoren) für die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin. Anders als seine chemischen Verwandten, die als blutdrucksteigernde Substanzen die Blutgefäßen verengen, löst Guanfacin im Gehirn eine Erweiterung der Gefäße aus. Deshalb wird es auch bei Bluthochdruck eingesetzt.
Der Wirkmechanismus von Guanfacin bei der Behandlung von ADHS ist nicht vollständig geklärt. Tierversuche deuten darauf hin, dass Guanfacin den Einfluss der Stresshormone auf die Gehirntätigkeit vermindert und damit neurologische Vorgänge normalisiert.
Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.