Fluspirilen
Allgemeines
Fluspirilen-haltige Medikamente kommen bei Psychosen sowohl zur Langzeittherapie als auch zur vorbeugenden Behandlung zur Anwendung.
Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?
- Psychosen reduzieren
- Psychosen vorbeugen
Gegenanzeigen
Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Fluspirilen im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Wann darf Fluspirilen nicht verwendet werden?
Fluspirilen darf nicht erneut bei bekannter Überempfindlichkeit gegen diesen Wirkstoff angewendet werden. Das Gleiche gilt bei Überempfindlichkeit gegen andere Neuroleptika.
Der Einsatz ist weiterhin bei akuten Vergiftungen mit Alkohol, Opiaten (starke Schmerzmittel wie beispielsweise Morphin), Schlafmitteln und anderen Psychopharmaka (Oberbegriff für Medikamente, die zur Beruhigung, gegen Depressionen, Psychosen, Angstzustände und Erregungszustände eingesetzt werden) verboten.
Außerdem darf Fluspirilen nicht bei Patienten mit Kreislaufschock oder im Koma, bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren sowie in der Schwangerschaft und Stillzeit verabreicht werden. Ein Behandlungsverbot besteht auch bei bestehender Parkinson-Krankheit und bei Patienten mit Durchblutungsstörungen.
Patienten mit diagnostiziertem Phäochromozytom (Nebennierentumor der körpereigene Botenstoffe produziert) und bestimmten anderen hormonabhängigen Tumoren sollten ebenfalls nicht mit Fluspirilen behandelt werden. Gleiches gilt für Blutzellenerkrankungen, Vorsteherdrüsenvergrößerung (Prostatahypertrophie), Bluthochdruck, grünem Star (Glaukom), Schilddrüsenüberfunktion, Depressionen und Harnverhalt.
Ärztliche Vorsicht ist bei Leberfunktionsstörungen und Nierenschäden, Herzerkrankungen, krankhaft zu niedrigem Blutdruck, Kreislaufregulationsstörungen sowie Hirnerkrankungen geboten.
In all diesen Fällen muss vor der Anwendung von Fluspirilen eine strenge ärztliche Abwägung von Nutzen und Risiko erfolgen. Die Patienten sind während der Behandlung sorgfältig zu überwachen.
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Vor Anwendung dieses Wirkstoffs in Schwangerschaft und Stillzeit ist eine individuelle sehr strenge ärztliche Abwägung von Nutzen und Risiko erforderlich. Es ist bekannt, dass Neuroleptika wie Fluspirilen den Mutterkuchen durchdringen und auch in die Muttermilch übergehen. Während einer Behandlung sollte deshalb nicht gestillt werden.
Mütter, die im letzten Schwangerschaftsdrittel den Wirkstoff einnehmen, gefährden ihre Neugeborenen durch Nebenwirkungen wie Bewegungsstörungen und Entzugserscheinungen. Diese können sich in Aufregung, Muskelverspannungen oder -schlaffheit, Zittern, Schläfrigkeit, Atemnot oder Störungen bei der Nahrungsaufnahme äußern. Solche Neugeborene müssen sorgfältig ärztlich überwacht werden.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sollten nicht mit Fluspirilen behandelt werden.
Welche Nebenwirkungen kann Fluspirilen haben?
Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Fluspirilen. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Häufige Nebenwirkungen:
Krampfhaftes Herausstrecken der Zunge, Schlundmuskulaturverkrampfung, Blickkrampf, Schiefhals, Rückenmuskulaturversteifung, Kiefermuskelkrämpfe, Zittern, Steifigkeit, Speichelflusszunahme, Bewegungsunruhe, Müdigkeit.
Gelegentliche Nebenwirkungen:
Sehstörungen, vermehrtes Schwitzen, Schlafstörungen, Mundtrockenheit, Herzrasen, Blutdruckabfall, Kreislaufregulationsstörungen, EKG-Veränderungen.
Seltene Nebenwirkungen:
Unruhe, Erregung, Benommenheit, depressive Verstimmungen, Angst, Schwindel, Kopfschmerzen, Krampfanfälle, Körpertemperaturregulationsstörungen, Bewusstseinsstörungen, Gefühl der verstopften Nase, Augeninnendruckerhöhung, Verstopfung, Störungen beim Wasserlassen, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Appetitabnahme, allergische Hautreaktionen (Rötung, Juckreiz), Augenlinseneinlagerungen, vorübergehende Leberwerterhöhung, Gelbsucht, Galleabflussstörung.
Sehr seltene Nebenwirkungen und Einzelfälle:
Wiederausbruch oder Verschlechterung psychischer Erkrankungen, neuroleptisches Syndrom (hohes Fieber, Muskelstarre, Herzrasen, Bluthochdruck, Bewusstseinseintrübung bis zum Koma), Darmverschluss, Blutzellzahlveränderung, Zuckerstoffwechselstörung, Regelblutungsstörung, Gewichtszunahme, sexuelle Funktionsstörungen, Brustvergrößerung, Milcheinschuss in die Brust, örtliche Hautreaktionen bei Verabreichung über die Vene.
Besonderheiten:
Bei Auftreten von hohem Fieber, Bewegungsstarre und Bewusstseinseintrübungen muss an ein schweres neuroleptisches Syndrom gedacht werden. Es ist sofort ein Arzt aufzusuchen und eine entsprechende Behandlung muss eingeleitet werden. Eine ärztliche Kontrolle ist ebenso bei grippeähnlichen Beschwerden erforderlich.
Welche Wechselwirkungen zeigt Fluspirilen?
Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Die gleichzeitige Anwendung von Fluspirilen und Alkohol kann zu einer massiven Verstärkung der Alkoholwirkung führen. Mit starker Blutdrucksenkung ist ebenfalls zu rechnen. Darum sollte während der Behandlung auf Alkohol verzichtet werden.
Bei kombinierter Anwendung mit zentral dämpfenden Arzneimitteln (wie Schlafmittel, Schmerzmittel, andere Psychopharmaka und Antihistaminika) kann es zu verstärkter Beruhigung oder Abflachung der Atmung kommen. Eine durch Polypeptid-Antibiotika (wie Capreomycin, Colistin, Polymyxin B) hervorgerufene Atemabflachung kann durch Fluspirilen noch verstärkt werden. Diese Patienten sind regelmäßig zu überwachen.
Bei gleichzeitiger Gabe mit Benzatropin oder Trihexyphenidyl (beide wirksam bei der Parkinson-Krankheit) kann die Fluspirilen-Wirkung abgeschwächt werden. Eine Dosisanpassung durch den behandelnden Arzt ist eventuell erforderlich.
Des Weiteren kann die Wirkung von blutdrucksenkenden Arzneimitteln bei gleichzeitiger Gabe von Fluspirilen verstärkt werden. Die blutdrucksenkende Wirkung von Guanethidin wird dagegen abgeschwächt. Darum sind regelmäßige Blutdruckkontrollen nötig.
Die gleichzeitige Gabe von trizyklischen Antidepressiva mit Fluspirilen führt zu einem Anstieg der Blutkonzentration dieser Antidepressiva. Es ist aber nicht bekannt, ob dies zu einer bedeutsamen Änderung der Wirkung des Antidepressivums führt.
Außerdem kann bei gleichzeitiger Anwendung mit Wirkstoffen gegen die Erkrankung Epilepsie wie beispielsweise Phenobarbital, Carbamazepin oder Diphenylhydantoin die Blutkonzentration von Fluspirilen vermindert werden. Es ist wiederum nicht bekannt, ob dies zu einer bedeutsamen Abschwächung der Fluspirilenwirkung führt.
Die Gabe von Lithium (lindert Depressionen) kann die Fluspirilenkonzentration im Blut erhöhen, die Gabe von Fluspirilen im Gegenzug auch die Lithiumkonzentration. Bei gleichzeitiger Anwendung mit Lithium kann es darum vermehrt zu unwillkürlichen Bewegungsstörungen, Müdigkeit, Zittrigkeit und Mundtrockenheit kommen.
Bei gleichzeitiger Behandlung mit Dopaminagonisten (Mittel, die beispielsweise bei der Parkinson-Krankheit eingesetzt werden, wie Levodopa und Amantadin) kann die Wirkung des Dopaminagonisten abgeschwächt werden. Bei kombinierter Anwendung von Fluspirilen mit Dopaminantagonisten (Mittel, die unter anderem gegen Übelkeit und Erbrechen eingesetzt werden, wie Metoclopramid) kann es zu einer Verstärkung von unwillkürlichen Bewegungsstörungen kommen.
Die gleichzeitige Behandlung mit piperazinhaltigen Anthelmintika (bestimmte Mittel gegen Würmer) oder wird Fluspirilen zur Behandlung bei Kokainsüchtigen angewendet, kann es ebenfalls zu einem erhöhten Risiko dieser Bewegungsstörungen kommen.
Bei kombinierter Gabe von Fluspirilen mit Amphetamin (leistungssteigernde Wirkung) wird der stimulierende Effekt des Amphetamins vermindert und der antipsychotische Effekt des Fluspirilen ebenfalls verringert. Eine Dosisanpassung durch den Arzt ist unter Umständen nötig.
Außerdem kann es bei gleichzeitiger Anwendung zusammen mit Adrenalin (Epinephrin) zu einem Blutdruckabfall und zu Herzrasen kommen. Diese Patienten müssen regelmäßig ärztlich überwacht werden.
Weiterhin wird die Phenylephrin-Wirkung (unter anderem in Nasentropfen zur Schleimhautabschwellung) abgeschwächt. Ebenso kann die Gefäßverengung hoher Dopamingaben durch Fluspirilen reduziert werden. In diesen Fällen wird der Arzt individuell über eine Dosisanpassung entscheiden.
Bei gleichzeitiger Anwendung von Fluspirilen mit Arzneimitteln, die eine anticholinerge Wirkung (die Wirkung von Acetylcholin hemmend) besitzen (wie Atropin), kann diese Wirkung verstärkt werden. Dies kann sich in Sehstörungen, Erhöhung des Augeninnendrucks, Mundtrockenheit, Herzrasen, Stuhlverstopfung, Wasserlassstörungen, Sprechblockaden, Gedächtnisstörungen oder vermindertem Schwitzen äußern.
Weiterhin ist während der Therapie mit Fluspirilen die Wirkung von Disulfiram (in der Alkoholentzugstherapie eingesetzt) bei gleichzeitigem Alkoholgenuss abgeschwächt.
Die Kombination mit Substanzen, die die Krampfschwelle des Gehirns herabsetzen, sollte ebenfalls vermieden werden. Bei gleichzeitiger Anwendung von dem AufputschmittelPentetrazol kann es sogar zur Auslösung von Krampfanfällen kommen.
Durch Fluspirilen kann die Reaktion auf die Anwendung von Gonadorelin (Hormon) abgeschwächt werden. Eine ärztliche Therapiekontrolle ist in regelmäßigen Abständen erforderlich.
Während der Behandlung mit Fluspirilen kann das Ergebnis eines Schwangerschaftstests verfälscht sein. Auch ohne bestehende Schwangerschaft könnte ein positives Ergebnis angezeigt werden.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Während der Behandlung durchgeführte Schwangerschaftstests können falsch positiv sein.
- Regelmäßige Blutuntersuchungen, vor allem der Leber- und Nierenwerte, sind notwendig.
- Regelmäßige EKG-Kontrollen sollten erfolgen.
- Das Reaktionsvermögen wird durch das Medikament so weit eingeschränkt, dass Autofahren und das Bedienen von Maschinen gefährlich sind.
- Gleichzeitiger Alkoholkonsum vermindert das Reaktionsvermögen zusätzlich.
Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.
Welche Medikamente beinhalten Fluspirilen?
Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Fluspirilen enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.
So wirkt Fluspirilen
Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Fluspirilen. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Neuroleptika, zu welcher der Wirkstoff Fluspirilen gehört.
Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Fluspirilen
Fluspirilen-haltige Medikamente kommen bei Psychosen sowohl zur Langzeittherapie als auch zur vorbeugenden Behandlung zur Anwendung.
Zu folgenden Anwendungsgebieten von Fluspirilen sind vertiefende Informationen verfügbar:
Wirkungsweise von Fluspirilen
Fluspirilen gehört zur Gruppe der typischen Neuroleptika. Durch die Hemmung des Botenstoffs Dopamin im Gehirn kommt es zu einer Linderung der mit einer Psychose einhergehenden Symptome. Das Wirkprofil ist charakterisiert durch eine Reduktion von Wahnvorstellungen, Halluzinationen, Ich-Störungen sowie Denkstörungen.
Weitehin dämpft Fluspirilen psychomotorische Erregungsstörungen, Angespanntheit sowie krankhaft gesteigerte Stimmungen. Außerdem wirkt es schwach beruhigend, die Patienten werden dadurch ruhiger und ausgeglichener.
Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.