Entecavir
Allgemeines
Entecavir wird bei Erwachsenen zur Behandlung der chronischen Leberentzündung vom Typ Hepatitis B eingesetzt.
Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?
- Reverse-Transkriptase gezielt hemmen
- Aufbau des Viren-Erbgutes behindern
Gegenanzeigen
Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Entecavir im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Wann darf Entecavir nicht verwendet werden?
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff darf Entecavir nicht eingesetzt werden.Auch sollten AIDS-Patienten, wenn gleichzeitig eine Hepatitis B besteht, nur unter der Voraussetzung einer hochdosierten Therapie gegen HI-Viren mit Entecavir behandelt werden. Ohne AIDS-Therapie kam es durch Entecavir zu einer Resistenz der HI-Viren.
Der Wirkstoff darf nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle angewendet werden bei
- eingeschränkter Nierenfunktion, weil die Patienten einer Dosisanpassung bedürfen
- Patienten mit Lebererkrankung, die Beschwerden verursacht, weil diese häufiger schwere Nebenwirkungen erleiden
- Übergewichtigen mit Leberschwellung, Leberentzündung oder anderen Risikofaktoren für eine Lebererkrankung, weil diese ein höheres Risiko für ein tödliches Leberversagen haben
- Patienten, bei denen der Einsatz von Lamivudin erfolglos war, weil es auch bei Entecavir zur einem Therapieversagen kommen kann
- Empfängern von Spenderlebern, die gegen die Abstoßungsreaktion Cyclosporin oder Tacrolimus erhalten, weil bei ihnen die Nierenfunktion besonders sorgfältig überwacht werden muss
- Patienten, die gleichzeitig mit dem Hepatitis-C- oder dem Hepatitis-D-Virus infiziert sind, weil es dazu keine Studien gibt.
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Da die möglichen Risiken für das heranreifende Kind unbekannt sind, sollten Frauen im gebärfähigen Alter zuverlässige Methoden zur Empfängnisverhütung anwenden.
Für die Verwendung von Entecavir in der Schwangerschaft gibt es keine hinreichenden Erfahrungen. Tierexperimente haben Schäden durch hohe Dosierungen gezeigt. Deshalb darf Entecavir nicht während der Schwangerschaft angewendet werden, es sei denn, der Arzt hält dies für eindeutig erforderlich. Unbekannt ist auch, ob Entecavir die Übertragung von Hepatitis B von der Mutter auf das Neugeborene verhindern kann. Daher sollten geeignete Vorkehrungen getroffen werden, um die Ansteckung des Neugeborenen mit dem Hepatitis-B-Virus zu vermeiden.
Es ist nicht bekannt, ob Entecavir beim Menschen in die Muttermilch ausgeschieden wird, wie dies im Tierversuch der Fall war. Ein Risiko für das Kind kann nicht ausgeschlossen werden. Das Stillen sollte daher während der Behandlung mit Entecavir unterbrochen werden.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Grundsätzlich ist eine Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Entecavir möglich. Der Arzt wird die Entscheidung darüber nach sorgfältiger Abwägung der individuellen Bedürfnisse des Patienten und unter Berücksichtigung aktueller Behandlungsrichtlinien sowie der Laborergebnisse fällen. Der Nutzen einer langfristigen Unterdrückung der Virenvermehrung muss dabei gegen das Risiko eines Auftretens von resistenten Hepatitis-B-Stämmen abgewogen werden.
Welche Nebenwirkungen kann Entecavir haben?
Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Entecavir. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Häufige Nebenwirkungen::
Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Benommenheit, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen, Verdauungsstörungen, erhöhte Leberwerte (ALAT, ASAT), Erschöpfung.
Gelegentliche Nebenwirkungen:
Hautausschlag, Haarausfall.
Seltene Nebenwirkungen:
allergischer Schock.
Besonderheiten:
Bei der Anwendung von Nukleosid-Analoga, chemisch ähnlichen virenhemmenden Mitteln, kam es zu einer Übersäuerung des Körpers (Laktatazidose), allerdings ohne Sauerstoffmangel. In einigen Fällen verlief diese Stoffwechselentgleisung tödlich und in der Regel mit schwerer Leberschwellung und Fettleberbildung. Da Entecavir auch ein Nukleosid-Analogon ist, kann dieses Risiko nicht ausgeschlossen werden. Bei Entgleisung der Leberwerte wird der Arzt daher die Behandlung sofort abbrechen.
Während, aber auch nach der Therapie mit Entecavir kann die Leberentzündung wieder aufflammen. Daher wird der Arzt die Leberfunktion wiederholt in regelmäßigen Abständen mindestens sechs Monate lang nach Ende der Hepatitis-B-Therapie überwachen.
Welche Wechselwirkungen zeigt Entecavir?
Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Entecavir wird vorwiegend über die Niere ausgeschieden. Daher kann die gleichzeitige Anwendung von Substanzen, die die Nierenfunktion herabsetzen oder behindern, die Konzentration an Entecavir im Körper erhöhen. Patienten, die gleichzeitig nierenwirksame Medikamente anwenden, müssen von ihrem Arzt sorgfältig auf Nebenwirkungen überwacht werden.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Auch nach Ende der Therapie mit dem Medikament wird der Arzt die Leberfunktion noch sechs Monate lang regelmäßig überprüfen.
- Die Therapie mit dem Medikament sollte von einem Arzt begonnen werden, der in der Behandlung der chronischen Hepatitis-B-Infektion erfahren ist.
- Schwindel, Erschöpfung und Benommenheit sind häufige Nebenwirkungen, die das Autofahren und das Bedienen von Maschinen gefährlich machen können.
Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.
Welche Medikamente beinhalten Entecavir?
Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Entecavir enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.
So wirkt Entecavir
Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Entecavir. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe virenhemmende Mittel, zu welcher der Wirkstoff Entecavir gehört.
Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Entecavir
Entecavir wird bei Erwachsenen zur Behandlung der chronischen Leberentzündung vom Typ Hepatitis B eingesetzt.
Die Patienten können sowohl mit dem Hepatitis-B-Virus infiziert, aber noch beschwerdefrei sein, wie auch schon Leberschäden und daraus folgende Beschwerden aufweisen (entzündete und/oder im Bindegewebe veränderte Leberzellen (Fibrose)).
In beiden Fällen wurden die klinischen Studien mit Patienten durchgeführt, die bisher noch nicht mit anderen virenhemmenden Mitteln aus der Gruppe der Nukleosid-Analoga wie beispielsweise Abacavir, Didanosin, Lamivudin oder Zidovudin behandelt wurden. Bei Patienten, deren Leberentzündung nicht durch Lamivudin gebessert werden konnte, kommt es häufiger auch zu einer Unwirksamkeit (Resistenz) von Entecavir.
Entecavir kann auch bei Kindern und Jugendlichen im Alter von zwei bis unter 18 Jahren eingesetzt werden. Hier ist die Anwendung jedoch auf eine Form begrenzt, die noch keine Beschwerden verursacht und zuvor noch nicht mit Nukleosid-Analoga behandelt wurde.
Zu folgenden Anwendungsgebieten von Entecavir sind vertiefende Informationen verfügbar:
Wirkungsweise von Entecavir
Entecavir gehört zur Wirkstoffgruppe der virenhemmenden Mittel und dort zu der Gruppe der sogenannten nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Hemmer.
Entecavir ähnelt in seiner chemischen Form einem Baustein des Viren-Erbgutes, dem Guanosin-Nukleosid. In seiner aktivierten Form hemmt es dreifach die Funktion der Hepatitis B-Polymerase, eines Enzyms, das den Zusammenbau des Viren-Erbgutes steuert. Entecavir wirkt sehr gezielt auf dieses Viren-typische Enzym, hat dagegen aber kaum Einfluss auf das entsprechende Enzym in menschlichen Zellen.
Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.