Desfesoterodin

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 29.03.2018

Allgemeines

Desfesoterodin kommt bei Erwachsenen zum Einsatz, um Beschwerden zu beseitigen, die mit einer überaktiven Blase einhergehen können. Zu solchen Beschwerden zählen beispielsweise ständiges Wasserlassen und/oder Harndrang mit Inkontinenz beim Husten oder bei körperlichen Anstrengungen wie Heben oder Bücken.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Bindungsstellen für Acetylcholin blockieren
  • Urinabgabe regulieren
  • Harnblasenwand entspannen
  • Harndrang lindern

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Desfesoterodin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Desfesoterodin nicht verwendet werden?

Desfesoterodin darf nicht eingesetzt werden bei
  • Überempfindlichkeit gegen Desfesoterodin oder Fesoterodin
  • unvollständiger Harnblasenentleerung
  • Magenentleerungsstörungen
  • nicht ausreichend behandeltem oder unbehandeltem Engwinkelglaukom (einem Spezialfall des grünen Star)
  • der Muskelerkrankung Myasthenia gravis
  • schweren Einschränkungen der Leberfunktion (Child Pugh-Klasse C), weil der Wirkstoff vorwiegend über die Leber abgebaut wird
  • Patienten mit mäßiger bis schwerer Einschränkung der Leber- oder Nierenfunktion bei gleichzeitiger Anwendung von Substanzen, die den Abbau den Wirkstoffs im Körper behindern
  • schwerer Colitis ulcerosa (einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung)
  • der Dickdarmerkrankung toxisches Megakolon.
Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Desfesoterodin eingesetzt werden bei
  • Harnabflussstörungen mit dem Risiko eines Harnverhalts (wie einer Vergrößerung der Vorsteherdrüse)
  • Verengungen im Verdauungskanal
  • Sodbrennen und/oder gleichzeitiger Behandlung mit Wirkstoffen, die eine Speiseröhrenreizung verursachen oder verstärken können
  • verminderter Bewegung des Magen-Darm-Trakts
  • Nervenerkrankungen
  • ausreichend behandeltem Engwinkelglaukom.
Hinweis:
Bevor der Arzt eine Behandlung mit dem Wirkstoff in Betracht zieht, wird er organische Ursachen für das häufige Wasserlassen (Behandlung von Herzmuskelschwäche oder Nierenerkrankung) ausschließen. Falls eine Harnwegsinfektion vorliegt, wird er geeignete medizinische Maßnahmen ergreifen.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Es liegen keine hinreichenden Erfahrungen mit der Anwendung von Desfesoterodin bei Schwangeren vor. Tierversuche lassen einen geringen Einfluss auf die Kindesentwicklung vermuten, das Risiko für den Menschen ist jedoch nicht bekannt. Daher wird die Anwendung des Wirkstoffs während der Schwangerschaft nicht empfohlen.

Es ist nicht bekannt, ob Desfesoterodin beim Menschen in die Muttermilch übergeht. Es wird daher empfohlen, während der Behandlung mit dem Wirkstoff nicht zu stillen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Sicherheit und Wirksamkeit von Desfesoterodin bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren ist bisher noch nicht erwiesen.

Welche Nebenwirkungen kann Desfesoterodin haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Desfesoterodin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Mundtrockenheit

Häufige Nebenwirkungen:
Schlaflosigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen, trockene Augen, trockene Kehle, Bauchschmerzen, Durchfall, Verdauungsstörungen, Verstopfung, Übelkeit, Störungen der Harnentleerung

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Harnwegsinfektionen, Geschmacksstörungen, Schläfrigkeit, verschwommenes Sehen, Schwindelgefühl, Herzrasen, Herzklopfen, Halsschmerzen, Husten, trockene Nase, Bauchbeschwerden, Blähungen, Sodbrennen, erhöhte Leberwerte (ALAT, Gamma-GT), Hautausschlag, trockene Haut, Juckreiz, Harnverhalt (einschließlich Restharngefühl, und Harnentleerungsstörungen), verzögertes Wasserlassen, Müdigkeit

Seltene Nebenwirkungen:
Verwirrung, Gesichtsschwellungen, Nesselsucht

Besonderheiten:
Kommt es zu einer Gesichtsschwellung, muss die Behandlung mit Desfesoterodin sofort beendet und unverzüglich eine geeignete Therapie begonnen werden.

Welche Wechselwirkungen zeigt Desfesoterodin?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Die gleichzeitige Anwendung von Desfesoterodin und anderen Muskarinrezeptor-Antagonisten, aber auch Amantadin, trizyklischen Antidepressiva und bestimmten Neuroleptika wird der Arzt nur mit Vorsicht verschreiben. Es kann nämlich zu verstärkten Wirkungen und Nebenwirkungen wie Verstopfung, Mundtrockenheit, Benommenheit oder Harnverhalt kommen. Desfesoterodin kann die Wirkung von Substanzen vermindern, die die Bewegung des Magen-Darm-Trakts anregen, wie beispielsweise Metoclopramid.

Desfesoterodin wird durch ein leicht beeinflussbares Enzymsystem abgebaut. Starke Hemmstoffe desselben führen deshalb zu mehr Wirkung und Nebenwirkungen. Dazu gehören die Pilzmittel Ketoconazol und Itraconazol, die Virenhemmer Atazanavir, Indinavir, Nelfinavir, Ritonavir (auch Kombinationen damit) und Saquinavir, die AntibiotikaClarithromycin, und Telithromycin sowie das Psychopharmakon Nefazodon.

Andererseits kann die Aktivierung des abbauenden Enzymsystems zu einer deutlichen Wirkungsminderung führen. Dies ist der Fall bei Kombination mit dem Tuberkulose-MittelRifampicin, den AntiepileptikaCarbamazepin, Phenobarbital und Phenytoin sowie mit Johanniskraut (gegen Depressionen).

Desfesoterodin darf nur mit Vorsicht bei Patienten angewendet werden, bei denen das Risiko einer Herzrhythmusstörung (QT-Verlängerung) besteht. Risikofaktoren sind ein Kalium-Mangel im Blut, ein verlangsamter Herzschlag und die gleichzeitige Gabe von Wirkstoffen, die bekanntermaßen das QT-Intervall verlängern. Gleiches gilt für Patienten mit vorbestehenden Herzerkrankungen (beispielsweise Durchblutungsstörungen des Herzmuskels, Herzrhythmusstörungen, Herzmuskelschwäche).

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Kommt es während der Behandlung zu einer Gesichtsschwellung, ist die Therapie sofort abzubrechen.
  • Verschwommenes Sehen, Schwindel und Schläfrigkeit können Autofahren und das Führen von Maschinen gefährlich machen.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Desfesoterodin?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Desfesoterodin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform

So wirkt Desfesoterodin

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Desfesoterodin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Muscarinrezeptor-Antagonisten, Spasmolytika, Muskelrelaxanzien, zu welcher der Wirkstoff Desfesoterodin gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Desfesoterodin

Desfesoterodin kommt bei Erwachsenen zum Einsatz, um Beschwerden zu beseitigen, die mit einer überaktiven Blase einhergehen können. Zu solchen Beschwerden zählen beispielsweise ständiges Wasserlassen und/oder Harndrang mit Inkontinenz beim Husten oder bei körperlichen Anstrengungen wie Heben oder Bücken.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Desfesoterodin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Desfesoterodin

Desfesoterodin gehört zur Wirkstoffgruppe der Muskarinrezeptor-Antagonisten. Es handelt sich um eine Weiterentwicklung des Wirkstoffs Fesoterodin.

Wie Fesoterodin blockiert auch Desfesoterodin die Muskarinrezeptoren, also die Bindungsstellen für den Botenstoff Acetylcholin. Da Acetylcholin bei der Urinabgabe eine wichtige Rolle für die Regulation spielt, kann Desfesoterodin eine übermäßige Blasentätigkeit unterdrücken. Die Muskulatur der Blasenwand entspannt sich und der Harndrang lässt nach. Deshalb wird Desfesoterodin auch den Wirkstoffgruppen der Spasmolytika und Muskelrelaxanzien zugeordnet.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.