Colchicin

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 02.09.2007

Allgemeines

Colchicin ist der am längsten bekannte Wirkstoff zur Besserung der Beschwerden eines akuten Gichtanfalls. Zu diesem Zweck werden alle ein bis zwei Stunden bis zu 1,5 Milligramm bei einer Tageshöchstdosis von maximal acht Milligramm eingenommen. In niedrigeren Dosierungen bis zu 1,5 Milligramm pro Tag kann Colchicin auch für drei Monate akuten Gichtanfällen vorbeugen.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • akute Gichtanfällen unterbrechen
  • akuten Gichtanfällen vorbeugen

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Colchicin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Colchicin nicht verwendet werden?

Colchicin-Monopräparate dürfen nicht angewendet werden bei Patienten mit schlechtem Allgemeinzustand, eingeschränkter Nierenfunktion, Magen-Darm- sowie Lebererkrankungen, Blutbildveränderungen wie zum Beispiel Blutarmut sowie bei Störungen der Herz-Kreislauf-Funktion.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Während der Schwangerschaft darf Colchicin nicht eingesetzt werden, weil es ein Zellgift ist, das beim ungeborenen Kind zu schweren Schäden führen kann. Wenn Sie mit Colchicin behandelt wurden, sollten Sie noch drei Monate nach der Beendigung der Therapie durch entsprechende Verhütungsmittel sicherstellen, dass Sie nicht schwanger werden bzw. Kinder zeugen.

Da Colchicin in die Muttermilch übergeht, dürfen Stillende das Mittel nicht einnehmen.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Kinder unter 14 Jahren dürfen nicht mit Colchicin behandelt werden.

Welche Nebenwirkungen kann Colchicin haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Colchicin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Häufige Nebenwirkungen:
Durchfall, Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Blutbildveränderungen mit Abfall der weißen Blutkörperchen, Nerven- und Muskelschwäche, Blutarmut, Benommenheit, Nierenschäden, Hautbeschwerden wie Juckreiz, Hautbrennen oder Hautblutungen, Störungen des Nagelwachstums, Haarausfall sowie Überempfindlichkeitsreaktionen.

Welche Wechselwirkungen zeigt Colchicin?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Bei gleichzeitiger Anwendung von Stoffen mit ähnlichem Wirkmechanismus wie beispielsweise Ciclosporin A kann es zu Leber- und Nierenfunktionsstörungen sowie zu Muskelschwund kommen. Der Muskelabbau äußert sich dann durch Muskelschmerzen und Muskelschwäche und Dunkelfärbung des Urins. Außerdem steigt der Anteil des Enzyms Kreatinkinase im Blut deutlich an.

Makrolid-Antibiotika wie Erythromycin und Clarithromycin werden auf die gleiche Art in der Leber abgebaut wie das Colchicin. Deshalb können bei gleichzeitiger Gabe die Blutkonzentrationen von Colchicin gefährlich ansteigen. Vergiftungssymptome wie Fieber, Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen, Muskelschmerzen und Blutbildveränderungen können auftreten.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Sorgen Sie bis zu drei Monaten nach der Behandlung für eine sichere Empfängnisverhütung.
  • Da Colchicin ein Zellteilungsgift ist, dürfen die Dosierungen nicht überschritten werden.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Colchicin?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Colchicin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform

So wirkt Colchicin

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Colchicin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Gichtmittel, zu welcher der Wirkstoff Colchicin gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Colchicin

Colchicin ist der am längsten bekannte Wirkstoff zur Besserung der Beschwerden eines akuten Gichtanfalls. Zu diesem Zweck werden alle ein bis zwei Stunden bis zu 1,5 Milligramm bei einer Tageshöchstdosis von maximal acht Milligramm eingenommen. In niedrigeren Dosierungen bis zu 1,5 Milligramm pro Tag kann Colchicin auch für drei Monate akuten Gichtanfällen vorbeugen.

Um Anfällen eines familiären Mittelmeerfiebers vorzubeugen, können täglich 0,5 bis 1,5 Milligramm Colchicin eingenommen werden.

Homöopathische Aufbereitungen von Colchicin gibt es zudem noch als äußerlich anzuwendende Mittel. Bei akuten Gelenkbeschwerden von entzündlich rheumatischen Erkrankungen, Sehnenscheidenentzündungen, Nierenentzündungen, Entzündungen im Magen-Darm-Trakt sowie Flüssigkeitsansammlungen in Körperhöhlen, wie zum Beispiel Gelenkergüssen, kommen die homöopathischen Mittel zum Einsatz.


Zu folgenden Anwendungsgebieten von Colchicin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Colchicin

Colchicin bessert die Beschwerden eines akuten Gichtanfalls, ohne allerdings den Harnsäurespiegel im Blut zu senken oder eine direkte schmerzlindernde Wirkung zu besitzen. Vielmehr lindert Colchicin durch seine entzündungshemmende Wirkung die Schmerzen indirekt:
Colchicin hindert die im Verlauf eines Gichtanfalls vermehrt angelockten Fresszellen daran, Harnsäurekristalle aufzunehmen. Die bei diesem Vorgang üblicherweise freigesetzten Entzündungsstoffe, die zu starken Schmerzen führen, werden dadurch erst gar nicht ausgeschüttet. Die Reaktionskette ist durch das Colchicin unterbrochen.

Darüber hinaus beeinträchtigt Colchicin die Zellteilung und vermindert die Ausbildung von so genannten Mikrotubuli in den Zellen. Dies ist Folge der giftigen Eigenschaft von Colchicin. Bei einer Therapie mit Colchicin müssen deshalb die Dosierungen genau eingehalten werden. Auch auf ausreichende Trinkmengen ist zu achten, um die Nieren nicht unnötig zu belasten.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.