Coffein

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 11.09.2013

Allgemeines

Coffein wird eingenommen, um vorübergehend Ermüdungserscheinungen zu beseitigen.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Herzschlag beschleunigen
  • Müdigkeit vertreiben
  • seelische Leistungsbereitschaft fördern
  • seelische Leistungsfähigkeit fördern

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Coffein im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Coffein nicht verwendet werden?

Coffein sollte nur in niedriger Dosierung (unter 100 Milligramm) oder unter ärztlicher Überwachung angewendet werden bei
  • Patienten mit Herzrhythmusstörungen wie Herzrasen oder unregelmäßigem Herzschlag, weil die Gefahr einer Verschlimmerung besteht
  • Leberzirrhose wegen der Gefahr einer Überdosierung durch einen verzögerten Abbau der Substanz
  • Schilddrüsenüberfunktion weil die Coffein-Nebenwirkungen verstärkt auftreten können
  • Patienten mit Angststörungen, weil sich diese verschlimmern können.
Bei Neugeborenen, deren Mütter vor der Entbindung große Mengen Coffein zu sich genommen haben, muss der Arzt vor der Anwendung des Wirkstoffs der Coffeingehalt im Blut des Kindes bestimmen. Nur mit größter ärztlicher Vorsicht darf Coffein eingesetzt werden bei Neugeborenen mit
  • erhöhter Krampfbereitschaft, da der Wirstoff Krämpfe auslösen kann
  • Herz-Kreislauferkrankungen, weil der Wirkstoff die Herztätigkeit verändert
  • Beeinträchtigung der Nieren- oder Leberfunktion, weil der Wirkstoff dadurch giftiger wirken kann
  • Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre, da die Behandlung diese Erkrankung verschlimmern kann.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Coffein dringt durch den Mutterkuchen. Es ist allerdings bei normalen zur Behandlung üblichen Dosierungen oder auch maßvollem Kaffeegenuss kein erhöhtes Risiko in Bezug auf den Verlauf der Schwangerschaft und die Entwicklung des Kindes zu befürchten.

Coffein geht in die Muttermilch über. Während der Stillzeit kann das Befinden und Verhalten des Säuglings durch mit der Muttermilch aufgenommenes Coffein beeinträchtigt werden. Bei längerer Anwendung oder Einnahme höherer Dosierungenn sollte abgestillt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Zur Anwendung von Coffein bei Kindern werden zur Selbstbehandlung keine allgemein gültigen Aussagen gemacht. Im Zweifelsfalle ist die Anwendung der Packungsbeilage zu befolgen oder ein Arzt oder Apotheker zu befragen.

In der Hand eines spezialisierten Kinderarztes kann Coffein zur Anregung der Atmung besonders bei Frühchen sofort nach der Geburt eingesetzt werden. Die Behandlung darf nur auf einer Intensivstation für Neugeborene durchgeführt werden, auf der die für die Patientenüberwachung benötigten angemessenen Einrichtungen zur Verfügung stehen.

Welche Nebenwirkungen kann Coffein haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Coffein. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Das Auftreten von Nebenwirkungen hängt von der persönlichen Empfindlichkeit gegen Coffein und von dem täglichen Genuß coffeinhaltiger Getränke ab. Bereits niedrige Dosierungen können zu Schlaflosigkeit, innerer Unruhe, Herzrasen und Magen-Darm-Beschwerden führen.

Auch bei weniger Empfindlichen können bei Dosierungen von über 200 Milligramm Reizbarkeit, Kopfschmerzen und Verstärkung eines krankhaften Zitterns auftreten. Längerer Gebrauch von Coffein, insbesondere mittlerer bis höherer Dosierungen, führt zur Gewöhnung an die Wirkung, aber auch an die Nebenwirkungen.

Bei plötzlichem Absetzen nach längerem Gebrauch höherer Dosierungen können Kopfschmerzen sowie Müdigkeit, Muskelschmerzen, Nervosität und Störungen des unbewußten Nervensystems auftreten, wie beispielsweise Schwitzen. In Einzelfällen sind allergische Reaktionen beschrieben worden.

Besonderheiten:
Bei Anwendung von hohen Dosierungen über lange Zeit kann Coffein zur Sucht führen, dem sogenannten Coffeinismus. Dosisabhängige Anzeichen des chronischen Coffeinismus sind:
  • Übererregung der Gehirntätigkeit und Schlaflosigkeit
  • Erhöhung der Herztätigkeit, des Blutdrucks und Pulssteigerung
  • Konzentrationsstörungen
  • Überaktivität
  • unkontrollierte Bewegungen
  • Kopfschmerzen bei Entzug
  • Durchfall
  • Angsterscheinungen
  • Kaliummangel, verbunden mit Muskellähmungen.
Bei Neugeborenen kann die Infusion von Coffein häufig zu Entzündungen der Blutgefäße und Gewebe an der Infusionsstelle führen.

Wie alle Frühgeborenen sollten auch die mit Coffein behandelten vom Arzt sorgfältig auf die Entwicklung einer Darmentzündung mit absterbendem Darmgewebe (nekrotisierende Enterokolitis) hin überwacht werden.

Coffein bewirkt eine allgemeine Stoffwechselankurbelung, die zu einem höheren Energie- und Ernährungsbedarf während der Therapie führen kann.

Der durch Coffein vermehrte Wasserverlust über die Niere und der damit verbundene Verlust von Mineralien aus dem Körper müssen während der Therapie ausgeglichen werden.

Welche Wechselwirkungen zeigt Coffein?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Coffein wirkt genau gegensätzlich zu beruhigenden Substanzen wie beispielsweise Barbiturate und H1-Antihistaminika, aber verstärkend auf die herzanregende Wirkung von Beta-2-Sympathomimetika und Schilddrüsenhormonen.

Die Ausscheidung von Theophyllin (Asthma-Medikament) wird durch Coffein behindert, was zu verstärkten Theophyllin-Wirkungen und -Nebenwirkungen führen kann. Dies ist besoners bei Frühgeborenen zu beachten, weshalb bei ihnen die gleichzeitige Anwendung verboten ist.

Die gleichzeitige Gabe von Coffein und Doxapram (einem anderem Wirkstoff zur Atmungsanregung) könnte bei Frühgeborenen zu einer verstärkten Anregung der Herz- und Gehirntätigkeit führen. Wenn eine gleichzeitige Anwendung unumgänglich ist, müssen Herzrhythmus und Blutdruck sorgfältig ärztlich überwacht werden.

Coffein erhöht bei Aufputschmitteln wie Ephedrin die Gefahr einer Abhängigkeitsentwicklung. Bei Substanzen mit vielen verschiedenen Wirkungen (wie beispielsweise den Benzodiazepinen) können die Wechselwirkungen im Einzelnen unterschiedlich und nicht voraussehbar sein.

Die gleichzeitige Gabe von 50 Milligramm Coffein zu Schmerzmitteln wie Paracetamol oder Acetylsalicylsäure kann deren schmerzhemmende Wirkung verstärken. Dies kann eine entsprechende Einsparung des Schmerzmittels möglich machen.

Östrogen-Gestagen-Kombinationen zur Verhütung ("Pille"), das Magenmittel Cimetidin und Disulfiram (gegen Alkoholabhängigkeit) vermindern den Coffein-Abbau in der Leber. Die gleichzeitige Verabreichung von Antibiotika aus der Wirkstoffgruppe der Gyrasehemmer kann die Ausscheidung von Coffein und seinem Abbauprodukt verzögern. Beide Effekte verstärken die Coffein-Wirkung. Barbiturate und Rauchen beschleunigen den Abbau und vermindern die Wirkung von Coffein.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Das Medikament behebt keinesfalls die Leistungsbeeinträchtigung durch Alkohol, es besteht vielmehr die Gefahr der beschleunigten Aufnahme des Alkohols in das Blut.
  • Das Medikament darf nicht über lange Zeit in hohen Dosen angewendet werden.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Coffein?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Coffein enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

So wirkt Coffein

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Coffein. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Xanthinderivate, Herz-Kreislauf-stärkende pflanzliche Mittel, zu welcher der Wirkstoff Coffein gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Coffein

Coffein wird eingenommen, um vorübergehend Ermüdungserscheinungen zu beseitigen.

Bei der Behandlung des Atemstillstandes bei Frühgeborenen kann Coffein in Form einer Infusion gegeben oder als Lösung eingeflößt werden.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Coffein sind vertiefende Informationen verfügbar:

    Wirkungsweise von Coffein

    Coffein stammt ursprünglich aus Pflanzen wie Kaffee, Grün- und Schwarztee, Mate-Tee sowie Colanüssen und der Lianenart Guaraná. Bei Kaffee, Colanüssen und Guaraná steckt das Coffein in den Früchten und deren Kernen, bei Grün- und Schwarztee sowie Mate in den Blättern. Zu arzneilichen Zwecken wird Coffein heute auf chemischem Wege gewonnen, aber auch als Nebenprodukt der Entkoffeinierung von Kaffee.

    Coffein ist ein Gegenspieler des Adenosins, einer Verbindung aus dem Zucker Ribose und der Nukleinsäure Adenin. Adenosin wirkt im Gehirn wie ein Nervenbotenstoff. Es dockt an bestimmten Bindungsstellen (Adenosin-Rezeptoren) an und bewirkt so eine Hemmung der Gehirntätigkeit, die sich als Ermüdung äußert. Coffein blockiert den Adenosin-Rezeptor sodass sich kein Adenosin mehr daran binden kann. Weil aber Coffein am Rezeptor keine Adenosin-ähnliche Wirkung hat, bleiben die Ermüdungserscheinungen aus.

    In der Folge hebt Coffein die Ermüdungserscheinungen beim Menschen auf und fördert die seelische Bereitschaft und Fähigkeit zur Leistung. Körperlich regt Coffein den Kreislauf an, beschleunigt den Herzschlag und verbessert die Durchblutung. Auch diese Wirkungen begünstigen den Wachzustand und die Konzentration.

    Die Wirkung von Coffein beim Atemstillstand Frügeborener beruht auf verschiedenen Mechanismen: Anregung des Atemzentrums im Gehirn, dadurch Beschleunigung der Atemzüge, Erhöhung der Empfindlichkeit gegen Kohlendioxid im Blut und damit eine frühere Auslösung der Atemzüge, Erhöhung der Muskelspannung und der Aktivität des Zwerchfells, Erhöhung des Sauerstoffverbrauchs.

    Disclaimer:
    Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.