Clozapin

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 11.03.2018

Allgemeines

Clozapin dient der Behandlung schwerer Schizophrenie, wenn andere Neuroleptika keine ausreichende Wirkung zeigen. Auch zur Therapie von Psychosen im Verlauf einer Parkinson-Krankheit wird es bisweilen eingesetzt.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Dopamin- und Serotoninrezeptoren im zentralen Nervensystem blockieren
  • Angst- und Erregungszustände mildern
  • Symptome der Schizophrenie lindern
  • Psychosen lindern

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Clozapin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Clozapin nicht verwendet werden?

Bei Überempfindlichkeit gegen Clozapin und strukturverwandten Neuroleptika darf der Wirkstoff nicht angewendet werden.

Wenn der Patient bei einer früheren Clozapin-Behandlung einen starken Mangel an weißen Blutkörperchen (Agranulozytose) entwickelt hat, darf der Wirkstoff keinesfalls erneut eingesetzt werden. Personen mit Blutbildungsstörungen oder einer Schädigung des Knochenmarks dürfen nicht behandelt werden.
Gleichzeitig mit Clozapin dürfen keine Wirkstoffe gegeben werden, die ebenfalls Blutbildungsstörungen hervorrufen können. Auch wenn keine Möglichkeit zur regelmäßigen Blutbildkontrolle besteht, ist eine Clozapin-Therapie untersagt.

Ferner ist bei unbehandelten oder unzureichend behandelten Epilepsien, vergiftungsbedingten Psychosen (zum Beispiel infolge von Alkoholmissbrauch), schweren Hirnleistungsstörungen (beispielsweise aufgrund einer Demenz-Erkrankung), Bewusstseinstrübung, schweren Erkrankungen des Herzens oder der Nieren, Lebererkrankungen, Gelbsucht, Leberversagen sowie bei Darmlähmungen (Ileus) von einer Behandlung mit Clozapin abzusehen.

Nur nach einer sorgfältigen Abwägung von Nutzen und Risiko durch den Arzt ist der Wirkstoff bei Diabetes mellitus, Prostatavergrößerung sowie bei älteren Menschen mit schlechtem Allgemeinzustand anzuwenden.

Auch bei erhöhtem Augeninnendruck (grüner Star) ist Vorsicht geboten und regelmäßige Kontrollen sind notwendig.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Schwangere und stillende Frauen dürfen nicht mit Clozapin behandelt werden.

Mütter, die im letzten Schwangerschaftsdrittel den Wirkstoff einnehmen, gefährden ihre Neugeborenen durch Nebenwirkungen wie Bewegungsstörungen und Entzugserscheinungen. Diese können sich in Aufregung, Muskelverspannungen oder -schlaffheit, Zittern, Schläfrigkeit, Atemnot oder Störungen bei der Nahrungsaufnahme äußern. Solche Neugeborene müssen sorgfältig ärztlich überwacht werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren dürfen nicht mit Clozapin behandelt werden.

Welche Nebenwirkungen kann Clozapin haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Clozapin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Müdigkeit, Schläfrigkeit, Schwindel, Herzklopfen, Herzrasen, übermäßiger Speichelfluss und Verstopfung.

Häufige Nebenwirkungen:
Störung der Bildung weißer Blutzellen im Knochenmark, Gewichtszunahme, Sehstörungen, Kopfschmerzen, Zittern, unwillkürliche Zuckungen oder Tics (Dyskinesie), Unfähigkeit, still zu sitzen (Akathisie), Bluthochdruck, Blutdruckschwankungen, Blutdruckabfall beim Aufstehen aus der liegenden Position, kurzzeitige Bewusstlosigkeit, Krampfanfälle, Übelkeit und Erbrechen, Appetitlosigkeit, Mundtrockenheit, Probleme beim Wasserlassen (Miktionsstörungen), Fieber, Störung der Schweiß- und Temperaturregulation.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Sehr starker Mangel an weißen Blutkörperchen (Agranulozytose).

Seltene Nebenwirkungen:
Unruhe, Verwirrtheit, Herzrhythmusstörungen, Herzmuskelentzündung, Gefäßverschlüsse, Leberentzündung, Gelbsucht, starke Schluckbeschwerden, Entstehen oder Verstärkung einer Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), Überempfindlichkeitsreaktionen (Hautausschläge, Schwellungen durch Flüssigkeitsaustritt aus Blutgefäßen (Angioödeme), Juckreiz).

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Mangel an Blutplättchen (Thrombozytopenie), Übersäuerung des Blutes aufgrund einer Stoffwechselstörung (metabolische Azidose), starker Anstieg des Blutzuckerspiegels (bis hin zum diabetischen Koma), schwere Fettstoffwechselstörungen, Störungen der Bewegungskontrolle, Herzstillstand, Vergrößerung der Ohrspeicheldrüse, Darmverschluss (Ileus), akutes Leberversagen, Nierenentzündungen, schmerzhafte Dauererektionen (Priapismus), unerklärlicher plötzlicher Tod.

Besonderheiten:
Tritt ein Malignes neuroleptisches Syndrom auf (gekennzeichnet durch Muskelstarre, hohes Fieber, Bewusstseinstrübung und Kreislaufkollaps), muss die Behandlung abgebrochen werden.

Welche Wechselwirkungen zeigt Clozapin?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Cimetidin und Erythromycin können Wirkung und Nebenwirkungen von Clozapin verstärken. Auch Koffein und Nikotin beeinflussen die Wirksamkeit von Clozapin, daher sollten während der Therapie Kaffee-Konsum und Rauch-Gewohnheiten nicht abrupt verändert werden.

Phenytoin kann die Plasma-Konzentration und damit die Wirksamkeit von Clozapin verringern.

Während der Therapie dürfen keine Substanzen gegeben werden, die ebenfalls die Blutzellbildung im Knochenmark beeinträchtigen, dazu gehören beispielsweise Chloramphenicol, Sulfonamide, Zytostatika, Carbamazepin und Phenylbutazon.

Clozapin verstärkt die Wirkung von Substanzen, die dämpfend auf das zentrale Nervensystem wirken. Durch die Einnahme des Wirkstoffs werden die Effekte von Alkohol, Benzodiazepinen, Beruhigungsmitteln, Anticholinergika (zum Beispiel Tiotropium), H1-Antihistaminika (Mittel zur Behandlung von Allergien), blutdrucksenkenden Mitteln sowie von Narkosemitteln verstärkt.

Die Wirkung von Alpha-Sympathomimetika sowie von Levodopa (Mittel zur Behandlung der Parkinson-Krankheit) wird durch Clozapin abgeschwächt.

Bei gleichzeitiger Gabe von Lithium kommt es zur Verstärkung zentralnervöser Nebenwirkungen wie Verwirrtheit und Krampfanfällen.

Bei zeitgleicher Therapie mit tri- und tetrazyklischen Antidepressiva kann es zu einer starken Beschleunigung des Herzschlags (Tachykardie) kommen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Wegen der Gefahr von Blutbildveränderungen sind häufige ärztliche Blutbildkontrollen notwendig.
  • Bei grippeähnlichen Beschwerden, Temperaturanstieg oder Herzbeschwerden muss sofort ein Arzt befragt werden.
  • Während der Behandlung muss der Arzt den Blutdruck und die Herzfunktion häufig überprüfen.
  • Die Behandlung mit dem Medikament muss mit langsam gesteigerter Dosis begonnen und mit langsamer Dosisverminderung beendet werden.
  • Bei der Umstellung von einem anderen Clozapin-haltigen Medikament sind die Blutbildkontrollen nach dem bisherigen Zeitplan unverändert fortzusetzen.
  • Das Reaktionsvermögen kann so weit vermindert sein, dass Autofahren und das Bedienen von Maschinen gefährlich sind. Dies gilt besonders im Zusammenwirken mit Alkohol.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Clozapin?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Clozapin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

So wirkt Clozapin

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Clozapin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Neuroleptika, zu welcher der Wirkstoff Clozapin gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Clozapin

Clozapin dient der Behandlung schwerer Schizophrenie, wenn andere Neuroleptika keine ausreichende Wirkung zeigen. Auch zur Therapie von Psychosen im Verlauf einer Parkinson-Krankheit wird es bisweilen eingesetzt.

Der Wirkstoff darf zunächst nur in geringer Dosis gegeben werden, die bei Verträglichkeit langsam gesteigert werden kann. Auch beim Absetzen ist eine langsame Dosisverringerung notwendig. Aufgrund der starken Nebenwirkungen sollte stets nur die geringste Dosis verabreicht werden, welche die gewünschte Wirkung erzielt.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Clozapin sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Clozapin

Clozapin gehört zur Gruppe der Neuroleptika. Da es im zentralen Nervensystem an Rezeptoren der Botenstoffe Dopamin und Serotonin bindet, wird es auch als atypisches Neuroleptikum bezeichnet.

Clozapin dämpft einerseits Erregungszustände und Angststörungen, andererseits verbessert es Gedächtnisleistung und Konzentrationsvermögen. Aufgrund starker Nebenwirkungen kommt es jedoch erst zum Einsatz, wenn andere Wirkstoffe nicht den gewünschten Effekt erzielen.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.