Clomethiazol

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 07.03.2018

Allgemeines

Clomethiazol dient zur Behandlung von schweren Schlafstörungen, starker Verwirrtheit und Erregungszuständen aufgrund eines hirnorganischen Psychosyndroms bei Patienten im höheren Lebensalter.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Krämpfe lösen
  • Erregungs- und Unruhezustände lindern
  • schwere Schlafstörungen behandeln
  • Delirien und Entzugssymptome bei Alkoholabhängigkeit lindern
  • Status epilepticus behandeln.

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Clomethiazol im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Clomethiazol nicht verwendet werden?

Clomethiazol darf nicht eingesetzt werden bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, Schlaf-Apnoe-Syndrom (kurzzeitiges Aussetzen der Atmung im Schlaf) und vermindertem Atemantrieb im zentralen Nervensystem (zentrale Atemdepression) sowie bei akuter Vergiftung durch Alkohol und andere Psychopharmaka.

Insbesondere bei Personen mit Arzneimittel- oder Alkoholabhängigkeit besteht schon bei einer Einnahme über wenige Tage das Risiko der Entwicklung einer Abhängigkeit, daher darf der Wirkstoff bei suchtkranken Menschen nicht eingesetzt werden. Eine Ausnahme bildet die Behandlung des Prädelir, des Delirium tremens und einer akuter Entzugssymptomatik bei Alkoholmissbrauch.

Nur nach einer sorgfältigen Abwägung von Nutzen und Risiko durch den Arzt ist der Wirkstoff anzuwenden bei eingeschränkter Atemfunktion (zum Beispiel Asthma), Bronchial- und Lungenerkrankungen, Störungen der Nieren- oder Leberfunktion sowie bei Patienten mit einer Umleitung der Pfortader (portokavaler Shunt).

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Clomethiazol sollte während Schwangerschaft und Stillzeit nicht eingesetzt werden, weil die Entwicklung und die Gesundheit des Kindes beeinträchtigt werden können.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Der Wirkstoff ist für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren nicht geeignet.

Welche Nebenwirkungen kann Clomethiazol haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Clomethiazol. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Müdigkeit, Benommenheit, Kopfschmerzen, verstärkte Speichelbildung, Verschleimung der Atemwege.

Häufige Nebenwirkungen:
Magenschmerzen, Sodbrennen, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Schnupfen, Hustenreiz.

Seltene Nebenwirkungen:
Beeinträchtigung der Atmungs- und Kreislauffunktion, Herzklopfen, beschleunigter Herzschlag (Tachykardie), Missempfindungen wie Taubheit oder Kribbeln in Händen und Füßen, Bindehautentzündung; Überempfindlichkeitsreaktionen wie Hautausschläge, Nesselsucht, Rötung, Schwellung, Juckreiz.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Leberentzündung, Leberfunktionsstörung, Vermehrung der Leberenzyme im Blut, Gelbsucht (Ikterus), Wasseransammlungen im Gesicht (Gesichtsödem); schwere Überempfindlichkeitsreaktionen mit starker Bläschenbildung der Haut, Blutdruckabfall, Kreislaufkollaps.

Besonderheiten:
Der Wirkstoff kann, insbesondere bei suchtkranken Patienten, Abhängigkeit und beim Absetzen Entzugssymptome hervorrufen.

Da Clomethiazol die Atemfunktion dämpft, ist das Risiko für Infektionen der oberen Atemwege und Lungenentzündung erhöht.

Bei schwerer Leberfunktionsstörung kann die beruhigende Wirkung von Clomethiazol das Eintreten eines Leberkomas verschleiern.

Welche Wechselwirkungen zeigt Clomethiazol?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Während der Behandlung mit Clomethiazol sollten keine weiteren Wirkstoffe (wie Barbiturate, Benzodiazepine und Alkohol) zum Einsatz kommen, die ebenfalls dämpfend auf das zentrale Nervensystem wirken. Eine gegenseitige Wirkungsverstärkung, die Kreislaufversagen, Atmungs- und Herzstillstand zur Folge hat, ist sonst möglich. Zeitgleicher Alkoholmissbrauch kann zudem eine Leberschrumpfung (Leberzirrhose) hervorrufen.

Cimetidin kann die Wirkung von Clomethiazol steigern.

Clomethiazol kann die Wirkung des AntiepileptikumsCarbamazepin abschwächen.

Die Wirkung des MuskelrelaxansChlorzoxazon kann durch Clomethiazol verstärkt werden.

Die gleichzeitige Gabe des BetablockersPropranolol kann den Herzschlag stark verlangsamen (Bradykardie).

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Das Medikament kann bei suchtgefährdeten Patienten Abhängigkeit auslösen.
  • Die Dosierung soll so gering wie möglich sein und die Behandlung mit dem Medikament schnellstmöglich wieder beendet werden.
  • Die Kombination mit anderen hirnwirksamen Substanzen ist verboten.
  • Das Reaktionsvermögen, die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr und zum Bedienen von Maschinen kann beeinträchtigt sein.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Clomethiazol?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Clomethiazol enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform

So wirkt Clomethiazol

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Clomethiazol. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Alkoholentwöhnungsmittel, Antiepileptika, Schlafmittel, zu welcher der Wirkstoff Clomethiazol gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Clomethiazol

Clomethiazol dient zur Behandlung von schweren Schlafstörungen, starker Verwirrtheit und Erregungszuständen aufgrund eines hirnorganischen Psychosyndroms bei Patienten im höheren Lebensalter.

Ferner kommt der Wirkstoff bei einem Prädelir, einem Delirium tremens und akuter Entzugssymptomatik aufgrund von Alkoholabhängigkeit zum Einsatz. Diese Therapie darf nur im Krankenhaus bei ständiger Überwachung des Patienten durchgeführt werden.

Auch ein Status epilepticus, der auf die Gabe von Diazepam oder Phenobarbital nicht anspricht, kann mit Clomethiazol behandelt werden.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Clomethiazol sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Clomethiazol

Clomethiazol entfaltet seine Wirkung im zentralen Nervensystem. Der Wirkstoff verstärkt den hemmenden Effekt der Botenstoffe (Neurotransmitter) GABA (Gammaaminobuttersäure) und Glycin. Aufgrund seiner krampflösenden, krampfhemmenden, beruhigenden und schlaffördernden Wirkung dient er als Antiepileptikum und Schlafmittel.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.