Cladribin (zur Injektion)
Allgemeines
Cladribin wird in Form von Injektionen zur Behandlung von einer speziellen Form des Blutkrebses, der Haarzell-Leukämie, eingesetzt.
Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?
- Vermehrung von krankhaften Blutzellen verhindern
- spontanen Zelltod krankhafter Blutzellen fördern
Gegenanzeigen
Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Cladribin (zur Injektion) im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Wann darf Cladribin (zur Injektion) nicht verwendet werden?
Cladribin darf nicht eingesetzt werden beiÜberempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
- sowie mäßiger bis schwerer Nierenfunktionsstörung (Kreatinin-Clearance unter 50 Milliliter/Minute)
- mäßiger bis schwerer Leberfunktionssstörung (Child Pugh-Klassifikation über 6)
- gleichzeitiger Anwendung anderer Wirkstoffe, die die blutbildende Funktion des Knochenmarks unterdrücken.
- Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risik,o-Abschätzung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Cladribin zur Anwendung kommen bei
- Patienten mit erhöhtem Infektionsrisiko
- festgestellten Erkrankungen des Knochenmarks oder vorangegangenen Behandlungen, die die Funktion des Knochenmarks schädigen
- Störungen von Leber- oder Nierenfunktion
- älteren Patienten, weil diese oft eine eingeschränkte Nieren- oder Leberfunktion haben
- Patienten mit vielen Krebszellen im Blut, weil sie 24 Stunden vor der Therapie Allopurinol erhalten sollten, um demn zu erwartenden Anstieg an Harnsäure im Blut abzufedern.
Bestehende Infektionen wird der Arzt vor Therapiebeginn zunächst behandeln. Obwohl eine Vorbeugung gegen Infektionen nicht allgemein empfohlen wird, kann diese bei Patienten mit geschwächter körpereigener Abwehr oder bei Patienten mit einem Mangel an Granulozyten in der Vorgeschichte vor der Behandlung mit Cladribin von Vorteil sein.
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Caldribin kann das Erbgut schädigen. Männern, die mit dem Wirkstoff behandelt werden, wird daher empfohlen, während der Behandlung und bis zu sechs Monate nach der Behandlung kein Kind zu zeugen.
Frauen im gebärfähigen Alter müssen während und bis zu sechs Monate nach Behandlungsende eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die "Pille" durch Cladribin möglicherweise nicht ausreichend wirksam ist. Während der Behandlung mit Cladribin sowie für mindestens vier Wochen nach der letzten Dosis eines jeden Behandlungsjahres sollte daher zusätzlich eine Barrieremethode (Kondom, Pessar) angewendet werden.
Bisher liegen keine oder nur sehr begrenzte Erfahrungen mit der Anwendung von Cladribin bei Schwangeren vor. Tierexperimente haben schädliche Wirkungen auf die Nachkommen gezeigt. Cladribin darf daher während der Schwangerschaft nicht angewendet werden.
Es ist nicht bekannt, ob Cladribin in die Muttermilch übergeht. Während der Behandlung und für sechs Monate nach der letzten Dosis darf nicht gestillt werden.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Die Unbedenklichkeit und Wirksamkeit von Cladribin bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren ist bisher nicht nachgewiesen.
In einer Studie mit Patienten im Alter von 1 bis 21 Jahren mit Blutkrebs wurde für fünf Tage das Einhalb- bis Zweifache der empfohlenen Dosis für Haarzell-Leukämie durchgehend als Infusion in eine Vene verabreicht. Dabei traten schwerwiegende Knochenmarkschäden auf. Bei der höchsten Dosis entwickelten drei von sieben Patienten eine nicht rückgängig zu machende Knochenmarksschädigung und tödliche Infektionen mit Bakterien oder Pilzen.
Welche Nebenwirkungen kann Cladribin (zur Injektion) haben?
Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Cladribin (zur Injektion). Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Sehr häufige Nebenwirkungen:
Infektionen (Lungenentzündung, Blutvergiftung), Mangel an allen Blutzellen, Funktionsstörung des Knochenmarks, Blutplättchenmangel, Blutarmut, Mangel an Lymphzellen, Schwächung der körpereigenen Abwehr, Appetitverlust, Kopfschmerzen, Schwindel, Unterhautblutungen, auffällige Atemgeräusche, auffällige Geräusche in der Brust, Husten, Übelkeit und Erbrechen, Verstopfung, Durchfall, Hautausschlag, örtliche Hautrötung, vermehrtes Schwitzen, Reaktionen an der Einstichstelle, Fieber, Schüttelfrost, Müdigkeit, Erschöpfung.
Häufige Nebenwirkungen:
Überempfindlichkeit, nachfolgende Krebserkrankungen, Blutarmut durch Auflösung von Blutzellen, Schlaflosigkeit, Angstzustände, Herzrasen, Herzgeräusch, niedriger Blutdruck, Nasenbluten, Durchblutungsstörungen des Herzmuskels, punktförmige Hautblutungen, allgemeine Blutungen, Kurzatmigkeit, Lungeninfektionen, Schleimhautentzündung, Magen-Darm-Schmerzen, Blähungen, vorübergehernder und leichter Anstieg von Blutwerten ((Bilirubin, ASAT, ALAT, Gamma-GT), Juckreiz, Hautschmerzen, Hautrötung, Nesselsucht, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, Gelenksentzündung, Knochenschmerzen, Wasseransammlungen im Gewebe (Ödeme), Unwohlsein, Schmerzen.
Gelegentliche Nebenwirkungen:
massenhaftes Absterben von Krebszellen, Auszehrung, Schläfrigkeit, nervliche Missempfindungen, Antriebslosigkeit, Nervenbeschwerden, Verwirrtheit, Gangunsicherheit, Bindehautentzündung, Blutgefäßentzündung, Rachenentzündung, schwere Hautreaktionen (Stevens-Johnson-Syndrom, Lyell-Syndrom),.
Seltene Nebenwirkungen:
Überschuss unreifer Blutzellen, Abstoßungsreaktionen bei Bluttransfusionen, Schlaganfall, nervlich bedingte Sprech- und Schluckstörungen, Herzmuskelschwäche, Vorhofflimmern, Herzbeschwerden, Dünndarmverschluss, Leberfunktionsstörung, Nierenfunktionsstörung.
Sehr seltene Nebenwirkungen:
Erkrankung des Eiweißstoffwechsels (Amyloidose), Depression, epileptische Anfälle, Lidentzündung, Lungenembolie, Gallenblasenentzündung.
Besonderheiten:
Die Therapie mit Cladribin macht anfälliger für Infektionen, aber auch für andere Krebserkrankungen. Das Risiko für letztere ist zwei Jahre nach der Diagnose am höchsten. Der Arzt wird den mit Cladribin behandelten Patienten daher auch regelmäßige Untersuchungen zu Krebs-Vorsorge empfehlen.
Eine sorgfältige und regelmäßige ärztliche Überwachung des Blutbildes ist während und in den anschließenden zwei bis vier Monaten der Behandlung mit Cladribin von größter Wichtigkeit. Sie dient der Erkennung möglicher unerwünschter Wirkungen und Folgen wie Blutarmut, Mangel an bestimmten Blutzellen, Infektionen oder Blutungen.
Bei Patienten, die fortlaufende Infusionen mit überhohen Cladribin-Dosierungen erhielten, wurden schwere Nebenwirkungen an den Nerven (bis zu Lähmungen). Zwar scheint diese Nebenwirkung dosisabhängig zu sein, doch wird der Arzt beim Auftreten von Nervenbeschwerden die Therapie verschieben oder beenden.
Kommt es zu Störungen der Nervenfunktion, Verhaltensauffälligkeiten oder verminderter Hirnleistung, kann sich dahinter als Nebenwirkung eine fortschreitende Entmarkung der Nervenbahnen in der weißen Hirnsubstanz (PML) verbergen. Sie kann während, aber auch noch sechs Monate bis mehrere Jahre nach der Cladribin-Behandlung auftreten. Bei diesen Anzeichen muss die Therapie sofort abgebrochen werden.
Welche Wechselwirkungen zeigt Cladribin (zur Injektion)?
Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Aufgrund einer möglichen verstärkten Verschlechterung des Blutbildes und der Knochenmarksfunktion darf Cladribin nicht gemeinsam mit anderen Wirkstoffen verwendet werden, die sich darauf negativ auswirken.
Aufgrund der ähnlichen Verstoffwechselung wird von der gleichzeitigen Verabreichung anderer Zytostatika wie Fludarabin oder 2‘-Deoxycoformycin mit Cladribin abgeraten. Auch eine gemeinsame Anwendung mit virenhemmenden Mitteln wie Didanosin, Tenofovir oder Adefovir sollte vermieden werden.
Es hat sich gezeigt, dass Glukokortikoide das Risiko für schwere Infektionen erhöhen, wenn sie gleichzeitig mit Cladribin angewendet werden. auch hier ist von einer gleichzeitigen Anwendung abzusehen.
Cladribin schwächt die körpereigene Abwehr. Daher wird die Verabreichung von abgeschwächten Lebendimpfstoffen bei mit Cladribin behandelten Patienten nicht empfohlen. Auch darf mit einer Cladribin-Behandlung frühestens vier bis sechs Wochen nach einer Impfung mit Lebendimpfstoffen oder abgeschwächten Lebendimpfstoffen begonnen werden.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Das Medikament darf nur von Ärzten eingesetzt werden, die erfahren ihn der Behandlung von Blutkrebs sind.
- Männer und Frauen müssen während der Behandlung und bis zu sechs Monate nach deren Ende eine Schwangerschaft sicher verhüten.
- Während der Behandlung und bis sechs Monate nach der letzten eingenommenen Dosis darf nicht gestillt werden.
- Vor und während der Behandlung mit dem Medikament muss der Arzt die Zahl der weißen Blutkörperchen regelmäßig überprüfen.
- Kommt es während der Therapie zu Nervenbeschwerden, Verhaltensauffälligkeit oder Hirnleistungsstörungen, wird der Arzt die Therapie verschieben oder beenden.
- Das Medikament kann zu Schläfrigkeit und Schwindel führen, was Autofahren und das Führen von Maschinen gefährlich macht.
- Das Medikament beeinträchtigt die Wirkung der "Pille", es muss daher zusätzlich mit Kondomen oder Pessaren verhütet werden.
Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.
Welche Medikamente beinhalten Cladribin (zur Injektion)?
Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Cladribin (zur Injektion) enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.
So wirkt Cladribin (zur Injektion)
Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Cladribin (zur Injektion). Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Zytostatika, zu welcher der Wirkstoff Cladribin (zur Injektion) gehört.
Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Cladribin (zur Injektion)
Cladribin wird in Form von Injektionen zur Behandlung von einer speziellen Form des Blutkrebses, der Haarzell-Leukämie, eingesetzt.
Zu folgenden Anwendungsgebieten von Cladribin (zur Injektion) sind vertiefende Informationen verfügbar:
Wirkungsweise von Cladribin (zur Injektion)
Cladribin gehört zur Wirkstoffgrupe der Zytostatika und dort zu den Antimetaboliten. das heißt, es ahmt einen Baustein der Erbsubstanz nach, ohne dessen Funktionen erfüllen zu können.
Cladribin ist ein Vorläufer des eigentlichen Wirkstoffs (Prodrug). Es wird von den Zellen rasch aus dem Blut aufgenommen und innerhalb der Zellen durch ein spezielles Enzym, die Desoxycytidinkinase, zu der aktiven Substanz verwandelt. Sie sammelt sich vor allem in denjenigen Zellen an, die viel Desoxycytidinkinase enthalten, aber wenige Enzyme zum Abbau des erzeugten Wirkstoffs. Das ist insbesondere in Lymphzellen und anderen Zellen des blutbildenden Knochenmarks der Fall, was zu einer gezielten Wirkung und verhältnismäßig wenig Nebenwirkungen führt.
Im Gegensatz zu anderen, ähnlichen Zytostatika vernichtet Cladribin sowohl sich rasch vermehrende als auch Zellen in der Ruhephase. Der Wirkmechanismus von Cladribin beruht auf dem Einbau des falschen Bausteins in die Erbgut-Stränge (DNA). Dadurch wird die zur Vermehrung notwendige Verdoppelung der Stränge in sich teilenden Zellen, aber auch der DNA-Reparaturmechanismus blockiert. Dadurch und weil sich Cladribin zusätzlich auch auf die Energieversorgung der Zellen auswirkt, fördert es den spontanen Zelltod (Apoptose).
Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.