Carboplatin
Allgemeines
Carboplatin dient allein oder in Kombination mit anderen krebsbekämpfenden Wirkstoffen der Behandlung von Eierstockkrebs (epitheliale Ovarialkarzinome), kleinzelligem Krebs der Lunge (Bronchialkarzinome) und Krebs des Kopf-Hals-Bereiches, der von Schleimhautzellen (dem sogenannten Plattenepithel) ausgeht.
Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?
- Erbgut-Stränge vernetzen
- Erbgut-Ablesung behindern
- Produktion lebenswichtiger Eiweiße verhindern
- Krebszellen abtöten
Gegenanzeigen
Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Carboplatin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Wann darf Carboplatin nicht verwendet werden?
Carboplatin darf nicht angewendet werden bei- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff und/oder andere Platinverbindungen
- schwerer Störung der Blutbildung im Knochenmark
- blutenden Krebsgeschwulsten
- gleichzeitiger Gelbfieberimpfung
- schwerer Nierenfunktionsstörung (glomeruläre Filtrationsrate unter 30 Milliliter/Minute), es sei denn, Arzt und Patient kommen zu dem Schluss, dass der mögliche Nutzen das Risiko der Behandlung überwiegt.
- eingeschränkter Nierenfunktion, weil Carboplatin ihre Blutbildung noch ausgeprägter und länger anhaltend stört als bei Patienten mit normaler Nierenfunktion
- Patienten über 65 Jahren und/oder Patienten, die mit Cisplatin vorbehandelt wurden, weil diese eher unter Nervenstörungen leiden
- Kindern, da diese anfälliger für Hörstörungen als Nebenwirkung sind.
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Carboplatin kann schädigend auf das Erbgut wirken und daher Missbildungen hervorrufen oder die Leibesfrucht abtöten. Frauen im gebärfähigen Alter müssen daher während der Behandlung mit Carboplatin Schwangerschaftsverhütung betreiben. Muss eine schwangere Patientin unbedingt behandelt werden, wird sie der Arzt über das damit verbundene Risiko für das Kind aufklären.
Es ist nicht bekannt, ob Carboplatin in die Muttermilch übergeht. Aus diesem Grund sollte während der Behandlung nicht gestillt werden. Wird eine Behandlung während der Stillzeit erforderlich, ist abzustillen.
Bei Patienten, die Zytostatika erhalten, kann eine Minderung der Keimdrüsenfunktion auftreten, die zu Ausfall der Regelblutung oder Mangel an Samenfäden führt. Diese Effekte sind von der Dosis und der Länge der Therapie abhänging und können manchmal dauerhaft sein. Da gewöhnlich mehrere Zytostatika in Kombination angewendet werden, lässt sich der Grad der Schädigung nur schwer voraussagen und auf einen speziellen Wirkstoff einschränken. Männer im geschlechtsreifen Alter, die mit Carboplatin onkovis behandelt werden, sollten während der Behandlung und bis zu sechs Monate danach kein Kind zeugen.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Prinzipiell können auch Kinder mit dem Wirkstoff behandelt werden. Allerdings können derzeit keine genauen Dosierungsempfehlungen gegeben werden, da bei diesen Patienten noch nicht genügend Erfahrungen mit Carboplatin vorliegen.
Welche Nebenwirkungen kann Carboplatin haben?
Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Carboplatin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Sehr häufige Nebenwirkungen
Blutbildveränderungen (Blutplättchenmangel, Mangel an Neutrophilen und weißen Blutkörperchen, Blutarmut), Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen, Verringerung der Kreatinin-Clearance, Anstieg des Harnstoffgehaltes im Blut, Anstieg der Enzymwerte im Blut (alkalische Phosphatase, ASAT), unnormaler Leberfunktionstest, Verringerung der Mineralstoffe im Blut (Natrium, Kalium, Calcium, Magnesium).
Häufige Nebenwirkungen
Infektionen, Blutungen, allergische Reaktionen, Überempfindlichkeit, Nervenfunktionsstörungen (Missempfindungen, verminderte Sehnenreflexe, Seh- und Hörstörungen, Störung des Geschmacksempfindens), Herz-Kreislauf-Störungen, Atemwegserkrankungen, Lungenerkrankung, Bronchialkrämpfe, Durchfall, Verstopfung, Schleimhautentzündung im Darm, erhöhte Bilirubin-Werte im Blut, Haarausfall, Hauterkrankungen, Muskel- und Gelenkbeschwerden, Erkrankungen der Harnwege, Schwäche, erhöhte Harnsäure-Konzentration im Urin, Anstieg des Kreatinin im Blut.
Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit
Zweit-Tumore, Funktionsstörung des Knochenmarks, Fieber (durch Neutrophilen-Mangel), Auflösung von Blutzellen (hämolytisch-urämisches Syndrom), Austrocknung, Essensverweigerung, Natriummangel im Blut, Schlaganfall, Herzversagen, Blutgefäßverstopfung, Bluthochdruck, niedriger Blutdruck, Mundschleimhautentzündung, Nesselsucht, Hautausschlag, Hautrötung, Juckreiz, Unwohlsein, Reaktionen an der Injektionsstelle wie absterbendes Gewebe, Rötung, Schwellung.
Welche Wechselwirkungen zeigt Carboplatin?
Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Wegen eines erhöhten Risikos von Blutgefäßverstopfungen kommen bei Krebserkrankungenen häufig Blutverdünner zum Einsatz. Die hohen Schwankungen bei der Gerinnungsfähigkeit während der Erkrankung und die Möglichkeit einer Wechselwirkung zwischen dem Blutverdünner und Carboplatin erfordern eine häufige Kontrolle der Gerinnungswerte.
Impfstoffe mit lebenden oder abgeschwächten Viren können bei Patienten, deren körpereigene Abwehr durch Carboplatin geschwächt ist, zu schweren Infektionen führen, die lebensbedrohlich sein können. Impfungen mit Lebendimpfstoff sollten daher bei einer entsprechenden Therapie vermieden werden. Abgetötete oder inaktivierte Viren können zur Impfung angewendet werden, sind aber häufig weniger wirksam.
Bei der Kombination von Carboplatin mit knochenmarksschädigend wirkenden Substanzen können sich diese Nebenwirkungen zusätzlich verstärken.
Während der Therapie mit Carboplatin kann durch die Verabreichung von Wirkstoffen, die auf die Nieren oder das Innenohr schädigend wirken (beispielsweise Aminoglykosid-Antibiotika oder Diuretika wie Furosemid, Piretanid und Torasemid), das Risiko einer entsprechenden Schädigung erhöht werden.
Die gleichzeitige Gabe des AntiepileptikumsPhenytoin und Carboplatin kann die Nebenwirkungen von Carboplatin erhöhen oder zu einer Verringerung seiner Wirkung führen. Außerdem senkt Carboplatin möglicherweise die Phenytoin-Konzentration im Blut ab, was zu vermehrten Krampfanfällen führen kann. Der Arzt wird also die Phenytoin-Dosierung streng überwachen und gegebenenfalls bei Therapiebeginn oder -ende mit Carboplatin verändern.
Die gleichzeitige Anwendung von Immunologika wie Ciclosporin, Tacrolimus und Sirolimus kann aufgrund der verstärkten Unterdrükung der körpereigenen Abwehr zu Lymphknotenschwellungen und -krebs führen.
Carboplatin darf nicht mit aluminiumhaltigen Infusionsbestecken, Spritzen und Injektionsnadeln verabreicht werden, da dies die Wirkung beeinträchtigt.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Das Medikament sollte nur von Ärzten angewendet werden, die in der Krebstherapie erfahren sind.
- Während der Behandlung sind das Blutbild sowie Nieren- und Leberfunktionswerte regelmäßig ärztlich zu kontrollieren.
- Während der Behandlung und sechs Monate danach müssen Mann und Frau eine zuverlässige Schwangerschaftsverhütung betreiben.
- Jeglicher Haut- und Schleimhautkontakt mit dem Medikament ist zu vermeiden! Sollte es dennoch dazu kommen, sind die betreffenden Stellen sofort mit reichlich Wasser abzuspülen.
- Bei Beeinträchtigung der Sehleistung oder des Gehörs ist sofort der behandelnde Arzt zu informieren.
- Das Medikament ist ausschließlich zur Infusion in eine Vene bestimmt.
- Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen sowie Störungen des Sehvermögens und des Hörens können Autofahren und das Bedienen von Maschinen gefährlich machen.
Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.
Welche Medikamente beinhalten Carboplatin?
Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Carboplatin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.
So wirkt Carboplatin
Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Carboplatin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Zytostatika, zu welcher der Wirkstoff Carboplatin gehört.
Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Carboplatin
Carboplatin dient allein oder in Kombination mit anderen krebsbekämpfenden Wirkstoffen der Behandlung von Eierstockkrebs (epitheliale Ovarialkarzinome), kleinzelligem Krebs der Lunge (Bronchialkarzinome) und Krebs des Kopf-Hals-Bereiches, der von Schleimhautzellen (dem sogenannten Plattenepithel) ausgeht.
Außerdem wird Carboplatin eingesetzt, um bei Gebärmutterhalskrebs im Endstadium oder bei Tochtergeschwulsten die Beschwerden zu lindern, auch, wenn eine Heilung nicht mehr möglich ist.
Zu folgenden Anwendungsgebieten von Carboplatin sind vertiefende Informationen verfügbar:
Wirkungsweise von Carboplatin
Carboplatin wirkt gegen Krebszellen und gehört daher in die Wirkstoffgruppe der Zytostatika. Seine zellabtötende Wirkung beruht auf einer Quervernetzung der ansonsten getrennten Einzel- und Doppelstränge des Erbgutes (DNA). Diese Vernetzung behindert die Ablesung der DNA. So können Eiweiße, die für das Leben der Zelle notwendig sind, nicht mehr hergestellt werden und die Zelle stirbt ab.
Natürlich betrifft die Carboplatin-Wirkung alle Körperzellen. Da sich Krebszellen aber besonders schnell teilen und wachsen, sind sie auch besonders stark von der Hemmung der Eiweißproduktion betroffen.
Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.