Blinatumomab
Allgemeines
Blinatumomab dient der Bekämpfung von wiedergekehrtem oder bisher nicht behandelbarem Blutkrebs. Blutkrebs vom Typ der akuten lymphatischen Leukämie (ALL) ist eine bösartige Erkrankung, die ihren Ausgang von unreifen Vorstufen der Lymphzellen nimmt. Davon gibt es zwei Hauptgruppen, die B- und die T-Zellen. In 75% der Fälle geht die akute lymphatische Leukämie von den B-Zellen aus. Bei einem Teil der Patienten mit B-Zellen-Blutkrebs tritt zusätzlich eine Veränderung im Erbgut auf, die als "Philadelphia-Chromosom" bezeichnet wird. Sie kommt vor allem bei älteren Patienten vor und spricht schlechter auf die herkömmlichen Chemotherapien an. Blinatumomab wird speziell bei dieser Patientengruppe eingesetzt.
Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?
- T-Zellen der körpereigenen Abwehr aktivieren
- Krebszellen an T-Zellen binden
- Eiweiß-auflösende Enzyme freisetzen
- ruhende und wachsende Krebszellen zerstören
Gegenanzeigen
Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Blinatumomab im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Wann darf Blinatumomab nicht verwendet werden?
Bei Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff darf Blinatumomab nicht eingesetzt werden.
Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf der Wirkstoff angewendet werden bei Erkrankungen des Gehirns wie Epilepsie, Lähmungen, Sprechstörungen, Schlaganfall, schweren Hirnverletzungen, Demenz, Parkinson-Krankheit, Erkrankungen des Kleinhirns, organisch bedingten seelischen Störungen und Psychosen, da diese Erkrankungen in Studien zu dem Wirkstoff nicht berücksichtigt wurden.
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Zwar ergaben Tierexperimente keine Hinweise auf eine Schädigung der Ungeborenen durch Blinatumomab, doch gibt es bisher keine Studien darüber, welche Folgen der Wirkstoff bei Schwangeren hat. Blinatumomab sollte daher während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, der Arzt schätzt den möglichen Nutzen für die Mutter höher ein als das mögliche Risiko für das Kind. Frauen im gebärfähigen Alter müssen während und bis zu mindestens 48 Stunden nach der Behandlung mit Blinatumomab eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden.
Es ist nicht bekannt, ob Blinatumomab oder seine Abbauprodukte in die Muttermilch übergehen. Ein Risiko für das gestillte Kind kann jedoch nicht ausgeschlossen werden. Daher ist vorsichtshalber das Stillen während und für mindestens 48 Stunden nach der Behandlung mit Blinatumomab verboten.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Es liegen nur begrenzte Erfahrungen aus Studien bei Kindern und Jugendlichen vor. Bei einer Dosierung, die höher war als die empfohlene Dosierung bei erwachsenen Patienten, trat ein Fall einer tödlichen Herzmuskelschwäche auf. Die Entscheidung, ob der Wirkstoff in dieser Altersgruppe eingesetzt wird, bleibt dem Arzt überlassen.
Welche Nebenwirkungen kann Blinatumomab haben?
Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Blinatumomab. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Sehr häufige Nebenwirkungen:
Infektionen mit Bakterien, Pilzen oder Viren, Mangel an Neutrophilen Blutzellen (auch mit Fieber), Blutarmut, Blutplättchenmangel, Mangel an weißen Blutkörperchen, überschießende Freisetzung von Zytokinen (Entzündungseiweißen), Mangel an Mineralien (Kalium, Magnesium) im Blut, Blutzuckerüberschuss, verminderter Appetit, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Zittern, Schwindel, niedriger Blutdruck, Husten, Übelkeit und Erbrechen, Verstopfung, Durchfall, Bauchschmerzen, Hautausschlag, Rückenschmerzen, Gliederschmerzen, Gelenkschmerzen, Knochenschmerzen, Fieber, Wasseransammlung in Armen und Beinen, Schüttelfrost, Erschöpfung, Brustschmerzen, erhöhte Leberwerte (ASAT, ALAT), infusionsbedingte Reaktionen (beispielsweise Keuchen, Hautrötung, Schwellung des Gesichts, Atemnot, niedriger und überhöhter Blutdruck).
Häufige Nebenwirkungen:
Blutvergiftung, Lungenentzündung, Übermaß an Entzündungseiweißen (Zytokinsturm) im Blut, Überempfindlichkeit, Phosphatmangel im Blut, Eiweißmangel im Blut, rascher Zerfall von Krebszellen (Tumorlyse-Syndrom), Verwirrtheit, Orientierungslosigkeit, Erkrankungen des Gehirns, Sprechstörung, Lähmungen, Krämpfe, Denkstörung, Gedächtnisstörung, Herzrasen, Wasseransammlungen im Gewebe (Ödeme), zu wenig Immuneiweiße im Blut, Bilirubin-Überschuss im Blut, erhöhter Leberwert (Gamma-GT).
Gelegentliche Nebenwirkungen:
undichte kleinste Blutgefäße (Kapillarleck-Syndrom).
Nebenwirkungen ohne Häufigkeitsangabe:
lebensberohliche (teils tödliche) Bauchspeicheldrüsenentzündung.
Besonderheiten:
Bei älteren Patienten und Patienten mit entsprechender Vorgeschichte kann die Rate von Nebenwirkungen an den Nerven einschließlich Hirnleistungsstörungen, Gehirnerkrankung und Verwirrtheit höher sein.
Der Arzt wird Patienten, die den Wirkstoff erhalten, sorgfältig bezüglich Anzeichen von Infektionen überwachen. Tritt eine Infektion auf, kann es notwendig sein, die Therapie mit Blinotumomab vorübergehend zu unterbrechen oder zu beenden.
Anzeichen eines Überschusses an Zytokinen, aber auch einer Durchlässigkeit keiner Blutgefäße (Kapillarleck-Syndrom) können sein: Fieber, Schwäche, Kopfschmerzen, niedriger Blutdruck und Übelkeit.
Um einem manchmal tödlichen Massensterben von Krebszellen (Tumorlyse-Syndrom) vorzubeugen, wird der Arzt dem Patienten viel Flüssigkeit zuführen und die Harnsäure mit Wirkstoffen wie Allopurinol senken.
Vor dem Start und während der Behandlung mit dem Wirkstoff, insbesondere während der ersten 48 Stunden der ersten zwei Behandlungs-Zyklen, wird der Arzt die Leberwerte (ASAT, ALAT, Bilirubin) streng überwachen.
Eine Bauchspeicheldrüsenentzündung tritt meist innerhalb von zwölf Tagen nach Therapiebeginn auf. Begünstigend kann sich dabei die Kombination mit hochdosierten Glukokortikoiden auswirken. Anzeichen einer sich entwickelnden Bauchspeicheldrüsenentzündung sind Oberbauchverhärtung und Oberbauchschmerzen, die sich durch Essen verschlimmern sowie Übelkeit ud Erbrechen. Kommt es zu diesen Beschwerden, ist sofort ein Arzt zu befragen.
Welche Wechselwirkungen zeigt Blinatumomab?
Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Es liegen keine Studien zur Erfassung von Wechselwirkungen vor. Wechselwirkungen sind allerdings auch nicht zu erwarten.
Der Beginn der Behandlung führt in den ersten Tagen dazu, dass vorübergehend Entzündungseiweiße ausgeschüttet werden (Zytokine). Diese können ein bestimmtes Enzymsystem unterdrücken, das maßgeblich am Substanzabbau im Körper beteiligt ist. Patienten, die den BlutverdünnerWarfarin oder Cyclosporin (gegen Organabstoßungen) erhalten, müssen vom Arzt sorgfältig hinsichtlich von Nebenwirkungen derselben überwacht werden.
Die Sicherheit von Impfungen mit lebenden Viren während oder nach der Therapie mit Blinatumomab wurde nicht untersucht, kann aber ein Risiko sein. Für mindestens zwei Wochen vor dem Beginn der Behandlung, währenddessen und bis zur Erholung der B-Lymphozyten auf normale Werte nach dem letzten Behandlungszyklus wird eine Impfung mit lebenden Viren nicht empfohlen.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Die Behandlung sollte unter der Leitung und Überwachung eines Arztes erfolgen, der erfahren in der Therapie von Blutkrebs ist.
- Mindestens zwei Wochen vor dem Beginn der Behandlung, währenddessen und bis zur Erholung der B-Lymphozyten auf normale Werte dürfen keine Lebendimpfstoffe verabreicht werden.
- Kommt es zu Fieber, Schwäche, Kopfschmerzen, niedrigem Blutdruck und Übelkeit, ist ein Arzt zu befragen.
- Kommt es während der Behandlung zu Oberbauchverhärtung und Oberbauchschmerzen, die sich durch Essen verschlimmern sowie Übelkeit ud Erbrechen, ist sofort ein Arzt zu befragen.
- Während der Therapie mit dem Medikament wird der Arzt sorgfältig auf Anzeichen einer Bauchspeicheldrüsenentzündung achten.
Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.
Welche Medikamente beinhalten Blinatumomab?
Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Blinatumomab enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.
So wirkt Blinatumomab
Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Blinatumomab. Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen Immunstärkende und -schwächende Mittel, Zytostatika, zu welcher der Wirkstoff Blinatumomab gehört.
Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Blinatumomab
Blinatumomab dient der Bekämpfung von wiedergekehrtem oder bisher nicht behandelbarem Blutkrebs. Blutkrebs vom Typ der akuten lymphatischen Leukämie (ALL) ist eine bösartige Erkrankung, die ihren Ausgang von unreifen Vorstufen der Lymphzellen nimmt. Davon gibt es zwei Hauptgruppen, die B- und die T-Zellen. In 75% der Fälle geht die akute lymphatische Leukämie von den B-Zellen aus. Bei einem Teil der Patienten mit B-Zellen-Blutkrebs tritt zusätzlich eine Veränderung im Erbgut auf, die als "Philadelphia-Chromosom" bezeichnet wird. Sie kommt vor allem bei älteren Patienten vor und spricht schlechter auf die herkömmlichen Chemotherapien an. Blinatumomab wird speziell bei dieser Patientengruppe eingesetzt.
Zu folgenden Anwendungsgebieten von Blinatumomab sind vertiefende Informationen verfügbar:
Wirkungsweise von Blinatumomab
Blinatumomab gehört zur Wirkstoffgruppe der immunstärkenden und -schwächenden Mittel und wird als Krebsmittel (Zytostatikum) eingesetzt.
Blinatumomab ist ein Antikörper mit zwei aktiven Zentren in seiner Oberflächenstruktur. Damit kann es sich sowohl an Lymphzellen der B- wie der T-Gruppe binden und die beiden zusammenbringen. Der Wirkstoff aktiviert so die T-Zellen, welche ein wichtiger Bestandteil der körpereigenen Abwehr sind. Blinatumomab wirkt krebsbekämpfend, indem es zwischen der T-Zelle und der Krebszelle eine Stelle entstehen lässt, an der sich die Zellwände auflösen. So werden eiweißauflösende Enzymen freigesetzt, die sowohl wachsende als auch ruhende Zielzellen zerstören.
Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.