Azathioprin
Allgemeines
Azathioprin wird bei der Vorbeugung einer Transplantatabstoßung bei Nieren-, Leber-, Herz-, Lungen- oder Bauchspeicheldrüsenverpflanzungen eingesetzt.
Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?
- Immunsystem schwächen
- Immunsystem bei Autoimmunerkrankungen hemmen
- schwere Neurodermitis behandeln
- Abstoßungsreaktionen nach Organverpflanzungen verhindern
- Wachstum von Krebsgewebe verhindern
Gegenanzeigen
Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Azathioprin im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Wann darf Azathioprin nicht verwendet werden?
Aufgrund seiner hemmenden Wirkung auf das Immunsystem darf Azathioprin nicht eingesetzt werden, wenn der Patient an einer akuten, schweren Infektion oder an einer Infektion mit dem Varizella zoster-Virus (Windpocken, Gürtelrose) leidet. Auch bei einer Impfung mit lebenden Impfstoffen darf der Wirkstoff nicht angewandt werden. Außerdem ist bei einer Überempfindlichkeit gegen Azathioprin oder sein Stoffwechselprodukt 6-Mercaptopurin von einer Einnahme abzusehen. Stillende Mütter dürfen ebenfalls kein Azathioprin einnehmen.
Weiterhin ist die Therapie mit Azathioprin mit großer ärztlicher Vorsicht durchzuführen, wenn schwere Funktionsstörungen in Leber, Niere oder Knochenmark vorliegen. Bei leichten bis mittleren Entzündungen ist eine sorgfältige ärztliche Überwachung notwendig. Bei einer akuten Entzündung der Bauchspeicheldrüse ist von einer Azathioprin-Therapie abzusehen.
Bei gleichzeitiger Einnahme von Allopurinol, einem Gichtmittel, oder ähnlichen Wirkstoffen, ist die Azathioprin-Dosis einzuschränken, da beide Substanzen die Herstellung von DNA-Bausteinen verringern. Werden zur selben Zeit Wirkstoffe eingenommen, die das Azathioprin-abbauende EnzymThiopurinmethyltransferase (TPMT) hemmen, so kann dies eine verstärkte Zerstörung von Blutzellen zur Folge haben.
Wenn zur selben Zeit andere zellschädigende Wirkstoffe eingenommen werden, ist die Anwendung von Azathioprin einzuschränken.
Bei einer Milzvergrößerung, akuten Infektionen oder vermehrter Sonnenbestrahlung des Patienten muss der Arzt besonders auf Zeichen von Nebenwirkungen achten.
Die Dosis muss bei Patienten mit Funktionsstörungen der Leber oder Nieren, älteren Patienten und Patienten, die eine besonders hohe Dosis erhalten, sorgfältig gewählt und regelmäßig überprüft werden. Patienten, die kürzlich eine Chemotherapie erhalten haben, dürfen genauso wie Patienten mit einem Mangel an den Azathioprin-abbauenden Enzymen Thiopurinmethyltransferase oder Hypoxanthin-Guanin-Phosphoribosyltransferase (Lesch-Nyhan-Syndrom) den Wirkstoff nicht einnehmen.
Eine besonders vorsichtige Dosierung muss bei Patienten gewählt werden, die Wirkstoffe wie Tubocurarin, Succinylcholin, Olsalazin, Mesalazin oder Sulphasalazin einnehmen.
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Azathioprin darf während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht verwendet werden.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Azathioprin kann auch bei Kindern verwendet werden.
Welche Nebenwirkungen kann Azathioprin haben?
Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Azathioprin. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Die Häufigkeit von Nebenwirkungen kann je nach Anwendungsgebiet unterschiedlich sein, was Doppelungen ermöglicht.
Sehr häufige Nebenwirkungen:
Infektionen, Verlust weißer Blutkörperchen, Knochenmarkschädigung, Übelkeit und Erbrechen sowie Essenverweigerung (bei Rheumapatienten).
Häufige Nebenwirkungen:
Blutbildstörungen, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Abnahme der Blutplättchen, Erbrechen, Krebserkrankungen (nach Nierenverpflanzungen: Krebs der Haut, der Lymphdrüsen, des Gebärmutterhalses, der Scheide), Bauchspeicheldrüsenentzündung (nach Organverpflanzung, bei Darmentzündungen), Leberfunktionsstörung (nach Organverpflanzung), Haarausfall.
Gelegentliche Nebenwirkungen:
Infektionen (bei Rheuma-Patienten), Blutarmut (Anämie), Gallenverstopfung (Cholestase), Fettstuhl, Durchfall, Leberfunktionsstörung (bei Rheumapatienten), Überempfindlichkeitsreaktionen wie Unwohlsein, Schwindel, Durchfall, Fieber, Muskelspannungserhöhung, Hautausschlag, Nesselsucht, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, Nierenfunktionsstörung, Blutdruckabfall, Bauchspeicheldrüsenentzündung.
Seltene Nebenwirkungen:
Leberverstopfung (nach Organverpflanzung: durch Venenverschluss), Krebs, Haarausfall, lebensbedrohliche Leberschäden, Abnahme bestimmter Blutzellen (Agranulozytose), Abnahme aller Blutzellen (Panzytopenie), andere Störungen der Blutbildung, Lungenentzündung.
Sehr seltene Nebenwirkungen:
Tod, Lungenentzündung, schwerer Durchfall, Darmentzündungen, hämolytische Anämie, Blutkrebs.
Nur bei Transplantationspatienten:
Magen-Darm-Geschwüre, Darmblutung, Darmdurchbruch, Darmzellschäden.
Welche Wechselwirkungen zeigt Azathioprin?
Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Azathioprin wird durch andere Immunsuppressiva wie Ciclosporin oder Tacrolimus in seiner Wirkung verstärkt. Gleiches gilt für Furosemid, ein Entwässerungsmittel, das den Azathioprin-Abbau im Körper hemmt. Gichtmittel wie AllopurinolOxipurinol und Thiopurinol verstärken die Wirkungen von Azathioprin derartig, dass der Arzt die Dosis von Azathioprin auf ein Viertel der ursprünglichen Dosis vermindern muss.
Daneben verringert der Azathioprin die Wirkungen der meisten Muskelrelaxanzien und des blutgerinnungshemmenden Warfarin aus der Gruppe der Antikoagulanzien.
Auch die immunstimulierende Wirkung nicht-lebender Impfstoffe wird durch Azathioprin gehemmt. Der Impferfolg muss deshalb kontrolliert werden. Patienten, die Azathioprin erhalten, dürfen nicht mit lebenden Impfstoffen geimpft werden.
Wirkstoffe, die die Knochenmarksfunktion unterdrücken und die Nebenwirkungen von Azathioprin erhöhen, sollten nicht eingenommen werden. Hierzu zählen Penicillamin, Olsalazin, Mesalazin, Sulfasalazin oder viele Vertreter aus der Wirkstoffgruppe der Zytostatika. Des weiteren Wirkstoffe Captopril, Cimetidin, Trimethoprim, Sulfamethoxazol und Indometacin.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Frauen und Männer sollten während und drei Monate nach der Behandlung mit dem Medikament sichere empfängnisverhütende Maßnahmen treffen.
- In den ersten acht Wochen der Behandlung sollte mindestens wöchentlich eine ärztliche Blutbild-Kontrolle erfolgen.
- Bei Patienten mit Lesch-Nyhan-Syndrom, einer Störung des Harnsäurestoffwechsels, wird das Medikament wahrscheinlich nicht wirksam sein.
- Bei Zeichen einer Infektion, ungeklärten blauen Flecken oder Blutungen muss sofort der Arzt informiert werden.
- Ein Patient, der noch keine Windpocken hatte, muss während der Behandlung eine Ansteckung unbedingt vermeiden.
- Während der Behandlung mit dem Medikament ist eine UV-Bestrahlung (Sonne, Sonnenbank) zu vermeiden.
- Das Reaktionsvermögen kann durch den Wirkstoff beeinträchtigt werden.
Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.
Welche Medikamente beinhalten Azathioprin?
Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Azathioprin enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.
So wirkt Azathioprin
Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Azathioprin. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Immunstärkende und -schwächende Mittel, zu welcher der Wirkstoff Azathioprin gehört.
Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Azathioprin
Azathioprin wird bei der Vorbeugung einer Transplantatabstoßung bei Nieren-, Leber-, Herz-, Lungen- oder Bauchspeicheldrüsenverpflanzungen eingesetzt.
Außerdem kann es bei schweren Formen von Autoimmunerkrankungen als Ersatz für Glukokortikoide verwendet werden, wenn diese unverträglich oder wirkungslos blieben. Solche Erkrankungen sind zum Beispiel entzündlich rheumatische Erkrankungen, schwere Darmentzündungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn, der systemische Lupus erythematodes, bestimmte Leberentzündungen, Purpura und die autoimmune hämolytische Anämie.
In einer Studie in England wurden Patienten mit schwerer Neurodermitis, die nicht mit örtlichen Medikamenten zu beherrschen war, innerlich mit Azathioprin behandelt. Die Erfolge waren deutlich besser als bei den zum Vergleich mit einem Scheinmedikament (Placebo) behandelten Patienten. In Deutschland ist Azathioprin für das Einsatzgebiet Neurodermitis allerdings noch nicht zugelassen.
Der Einsatz des Wirkstoffs erfolgt meist als ein Zusatz zu Substanzen, die das Immunsystem des Körpers unterdrücken. Üblicherweise wird er mit Glukokortikoiden kombiniert. Azathioprin gilt als Ausweichmedikament für Patienten, die Glukokortikoide nicht vertragen oder die auf solche angewiesen sind und bei denen die therapeutische Wirkung trotz hoher Dosen derselben nicht ausreichend ist.
Zu folgenden Anwendungsgebieten von Azathioprin sind vertiefende Informationen verfügbar:
- entzündlich-rheumatische Erkrankungen
- Leberentzündung
- Blutarmut
- chronisch-entzündliche Darmerkrankungen
- Entzündungen
- Transplantatabstoßung
- Multiple Sklerose
Wirkungsweise von Azathioprin
Azathioprin zählt zu der Wirkstoffgruppe der Immunologika, es ist ein Immunsuppressivum, also ein Wirkstoff, der die körpereigene Abwehr unterdrückt.
Das menschliche Immunsystem dient der Abwehr körperfremder Stoffe. Findet das Immunsystem solche Stoffe im Körper, folgt eine so genannte Immunantwort. Diese Immunantwort besteht in einer rasanten Vermehrung bestimmter, für die Abwehr wichtiger Blutzellen. Einige dieser Blutzellen produzieren Antikörper, die sich an den fremden Stoff "anheften" und ihn markieren. Daraufhin kann er von Fress- und Killerzellen erkannt und vernichtet werden.
Bei manchen Erkrankungen richtet sich die Aktivität des Immunsystems fälschlicherweise gegen körpereigene Gewebe und zerstört sie. Diese überschießende Immun-Reaktion kann Azathioprin verhindern.
Bei einer Organverpflanzung (Transplantation) wird dagegen absichtlich fremdes Gewebe in den Körper eingebracht. Natürlich reagiert das Immunsystem auch hier mit einer Immunantwort und das Transplantat wird abgestoßen. Azathioprin kann diese Abstoßung verhindern.
Der Wirkstoff ähnelt, nachdem er im Körper aktiviert wurde, chemisch einem wichtigen Baustein der Erbinformation (DNA). Er wird deshalb von den Zellen fälschlicherweise für den Aufbau von DNA verwendet. Diejenigen Zellen, die den Wirkstoff in ihre Erbinformation eingebaut haben, sterben. Krebszellen wie auch Immunzellen während einer Immunantwort haben die Eigenschaft, sich schneller zu teilen und zu vermehren als andere Körperzellen. Dazu benötigen sie viel Erbgut, was sie für die Behandlung mit Azathioprin besonders empfindlich macht.
Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.