Argatroban

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 02.10.2018

Allgemeines

Patienten, deren Blutgerinnung mit Heparin-Spritzen vermindert werden muss, leiden oft an Blutplättchenmangel und dürfen dann kein weiteres Heparin erhalten.

Welchem Zweck dient dieser Wirkstoff?

    Gegenanzeigen

    Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Argatroban im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

    Wann darf Argatroban nicht verwendet werden?

    Argatroban darf nicht eingesetzt werden bei Patienten mit unkontrollierbaren Blutungen, Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder mit schweren Leberfunktionsstörungen.

    Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Argatroban angewendet werden bei
    • Krankheitszuständen oder anderen Situationen, die mit erhöhter Blutungsgefahr einhergehen wie
      • schwerem Bluthochdruck
      • Netzhautschäden durch Zuckerkrankheit
      • unmittelbar vorausgegangener Entnahme von Flüssigkeit aus dem Rückenmarkskanal (Lumbalpunktion) oder Rückenmarks-Narkose (Spinalanästhesie)
      • größeren Operationen, insbesondere am Gehirn, Rückenmark oder Auge
      • Erkrankungen des Blutes, die zu einer erhöhten Blutungsneigung führen
      • Magen-Darm-Geschwüren.
    • Lebererkrankungen.
    Hinweis:
    Bei Patienten mit Leberfunktionsstörungen dauert der Abbau des Wirkstoffs länger. So kann die Wirkung bis zu vier Stunden nach Ende der Argatroban-Infusion anhalten.

    Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

    Für die Anwendung von Argatroban bei Schwangeren liegen nur unzureichende Erkenntnisse vor. Ein erhöhtes Blutungsrisiko durch den Wirkstoff kann bei einer Behandlung während der Schwangerschaft ein Risiko darstellen. Als Vorsichtsmaßnahme wird der Arzt Argatroban während der Schwangerschaft nur anwenden, wenn es unumgänglich ist.

    Da sich im Tierexperiment Spuren von Argatroban in der Muttermilch fanden, wird der Arzt in der Stillzeit das Risiko für das Kind gegen den Nutzen für die Mutter abwägen.

    Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

    Ganz allgemein wurde die Sicherheit und Wirksamkeit von Argatroban bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren nicht in Studien geprüft. Es gibt nur Erfahrungen aus Einzelfällen, die eine allgemeine Dosierungsempfehlung nicht zulassen. Die Anwendung in dieser Altersgruppe liegt im Ermessen des Arztes.

    Welche Nebenwirkungen kann Argatroban haben?

    Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Argatroban. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

    Häufige Nebenwirkungen:
    Blutarmut, Verstopfung tiefliegender Venen, Blutung, Schwindelgefühl, Unterhautblutungen.

    Gelegentliche Nebenwirkungen:
    Infektionen, Harnwegsinfektionen, Gerinnungsstörung, Mangel an Blutplättchen, Mangel an weißen Blutkörperchen, Appetitverlust, Unterzuckerung, Natrium-Mangel im Blut, Verwirrung, Schwindel, Kopfschmerzen, Ohnmacht, Schlaganfall, verminderte Muskelspannung, Sprachstörungen, Sehstörungen, Taubheit, Vorhofflimmern, Herzrasen, Herzstillstand, Herzinfarkt, Herzrhythmusstörungen, Kammerrasen, Herzbeutelerguss, Bluthochdruck, niedriger Blutdruck, Blutgefäßverstopfung, Blutgefäßentzündung, Entzündung oberflächlicher Blutgefäße an den Beinen, Schock, Durchblutungsstörungen, Sauerstoffmangel im Gewebe, Lungenembolie, Atembeschwerden, Lungenblutung, Brustfellerguss, Schluckauf, Erbrechen, Verstopfung, Durchfall, Magenschleimhautentzündung, Magen-Darm-Blutung, schwarzer Stuhl, Schluckstörung, Zungenfunktionsstörungen, unnormale Leberfunktion, Überschuss an Bilirubin im Blut, Leberversagen, Leberschwellung, Gelbsucht, Ausschlag, verstärktes Schwitzen, blasige Hautentzündung, Haarausfall, Hauterkrankungen, Nesselsucht, Muskelschwäche, Muskelschmerzen, Blut im Urin, Nierenfunktionsstörung, Fieber, Schmerzen, Müdigkeit, Reaktionen an der Injektionsstelle, Wasseransammlungen im Gewebe (Ödeme), Verminderung von Gerinnungsfaktoren, Verlängerung der Blutungszeit, erhöhte Leberwerte (ALAT, ASAT, alkalische Phosphatase), erhöhte Lactatdehydrogenase im Blut.

    Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit
    Gehirnblutung.

    Besonderheiten:
    Argatroban erhöht allgemein die Blutungsneigung. Bei unklarem Abfall des Blutdrucks oder bei anderen unklaren Beschwerden ist ein Arzt zu befragen, da eine versteckte Blutung die Ursache sein kann.

    Welche Wechselwirkungen zeigt Argatroban?

    Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

    Die gleichzeitige Anwendung mit anderen Blutverdünnern wie beispielsweise Thrombozytenaggregationshemmern kann das Blutungsrisiko erhöhen.

    In Kombination mit Blutverdünnern zum Einnehmen wie Phenprocoumon oder Warfarin ergibt sich nur eine geringfügige Wirkungsverstärkung. Sie können vom Arzt auch zur Umstellung auf eine Tabletten-Therapie benutzt werden.

    Der Arzt wird bei jeder Medikamentengabe zusätzlich zu Argatroban Vorsicht walten lassen.

    Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

    • Vor der Behandlung mit dem Medikament muss eine Heparin-Unverträglichkeit nachgewiesen werden.
    • Bei unklarem Abfall des Blutdrucks oder bei anderen unklaren Beschwerden ist ein Arzt zu befragen.
    • Die Behandlung mit dem Medikament muss unter Aufsicht eines in der Behandlung von Gerinnungsstörungen erfahrenen Arztes erfolgen.

    Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

    Welche Medikamente beinhalten Argatroban?

    Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Argatroban enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

    Medikament
    Darreichungsform

    So wirkt Argatroban

    Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Argatroban. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Thrombin-Hemmer, zu welcher der Wirkstoff Argatroban gehört.

    Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Argatroban

    Patienten, deren Blutgerinnung mit Heparin-Spritzen vermindert werden muss, leiden oft an Blutplättchenmangel und dürfen dann kein weiteres Heparin erhalten.

    Wird der Blutplättchenmangel nachweisbar durch Heparin ausgelöst, kann als Alternative Argatroban eingesetzt werden, sofern eine weitere Blutverdünnung notwendig ist.

    Zu folgenden Anwendungsgebieten von Argatroban sind vertiefende Informationen verfügbar:

    Wirkungsweise von Argatroban

    Argatroban gehört zur Wirkstoffgruppe der Thrombin-Hemmer. Das Eiweiß Thrombin nimmt im Ablauf der Blutgerinnung, die stufenweise vor sich geht ("Gerinnungs-Kaskade"), eine wichtige Funktion ein. Wird Thrombin in seiner Aktivität gehemmt, unterbleibt die Produktion des nächsten Gerinnungsfaktors Fibrin. Ohne Fibrin aber können sich keine Blutgerinnsel bilden.

    Argatroban ist eine künstliche Abwandlung der Aminosäure Arginin. Es bindet sich vorübergehend an das körpereigene Thrombin und verhindert dadurch die Bildung weiterer Gerinnungsfaktoren. Außerdem wird die Zusammenlagerung der Blutplättchen behindert, die ebenfalls an der Bildung von Gerinnseln beteiligt sind.

    Disclaimer:
    Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.