Ampicillin + Sulbactam

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 17.08.2015

Allgemeines

Die Kombination dient der Behandlung von Infektionen, die durch Erreger verursacht werden, die gegen Ampicillin empfindlich sind. Dazu zählen Bakterien aus der Gruppe der Pseudomonaden nicht.

Ampicillin + Sulbactam ist geeignet zur Behandlung von Infektionen

  • der oberen und unteren Atemwege
  • der Nieren, der Harnleiter, Harnblase und Harnröhre
  • des Bauchraumes
  • der Geschlechtsorgane (einschließlich Gonorrhoe (Tripper)
  • der Haut, der Muskeln und Sehnen.

Des Weiteren wird die Kombination bei schweren Operationen im Bauchraum als Vorbeugung gegen Infektionen eingesetzt.
 

 

Welchen Zwecken dient diese Wirkstoffkombination?

  • Zellwandaufbau der Bakterien hemmen
  • Bakterien abtöten

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Ampicillin + Sulbactam im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann dürfen Ampicillin + Sulbactam nicht verwendet werden?

Bei nachgewiesener Überempfindlichkeit gegen Ampicillin oder andere Penicilline sowie Sulbactam darf Ampicillin + Sulbactam wegen der Gefahr eines allergischen Schocks nicht angewendet werden.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf die Kombination angewendet werden bei

  • Patienten mit Neigung zu Allergien, weil bei ihnen das Risiko für schwerwiegendere Überempfindlichkeitsreaktionen erhöht ist
  • Kreuzallergie mit anderen Antibiotika (wie beispielsweise Cephalosporinen)
  • Überempfindlichkeit gegen manche Pilzinfektionen, die dann auch nach erstmaliger Ampicillin-Gabe allergische Reaktionen auslöst
  • Diabetikern, weil bei einer Therapie, die länger als eine Woche dauert, die Gefahr einer Entgleisung der Leberwerte und des Blutzuckers auftreten kann
  • länger dauernder Therapie (mehr als 14 Tage). Dann sollte der Arzt das Blutbild und die Nierenfunktion regelmäßig kontrollieren.
 

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Bisherige Untersuchungsergebnisse ergaben keine Anhaltspunkte für eine schädliche Wirkung auf ein ungeborenes Kind. Allerdings konnte die Unbedenklichkeit einer Therapie mit Ampicillin + Sulbactam beim Menschen während der Schwangerschaft noch nicht abschließend gesichert werden.

Ampicillin und Sulbactam gehen in geringem Ausmaß in die Muttermilch über. Obwohl es dazu keine Untersuchungen gibt, sollte die Allergiegefahr für den Säugling und das Auftreten von Resistenzen seiner Darmflora vom Arzt bedacht werden. Über den Einsatz von Ampicillin + Sulbactam in der Stillzeit liegen nicht genügend Erfahrungen vor.

Bis zur endgültigen Abklärung soll die Kombination während der Schwangerschaft und Stillzeit vom Arzt nur bei lebensbedrohlichen Infektionen verschrieben werden. Dabei wird er in Betracht ziehen, dass die Ampicillin-Konzentration im Blut Schwangerer um bis zu 50 Prozent erniedrigt sein kann.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Kombination kann unter Beachtung der geeigneten Dosierung auch schon bei Früh- und Neugeborenen angewendet werden.

Welche Nebenwirkungen können Ampicillin + Sulbactam haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Ampicillin + Sulbactam. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Hautreaktionen (Juckreiz, Rötung, Ausschlag), Magenschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Blähungen, weiche Stühle, Durchfall.

Häufige Nebenwirkungen:
masernartiger Ausschlag (fünf bis elf Tage nach Behandlungsbeginn), Hautausschlag und -rötungen in der Mundregion.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Infektion durch Pilze oder Bakterien, die gegen die Kombination resistent sind (insbesondere bei verlängerter und/oder wiederholter Anwendung), schwerwiegendere allergische Reaktionen (Serumkrankheit, Arzneimittelfieber, Überschuss unreifer Blutzellen, Gesichtsschwellung, Kehlkopfschwellung, Blutarmut durch Blutzellauflösung, allergische Blutgefäßentzündung, allergische Nierenentzündung), schwere allergische Hautreaktionen (exfoliative Dermatitis, Lyell-Syndrom, Erythema exsudativum multiforme, Stevens-Johnson-Syndrom), Anstieg von Leberwerten (ASAT, ALAT), Schwellungen und Schmerzen an der Injektionsstelle (nach Injektion in einen Muskel), örtliche Venenentzündung (bei hochdosierter Infusion in die Vene über einen längeren Zeitraum).

Seltene Nebenwirkungen:
Schwindel, Müdigkeit, Kopfschmerzen, akute Nierenentzündung, Wirkstoff-Kristalle im Urin (bei hoch dosierter Gabe in die Vene).
Bei Nierenfunktionsstörung oder sehr hohen Dosen:
Muskelkrämpfe, Krampfanfälle.

Sehr seltene Nebenwirkungen
vorübergehende Verminderung der Knochenmarksfunktion (mit Blutbildveränderungen wie Mangel an Granulozyten, Blutplättchen, allen Blutzellen, Blutarmut, Verlängerung der Blutungszeit), lebensbedrohlicher allergischer Schock, Dickdarmentzündung (Pseudomembranöse Kolitis), akutes Nierenversagen mit Ausscheidung von Harnkristallen.

Nebenwirkungen ohne Angabe der Häufigkeit:
Mundtrockenheit, Störungen des Geschmackssinnes.

Besonderheiten:
Das unmittelbare Auftreten einer nesselfieberartigen Reaktion zeigt wahrscheinlich eine Allergie auf Penicillin an. Dann muss die Therapie unterbrochen werden. Der Arzt wird entsprechende medizinische Maßnahmen ergreifen und entscheiden, ob künftig ähnliche Antibiotika angewendet werden dürfen.

Die Häufigkeit von Hautausschlägen ist bei Patienten mit Pfeiffer-Drüsenfieber oder Blutkrebs mit Lymphzellen-Überschuss (lymphatische Leukämie) höher.

Nebenwirkungen im Verdauungskanal sind meist leichter Natur und klingen häufig während, sonst nach Ende der Therapie ab.

 

Welche Wechselwirkungen zeigen Ampicillin + Sulbactam?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Die gleichzeitige Gabe des Gichtmittels Probenecid hemmt die Ausscheidung der Kombination über die Niere und führt zu höheren und länger anhaltenden Ampicillin- und Sulbactam-Konzentrationen im Blut und Ampicillin-Konzentrationen in der Galle. Die gleichzeitige Einnahme des Gichtmittels Allopurinol während der Therapie mit der Kombination kann das Auftreten von allergischen Hautreaktionen begünstigen.

Bei gleichzeitiger Gabe von Blutverdünnern (Antikoagulantien) kann die Blutungsneigung verstärkt werden.

Während einer Therapie mit Ampicillin + Sulbactam kann sich das Herzglykosid Digoxin im Körper anreichern und vermehrt Nebenwirkungen zeigen.

Ampicillin kann die Ausscheidung des Rheumamittels Methotrexat hemmen und dadurch dessen Nebenwirkungen verstärken. Der Arzt wird daher bei gleichzeitiger Anwendung den Methotrexat-Gehalt im Blut kontrollieren.

Die Therapie mit Ampicillin + Sulbactam kann in seltenen Fällen die Wirksamkeit der "Pille" beeinträchtigen. Es empfiehlt sich deshalb, zusätzlich nicht-hormonale empfängnisverhütende Maßnahmen (Kondom, Pessar) anzuwenden.

Die Kombination sollte nicht mit Antibiotika gemeinsam eingesetzt werden, die Bakterien nur am Wachstum hindern. Dazu gehören Tetracycline, Erythromycin, Sulfonamide oder Chloramphenicol. Es ist eine Wirkungsabschwächung möglich.

Kommt es während der Behandlung zu einer Dickdarmentzündung (pseudomembranöse Kolitis), dürfen keine Wirkstoffe zur Hemmung der Darmbewegung wie beispielsweise Loperamid eingenommen oder verabreicht werden.

Die Kombination darf nicht zusammen mit Antibiotika wie Metronidazol oder Tetrazyklinen, dem Narkosemittel Thiopental, dem Glukokortikoid Prednisolon, Procain 2% (Mittel zur örtlichen Betäubung), dem Muskelrelaxans Suxamethionium und dem Nervenbotenstoff Noradrenalin verwendet werden. Mit allen diesen kann es zu chemischen Wechselwirkungenkommen.

 

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Bei einer allergischen Reaktion muss die Behandlung mit dem Medikament sofort unterbrochen werden.
  • Schwere Durchfälle können Anzeichen einer Dickdarmentzündung sein und bedingen ein sofortiges Therapie-Ende.
  • Bei länger dauernder Therapie (mehr als 14 Tage) müssen das Blutbild und die Nierenfunktion ärztlich überwacht werden.
  • Kommt es zu allergischen Reaktionen, können diese Autofahren und das Führen von Maschinen gefährlich machen. Dies gilt insbesondere im Zusammenwirken mit Alkohol.
  • Manche Methoden zur Harnzuckerbestimmung können ein falsch-positives Resultat ergeben.
  • Der Urobilinogen-Nachweis kann gestört sein.
  • Bei Schwangeren kann das Medikament vorübergehend den Blutgehalt an weiblichen Hormonen absenken.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

 

Welche Medikamente beinhalten Ampicillin + Sulbactam?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Ampicillin + Sulbactam enthalten sind.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

 
Medikament
Darreichungsform
Ampicillin/Sulbactam Kabi 1000 mg/500 mg/ -2000 mg/1000 mg, Pulver zur Herstellung einer Injektions- oder Infusionslösung
Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung
Ampicillin/Sulbactam PUREN 1000 mg/500 mg 2000 mg/1000 mg Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung
Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung

 

So wirkt Ampicillin + Sulbactam

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Ampicillin + Sulbactam. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Antibiotika, zu welcher die Wirkstoffkombination Ampicillin + Sulbactam gehört.

Anwendungsgebiete der Wirkstoffkombination Ampicillin + Sulbactam

Die Kombination dient der Behandlung von Infektionen, die durch Erreger verursacht werden, die gegen Ampicillin empfindlich sind. Dazu zählen Bakterien aus der Gruppe der Pseudomonaden nicht.

Ampicillin + Sulbactam ist geeignet zur Behandlung von Infektionen

  • der oberen und unteren Atemwege
  • der Nieren, der Harnleiter, Harnblase und Harnröhre
  • des Bauchraumes
  • der Geschlechtsorgane (einschließlich Gonorrhoe (Tripper)
  • der Haut, der Muskeln und Sehnen.

Des Weiteren wird die Kombination bei schweren Operationen im Bauchraum als Vorbeugung gegen Infektionen eingesetzt.
 

 

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Ampicillin + Sulbactam sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Ampicillin + Sulbactam

Der Wirkungsmechanismus von Ampicillin beruht auf einer Hemmung des Zellwandaufbaus (in der Wachstumsphase der Bakterien). Der Wirkstoff dockt an Enzyme an, die zur Produktion der zum Aufbau wichtigen Eiweiße unerlässlich sind. Aus dieser Blockade ergibt sich die bakterienabtötende Wirkung.

Manche Bakterien verfügen jedoch über Enzyme (Betalactamasen genannt), die ihrerseits Ampicillin spalten und damit unwirksam machen können. Dagegen wirkt der Kombinationspartner Sulbactam, das Ampicillin vor dem Abbau durch die meisten Betalaktamasen schützt. Die antibakterielle Wirkung von Ampicillin wird so um Bakterien erweitert, deren Betalaktamasen Sulbactam hemmt. Dazu gehören Escherichia coli, Klebsiella-Arten, Proteus mirabilis und Haemophilus influenzae.

 

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.