Amiodaron

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 02.04.2015

Allgemeines

Amiodaron dient zur Behandlung einer gestörten Erregungsleitung im Herzen, die sich in Form von Herzrhythmusstörungen bemerkbar macht. Weiter wird es bei zu schnellen und unregelmäßigen Herzaktionen (Tachyarrhythmien) und außerhalb des normalen Rhythmus einfallenden Herzschlägen (Extrasystolen) eingesetzt.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Herzfrequenz senken
  • Herzrhythmusstörungen behandeln
  • Herzkranzgefäße leicht erweitern
  • Sauerstoffversorgung des Herzens verbessern.

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Amiodaron im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Amiodaron nicht verwendet werden?

Amiodaron darf nicht angewendet werden bei:
  • Überempfindlichkeit gegen diese Substanz
  • Jodallergie und Erkrankungen der Schilddrüse, weil das Wirkstoff-Molekül Jod enthält
  • Herzerkrankungen mit verlangsamtem Herzschlag oder einer verzögerten Erregungsleitung (zum Beispiel Sinusbradykardie, Syndrom des kranken Sinusknotens, AV-Block III. oder IV. Grades), sofern kein Herzschrittmacher vorhanden ist
  • EKG-Veränderungen (zum Beispiel QT-Verlängerung)
  • einem zu niedrigen Kaliumspiegel im Blut wegen der Gefahr von Herzrhythmusstörungen
  • Gabe von MAO-Hemmern, anderen Antiarrhythmika der Klassen I und III oder die Überleitungszeit verlängernden Substanzen wie beispielsweise Sulpirid oder Erythromycin. In diesen Fällen kann es zu einer gefährlichen Form von Herzrhythmusstörungen, so genannten Kammertachykardien, kommen.
Vorsicht ist geboten, wenn der Patient mit Blutfettsenkern wie Simvastatin, mit Blutdurcksenkern aus den Wirkstoffgruppen der Kalziumkanalblocker und Betablocker behandelt wird.

Vor dem Spritzen von Amiodaron in eine Vene (intravenöse Gabe) sind ein Kreislaufkollaps, niedriger Blutdruck, schwere Erkrankungen der Atemwege oder des Herzmuskels auszuschließen.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Amiodaron darf in der Schwangerschaft nicht angewendet werden, da beim Ungeborenen Wachstumsstörungen, Herzdefekte und Fehlfunktionen der Schilddrüse auftreten können. Auch das Risiko einer Frühgeburt besteht. Aufgrund der langen Verweildauer im Körper sollte der Wirkstoff schon bei der Planung einer Schwangerschaft abgesetzt werden.

Da der Wirkstoff in die Muttermilch übertritt, darf während der Behandlung nicht gestillt werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Bei Kindern muss die Dosis entsprechend dem Körpergewicht angepasst werden. Neugeborenen, insbesondere Frühgeborenen, darf Amiodaron nicht in die Vene (intravenös) verabreicht werden.

Welche Nebenwirkungen kann Amiodaron haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Amiodaron. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Ablagerungen in der Hornhaut des Auges, Übelkeit und Erbrechen.

Häufige Nebenwirkungen:
Sehstörungen durch die Augenhornhaut-Ablagerungen, erhöhte Sonnenbrandneigung mit Hautrötung, Hautausschlag, Muskelschwäche, Händezittern, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Albträume, Schwindel, Taubheit und Kribbeln in Händen und Füßen, Gleichgewichtsstörungen beim Gehen, Beeinträchtigung der Bewegungskoordination, Bauchschmerzen, Blähungen, Völlegefühl, Verstopfung, Gewichtsverlust, Störungen der Schilddrüsentätigkeit (Schilddrüsenüberfunktion oder Schilddrüsenunterfunktion), Atemwegserkrankungen (zum Beispiel Reizhusten, Atemnot, atypische Lungenentzündung, Bronchitis, ein Verhärten des Lungengewebes), Leberfunktionsstörungen, Erhöhung der Konzentration bestimmter Leberenzyme im Blut, verminderter Geschlechtstrieb.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Überempfindlichkeitsreaktionen wie Hautausschläge oder rötliche Knotenbildung auf der Haut (exfoliative Dermatitis); Ekzeme, Hautschuppung, Hautentzündungen, vorübergehender Haarausfall, Verminderung der Zahl der Blutplättchen (Thrombozytopenie), vorübergehende Nierenfunktionsstörungen, eine nicht infektiöse Entzündung der Nebenhoden, Beeinträchtigung des Geschmacksempfindens, Leberentzündung, Gelbsucht, Schrumpfung und Zerstörung des Lebergewebes (Leberzirrhose), Herzrhythmusstörungen.

Seltene Nebenwirkungen:
Hirndruckerhöhung, Schweißausbrüche, Rötung des Oberkörpers (Flush), Sehnervschädigung mit Erblindung, schwere Schilddrüsenüberfunktion mit tödlichem Verlauf, akute, tödlich verlaufende Leberentzündung, Herzkammerflimmern mit Herzstillstand, tödlich verlaufende Lungenentzündung, Schädigung des Muskelgewebes (Rhabdomyolyse).

Nebenwirkungen ohne Angabe der Häufigkeit:
Fieber, allgemeines Schwächegefühl, Hodenfunktionsstörungen mit verringerter Bildung von Geschlechtshormonen, Verstärkung bestehender Herzrhythmusstörungen, Erniedrigung der Herzfrequenz, Störung der Sinusknotenfunktion, EKG-Veränderungen.

Besonderheiten:
Mögliche Ablagerungen in der Hornhaut des Auges bilden sich nach Absetzen des Medikaments langsam zurück.

Selten beobachtet man während der Behandlung mit Amiodaron eine Verstärkung der Hautpigmentierung, die sich nur langsam wieder zurückbildet.

Wird Amiodaron in die Vene gespritzt, können Asthmatiker und Patienten mit Atemproblemen mit starken Verkrampfungen der Atemmuskulatur und schwerer Atemnot bis hin zum Atemstillstand reagieren. Auch lebensbedrohliche Schock-Reaktionen durch Überempfindlichkeit sind nicht auszuschließen.

Welche Wechselwirkungen zeigt Amiodaron?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Die gleichzeitige Gabe von Herzglykosiden, Kalziumkanalblockern und Amiodaron kann zu einer gegenseitigen Wirkungsverstärkung führen. Dadurch kann sich der Herzschlag verlangsamen und Herzrhythmusstörungen sind möglich.

Eine gefährliche Verlangsamung des Herzschlages ist auch bei gleichzeitiger Anwendung von Amiodaron mit kombinierten virenhemmenden MittelnSofosbuvir + Ledipasvir sowie Simeprevir und Simeprevir + Daclatasvir möglich. Wenn bei Patienten, die Amiodaron benötigen, die Anwendung dieser Wirkstoffe nicht vermieden werden kann, wird sie der Arzt insbesondere in den ersten Wochen sorgfältig hinsichtlich ihrer Herzfunktion überwachen. Hat ein Patient ein hohes Risiko für verlangsamten Herzschlag, muss er nach Beginn der Therapie mit Amiodaron und Virusmitteln über 48 Stunden in einer Klinik überwacht werden. Treten Anzeichen einer Herzschlagverlangsamung auf (zum Beispiel Schwindel, Benommenheit, Ohnmacht, Schwäche und übermäßige Müdigkeit, Kurzatmigkeit, Verwirrtheit oder Gedächtnisstörungen) sollten die Betoffenen schnellstmöglich einen Arzt aufsuchen.

Der Effekt von gerinnungshemmenden Substanzen wie beispielsweise Warfarin wird durch Amiodaron verstärkt. Gleiches gilt für die Wirkung von Phenytoin und Ciclosporin sowie für die Wirkung von Antiarrhythmika der Klassen I und III.

Die Gabe von Abführmitteln, Entwässerungsmitteln (Diuretika), Glukokortikoiden, Tetracosactid sowie Amphotericin B (über die Venen verabreicht) steigert das Risiko für durch Kaliummangel verursachte Herzrhythmusstörungen.

Bei der zeitgleichen Einnahme von Simvastatin (in Dosierungen von über 20 Milligramm/Tag aus der Gruppe der Statine ist das Risiko für eine besondere Form der Muskelgewebsschädigung (Rhabdomyolyse) erhöht. Es kann Muskelschwund kommen, in der Folge sogar zum Nierenversagen, manchmal mit tödlichem Ausgang. Alarmzeichen sind colafarbener Urin und Muskelschmerzen.

Amiodaron sollte mehrere Wochen vor einer geplanten Operation abgesetzt werden, sonst kann es während der Narkose zu einer Verlangsamung des Herzschlags (Bradykardie), starkem Blutdruckabfall, Herzrhythmusstörungen oder einem Lungenödem kommen.

Der Wirkstoff darf vor der Verabreichung in die Vene nicht mit anderen Substanzen gemischt werden.

Aufgrund seines Jodgehalts kann Amiodaron Schilddrüsen-Untersuchungen (Jodbindungstests) verfälschen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Während der Behandlung mit dem Medikament sind regelmäßige ärztliche Untersuchungen mit Kontrollen der Schilddrüsen-, Lungen-, Herz- und Leberfunktion notwendig.
  • Während der Behandlung mit dem Medikament sind regelmäßige augenärztliche Kontrollen wichtig.
  • Patienten, die das Medikament erhalten, sollten sich keiner UV-Betrahlung (Sonne, Sonnenbank) aussetzen.
  • Vor chirurgischen Eingriffen sollte der Narkosearzt über die Therapie mit dem Medikament informiert werden.
  • Tritt eine Störung der Herztätigkeit mit Benommenheit, Ohnmacht, Schwäche und übermäßiger Müdigkeit, Kurzatmigkeit, Verwirrtheit oder Gedächtnisstörungen auf, sollten die Betoffenen schnellstmöglich einen Arzt aufsuchen.
  • Das Medikament beeinträchtigt die Fähigkeit zur Teilnahme am Straßenverkehr und zum Bedienen von Maschinen, insbesondere zu Behandlungsbeginn und bei gleichzeitigem Alkoholkonsum.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Amiodaron?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Amiodaron enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

So wirkt Amiodaron

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Amiodaron. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Antiarrhythmika, zu welcher der Wirkstoff Amiodaron gehört.

Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Amiodaron

Amiodaron dient zur Behandlung einer gestörten Erregungsleitung im Herzen, die sich in Form von Herzrhythmusstörungen bemerkbar macht. Weiter wird es bei zu schnellen und unregelmäßigen Herzaktionen (Tachyarrhythmien) und außerhalb des normalen Rhythmus einfallenden Herzschlägen (Extrasystolen) eingesetzt.

Bei akuten Herzrhythmusstörungen dient der Wirkstoff als Notfallmedikament, wenn eine Behandlung mit anderen Antiarrhythmika nicht möglich ist. Er wird durch Injektion in eine Vene (intravenös) verabreicht und entfaltet seine Wirkung innerhalb weniger Minuten. Allerdings kann dabei vorübergehend die Schlagkraft des Herzens sinken, deshalb muss die Herzfunktion kontinuierlich überwacht werden (EKG-Kontrolle). In Ausnahmefällen ist eine Dauerinfusion bis zu einer Woche möglich.

Zur Behandlung nicht akuter Rhythmusstörungen wird der Wirkstoff als Tablette verabreicht. Hierbei tritt die volle Wirksamkeit erst nach einigen Tagen ein. Da Amiodaron nur langsam aus dem Körper entfernt wird, hält seine Wirkung bis zu vier Wochen nach Absetzen des Medikaments an.

Vor und während einer Behandlung sind Untersuchungen der Augen sowie der Schilddrüsen-, Leber- und Lungenfunktion notwendig. Ferner werden regelmäßige Röntgenuntersuchungen des Brustkorbs sowie Kontrollen der Herzfunktion empfohlen.

Während der Therapie sind Sonnenbestrahlung und UV-Lichtanwendungen (Solarien) zu meiden, da eine erhöhte Sonnenbrandneigung besteht.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Amiodaron sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Amiodaron

Amiodaron gehört zur Klasse III der Antiarrhythmika. Der Wirkstoff blockiert Kalium-Kanäle, verlängert den Herzzyklus und kann auf diese Weise den Rhythmus des Herzens stabilisieren. Weiterhin hat Amiodaron-Hydrochlorid eine gefäßerweiternde Wirkung, so auch an den Herzkranzgefäßen. Dadurch verbessert der Wirkstoff die Sauerstoffversorgung des Herzmuskels und erleichtert die Herzarbeit.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.