Alteplase

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 28.06.2018

Allgemeines

Alteplase dient der Auflösung von Blutgerinnseln. Der Wirkstoff wird in höherer Dosierung bei Erwachsenen zu verschiedenen Gelegenheiten eingesetzt, beispielsweise:

  • Zur Behandlung des akuten Herzinfarkts innerhalb von sechs bis zwölf Stunden nach Beginn der Beschwerden
  • Bei akuter schwerer Verstopfung eines Lungengefäßes (Lungenembolie)
  • Zur Behandlung des akuten Schlaganfalls aufgrund einer Durchblutungsstörung innerhalb von viereinhalb Stunden nach Beginn der Beschwerden. hier ist auch die Behandlung von Jugendlichen im Alter von 16 bis 17 Jahren erlaubt.
Der Behandlungserfolg ist zeitabhängig; deshalb erhöht ein früherer Behandlungsbeginn die Wahrscheinlichkeit für ein günstiges Ergebnis.

Neben diesen Behandlungen am Patienten wird Alteplase in geringer Dosierung auch eingesetzt, um Blutverschlüsse in Venen-Schläuchen bei Infusionen und der Blutwäsche zu beseitigen.

Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?

  • Plasmin aus Plasminogen herstellen
  • indirekt die Auflösung von Fibrinklumpen fördern
  • Gefäße von Blutgerinnseln befreien

Gegenanzeigen

Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Alteplase im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Wann darf Alteplase nicht verwendet werden?

Ganz allgemein darf Alteplase in keinem Fall eingesetzt werden, wenn eine Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff besteht.

Alteplase darf des weiteren nicht verwendet werden in Fällen mit erhöhtem Blutungsrisiko wie bei
  • wesentlicher Blutgerinnungsstörung innerhalb der letzten sechs Monate
  • krankhafter Blutungsneigung
  • Patienten, die Blutverdünner (Antikoagulantien) einnehmen
  • bestehender oder kurz zurückliegender schwerer oder lebensgefährlicher Blutung
  • einer bestehenden oder zurückliegenden Blutung im Gehirn oder Verdacht darauf
  • Verdacht auf eine unter der Arachnoidea (eine der Hirnhäute) gelegene Blutung oder Zustand nach einer solchen Blutung durch Gefäßriss
  • Gehirnschädigung in der Vorgeschichte (beispielsweise durch Krebs, Gefäßrisse, Operationen am Gehirn oder Rückenmarkskanal)
  • kurz zurückliegender (weniger als zehn Tage) verletzungsbedingter Herzmassage
  • Entbindung
  • kurz zurückliegender Blutentnahme aus einem Blutgefäß, das nicht durch Abdrücken geschlossen werden kann (beispielsweise der Vene unter dem Schlüsselbein oder Halsvenen)
  • nicht behandelbarem schweren Bluthochdruck
  • Herzinnenhautentzündung oder Herzbeutelentzündung durch eine Infektion mit Bakterien
  • akuter Bauchspeicheldrüsenentzündung
  • nachgewiesenen Geschwüren im Magen-Darm-Kanal innerhalb der zurückliegenden drei Monate
  • Krampfadern in der Speiseröhre
  • Einrissen von Arterien oder Missbildungen an Arterien oder Venen
  • Krebserkrankungen mit erhöhtem Blutungsrisiko
  • schwerer Lebererkrankung einschließlich Leberversagen, Leberzirrhose, Pfortaderhochdruck (mit Speiseröhren-Krampfadern) und aktiver Leberentzündung
  • größeren Operationen oder schweren Verletzungen innerhalb der vergangenen drei Monate
Zusätzliche Anwendungsbeschränkungen bei akutem Herzinfarkt und akuter Verstopfung eines Lungengefäßes (Lungenembolie):
  • Jeder Schlaganfall durch eine Gehirnblutung oder Schlaganfälle unbekannten Ursprungs in der Vorgeschichte
  • Durchblutungsstörungen, die in den letzten sechs Monaten zu einem Schlaganfall oder vorübergehenden Ausfallerscheinungen (TIA) führten; außer einem akuten Schlaganfall (in den letzten drei Stunden) durch Minderdurchblutung
Zusätzliche Anwendungsbeschränkungen bei akutem Schlaganfall aufgrund einer Durchblutungsstörung im Gehirn:
  • mehr als viereinhalb Stunden Zeitabstand (bestätigt oder vermutet) von den ersten Anzeichen bis zur Infusion, weil sich damit das Nutzen-Risiko-Verhältnis ungünstig verschiebt
  • geringfügige Nervenausfälle oder Beschwerden, die sich vor Infusionsbeginn rasch bessern, weil hier das Risiko den Nutzen überwiegt
  • Anzeichen oder Testergebnisse, die auf einen schweren Schlaganfall hinweisen, weil diese ein höheres Sterblichkeitsrisiko bedingen
  • Krampfanfall zu Beginn des Schlaganfalls
  • Nachweis für eine Blutung im Gehirn oder unter einer der Hirnhäute (Arachnoidea)
  • Heparingabe innerhalb der vergangenen 48 Stunden und verminderte Blutgerinnung
  • Patienten mit Schlaganfall innerhalb der letzten drei Monate oder Schlaganfall mit begleitender Zuckerkrankheit
  • Blutplättchenmangel (unter 100.000/Kubikmillimeter)
  • Bluthochdruck über 185/110 mmHg oder Erfordernis intravenöser Gabe von Medikamenten, um den Blutdruck unter diese Grenzwerte zu senken
  • Unter- oder Überzuckerung (Blutzuckerspiegel unter 50mg oder
    über 400mg/100 ml).
Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Alteplase eingesetzt werden bei
  • älteren Patienten (besonders solchen über 80 Jahre) wegen der erhöhten Gefahr einer Hirnblutung
  • kleinen frischen Verletzungen wie Gewebeentnahmen, Anstechen größerer Gefäße, Injektionen in die Muskeln, Herzmassage zur Wiederbelebung und allen nicht oben erwähnten Situationen mit erhöhtem Blutungsrisiko
  • kleinen bisher nicht erkannten Rissen der Hirngefäße
  • Patienten, die vorher Acetylsalicylsäure zur Blutverdünnung oder Schmerzstillung erhielten, weil diese ein erhöhtes Blutungsrisiko haben.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Über eine Anwendung von Alteplase in Schwangerschaft und Stillzeit gibt es nur sehr begrenzte Erfahrungen aus Studien. Tierversuche haben gezeigt, dass der Wirkstoff teilweise zu Fehlgeburten führte. Im Fall einer akuten lebensbedrohlichen Erkrankung wird der Arzt den Nutzen gegen das eventuelle Risiko abwägen.

Es ist nicht bekannt, ob Alteplase in die Muttermilch übergeht.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Alteplase in der üblichen hohen Dosierung ist nicht für die Therapie des akuten Schlaganfalls bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren geeignet.

Wird der Wirkstoff in niedriger Dosierung zur Öffnung verstopfter Venenschläuche eingesetzt, kann er auch bei Kindern und Jugendlichen verwendet werden.

Welche Nebenwirkungen kann Alteplase haben?

Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Alteplase. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Blutungen aus Gefäßverletzungen (beispielsweise Blutergüssen), Blutungen im Bereich der Injektionsstelle, Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße, Angina-pectoris-Anfälle, Blutdrucksenkung, niedriger Blutdruck, Herzmuskelschwäche, Wasser in der Lunge, Herzrhythmusstörungen (nach der Gefäßöffnung).

Häufige Nebenwirkungen:
bei der Behandlung des akuten Schlaganfalls:
Blutungen im Gehirn, "blutiger" Schlaganfall, Bluterguss im Gehirn, Rachenblutung, Nasenbluten, Bluthusten, Magenblutungen, Magengeschwür-Blutungen, Blutungen aus dem After, Bluterbrechen, Blut im Stuhl, Blutungen im Mund, (Zahnfleischbluten), Unterhautblutungen, Blut im Urin, Blutungen der Harnwege, Notwendigkeit der Gabe einer Bluttransfusion.

Herzstillstand, Herz-Schock, wiederholter Herzinfarkt, Übelkeit und Erbrechen, Erhöhung der Körpertemperatur.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
bei der Behandlung von Herzinfarkt und Lungenembolie:
Gehirnblutung, Bluterguss im Gehirn, "blutiger" Schlaganfall, Bluterguss im Schädel, Blutungen unter der Hirnhaut (Arachnoidea).

Funktionsstörung der Mitralklappe, Lungenembolie, andere Gefäßverstopfungen im Körper oder Gehirn, Defekt der Herzscheidewand, Gefäßverstopfungen mit Organschäden.

Seltene Nebenwirkungen:
Leberblutung, Lungenblutung, Gefäßverstopfungen durch Blutfette mit Organschäden.

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Blutungen im Bereich des Auges, schwere allergische Reaktion, epileptische Anfälle, Krämpfe, Sprachhemmung, Sprechstörungen, Delirium, akute Funktionsstörung des Gehirns, Aufregung, Verwirrung, Depression, Psychose.

Wir der Wirkstoff zur Öffnung von Venenschläuchen verwendet, kann es zu folgenden Nebenwirkungen kommen:
Gelegentliche Nebenwirkungen:
Blutvergiftung, Reizungen durch den Zugang wie beispielsweise Venenentzündung.

Seltene Nebenwirkungen:
Fieber, Überempfindlichkeitsreaktionen wie allergische Reaktionen, einschließlich Hautausschlag, Nesselsucht, Bronchialkrampf, BHlutgefäßschwellung, niedriger Blutdruck, Schock oder andere mit einer allergischen Reaktion verbundenen Beschwerden).

Sehr seltene Nebenwirkungen:
schwerer allergischer Schock.

Welche Wechselwirkungen zeigt Alteplase?

Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.

Bei Gabe von Cumarin-Derivaten wie beispielsweise Phenprocoumon, Blutverdünnern (Antikoagulantien) zum Einnehmen, Thrombozytenaggregationshemmern (darunter auch die neueren GPIIb/IIIa-Antagonisten wie Eptifibatid), Heparinen und Heparin-Ähnlichen ist die Blutungsgefahr stark erhöht.

Blutdrucksenker aus der Wirkstoffgruppe der ACE-Hemmer erhöhen möglicherweise das Risiko einer Überempfindlichkeitreaktion auf Alteplase.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

  • Das Medikament darf nur durch einen Arzt eingesetzt werden, der mit der Auflösung von Thrombosen Erfahrung hat.

Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.

Welche Medikamente beinhalten Alteplase?

Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Alteplase enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.

Medikament
Darreichungsform
Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung

So wirkt Alteplase

Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Alteplase. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Blutverdünner (Antikoagulantien), zu welcher der Wirkstoff Alteplase gehört.

Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Alteplase

Alteplase dient der Auflösung von Blutgerinnseln. Der Wirkstoff wird in höherer Dosierung bei Erwachsenen zu verschiedenen Gelegenheiten eingesetzt, beispielsweise:

  • Zur Behandlung des akuten Herzinfarkts innerhalb von sechs bis zwölf Stunden nach Beginn der Beschwerden
  • Bei akuter schwerer Verstopfung eines Lungengefäßes (Lungenembolie)
  • Zur Behandlung des akuten Schlaganfalls aufgrund einer Durchblutungsstörung innerhalb von viereinhalb Stunden nach Beginn der Beschwerden. hier ist auch die Behandlung von Jugendlichen im Alter von 16 bis 17 Jahren erlaubt.
Der Behandlungserfolg ist zeitabhängig; deshalb erhöht ein früherer Behandlungsbeginn die Wahrscheinlichkeit für ein günstiges Ergebnis.

Neben diesen Behandlungen am Patienten wird Alteplase in geringer Dosierung auch eingesetzt, um Blutverschlüsse in Venen-Schläuchen bei Infusionen und der Blutwäsche zu beseitigen.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Alteplase sind vertiefende Informationen verfügbar:

Wirkungsweise von Alteplase

Bei der Blutgerinnung spielt das Eiweiß Fibrin eine zentrale Rolle. Fibrin besteht aus langen Fäden, die sich wie ein Gewebe zusammenlagern und den ersten Wundverschluss bewirken. Damit es zu dieser Reaktion kommt, durchläuft die Blutgerinnung einen gestuften Prozeß ("Gerinnungskaskade"), bei dem die aktiven und beteiligten Substanzen jeweils aus Vorläuferprodukten hergestellt werden.

Im Körper entstehen aber auch immer wieder unerwünschte Blutgerinnsel. Um sich dagegen zu schützen, wird das Enzym Plasmin aktiviert. Plasmin wirkt wie eine Schere, die die Fibrinfasern zerschneidet und den Blutpfropf auflöst.

Auch Plasmin entsteht aus einer inaktiven Vorstufe, dem Plasminogen. Es wird durch Alteplase aktiviert, einer Zucker-Eiweißverbindung (Glykoprotein). Alteplase gehört zur Wirkstoffgruppe der Blutverdünner (Antikoagulantien). Als Wirkstoff wird es gentechnisch aus Hamsterzellen hergestellt und ist so mit der menschlichen Alteplase identisch.

Bei Verabreichung in die Vene bleibt Alteplase im Kreislauf relativ unwirksam. Nach Bindung an das in den Blutgerinnseln zusammengelagerte Eiweiß Fibrin aktiviert Alteplase das ebenfalls an Fibrin gebundene Plasminogen zu Plasmin. Plasmin wiederum kann das Fibringerinnsel abbauen, sodass aich der Blutpfropfen auflöst.

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.