Alprazolam
Allgemeines
Alprazolam wird insbesondere bei Angstzuständen mit ausgeprägter Übererregbarkeit (Nervosität) eingesetzt. Es werden nur die Symptome behandelt, nicht die Ursache der Erkrankung. Alprazolam sollte nur dann angewendet werden, wenn die Angststörung schwer oder behindernd ist und wenn der Patient infolge der Störung unter extremen Beschwerden leidet.
Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?
- seelische Spannungen lösen
- Unruhe beseitigen
- Angstzustände hemmen
Gegenanzeigen
Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Alprazolam im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Wann darf Alprazolam nicht verwendet werden?
Alprazolam darf nicht angewendet werden bei:- Überempfindlichkeit gegen Alprazolam oder andere Benzodiazepine
- der Nervenkrankheit Myasthenia gravis
- Medikamenten-, Drogen- oder Alkoholabhängigkeit in der Vorgeschichte
- schwerer Atemfunktionsstörung und Atemaussetzern im Schlaf (Schlafapnoe-Syndrom)
- schwerer Leberinfunktionsstörung
- Gang- und Bewegungsstörungen, die vom Rückenmark oder Gehirn ausgehen
- akuter Vergiftung mit Alkohol, Beruhigungs- und Schlafmitteln, Schmerzmittel oder Psychopharmaka wie Neuroleptika, Antidepressiva und Lithium
- eingeschränkter Leber- und Nierenfunktion
- chronischen Störungen der Atemfunktion
Bei Patienten mit Atemstörungen, Leber- und Nierenfunktionsstörungen muss der Arzt meist eine neidrigere Dosis wählen.
Nicht alle Spannungs-, Erregungs- und Angstzustände bedürfen einer Therapie mit Medikamenten. Oftmals sind sie Ausdruck körperlicher oder seelischer Erkrankungen und können durch andere Maßnahmen oder eine Therapie der Grundkrankheit beeinflusst werden.
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Alprazolam und eines seiner Hauptstoffwechselprodukte gelangen über den Mutterkuchen zum Ungeborenen. Sie können sich dort anreichern, was beim Kind zu Überdosierungen mit der Folge von Fehlbildungen und geistigen Einschränkungen führen kann.
Erhalten Mütter während der Schwangerschaft Benzodiazepine als Dauerbehandlung, in hohen Dosen oder während der Geburt, können die Kinder Entzugssymptome wie Atembeschwerden, erschlaffte Muskeln, erniedrigte Körpertemperatur und Trinkschwäche zeigen. Deshalb sollte Alprazolam während der Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn es der Arzt für zwingend erforderlich hält.
Alprazolam und seine Stoffwechselprodukte gehen in die Muttermilch über. Da Alprazolam bei Neugeborenen wesentlich langsamer abgebaut wird als von Kindern oder Erwachsenen, kommt es zu Atembeschwerden und Trinkschwäche. Es sollte also bei einer Behandlung mit Alprazolam nicht gestillt oder abgestillt werden.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Der Wirkstoff Alprazolam ist für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren nicht zugelassen.
Welche Nebenwirkungen kann Alprazolam haben?
Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Alprazolam. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Gelegentliche Nebenwirkungen:
Magen-Darm-Störungen, Libido-Veränderungen, Hautreaktionen.
Seltene Nebenwirkungen:
Atemfunktionsstörungen (besonders nachts).
Nebenwirkungen ohne Häufigkeitsangabe:
Schläfrigkeit (auch am Folgetag), Aufmerksamkeitsverringerung, Reaktionsfähigkeitsverminderung (auch am Folgetag), Müdigkeit, Gefühlsdämpfung, Verwirrtheit, Muskelschwäche, Bewegungsstörungen, Bewegungsunsicherheit, Gangunsicherheit, Zittern, Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Sehstörungen, Gewichtsänderung, Verdauungsstörungen, Blasenfunktionsstörungen, Essensverweigerung, Blut-Prolaktin-Überschuss, Menstruationsstörungen, Leberfunktionsstörungen (Gelbsucht).
Besonderheiten:
Die meisten Nebenwirkungen treten insbesondere zu Beginn der Therapie auf und verringern sich in der Regel im Verlauf der Behandlung.
Alprazolam kann wie alle Benzodiazepine Gedächtnislücken für den Zeitraum nach der Anwendung verursachen. Zur Verhinderung muss vor allem auf eine ausreichende Schlafdauer der Patienten nach der Einnahme geachtet werden.
Unterschwellig vorhandene Depressionen können während der Anwendung von Alprazolam plötzlich deutlich hervortreten.
Bei der Anwendung des Wirkstoffs kann es, insbesondere bei älteren Patienten oder Kindern, zu seelischen sowie gegenteiligen Reaktionen wie Unruhe, Reizbarkeit, Aggressivität, Wut, Alpträume, Wahnvorstellungen, Psychosen, unangemessenem Verhalten und anderen Verhaltensstörungen kommen. In solchen Fällen sollte der Arzt die Behandlung beenden.
Auch schon der bestimmungsgemäße Einsatz von Alprazolam kann zur
Entwicklung einer seelischen und körperlichen Abhängigkeit führen. Besonders bei plötzlichem Beenden der Therapie können zudem Entzugserscheinungen auftreten und die gebesserten Beschwerden verstärkt wiederkommen. Es ist also wichtig, bis zum Absetzen der Behandlung langsam verminderte Dosierungen einzunehmen.
Die abendliche Einnahme von Alprazolam kann noch am nächsten Morgen zu verminderter Reaktions- und Konzentrationsfähigkeit sowie Restmüdigkeit führen.
Wegen der Sturzgefahr durch die muskelerschlaffende Wirkung ist besonders bei älteren Patienten Vorsicht geboten.
Welche Wechselwirkungen zeigt Alprazolam?
Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Alprazolam und folgende Wirkstoffe verstärken sich gegeseitig in ihrer dämpfenden Wirkung auf das Gehirn:- Beruhigungs- und Schlafmittel, Schmerzmittel allgemein und besonders opioide Schmerzmittel, bei denen es zu beschleunigter Abhängigkeitsentwicklung kommen kann
- Psychopharmaka wie Neuroleptika wie beispielsweise Desipramin, Imipramin und Fluvoxamin, deren Blutkonzentrationen durch Alprazolam steigen
- angstlösende Mittel und Antidepressiva einschließlich Lithium
- Antiepileptika
- H1-Antihistaminika
- Muskelrelaxanzien, deren muskelerschlaffende Wirkung verstärkt wird
Substanzen, die bestimmte Leber-Enzyme hemmen, die am Abbau von Alprazolam beteiligt sind, steigern dessen Wirkung. Dazu gehören:
- Magenmittel aus den Wirkstoffgruppen der H2-Blocker wie Cimetidin und der Protonenpumpenhemmer wie Omeprazol
- Östrogen-Gestagen-Kombinationen zur Verhütung ("Pille")
- Makrolidantibiotika wie Erythromycin
- Pilzmittel wie Ketoconazol sowie Itraconazol oder andere Imidazole und Triazole
Ärztliche Vorsicht ist geboten bei gleichzeitiger Anwendung von Alprazolam und dem Blutdrucksenker Diltiazem.
Während der Behandlung mit Alprazolam sollte kein Alkohol getrunken werden, da hierdurch die Wirkung in nicht vorhersehbarer Weise verändert und verstärkt wird. Auch die Fahrtüchtigkeit und die Fähigkeit, Maschinen zu bedienen, wird durch die Kombination zusätzlich beeinträchtigt.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Nach Einnahme über einige Wochen kann es zu einem Verlust der Wirksamkeit (Toleranz) kommen.
- Auch die bestimmungsgemäße Anwendung des Medikaments kann zu körperlicher und seelischer Abhängigkeit führen.
- Patienten mit Leber- und Nierenstörungen sowie Atemproblemen bedürfen meist einer geringeren Dosierung.
- Die Anwendung des Medikaments muss mit langsam verminderter Dosierung beendet werden, damit es nicht zu Entzugserscheinungen kommt.
- Die Behandlung sollte so kurz wie möglich sein und sollte, einschließlich der schrittweisen Absetzphase, acht bis zwölf Wochen nicht überschreiten.
- Nach der Anwendung des Medikaments ist auf ausreichende Schlafdauer zu achten, um Gedächtnisverluste zu vermeiden.
- Bei gegensätzlicher Reaktion auf das Medikament (Unruhe, Aggressivität, Reizbarkeit) ist die Behandlung vom Arzt zu beenden.
- Das Medikament ist nicht als Mittel der ersten Wahl bei Psychosen geeignet.
- Die alleinige Behandlung einer Depression mit dem Medikament kann die Selbstmordneigung erhöhen.
- Das Medikament kann, besonders bei älteren Patienten, die Sturzgefahr erhöhen.
- Die Reaktionsfähigkeit kann durch den Wirkstoff so weit beeinträchtigt sein, dass Autofahren oder gefahrvolle Tätigkeiten unterbleiben sollten. Dies gilt vor allem im Zusammenwirken mit Alkohol.
- Auch noch am Morgen nach der Einnahme des Medikaments sind Störungen von Konzentration und Reaktionsfähigkeit möglich.
Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.
Welche Medikamente beinhalten Alprazolam?
Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Alprazolam enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.
So wirkt Alprazolam
Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Alprazolam. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Benzodiazepine, zu welcher der Wirkstoff Alprazolam gehört.
Anwendungsgebiete des Wirkstoffs Alprazolam
Alprazolam wird insbesondere bei Angstzuständen mit ausgeprägter Übererregbarkeit (Nervosität) eingesetzt. Es werden nur die Symptome behandelt, nicht die Ursache der Erkrankung. Alprazolam sollte nur dann angewendet werden, wenn die Angststörung schwer oder behindernd ist und wenn der Patient infolge der Störung unter extremen Beschwerden leidet.
Zu folgenden Anwendungsgebieten von Alprazolam sind vertiefende Informationen verfügbar:
Wirkungsweise von Alprazolam
Alprazolam gehört zu den mittellang wirksamen Benzodiazepinen. Es bindet sich im Gehirn an die für diese Substanzgruppe spezifischen Rezeptoren. Alprazolam verstärkt damit die hemmende Wirkung des Botenstoffs GABA auf unterschiedliche Verbände von Nervenknoten. Auf diesem Wege wirkt Alprazolam spannungs-, erregungs- und angstdämpfend sowie beruhigend und schlafanstoßend. In höheren Dosen kann es die Muskelspannung herabsetzen und die Neigung zu epileptischen Krämpfen vermindern.
Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.