Abacavir
Allgemeines
Abacavir dient in Kombination mit anderen virenhemmenden Mitteln zur Therapie von Infektionen mit dem humanen Immundefizienz-Virus (HIV), dem Erreger von AIDS. Mit dem Wirkstoff können Erwachsene, Jugendliche und Kinder behandelt werden.
Welchen Zwecken dient dieser Wirkstoff?
- Vermehrung von Viren-Erbgut unterbinden
- Vermehrung von HI-Viren verhindern
Gegenanzeigen
Im Folgenden erhalten Sie Informationen über Gegenanzeigen bei der Anwendung von Abacavir im Allgemeinen, bei Schwangerschaft & Stillzeit sowie bei Kindern. Bitte beachten Sie, dass die Gegenanzeigen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Wann darf Abacavir nicht verwendet werden?
Vor Beginn der Behandlung mit Abacavir wird der Arzt jeden HIV-Infizierten auf das Vorhandensein eines bestimmten erblichen Merkmals untersuchen. Dieses sogenannte HLA-B*5701-Allel bedeutet ein hohes Risiko für das Auftreten einer Überempfindlichkeitsreaktion gegen Abacavir. Patienten, bei denen bekannt ist, dass sie das HLA-B*5701-Allel tragen, dürfen Abacavir nicht anwenden.
Außerdem darf der Wirkstoff nicht bei Überempfindlichkeit gegen Abacavir, bei Nierenerkrankung im Endstadium oder bei Patienten mit schweren Leberfunktionsstörungen eingesetzt werden.
Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Abacavir angewendet werden bei:
- Patienten mit besonders hoher Virenkonzentration im Blut
- eingeschränkter Leberfunktion einschließlich einer chronisch-aktiven Leberentzündung, weil diese sich verschlechtern kann
- Rauchern, Patienten mit Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen, weil ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt besteht.
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Tierexperimente zeigten eine schädigende Wirkung auf die sich entwickelnden Nachkommen bei Ratten, jedoch nicht bei Kaninchen. Außerdem war Abacavir bei manchen Tieren krebserregend. Inwieweit dies auch für Menschen gilt, ist nicht bekannt. Es wurde nachgewiesen, dass Abacavir und/oder seine Stoffwechselprodukte beim Menschen den Mutterkuchen durchdringen. Durch die Behandlung einer HIV-Infektion während der Schwangerschaft wird jedoch das Risiko einer Übertragung der Krankheit auf das Neugeborene verringert. Insofern muss der Arzt Nutzen und Risiko gegeneinander abwägen.
Abacavir und seine Stoffwechselprodukte gehen in die Milch von säugenden Ratten über, was auch beim Menschen der Fall ist. Es gibt keine Studien zur Sicherheit von Abacavir, wenn es Säuglingen im Alter von unter drei Monaten verabreicht wird. Daher wird empfohlen, dass HIV-infizierte Frauen ihre Kinder unter keinen Umständen stillen, um eine Übertragung der Krankheit zu vermeiden.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Auch Kinder ab einem Alter von drei Monaten können mit Abacavir behandelt werden. Die Dosis richtet sich dabei nach dem Körpergewicht.
Welche Nebenwirkungen kann Abacavir haben?
Im Folgenden erfahren Sie das Wichtigste zu möglichen, bekannten Nebenwirkungen von Abacavir. Diese Nebenwirkungen müssen nicht auftreten, können aber. Denn jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Medikamente. Bitte beachten Sie außerdem, dass die Nebenwirkungen in Art und Häufigkeit je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Häufige Nebenwirkungen:
Essensverweigerung, Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Hautausschlag, Fieber, Antriebslosigkeit, Müdigkeit
Seltene Nebenwirkungen:
Bauchspeicheldrüsenentzündung
Sehr seltene Nebenwirkungen:
Schwere Hautreaktionen (Erythema multiforme, Stevens-Johnson-Syndrom, toxische epidermale Nekrolyse)
Besonderheiten:
Bei vielen berichteten Nebenwirkungen ist nicht geklärt, ob sie im Zusammenhang mit der Einnahme von Abacavir oder einem anderen zur Behandlung der HIV-Infektion angewendeten Arzneimittel stehen, oder ob sie eine Folge der Grunderkrankung sind. Viele der aufgelisteten Nebenwirkungen (Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Fieber, Antriebslosigkeit, Hautausschlag) treten häufig bei Patienten mit Überempfindlichkeit gegen Abacavir auf. Die Behandlung mit dem Wirkstoff muss sofort beendet werden, wenn eine Überempfindlichkeitsreaktion vermutet wird.
Eine Kombinationstherapie wurde mit einer Umverteilung des Körperfetts bei HIV-Patienten in Verbindung gebracht.
Besonders bei fortgeschittener AIDS-Erkrankung und der Langzeitanwendung einer Abacavir-Kombitherapie kann es zum Abbau von Knochenmaterial kommen. Bei Auftreten von Gelenkbeschwerden und -schmerzen, Gelenksteife oder Schwierigkeiten bei Bewegungen ist daher ein Arzt aufzusuchen.
Verdauungsbeschwerden (Übelkeit und Erbrechen sowie Bauchschmerzen), Beeinträchtigungen des Wohlbefindens, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, schnelle und/oder tiefe Atmung oder Muskelschwäche können auch Anzeichen einer Körperübersäuerung (Lactazidose) sein. In solchen Fällen ist ein Arzt aufzusuchen.
Welche Wechselwirkungen zeigt Abacavir?
Bitte beachten Sie, dass die Wechselwirkungen je nach Arzneiform eines Medikaments (beispielsweise Tablette, Spritze, Salbe) unterschiedlich sein können.
Patienten, die eine Suchtbehandlung mit Methadon und gleichzeitig Abacavir erhalten, müssen auf Hinweise von Entzugsbeschwerden achten. Diese können durch eine Methadon-Unterdosierung entstehen, die gelegentlich eine erneute Methadon-Einstellung erforderlich macht.
Nur mit Vorsicht wird der Arzt Abacavir und Ribavirin gleichzeitig anwenden. In einigen Studien mit HIV-Patienten, die auch eine Leberentzündung hatten, war der Behandlungserfolg mit Interferon alfa-2a, Interferon alfa-2b/Ribavirin geringer, wenn sie zugleich mit einer Abacavir-Kombination behandelt wurden.
Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen
- Bei Auftreten von Gelenkbeschwerden und -schmerzen, Gelenksteife oder Schwierigkeiten bei Bewegungen ist ein Arzt aufzusuchen.
- Bei Vermutung einer Überempfindlichkeitsreaktion muss die Behandlung mit dem Medikament sofort beendet werden.
- Bei Anzeichen einer Körperübersäuerung (Azidose) ist ein Arzt zu befragen.
- Das Medikament darf nur von einem Arzt eingesetzt werden, der in der Behandlung von HIV-Infektionen erfahren ist.
Manchmal lösen arzneiliche Wirkstoffe allergische Reaktionen aus. Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend Ihren Arzt oder Apotheker.
Welche Medikamente beinhalten Abacavir?
Folgende Tabelle zeigt alle erfassten Medikamente, in welchen Abacavir enthalten ist.In der letzten Spalte finden Sie die Links zu den verfügbaren Anwendungsgebieten, bei denen das jeweilige Medikamente eingesetzt werden kann.
So wirkt Abacavir
Im Folgenden erfahren Sie mehr zu den Anwendungsgebieten und der Wirkungsweise von Abacavir. Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe virenhemmende Mittel, zu welcher der Wirkstoff Abacavir gehört.
Anwendungsgebiet des Wirkstoffs Abacavir
Abacavir dient in Kombination mit anderen virenhemmenden Mitteln zur Therapie von Infektionen mit dem humanen Immundefizienz-Virus (HIV), dem Erreger von AIDS. Mit dem Wirkstoff können Erwachsene, Jugendliche und Kinder behandelt werden.
Zu folgenden Anwendungsgebieten von Abacavir sind vertiefende Informationen verfügbar:
Wirkungsweise von Abacavir
Abacavir gehört zur Wirkstoffgruppe der virenhemmenden Mittel und dort zu den Reverse-Transkriptase-Hemmern.
Der Wirkstoff ähnelt chemisch gesehen Bausteinen der Viren-Erbsubstanz. In den Zellen wird er zum aktiven Molekül Carbovir-5‘-Triphosphat verstoffwechselt. In dieser Form wird Abacavir dann von den HI-Viren in ihre Erbsubstanz eingebaut. Da dieser Baustein aber funktionslos ist, hemmt er das Enzym Reverse Transkriptase, das bei der Vermehrung der Viren neue Erbsubstanz aufbaut. So kommt es zum Kettenabbruch und zur Unterbrechung der Viren-Vermehrung.
Abacavir ist sowohl gegen den HIV-Typ 1 wie 2 wirksam. Auch in Kombination mit anderen ähnlichen Wirkstoffen wie Didanosin, Emtricitabin, Lamivudin, Stavudin, Tenofovir, Zidovudin, Nevirapin oder Amprenavir behält Abacavir seine Wirksamkeit.
Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.