Ein Mann hält sich die Nase zu und zeigt eine leichte Mimik der Anspannung.
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Valsalva-Manöver: Anwendung, Risiken und Wirkung

Von: Constanze Wolff (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 23.04.2025

Als Valsalva-Manöver wird eine Atemtechnik bezeichnet, bei der mit zugehaltener Nase und geschlossenem Mund ausgeatmet wird. Viele kennen es vom Druckausgleich im Flugzeug – doch es wird auch bei Herzbeschwerden, Schluckauf oder zur medizinischen Diagnose eingesetzt.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Valsalva-Manöver

Beim Ausatmen mit dieser Technik entsteht Druck im Brust- und Bauchraum. Dies kann bei Herzrasen, Schluckauf und Druck im Ohr helfen, aber auch bei der Diagnose bestimmter Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z. B. supraventrikuläre Tachykardie). 

Übersicht: Was ist das Valsalva-Manöver?

Das Valsalva-Manöver (auch Valsalva-Methode genannt) ist eine einfache Atemtechnik, bei der für mehrere Sekunden lang bei geschlossener Nase und geschlossenem Mund ausgeatmet wird. Das kann einen positiven Effekt bei Herzrasen, Schluckauf oder bei Druck auf den Ohren haben kann.

Es wird aber beispielsweise auch zur Untersuchung der Herzfunktion eingesetzt oder um Herzrhythmusstörungen zu beheben, etwa zur Wiederherstellung des Sinusrhythmus.

Wie funktioniert das Valsalva-Manöver?


Viele Menschen wenden das Valsalva-Manöver unbewusst an, ohne ihren Namen zu kennen – zum Beispiel beim Druckausgleich im Flugzeug. 

Die Technik besteht darin, bei zugehaltener Nase und geschlossenem Mund etwa 15 Sekunden lang kräftig auszuatmen. Weil die Luft nicht entweichen kann, entsteht Druck im oberen Teil des Rachens – dort, wo die Nase nach hinten hin endet. Dadurch öffnet sich ein kleiner Verbindungskanal zwischen Rachen und Ohr, die sogenannte Eustachische Röhre.

Wenn sich dieser Kanal öffnet, kann Luft ins Mittelohr strömen. So wird der Druck im Ohr ausgeglichen und das unangenehme Gefühl verschwindet.

Auch bei Schluckauf kann diese Methode helfen. Dabei wird ein Nerv (der sogenannte Vagusnerv) stimuliert, der unter anderem das Zwerchfell steuert – also den Muskel, der bei der Atmung und beim Schluckauf eine wichtige Rolle spielt.

Hinweis: Für Menschen mit Herzrhythmusstörungen kann das Manöver eine Methode zur Stabilisierung des normalen Herzrhythmus (Kardioversion) oder der Herzfrequenz sein. Um mögliche Risiken zu vermeiden, sollte diese Technik jedoch nur unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt werden.

Mögliche Risiken und Nebenwirkungen des Valsalva-Manövers

Das Valsalva-Manöver gilt grundsätzlich als unbedenklich, doch bei falscher Durchführung oder bei bestimmten Vorerkrankungen kann es zu Problemen kommen. Mögliche Folgen sind:

  • Verletzungen im Ohrbereich: Wird zu stark gepresst, kann das empfindliche Gewebe im Ohr geschädigt werden und etwa zu einem Riss im Trommelfell führen.

  • Schmerzen oder Druckgefühl: Bei falscher Anwendung oder zu starkem Druck kann es zu einem unangenehmen Gefühl oder zu Schmerzen im Ohr kommen.

  • Schwindel und Ohnmacht: Durch den vorübergehenden Druckanstieg im Brustkorb und die damit verbundenen Veränderungen von Blutdruck und Herzfrequenz kann es in seltenen Fällen zu Schwindel, Herzrhythmusstörungen oder Ohnmacht kommen.

Wann wird das Valsalva-Manöver medizinisch angewendet?

Das Valsalva-Manöver wurde ursprünglich zur Überprüfung der Luftdurchgängigkeit der Eustachischen Röhre sowie zur Entfernung von Flüssigkeit wie Eiter aus dem Mittelohr angewendet. Mittlerweile kommt es jedoch in etlichen anderen medizinischen Bereichen zum Einsatz.

Valsalva-Manöver in der HNO-Heilkunde

Im Hals-Nasen-Ohren-Bereich wird diese Technik nach wie vor genutzt, um die Belüftung des Mittelohres zu überprüfen. Es zeigt, ob die sogenannte Ohrtrompete (Tuba Eustachii) durchlässig ist. Bei Kindern mit chronischen Belüftungsstörungen kann es auch als einfache Maßnahme zur Besserung empfohlen werden. 

Valsalva-Manöver in der Kardiologie

In der Herzmedizin wird das Manöver vor allem zur Behandlung bestimmter Herzrhythmusstörungen (Tachykardie) eingesetzt, etwa bei der sogenannten supraventrikulären Tachykardie. Dabei schlägt das Herz plötzlich sehr schnell, ohne dass Lebensgefahr besteht. 

Durch die Valsalva-Methode wird der sogenannte Vagusnerv angeregt, was den Herzschlag wieder normalisieren kann. Eine besondere Form, das modifizierte Valsalva-Manöver, hat dabei eine hohe Erfolgsrate: Dabei werden die Beine der liegenden Person direkt nach dem Pressen hochgelagert.

Diagnostisch hilft es bei der Prüfung der sogenannten Barorezeptoren, die den Blutdruck regulieren. Ein typisches Geräusch, das Ärzt*innen beim Abhören während des Vorgangs wahrnehmen, kann Hinweise auf eine bestimmte Herzerkrankung geben – die sogenannte hypertrophe Kardiomyopathie.

Valsalva-Manöver in der Angiologie

In der Gefäßmedizin hilft die Methode, die Beinvenen im Ultraschall oder Magnetresonanztomographie (MRT) besser darzustellen. Es kann zeigen, ob die Venenklappen während des Druckaufbaus richtig schließen oder ob es zu einem Rückfluss des Blutes kommt. Das kann ein Hinweis auf eine sogenannte Venenklappenschwäche sein.

Valsalva-Manöver in der Gynäkologie und Geburtshilfe

Bei der frauenärztlichen Untersuchung kommt diese Technik zum Einsatz, wenn der Verdacht auf eine Beckenbodenschwäche besteht. Durch das Pressen nach unten können Veränderungen wie eine Senkung der Blase (Zystozele), des Enddarms (Rektozele) oder der Scheide (Vaginalprolaps) besser sichtbar werden. Auch die Kontrolle der Harnkontinenz ist dadurch möglich.

In der Geburtshilfe wird es gelegentlich als sogenannte Pressmethode eingesetzt, um das Kind tiefer in den Geburtskanal zu bringen. Dieser Einsatz ist jedoch umstritten.