Stuhltransplantation: Fremder Kot als Therapie?
Bei einer Stuhltransplantation erhalten Menschen mit Darmproblemen Stuhl einer gesunden Person. Ziel ist es, dem Darm gesunde und wichtige Bakterien zuzuführen. Doch hilft die Therapie wirklich? Wann eine Stuhltransplantation durchgeführt wird, wie sie abläuft und wer die Kosten trägt, erfahren Sie hier.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Stuhltransplantation
Dabei wird aufbereiteter Stuhl eines gesunden Menschen in den Darm einer kranken Person übertragen. Mögliche Methoden zur Fäkaltransplantation sind etwa oral eingenommene Kapseln, der Stuhl kann jedoch auch per Darmspiegelung (Koloskopie) oder Nasensonde übertragen werden.
Bei Betroffenen mit wiederkehrenden, schweren Clostridioides-difficile-Infektionen kann eine Stuhltransplantation zum Einsatz kommen. Zur Behandlung anderer Erkrankungen ist die Therapie bislang nicht anerkannt, jedoch manchmal als sogenannter "individueller Heilversuch" mit eigener Kostenübernahme durchführbar.
Die Kosten müssen häufig selbst bezahlt werden. In manchen Fällen einer Clostridioides-difficile-Infektion (früher auch Clostridium difficile) trägt jedoch die Krankenkasse die Kosten, was vorab abgeklärt werden sollte.
Was ist eine Stuhltransplantation?
Bei einer Stuhltransplantation wird aufbereiteter Kot eines gesunden Menschen in den Darm einer kranken Person übertragen. Die Mikroorganismen im Stuhl siedeln sich im Darm an und sollen so die krankhaft veränderte Darmflora wieder aufbauen. Weitere Begriffe sind beispielsweise
- fäkale Mikrobiota-Transplantation (FMT),
- Mikrobiom-Transplantation oder
- Fäkaltransplantation.
Die FMT-Therapie wird entweder durch eine Nasensonde oder direkte Gabe in den Dickdarm mittels Endoskopie durchgeführt. Auch Kapseln mit aufbereiteter Stuhlspende können zum Einsatz kommen.
Interessant: Im Jahr 1958 wurde die erste Stuhltransplantation durchgeführt und Jahrhunderte zuvor bereits beschrieben. Die Idee ist somit nicht neu. Seit etwa 15 Jahren ist die FMT auch Bestandteil evidenzbasierter Medizin.
Wann wird eine Stuhltransplantation durchgeführt?
Eine Stuhltransplantation kann in manchen Fällen wiederkehrender Clostridioides-difficile-Infektionen (CDI) zum Einsatz kommen. Neuere Studien zeigen, dass eine FMT-Therapie besser gegen derartige Infektionen wirkt als eine normale Antibiotika-Therapie. Die Stuhltransplantation kann jedoch nur durchgeführt werden, wenn andere Maßnahmen zur Behandlung keine ausreichende Wirkung erzielt haben. Teilweise werden von Heilungsraten von über 90 Prozent berichtet. In anderen Ländern ist die Stuhltransplantation bereits in den Leitlinien aufgenommen.
Lediglich bei schweren, wiederkehrenden Infektionen mit dem Bakterium Clostridioidesdifficile ist die Therapie in Deutschland anerkannt. Bei anderen Krankheiten kann die FMT-Therapie nur im Rahmen eines "individuellen Heilversuchs" durchgeführt werden.
Die Kosten müssen meist selbst getragen werden. Bei manchen Patient*innen mit Clostridioides-difficile-Infektion bezahlt die Krankenkasse die Kosten, was jedoch vorab geklärt werden sollte. Wie hoch die Kosten sind, lässt sich pauschal nicht sagen. Verschiedene Quellen berichten zwischen 100 Euro bis 200 Euro, andere von über 1.500 Euro oder mehr.
Ist eine Stuhltransplantation auch bei anderen Krankheiten möglich?
Ob eine Stuhltransplantation auch bei anderen Darmerkrankungen hilfreich sein kann, ist aktueller Bestandteil einiger Studien. So stehen etwa bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn weitere Forschungen aus. Insbesondere bei Colitis ulcerosa konnte ein Nutzen nachgewiesen werden, jedoch ist dieser noch nicht ausreichend belegt.
Ablauf einer Stuhltransplantation
Eine Stuhltransplantation sollte nur in erfahrenen gastroenterologischen Kliniken durchgeführt werden. Dort wird der Stuhl in einem speziellen Verfahren aufbereitet und gefiltert. Anschließend kann dieser mithilfe verschiedener Methoden in den Darm übertragen werden:
Sonde: Über eine Nasensonde kann der aufbereitete Stuhl direkt in den Dickdarm eingebracht werden.
Darmspiegelung: Während einer Darmspiegelung können Fachleute die Stuhlspende in den Dickdarm einführen.
Kapseln: Darüber hinaus gibt es magensaftresistente Kapseln mit gespendetem Stuhl, welche Betroffene schlucken. Diese können auch eingefroren werden und sind nicht invasiv, wie eine Darmspiegelung.
Welches Verfahren individuell am besten geeignet ist, sollte mit erfahrenen gastroenterologischen Fachleuten besprochen werden.
Wer kann gesunden Stuhl spenden?
In der Regel kann jede sogenannte "stuhlgesunde" Person spenden. Wichtig ist, dass sie kürzlich keine Antibiotika eingenommen haben, da diese auch gegen gesunde Darmbakterien vorgehen. Grundsätzlich wird der Stuhl vorab gründlich auf mögliche bakterielle Fehlbesiedelungen oder Infektionskrankheiten untersucht.
Darüber hinaus werden Personen aus dem eigenen Familienkreis oder Haushalt bei der Spende bevorzugt. Oftmals haben Menschen, die in engem Kontakt zueinanderstehen, eine ähnliche Darmflora, was sich positiv auf die Therapie auswirkt. Zudem hat eine Stuhlspende einer bekannten Person oft auch einen geringeren Ekelfaktor.
Stuhltransplantation: Risiken und mögliche Nebenwirkungen
Eine Stuhltransplantation kann einige Risiken und Nebenwirkungen mit sich bringen. Möglich ist etwa, dass schädliche Erreger übertragen werden und der Darmflora der erkrankten Person zusätzlich schaden. Kurzfristige Symptome infolge der Stuhltransplantation können mitunter
- Bauchkrämpfe,
- Übelkeit,
- Durchfall oder
- Verstopfung sein.
Genaue Langzeituntersuchungen stehen jedoch auch in Bezug auf Risiken und Nebenwirkungen noch aus.