Replantation (Reimplantation)
Eine Replantation (Reimplantation) kommt immer dann zum Einsatz, wenn Gliedmaßen wieder angenäht, Zähne wieder eingesetzt oder verlagerte Organe wieder eingepflanzt werden müssen. Insbesondere nach Unfällen ermöglicht die Replantation, dass beispielsweise Finger, Zehen oder Zähne in ihrer Funktionsweise erhalten werden können.
Allgemeines
Der Begriff Replantation stammt von dem lateinischen Wort replantare für wiedereinpflanzen. Manchmal sprechen Ärzte auch von einer Reimplantation.
Nicht immer lassen sich Gliedmaßen nach einem Unfall wieder annähen. Manchmal sind sie nach einer Replantation auch in ihrer Funktion eingeschränkt. Um die Chance auf eine erfolgreiche Replantation zu erhöhen ist es wichtig, bei Unfällen abgetrennte Gliedmaßen zu kühlen und steril zu lagern. Verlorene Zähne transportiert man am besten in einer sogenannten Zahnrettungsbox aus der Apotheke. Außerdem ist eine zeitnahe Versorgung der Wunde notwendig.
Wie erfolgreich eine Replantation verläuft und ob sie sich überhaupt durchführen lässt, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab, so zum Beispiel:
- um welche Art der Amputation es sich handelt,
- wie rasch die Replantation erfolgt,
- in welchem Zustand sich das Organ, die Gliedmaße etc. befindet,
- ob das wieder einzusetzende Körperteil (Reimplantat) bis zum Eingriff sachgemäß behandelt wurde,
- wie alt die betroffene Person ist und
- ob die Person an anderen Erkrankungen leidet.
Sind Nerven und Gefäße komplett durchtrennt (Avulsion), muss der Chirurg sie so präzise wie möglich wieder zusammennähen. Daher ist es auch wichtig, in welchem Zustand sich die Wunde und das abgetrennte Körperteil befinden. Bei einem glatten Schnitt ist die Prognose deutlich günstiger als wenn kleine Strukturen zerquetscht oder anderweitig zerstört sind.
Bei einer Amputationsverletzung ist rasches Handeln wichtig: Das Amputat sollte so rasch wie möglich in sterile, trockene Kompressen gewickelt und gekühlt werden.
Ideal ist folgendes Vorgehen: Legen Sie das eingewickelte Amputat in einen wasserdichten Plastikbeutel. Diesen wiederum legen Sie in einen weiteren Beutel oder ein Gefäß mit Eiswasser. Wichtig ist, dass das Amputat nicht direkt mit dem Eis in Berührung kommen darf, da es sonst beschädigt werden könnte.
Abgebrochene oder ausgeschlagene Zähne sollten schnellstens den Weg zum Zahnarzt finden. Einen abgebrochenen Zahn bewahren Sie für die Dauer des Transports am besten in kalter H-Milch auf. Ausgeschlagene Zähne sollten Sie nur am oberen Zahnteil anfassen (nicht mit Wasser oder einem Taschentuch reinigen) und möglichst in kalter H-Milch, steriler Kochsalzlösung oder einer speziellen Zahnrettungsbox aus der Apotheke transportieren.
Durchführung
Bei einer Replantation (Reimplantation) hängt die Art der Durchführung vor allem davon ab, um welche Art der Amputationsverletzung es sich handelt. Zudem spielt es eine Rolle, ob eine Gliedmaße, ein Organ oder beispielsweise ein Zahn betroffen ist.
Bei abgetrennten Gliedmaßen richtet sich die Reimplantation nach der Art der Amputation. Gliedmaßen können abreißen, glatt abgetrennt werden oder sich durch eine Quetschung ablösen. Am einfachsten lässt sich eine Replantation nach einer glatten Amputation (z.B. einem scharfen Schnitt) ohne Weichteilverletzungen durchführen. Wichtig ist dabei, die Durchblutung der verletzten Körperteile wiederherzustellen, um die Funktionsfähigkeit wiederzuerlangen. Hierfür reinigt der Chirurg sowohl die amputierte Gliedmaße als auch den Stumpf (Nerven, Muskeln, Blutgefäße), vernäht diese anschließend mittels Mikrochirurgie miteinander und fixiert durchtrennte Knochen über Drähte, Schrauben und Platten.
Nach der Replantation muss die Gliedmaße ruhiggestellt werden. Der Betroffene erhält einen Gerinnungshemmer wie Heparin, um einem Gefäßverschluss (Thrombose) vorzubeugen. Um zu verhindern, dass sich die Wunde entzündet, verschreibt der Arzt Antibiotika.
Replantation von Zähnen
Bei ausgeschlagenen Zähnen reicht es häufig aus, wenn der Zahnarzt den Zahn wieder einsetzt und mit einer Schiene zusammen mit den benachbarten Zähnen fixiert, bis er wieder fest an seinem Platz verankert ist. Fast immer ist zusätzlich eine Wurzelkanalbehandlung des wieder eingesetzten Zahns notwendig. Eine Replantation der Zähne ist nicht immer sinnvoll – Milchzähne beispielsweise müssen nicht wieder eingesetzt werden, da in absehbarer Zeit die bleibenden Zähne nachwachsen.
Anwendungsgebiete
Replantationen können bei jeder abgetrennten Gliedmaße zum Einsatz kommen – besonders wenn es sich um eine glatte Amputation handelt und die Wunde schnell versorgt wird.
Zu den prinzipiell replantierbaren Gliedmaßen zählen:
- Finger und Zehen
- Hände und Füße
- Arme und Beine
- Zähne
- Penis
Besonders häufig und vor allem erfolgreich werden Zähne replantiert. Die Replantation kommt dann zum Einsatz, wenn ein Zahn zum Beispiel durch einen Unfall vollständig ausgeschlagen wurde und sich dadurch nicht mehr in seinem Zahnfach befindet. Wichtig ist, nach einem Unfall so rasch wie möglich zu handeln und den Zahn bis zu seiner Replantation fachgerecht aufzubewahren.
Auch die Replantation eines Fingernagels ist möglich, wenn sich dieser zum Beispiel durch einen Unfall vollständig löst.
Eine Reimplantation kann auch eingesetzt werden, um vorher verlagerte Organe wieder einzupflanzen, beispielsweise die Nebenschilddrüsen (Epithelkörperchen). Bei Operationen an der Schilddrüse werden diese häufig zuvor entfernt, um Verletzungen zu vermeiden, und nach der Operation wieder an ihren Ursprungsort eingesetzt.
Auch Eierstockgewebe kann reimplantiert werden. Wenn ein Kinderwunsch besteht, kann Eierstockgewebe im Vorfeld einer Krebstherapie (Chemotherapie oder Strahlentherapie) entnommen und eingefroren werden. Nach der Krebstherapie wird das Gewebe reimplantiert. Die Replantation von Eierstockgewebe ist eine relativ junge Methode, nach der bisher weltweit etwa 20 Kinder geboren werden konnten.
Aber auch in der Gefäßchirurgie findet die Reimplantation Anwendung. So können im Rahmen einer Operation am Herzen sowohl die Herzkranzgefäße (Koronararterien) als auch die Abgänge der hirnversorgenden Gefäße (Koronarostien) replantiert werden.
Nicht zuletzt können auch Teile des Schädels reimplantiert werden – etwa wenn die Schädeldecke infolge eines Unfalls beschädigt wurde oder Teile des Schädelknochens im Rahmen einer Operation vorübergehend entfernt wurden.
Risiken und Komplikationen
Bei der Replantation (Reimplantation) von abgetrennten Gliedmaßen kann es zu einer Vielzahl an Komplikationen kommen, zum Beispiel:
- Blutgerinnsel (Thrombosen)
- Infektionen mit Bakterien oder Viren
- Nachblutungen
Langfristig besteht die Gefahr, dass die betroffene Gliedmaße sich nicht mehr richtig bewegen lässt oder sich eine Fehlstellung entwickelt. Manchmal erholt sich das Nervengewebe nicht mehr, es kommt zu Taubheitsgefühlen. Auch Sehnenrisse, Gelenkversteifungen oder Verwachsungen im Narbengewebe können nach Replantation der betreffenden Gliedmaße auftreten.
Bei erheblichen weiteren Verletzungen entscheidet der Arzt gegebenenfalls, dass es besser ist, auf eine Replantation zu verzichten.