Man sieht ein Paar im Alter von rund 50 Jahren Arm in Arm am Strand
© Getty Images/ Oliver Rossi

Penisprothese: Hilfe bei erektiler Dysfunktion

Von: Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 29.03.2023

Eine Penisprothese ist ein Schwellkörperimplantat, das als operative Möglichkeit bei Männern mit erektiler Dysfunktion (Impotenz) zum Einsatz kommt. Das Implantat kann die sexuelle Funktion des Penis wiederherstellen und Geschlechtsverkehr ermöglichen. Wie die Penisprothese funktioniert, wann sie zum Einsatz kommt und welche Risiken das Verfahren birgt.

Was ist eine Penisprothese?

Bei einer Penisprothese wird nicht das komplette Glied ersetzt, sondern in einer Operation ein künstlicher Schwellkörper in den Penis eingesetzt. Fachleute verwenden daher den Begriff "Schwellkörperimplantat".

Es gibt zwei Typen von Penisprothesen:

  • Die biegsame (semi-rigide) und
  • die hydraulische Prothese.

Beide Verfahren existieren bereits seit den 1970er Jahren. Die hydraulische Schwellkörperprothese kommt heutzutage in der westlichen Welt häufiger zum Einsatz.

Semi-rigide Penisprothesen

Bei der semi-rigiden Prothese handelt es sich um zwei Silikonstäbchen mit einem biegsamen Metallkern. Die zwei Stäbe werden in das sogenannte Corpus Cavernosum (Schwellkörper) eingesetzt. Dabei handelt es sich um zwei Kammern im Penis, die mit schwammartigem Gewebe gefüllt sind. Bei funktionierender Potenz füllen sich diese Schwellkörper mit Blut, sodass eine Erektion entsteht.

Bei der Operation wird das schwammartige, körpereigene Gewebe durch die Silikonprothesen ersetzt. Danach besteht faktisch eine dauerhafte Erektion, die Größe des Penis ist unveränderlich. Jedoch kann der Mann den Penis, beziehungsweise die sich darin befindlichen Stäbchen, in jede beliebige Richtung biegen. So kann er das Glied für den Geschlechtsverkehr in die nötige Position bringen und ihn anschließend so legen, dass er ihn im Alltag nicht beeinträchtigt.

Hydraulische Penisprothese

Hydraulische Schwellkörperimplantate bestehen aus drei Komponenten:

  • Zwei Zylindern aus Silikon,
  • einer hydraulischen Pumpe und
  • einem Ballon (Reservoir) mit Kochsalzlösung,

Die Silikonzylinder werden in die Hohlkörper des Penis, die kleine Pumpe in den Hodensack und der Ballon mit der Kochsalzlösung in den Bauchraum eingebracht.

Diese Komponenten sind mit Schläuchen miteinander zu einem in sich geschlossenen System verbunden. 

Wie funktioniert die hydraulische Penisprothese?

Das hydraulische System ermöglicht es dem Mann, mithilfe der kleinen Handpumpe im Hodensack die Flüssigkeit aus dem Reservoir im Bauchraum in die Schwellkörper des Penis zu pumpen und so eine Erektion herzustellen. Die Kochsalzlösung übernimmt also in diesem Fall die Funktion des Blutes. Nach dem Geschlechtsverkehr kann der Mann die Erektion wieder rückgängig machen, sodass der Penis wieder erschlafft. Die Funktion der hydraulischen Pumpe kommt damit der natürlichen Funktion des Penis am nächsten. Auch optisch ist kaum ein Unterschied erkennbar, von der Prothese sind keine Teile außen sichtbar. 

Aufgrund der komplexeren Technik sind hydraulische Penisprothesen störanfälliger. Allerdings überwiegen die Vorteile diesen Nachteil, sodass in der westlichen Welt mittlerweile fast ausschließlich hydraulische Schwellkörperimplantate zum Einsatz kommen.

Im Unterschied zur natürlichen Funktion des Penis können Männer mit einer Penisprothese so lange und so oft Sex haben, wie sie möchten, da die Erektion nicht nachlässt – oder erst dann, wenn der Mann das Ablassventil an der hydraulischen Pumpe betätigt.

Zufriedenheit mit der Penisprothese

Die Penisprothese beeinflusst in der Regel weder die Gefühls- und Orgasmusfähigkeit noch die Fähigkeit zur Ejakulation oder Zeugungsfähigkeit (bei vorhandener Fruchtbarkeit). 

Mehreren Studien zufolge ist die Lebensqualität der meisten Betroffenen nach dem Einsetzen des Implantats gesteigert.

Eine Langzeitstudie mit 200 Teilnehmern, die infolge einer erektilen Dysfunktion ein hydraulisches Implantat erhalten hatten, ergab beispielsweise eine Gesamtzufriedenheit von 92 und 98 Prozent der operierten Männer und ihrer Partner*innen. 48 Prozent bezeichneten die prothetische Erektion als ausgezeichnet, 50 Prozent als zufriedenstellend und 17 Prozent als schlecht. 30 Prozent der Teilnehmer berichteten von einer postoperativen Verkürzung ihres Penis, 25 Prozent von einer unnatürlichen Form der Erektion mit dem Implantat.

Einer Umfrage unter 46 Männern mit hydraulischem Implantat zufolge sind die meisten Befragten und deren Partner*innen (65 Prozent) mit dem kosmetischen Aussehen des Penis zufrieden.

Haltbarkeit von Schwellkörperimplantaten

Sofern keine Komplikationen auftreten, kann die Prothese theoretisch lebenslang im Körper bleiben und muss nicht ausgetauscht werden. Jedoch ist es gerade bei dem hydraulischen System wahrscheinlich, dass mit der Zeit Verschleiß und Funktionsprobleme auftreten und ein erneuter Eingriff nötig wird. Langzeitstudien zeigen eine Haltbarkeit von rund 20 Jahren. Nach zehn Jahren haben 85 Prozent der Operierten noch ihr erstes Schwellkörperimplantat. Nach 15 Jahren sind es noch 60 Prozent.

Für wen kommt eine Penisprothese infrage?

Eine Schwellkörperprothese kommt zum Einsatz bei

  • Erektionsstörungen, die nicht mit einer konservativen Behandlung in den Griff zu bekommen sind,
  • Unfallverletzungen, bei denen der Penis rekonstruiert werden muss und
  • Menschen, die sich einer geschlechtsangleichenden Operation unterziehen wollen (etwa Trans- und intersexuelle Personen).

Wer an erektiler Dysfunktion leidet, sollte alle anderen Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft haben, bevor er sich einer Operation unterzieht. Zunächst sollten mögliche Grunderkrankungen als Ursache ausgeschlossen beziehungsweise behandelt werden, zum Beispiel

  • psychische Ursachen wie Ängste,
  • hormonelle Erkrankungen wie Testosteronmangel,
  • Diabetes,
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder
  • benigne Prostatahyperplasie (gutartige Vergrößerung der Prostata).

Auch eine Änderung der Lebensgewohnheiten kann sinnvoll sein, zum Beispiel, mit dem Rauchen aufzuhören und den Alkoholkonsum zu reduzieren. 

Führt dies nicht zum Erfolg, stehen folgende Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung:

  • PDE-5-Hemmer wie Sildenafil (Viagra) und Tadalafil
  • Intraurethrale Medikation: Dabei werden Prostaglandinzäpfchen in die Harnröhre gegeben.
  • Schwellkörper-Autoinjektionstherapie (SKAT): Dabei werden Spritzen von Alprostadil oder Papaverin direkt in die Schwellkörper gegeben.
  • Extrakorporale-Stoßwellentherapie
  • Mechanische Erektionshilfen: Penispumpen oder Penisringe können die Durchblutung unterstützen.

Wenn die Potenzstörung dadurch nicht behoben werden konnte, kann die Penisprothese die letzte Option sein. Die Operation sollte gut überlegt sein, da dabei die körpereigenen Schwellkörper unwiderruflich entfernt werden und eine natürliche Erektion damit nicht mehr möglich ist.
 

Penisprothese: Die Operation

Die Operation dauert etwa ein bis zwei Stunden und findet unter Vollnarkose statt.

Weltweit werden pro Jahr etwa 65.000 Penisprothesen implantiert. 85 Prozent der Operationen finden jedoch in den USA statt, in Deutschland sind es verhältnismäßig wenige. Der recht komplizierte Eingriff sollte daher nur von spezialisierten Ärztinnen*Ärzten durchgeführt werden. 

Bei der semi-rigiden Variante werden die Silikonstäbchen in beide Schwellkörper eingesetzt.  Das Einsetzen der hydraulischen Prothese ist komplizierter, da mehrere Komponenten eingebracht werden müssen. Hierfür ist ein etwa drei Zentimeter langer Schnitt zwischen Hodensack und Penis nötig. Das Reservoir wird meist durch den Leistenkanal platziert, sodass kein weiterer Schnitt nötig ist.

Die Operation ist sowohl ambulant als auch stationär durchführbar. In den ersten Tagen nach dem Eingriff sollten sich die Operierten körperlich schonen. Vier bis sechs Wochen lang sollten sie auf Sport und Geschlechtsverkehr verzichten.

Ist die Wunde ausgeheilt, bleibt nach gelungener Operation in der Regel eine kaum sichtbare Narbe zurück.

Kosten der Penisprothese

Eine Penisprothese kostet um die 20.000 bis 25.000 Euro und wird nicht in jedem Fall von den Krankenkassen übernommen. Die Krankenkassen können darüber Auskunft geben, ob und in welcher Höhe sie die Kosten tragen.

Risiken einer Penisprothese

Es besteht das Risiko, dass sich das Gewebe nach der Operation trotz hygienischer Arbeitsweise und antibiotischer Mikrobeschichtung der modernen Prothese entzündet. In diesem seltenen Fall ist das Penisimplantat zu entfernen und in einer weiteren Operation später wieder einzusetzen. 

Eine hydraulische Prothese beinhaltet außerdem das Risiko des mechanischen Versagens. Dieses kann in einem Folgeeingriff behoben werden.

Wichtig ist, dass die Länge der Prothese richtig zum Penis passt. Ist sie zu lang, krümmt sich dieser unter Umständen. Ist sie zu kurz, hängt die Eichel schlaff herunter, da sie bei einem Implantat nicht hart wird wie beim natürlichen Vorgang der Erektion.