Yantil retard 50mg Retardtabletten

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 16.01.2015
Hersteller: Merck Sharp & Dohme Limited
Wirkstoff: Tapentadol
Darreichnungsform: Retardtablette
Rezeptpflichtig

Hinweis

Der Artikel wurde vom Anbieter vom Markt genommen. Sollte dies aus wirtschaftlichen Gründen geschehen sein, ist das Präparat meist noch eine Weile aus Restbeständen erhältlich.

Wirkung

Yantil retard 50mg Retardtabletten enthält den Wirkstoff Tapentadol. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Yantil retard 50mg Retardtabletten.

Tapentadol wird zur Behandlung starker, chronischer Schmerzen bei Erwachsenen eingesetzt, wenn ausschließlich opioide Schmerzmittel wirksam sind.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Tapentadol sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zu den Wirkstoffgruppen opioide Schmerzmittel, Schmerzmittel, zu welcher der Wirkstoff Tapentadol gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • starke, chronische Schmerzen bei Erwachsenen, die nur mit opioiden Schmerzmitteln angemessen behandelt werden können

Dosierung

Die Dosierung wird vom Arzt individuell dem Schweregrad der zu behandelnden Schmerzen, der bisherigen Behandlungserfahrung und der Möglichkeit, den Patienten zu überwachen, gewählt werden.

Nehmen Sie das Medikament zweimal täglich ein, ungefähr alle 12 Stunden.

Patienten, die noch keine opioiden Schmerzmittel eingenommen haben, werden zunächst mit einer Einzeldosis von 50 Milligramm Tapentadol als Retardtablette beginnen, die zweimal täglich eingenommen wird.

Wird von einem opioiden Schmerzmittel auf das Medikament gewechselt, richtet der Arzt die Dosierung nach der Art, der Anwendung und der mittleren Tagesdosis des vorhergehenden Arzneimittels. Verglichen mit Patienten, die derzeit noch keine opioiden Schmerzmittel eingenommen haben, kann möglicherweise zu Beginn eine höhere Dosis notwendig sein.

Nach Therapiebeginn wird der Arzt die Dosis unter ständiger Überwachung individuell so einstellen, dass bei guter Schmerzhemmung möglichst wenig Nebenwirkungen auftreten. Dosissteigerungen werden am besten mit jeweils Schritten um 50 Milligramm Tapentadol als Retardtablette zweimal täglich alle 3 Tage erfolgen. Bisher wurden nur Dosierungen von insgesamt 500 Milligramm/Tag erprobt; eine Überschreitung ist daher nicht zu empfehlen. Für höhere Dosierungen stehen stärkere Präparate zur Verfügung.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • hochdisperses Siliciumdioxid
  • Hypromellose
  • Magnesiumstearat
  • mikrokristalline Cellulose
  • Talkum
  • Titandioxid (E 171)
  • Lactose-Monohydrat
  • Macrogol 6000
  • Propylenglycol

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Schwindel, Benommenheit, Kopfschmerz, Übelkeit, Verstopfung.

Häufige Nebenwirkungen:
Appetitverminderung, Angst, depressive Stimmung, Schlafstörungen, Nervosität, Ruhelosigkeit, Aufmerksamkeitsstörungen, Zittern, unwillkürliche Muskelzuckungen, Erröten, Atembeschwerden, Erbrechen, Durchfall, Verdauungsstörungen, Juckreiz, vermehrtes Schwitzen, Hautausschlag, Schwäche, Müdigkeit, Gefühl der Körpertemperaturveränderung,
trockene Schleimhäute, Wasseransammlungen im Gewebe (Ödeme).

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Überempfindlichkeitsreaktionen, Gewichtsverlust, Orientierungsstörungen, Verwirrtheitszustand, Aufregung, Wahrnehmungsstörungen, abnorme Träume, Übersteigerung, Bewusstseinsverminderung, Beeinträchtigung des Erinnerungsvermögens, Denkstörungen, Ohnmacht, Abstumpfung, Gleichgewichtsstörung, Sprechstörung, Schmerzunempfindlichkeit, nervliche Missempfindung, Sehstörungen, Herzschlagveränderungen, niedriger Blutdruck, Bauchbeschwerden, Nesselsucht, Harnverhalt, Harnfluss, Sexualstörungen, Entzugsbeschwerden, Befindlichkeitsstörung, Reizbarkeit.

Seltene Nebenwirkungen:
Arzneimittelabhängigkeit, abnormes Denken, Krampfanfall, Vorstufe zur Ohnmacht, Gangstörungen, Unterdrückung der Atemfunktion, Magenentleerungsstörung, Trunkenheitsgefühl, Entspannung.

Wechselwirkungen

Eine Behandlung mit Tapentadol sollte bei Patienten vermieden werden, die gegen ihre DepressionenMAO-Hemmer erhalten oder innerhalb der letzten 14 Tage angewendet haben. Eine gleichzeitige Behandlung kann zu möglichen ergänzenden Wirkungen auf den Nervenbotenstoff Noradrenalin führen. Dadurch kann eine Bluthochdruck-Krise ausgelöst werden.

Wirkstoffe wie Benzodiazepine (Beruhigungs- und Schlafmittel), Barbiturate und opioide Schmerzmittel sowie verwandte Hustenmittel und Suchtersatzmittel können das Risiko einer Atemfunktionsstörung erhöhen, wenn sie mit Tapentadol kombiniert werden. Wirkstoffe, die dämpfend auf die Gehirntätigkeit wirken (wie beispielsweise Benzodiazepine, Antipsychotika, H1-Antihistaminika, opioide Schmerzmittel und Alkohol), können die abstumpfende Wirkung von Tapentadol verstärken und die Aufmerksamkeit vermindern. Daher sollte der Arzt bei der entsprechenden Kombinationstherapie eine Verringerung der Dosis von einer oder von beiden Substanzen in Betracht ziehen.

In Einzelfällen wurde im zeitlichen Zusammenhang mit der Anwendung von Tapentadol in Kombination mit Antidepressiva aus der Gruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) über ein Serotonin-Syndrom berichtet. Anzeichen desselben sind: Verwirrtheit, Aufregung, Fieber, Schwitzen, Gangstörungen, Zappeligkeit, Muskelkrämpfe und Durchfall. Das Absetzen der SSRI führt in der Regel zu einer raschen Besserung. Gegenmaßnahmen wird der Arzt nach Art und Schwere der Beschwerden ergreifen.

Bisher wurde Tapentadol in Studien nicht mit gemischten opioiden Schmerzmitteln (wie Pentazocin, Nalbuphin) oder teilweisen Opioid-Agonisten (wie Buprenorphin zur Raucherentwöhnung) angewendet. Eine solche Kombination sollte der Arzt nur sehr vorsichtig vornehmen.

Einzelne Wirkstoffe beeinflussen den Abbau von Tapentadol im Körper. Das ist bei dem Tuberkulose-MittelRifampicin, bei Phenobarbital (gegen Epilepsie) und auch Johanniskraut der Fall. Patienten, die mit Tapentadol behandelt werden, sollten zu Beginn oder Ende einer gleichzeitigen Behandlung mit diesen Stoffen sorgfältig vom Arzt überwacht werden. Es kann nämlich zu einer veränderten Wirksamkeit oder mehr Nebenwirkungen kommen.

Gegenanzeigen

Tapentadol darf nicht eingesetzt werden bei
  • Patienten mit einer Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • ausgeprägter Hemmung der Atemfunktion (in nicht überwachten Situationen oder bei fehlender Ausrüstung zur Wiederbelebung) und bei Patienten mit akutem oder starkem Bronchial-Asthma oder Übersäuerung des Blutes mit CO2 (Hyperkapnie)
  • stark eingeschränkter Funktion von Niere und Leber, weil der Wirkstoff bei solchen Begleiterkrankungen nicht in Studien geprüft wurde
  • Verdacht auf Lähmung des Dünndarmes oder schon bestehender Lähmung
  • Patienten mit akuter Vergiftung durch Alkohol, Schlafmittel, gehirnwirksamen Schmerzmitteln oder Psychopharmaka.
Nur nach einer gründlichen Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt unter seiner scharfen Kontrolle darf Tapentadol angewendet werden bei
  • erhöhter Gefahr von Arzneimittelmissbrauch, Sucht und Abhängigkeit, da der Wirkstoff ebenfalls abhängig macht
  • eingeschränkter Funktion der Atemwege
  • Patienten mit erhöhtem Gehirndruck, herabgesetztem Bewusstsein oder im Koma sowie bei Schädelverletzungen und Hirntumoren, da der Wirkstoff den Krankheitsverlauf verschleiern kann
  • Anfallsleiden in der Vorgeschichte (Epilepsie) oder einer Erkrankung, die mit einem erhöhten Anfallsrisiko einhergeht
  • mäßig eingeschränkter Leberfunktion
  • Gallenwegserkrankung, einschließlich akuter Bauchspeicheldrüsenentzündung, weil Tandolapril den Gallengang verengt
  • Patienten, die MAO-Hemmer (gegen Depressionen) erhalten oder innerhalb der letzten 14 Tage angewendet haben. Eine gleichzeitige Behandlung kann zu möglicher Wirkungsergänzung führen, die in einer Bluthochdruck-Krise gipfelt.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Tapentadol sollte während der Schwangerschaft nur angewendet werden, wenn der Arzt den möglichen Nutzen für größer als das etwaige Risiko sieht.

Die Anwendung von Tapentadol bei Frauen während und unmittelbar vor den Wehen und der Entbindung wird nicht empfohlen. Neugeborene, deren Mütter den Wirkstoff eingenommen haben, müssen hinsichtlich einer Hemmung der Atemfunktion ärztlich überwacht werden.

Es gibt keine Information über die Ausscheidung von Tapentadol in die menschliche Milch. Da der Wirkstoff aber bei Studien an Tieren in der Milch gefunden wurde, kann ein Risiko für das gestillte Kind nicht ausgeschlossen werden. Tapentadol sollte während der Stillzeit nicht angewendet werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Sicherheit und Wirksamkeit von Tapentadol ist bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren noch nicht nachgewiesen worden. Daher wird die Anwendung des Wirkstoffs in dieser Altersgruppe nicht empfohlen.

Warnhinweise

  • Das Medikament kann die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen schwer beeinträchtigen. Dies ist vor allem zu Beginn der Behandlung, bei Änderung der Dosierung sowie in Verbindung mit Alkohol oder Beruhigungsmitteln zu erwarten.
  • Die Behandlung mit dem Medikament muss mit schrittweiser Dosisverminderung erfolgen, um Entzugserscheinungen zu vermeiden.
  • Das Medikament macht abhängig und süchtig.
  • Das Medikament kann in Deutschland vom Arzt nur auf einem sogenannten Betäubungsmittel-Rezept verordnet werden.
  • Das Medikament enthält Laktose (Milchzucker), die von manchen Patienten schlecht vertragen wird.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Retardtablette)
20 Stück Retardtabletten
50 Milligramm Tapentadol
50 Stück Retardtabletten
50 Milligramm Tapentadol
100 Stück Retardtabletten
50 Milligramm Tapentadol
24 Stück Retardtabletten
50 Milligramm Tapentadol
54 Stück Retardtabletten
50 Milligramm Tapentadol

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Yantil retard 50mg Retardtabletten sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Tapentadol (ggf. auch Generika).


Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.