Trecondi 1 g/ -5 g Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 11.10.2019

Hersteller: medac Gesellschaft für klinische Spezialpräparate mbH
Wirkstoff: Treosulfan

Rezeptpflichtig

Wirkung

Trecondi 1 g/ -5 g Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung enthält den Wirkstoff Treosulfan.

 

Treosulfan wird, immer in Kombination mit anderen Zytostatika, gegen Eierstockkrebs eingesetzt.

Auerdem wird der Wirkstoff in Kombination mit Fludarabin angewendet, um Patienten auf eine Knochenmarkspende vorzubereiten. Eine solche Spende ist nötig bei Erkrankungen wie beispielsweise Blutkrebs oder einer krankhaft verminderten körpereigenen Abwehr.

Vor eine Knochenmarkspende müssen die eigenen kranken Knochenmarkzellen vernichtet werden, damit sich die gespendeten ansiedeln können. Außerdem muss die noch bestehende körpereigene Abwehr ganz ausgeschaltet werden, damit es nicht zur Abstoßung des übertragenen Knochenmarks kommt.

Sowohl Erwachsene wie auch Kinder und Jugendliche, die älter als einen Monat sind, können Knochenmarkspenden erhalten und damit auch Treosulfan.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Treosulfan sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Zytostatika, zu welcher der Wirkstoff Treosulfan gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Vorbereitung einer Stammzellentransplantation bei erwachsenen Patienten mit Krebs- und nicht-krebsartigen Erkrankungen - in Kombination mit Fludarabin
  • Vorbereitung einer Stammzellentransplantation bei Kindern und Jugendlichen älter als ein Monat mit Krebserkrankungen - in Kombination mit Fludarabin

Dosierung

Die Anwendung des Medikaments muss von einem Arzt überwacht werden, der Erfahrung mit Stammzellentransplantationen und deren Vorbereitung hat.

Am sechsten bis zweiten Tag vor der eigentlichen Stammzellübertragung erhalten erwachsene Krebspatienten pro Tag eine halbstündige Infusion von 30 Milligramm Fludarabin/Quadratmeter Körperoberfläche. Am vierten bis zweiten Tag geht dem eine zusätzliche zweistündige Infusion mit 10 Gramm Treosulfan/Quadratmeter Körperoberfläche voraus.

Erwachsene mit nicht-malignen Erkrankungen erhalten ebenfalls am sechsten bis zweiten Tag vor der eigentlichen Stammzellübertragung pro Tag eine halbstündige Infusion von 30 Milligramm Fludarabin/Quadratmeter Körperoberfläche. In den ersten drei Tagen geht dem eine zusätzliche zweistündige Infusion mit 14 Gramm Treosulfan/Quadratmeter Körperoberfläche voraus. Am zweiten Tag vor der Transplantation erhält der Patient dann noch zwei Infusionen über zwei bis vier Stunden mit 5 Milligramm Thiotepa/Kilogramm Körpergewicht, einem anderen Zytostatikum.

Kinder und Jugendliche erhalten am siebten bis dritten Tag vor der eigentlichen Stammzellentransplantation pro Tag eine halbstündige Infusion von 30 Milligramm Fludarabin/Quadratmeter Körperoberfläche. Am sechsten bis vierten Tag geht dem eine zweistündige Infusion mit Treosulfan voraus, das je nach Körperoberfläche von 10 bis 14 Gramm/Quadratmeter dosiert wird. Auch hier können am zweiten Tag vor der Transplantation zwei Infusionen über zwei bis vier Stunden mit 5 Milligramm Thiotepa/Kilogramm Körpergewicht gegeben werden.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Es liegen uns keine näheren Informationen zu den weiteren Bestandteilen vor.

Nebenwirkungen

 

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Infektionen (mit Bakterien, Viren, Pilzen), Ausfall der Knochenmarksfunktion, Mangel an Blutzellen, Mangel an Neutrophilen mit Fieber, Mundschleimhautentzündung, Schleimhautentzündung, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen, Bauchschmerzen, Schwächezustände, Bilirubin-Wert im Blut erhöht

Häufige Nebenwirkungen:
Blutvergiftung, Überempfindlichkeit, verminderter Appetit, Schlaflosigkeit, Kopfschmerz, Schwindel, Herzrhythmusstörungen (wie Vorhofflimmern, Sinusarrhythmie), Bluthochdruck, Gesichtsrötung, Atembeschwerden, Nasenbluten, Mundschmerzen, Magenschleimhautenzündung, Verdauungsstörung, Verstopfung, Schluckstörung, fleckig-pusteliger Ausschlag, Unterhautblutungen, Hautrötung, Rötung und Missempfindungen an Hand- und Fußsohlen, Juckreiz, Haarausfall, Schmerzen in Armen und Beinen, Rückenschmerzen, Knochenschmerzen, Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen, akute Nierenschädigung, Blut im Urin, Wassereinlagerung im Gewebe (Ödeme), Fieber, Schüttelfrost, erhöhte Leberwerte (ASAT, ALAT, Gamma-GT) im Blut, erhöhte alkalische Phosphatase im Blut, Entzündungsmarker im Blut erhöht, Gewichtsverlust, Gewichtszunahme

Gelegentliche Nebenwirkungen:
erhöhte Blutzuckerwerte, Verwirrung, gestörte Nervenfunktion (Sehen, Schmecken, Riechen, Tasten), blaue Flecken, niedriger Blutdruck, Lungenentzündung, Brustfellerguss, Rachenentzündung, Kehlkopfentzündung, Husten, Kehlkopfschmerz, Schluckauf, Mundblutung, aufgetriebener Bauch, Schmerzen in Speiseröhre und Verdauungskanal, Mundtrockenheit, Lebervenenverschlusskrankheit, Leberschaden, vielfältige Hautrötung, Akne-artige Hautentzündung, Ausschlag, übermäßiges Schwitzen

Nebenwirkungen unbekannter Häugfigkeit:
Schock durch Blutvergiftung, behandlungsbedingtes Auftreten anderer bösartiger Geschwulste, Körperübersäuerung, Blutzuckerentgleisung, Ungleichhgewicht der Elektrolyte im Blut, Aufregung, Hirnleistungsstörungen, Blutung im Gehirn, ungewollte Bewegungen, Ohnmacht, Missempfindungen, trockenes Auge, Herzstillstand, Herzmuskelschwäche, Herzinfarkt, Herzbeutelerguss, Blutgefäßverstopfung, Blutung, Mund-Rachen-Schmerzen, Sauerstoffunterversorgung des Gewebes, Sprechstörung, Magen-Darm-Blutung, Dickdarmentzündung, Speiseröhrenentzündung, Afterentzündung, Mundgeschwüre, Leberversagen, Leberschwellung, Leberschmerzen, allemeine Hautrötung, Hautentzündung, Hautabbau oder -geschwüre, Dunklerwerden der Haut, trockene Haut, Muskelschwäche, Nierenversagen, Harnblasenentzündung, Störung des Wasserlassens, nicht herzbedingte Brustkorbschmerzen, Schmerzen, Reaktion an der Injektionsstelle, Kältegefühl, Laktatdehydrogenase im Blut erhöht, Kreatinin im Blut erhöht

Besonderheiten:
Weil Treosulfan die körpereigene Abwehr auschaltet, ist die Gefahr von Infektionen stark erhöht. Manchmal gibt der Arzt daher schon vorab Wirkstoffe gegen Pilze, Viren und Bakterien.

Es besteht durch die Behandlung mit dem Wirkstoff ein erhöhtes Risiko, an anderen Krebsformen zu erkranken. Daher ist eine regelmäßige Untersuchung durch den Arzt zwingend nötig.

Weil es schnell zu Mundschleimhautentzündungen kommen kann, müssen die Patienten auf eine sorgfältige Mundhygiene achten.

Wechselwirkungen

Möglicherweise beeinflusst Treosulfan die Verstoffwechselung anderer Substanzen. Wirkstoffe mit hohem Risiko für Nebenwirkungen, wie es beispielsweise bei dem Herzglykosid Digoxin der Fall ist, werden daher vom Arzt nur mit Vorsicht angewendet.

Gegenanzeigen

Treosulfan darf nicht gegeben werden bei

  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • aktiven, schlecht behandelbaren Infektionskrankheiten
  • schweren begleitenden Herz-, Lungen-, Leber- und Nierenerkrankungen
  • bei einer speziellen Form der Blutarmut (Fanconi-Anämie) und anderen Erkrankungen, die auf eine Störung der Erbgut-Reparatur zurückgehen
  • Impfung mit Lebendimpfstoffen.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Sowohl sexuell aktive Männer als auch sexuell aktive Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der gesamten Behandlungsdauer und für einen Zeitraum von bis zu sechs Monaten nach der Behandlung eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden. Eine Zeugung und Schwangerschaft ist unbedingt zu vermeiden.

Es ist nicht bekannt, ob Treosulfan in die Muttermilch übergeht. Das Stillen soll daher während der Behandlung mit Treosulfan unterbrochen werden.

Treosulfan kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Männer, die mit Treosulfan behandelt werden, sollten sich vor Behandlungsbeginn über eine Kältekonservierung ihres Spermas beraten lassen. Bei der Therapie mit Treosulfan besteht die Möglichkeit einer dauerhaften Unfruchtbarkeit.

 

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Bei kleinen Kindern kann es aufgrund der Ausscheidung von Treosulfan im Urin zu Windeldermatitis kommen. Daher sind die Windeln in den sechs bis acht Stunden nach jeder Treosulfan-Infusion häufig zu wechseln.

Bei der Behandlung von Säuglingen im Alter von unter vier Monaten kann es zu Krampfanfällen kommen. Sie müssen daher sorgfältig überwacht werden.

Kinder und Jugendliche sind durch die Behandlung besonders anfällig für Erkrankungen der Atemwege und des Brustraums mit Atembeschwerden.

Warnhinweise

  • Frauen und Männer müssen während der gesamten Behandlungsdauer und für einen Zeitraum von bis zu sechs Monaten danach eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden.
  • Um Mundschleimhautentzündungen zu vermeiden, müssen die Patienten auf eine sorgfältige Mundhygiene achten.
  • Die Anwendung den Medikaments muss von einem Arzt überwacht werden, der Erfahrung mit Stammzellenübertragungen und deren Vorbereitung hat.
  • Weil das Medikament stark reizend ist, darf es bei der Injektion keinesfalls in das Gewebe gelangen.
  • Nach der Zubereitung ist das Medikament sofort zu verwenden und darf nicht gekühlt werden.
  • Das zubereitete Medikament darf nicht mit anderen gemischt werden.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

 

 

Vergleichbare Medikamente

 

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Trecondi 1 g/ -5 g Pulver zur Herstellung einer Infusionslösung sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Treosulfan (ggf. auch Generika).

 
Medikament
Darreichungsform
Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung

 

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.