Streptase 250 000/ -750 000/ -1 500 000

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 26.01.2013
Hersteller: CSL Behring GmbH
Wirkstoff: Streptokinase
Darreichnungsform: Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung
Rezeptpflichtig

Wirkung

Streptase 250 000/ -750 000/ -1 500 000 enthält den Wirkstoff Streptokinase.

Streptokinase wird einerseits in die Venen gespritzt und wirkt somit ganz allgemein im Körper. Andererseits kann er aber auch gezielt in Arterien eingebracht werden, um dort die Durchblutung dieses Gefäßes zu fördern. Je nach Anwendungart unterscheiden sich die Einsatzgebiete:

allgemeine Wirkung
  • akuter Herzinfarkt, der alle Wandschichten des Herzmuskels betrifft, aber nicht länger als zwölf Stunden zurückliegt. Das EKG muss noch verändert sein (ST-Strecken-Hebung) oder es lag eine Beeinträchtigung in der Tätigkeit der linken Herzkammer (Linksschenkelblock) vor
  • tiefliegende Verstopfung von Venen (nicht länger als 14 Tage bestehend)
  • akute massive Lungenembolie
  • akute und kürzliche Verstopfungen von Arterien außerhalb des Gehirns
  • chronische arterielle Verschlußkrankheit ("Schaufensterkrankheit"; nicht länger als sechs Wochen bestehend)
  • Verschlüsse der wichtigen Arterien oder Venen des Auges (arterielle Verschlüsse nicht älter als sechs bis acht Stunden, venöse Verschlüsse nicht älter als zehn Tage).
örtliche Anwendung
  • akuter Herzinfarkt (vor nicht mehr als zwölf Stunden), zur Öffnung der Herzkranzgefäße
  • akute, kürzliche und chronische Verstopfungen von Venen oder Arterien außerhalb des Gehirns.
Hinweis:
Bei Anwendung über die oben genannten Zeitfenster hinaus kann ein Therapie-Erfolg fraglich sein.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Streptokinase sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Blutverdünner (Antikoagulantien), zu welcher der Wirkstoff Streptokinase gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • akuter Herzinfarkt, der alle Wandschichten des Herzmuskels betrifft, aber nicht länger als zwölf Stunden zurückliegt - das EKG muss noch verändert sein (ST-Strecken-Hebung) oder es war zu einer Beeinträchtigung in der Tätigkeit linken Herzkammer (Linksschenkelblock) gekommen
  • tiefliegende Verstopfung von Venen (nicht älter als 14 Tage)
  • akute großflächige Gefäßverstopfung in der Lunge (Lungenembolie)
  • akute und kürzliche Verstopfungen von Arterien außerhalb des Gehirns
  • chronische Verschlußkrankheit von Arterien ("Schaufensterkrankheit"; nicht länger als sechs Wochen bestehend)
  • Verschlüsse der wichtigen Arterien oder Venen des Auges (arterielle Verschlüsse nicht älter als sechs bis acht Stunden, venöse Verschlüsse nicht älter als zehn Tage)
  • örtlicher Einsatz beim akuten Herzinfarkt (vor nicht mehr als zwölf Stunden) zur Öffnung der Herzkranzgefäße
  • örtlicher Einsatz zur Beseitigung von akuten, kürzlichen und chronischen Verstopfungen von Venen oder Arterien außerhalb des Gehirns

Dosierung

Die Dosierung des Medikaments und der Anwendungsort werden vom Arzt je nach Krankheitsbild und Zustand des Patienten gewählt. Zur Behandlung kann ganz allgemein die Gabe über die Vene gewählt werden. Soll ein bestimmter Gefäßabschnitt gezielt geöffnet werden, erfolgt die Gabe in eine Arterie oder Vene im betroffenen Körpergebiet.

Beispielsweise kann ein akuter Herzinfarkt mit einer Infusion in die Vene von 1,5 Mio I.E. Streptokinase innerhalb von 60 Minuten behandelt werden oder die Patienten erhalten das Medikament direkt in das betroffene Herzkranzgefäß, zunächst hochdosiert (20 000 I.E. auf einmal) und nachfolgend 2000 bis 4000 I.E./Minute über einen Zeitraum von 30 bis 90 Minuten.

Akute, kürzlich erfolgte oder chronische Verstopfungen von Venen oder Arterien außerhalb des Gehirns können ähnlich behandelt werden: Entweder mit einer allgemeinen Kurzbehandlung durch Infusion von 250 000 I.E. Streptokinase innerhalb von 30 Minuten, gefolgt von stündlich 1,5 Millionen I.E. über höchstens sechs Stunden. Es kann auch eine Langzeitbehandlung angewendet werden. Diese beginnt mit 250 000 I.E. Streptokinase, die innerhalb von 30 Minuten verabreicht werden. Dann folgt über maximal fünf Tage eine Dauerinfusion von 100 000 I.E. Streptokinase pro Stunde. Man kann die Verstopfungen aber auch örtlich behandeln. Der Arzt gibt dazu alle drei bis fünf Minuten je 1000 bis 2000 I.E. Streptokinase in das betroffene Gefäß. Die Behandlungsdauer ist von Länge und Ort des Gefäßverschlusses abhängig und beträgt bis zu drei Stunden bei einer Gesamtdosis von höchstens 120 000 I.E. Streptokinase.

Der Verschluss von wichtigen Arterien oder Venen des Auges kann nur mit allgemeinen Infusionen über höchstens 24 (Arterien) oder 72 Stunden (Venen) behandelt werden.

Alle Therapieformen müssen laufend durch Gerinnungsmessungen vom Arzt überwacht werden.

Das Medikament ist ein weißes Pulver. Es wird pro Flasche in fünf Milliliter 0,9%iger Kochsalzlösung gelöst, wobei eine farblose bis gelbliche, klare Lösung entsteht.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Humanalbumin
  • Natrium-L-hydrogenglutamat-Monohydrat
  • Polygelin

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen:
Wirkungsabschwächung durch Antistreptokinase-Antikörper. bei Herzinfarkt-Behandlung:
niedriger Blutdruck, Herzrhythmusstörungen, Angina pectoris.

Häufige Nebenwirkungen:
Magen-Darm-Blutungen, Blutungen im Bereich der Schamteile und Harnwege, Nasenbluten, allergische Reaktionen (Hautausschlag, fliegende Hitze, Juckreiz, Nesselsucht, Gesichsschwellung, Atembeschwerden, Bronchialkrampf, niedriger Blutdruck), Blutdruckabfall (zu Beginn der Therapie), Herzrasen, verlangsamter Puls, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Schmerzen um den Magen herum, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Muskelschmerzen, Schüttelfrost, Temperaturerhöhung, Schwäche, Abgeschlagenheit, vorübergehende Blutwerteveränderung (Transaminasen, Bilirubin).
an der Injektionsstelle:
Blutungen, punktförmige Unterhautblutungen.
bei Herzinfarkt-Behandlung:
wiederholte Durchblutungsstörungen am Herzen, Herzversagen, erneuter Infarkt, herzbedingter Schock, Herzbeutelentzündung, Wasser in der Lunge.

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Gehirn-Blutungen (mit Komplikationen und möglichem tödlichen Ausgang), Blutungen im Bereich des Auges, schwere Blutungen (auch mit tödlichem Ausgang, einschließlich Leberblutungen), Blutungen hinter dem Bauchfell, Milzriss.
bei Herzinfarkt-Behandlung:
Herzstillstand (einschließlich Atemstillstand), Funktionsstörung der Mitralklappe, Herzbeutelerguß, Wassereinlagerung im Herzen, Herzmuskelriss, Wasser in der Lunge, Wassereinlagerungen in Armen und Beinen

Seltene Nebenwirkungen:
Erfordernis von Bluttransfusionen, Schwindel, Verwirrtheit, Lähmung, Halbseitenlähmung, Unruhe, Krampfanfälle (im Zusammenhang mit Gehirn-Blutungen oder Herz-Kreislauf-Störungen mit Minderdurchblutung des Gehirns).

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Blutungen in den Herzbeutel einschließlich Herzmuskelriss während der Therapie des akuten HeErzinfarktes, allergische Spätreaktionen (z.B. Serumkrankheit, Gelenksentzündung, Blutgefäßentzündung, Nierenentzündung und Nervenstörungen wie das Guillain-Barré-Syndrom), schwere allergische Reaktionen bis hin zum Schock (einschließlich Atemstillstand), Blutgefäßverstopfung durch Cholesterin, nicht herzbedingte Wasseransammlung in der Lunge nach gezielter Blutpfropfauflösung im Herzkranzgefäß bei Patienten mit ausgedehntem Herzinfarkt.

Wechselwirkungen

Bei Vorbehandlung mit oder bei gleichzeitiger Gabe von Blutverdünnern (Antikoagulantien), von Thrombozytenaggregationshemmern oder Dextran (zum Blutersatz) besteht eine erhöhte Blutungsgefahr.

Streptokinase darf erst eingesetzt werden, wenn der Effekt von Thrombozytenaggregationshemmern oder Dextran abgeklungen ist. Allerdings ergänzen sich Acetylsalicylsäure (ASS) und Streptokinase positiv; die Kombination verlängert die Lebenserwartung von Patienten mit Verdacht auf Herzinfarkt. Die ASS-Gabe sollte vor der Streptokinase-Therapie beginnen und für mindestens einen Monat fortgesetzt werden.

Gegenanzeigen

Streptokinase darf bei schweren allergischen Reaktionen auf den Wirkstoff nicht angewendet werden.

Aufgrund des erhöhten Blutungsrisikos darf Streptokinase nicht gegeben werden bei:
  • bestehenden oder kurz zurückliegenden inneren Blutungen
  • allen Formen verminderter Blutgerinnungsfähigkeit, besonders wenn sie das Fibrin betreffen, und ausgeprägten Gerinnungsstörungen wie einer krankhaft gesteigerten Blutungsneigung
  • kurz zurückliegendem Schlaganfall sowie Eingriffen im Gehirn oder am Rückenmarkskanal
  • Geschwulsten im Gehirn
  • kurz zurückliegenden Verletzungen des Kopfes
  • Fehlbildungen oder Rissen von Venen oder Arterien
  • Krebserkrankungen, die mit einem erhöhten Blutungsrisiko einhergehen
  • akuter Bauchspeicheldrüsenentzündung
  • unkontrollierbarem Bluthochdruck mit Werten über 200/100mmHg oder chronischen Gefäßverändungen der Netzhaut des Auges infolge eines Bluthochdrucks
  • kurz zurückliegender Operation zur Gefäßprothese (beispielsweise Bypass) und allen anderen kurz zurückliegenden großen Operationen (sechster bis zehnter Tag danach, in Abhängigkeit von der Schwere des Eingriffs)
  • schweren Leber- oder Nierenschäden
  • Herzinnenwand- oder Herzbeutelentzündung
  • inneren Eingriffen, wie einer kurz zurückliegenden Gewebeentnahme aus Organen oder einer länger andauernden Herzmassage zur Wiederbelebung.
Auch bei der örtlichen Anwendung (Gabe in eine Arterie zur gezielten Wirkung im Durchblutungsgebiet) muß mit allgemeinen Effekten gerechnet werden. Daher gelten die vorgenannten Anwendungseinschränkungen ebenso für diese Form des Einsatzes.

Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Streptokinase angewendet werden bei
  • kurz zurückliegenden, schweren Blutungen in Magen oder Darm
  • Risiko schwerer örtlicher Blutungen, beispielsweise durch die Einspritzung von Röntgenkonstrastmitteln in große Blutgefäße
  • kurz zurückliegenden Verletzungen und Wiederbelebungsmaßnahmen an Herz und Lungen
  • kurz zurückliegende künstliche Beatmung (wegen der möglichen Verletzungen in der Luftröhre)
  • Anstechen von Blutgefäßen, die nicht abgedrückt werden können oder Injektionen in Muskeln
  • kurz zurückliegende Entbindung, Abort
  • Erkrankungen des Schambereiches oder der Harnwege mit vorhandenen oder möglichen Blutungsquellen (Blasenverweilkatheter)
  • Blutgefäßverstopfung aufgrund einer Blutvergiftung
  • ausgeprägten Gefäßveränderungen durch Arteriosklerose und Erkrankungen der Gehirngefäße
  • offener Tuberkulose, weil es hier schon krankheitsbedingt zu Bluthusten kommen kann
  • Schäden an der Mitralklappe des Herzens oder bei Vorhofflimmern.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Wegen der Gefährdung des Ungeborenen ist Streptokinase in der Schwangerschaft nur unter sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt anzuwenden. Der Einsatz darf nur während der ersten 18 Schwangerschaftswochen und nur bei unbedingter Notwendigkeit erfolgen.

Über die Anwendung während der Stillzeit liegen keine Erfahrungen aus Studien vor. Sie liegt daher im Ermessen des Arztes.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Die Einsatzgebiete (Herzinfarkt, Blutgefäßverstopfung) kommen normalerweise nicht bei Kindern vor. Daher gibt es für die Behandlung von Kindern noch keine ausreichenden Erfahrungen. Der Nutzen der Therapie wird vom Arzt abgewogen gegen die möglichen Risiken, die eine akute lebensbedrohliche Situation verschlimmern können.

Warnhinweise

  • Die Flasche in der geschlossenen Faltschachtel aufbewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.
  • Das Medikament ist bei 2 bis 25 Grad zu lagern.
  • Nach Herstellung ist die fertige Injektionslösung 24 Stunden bei zwei bis acht Grad haltbar.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Flasche Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung)
1 Flasche Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung
0,25 Mio. Internationale Einheiten Streptokinase
1 Flasche Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung
0,75 Mio. Internationale Einheiten Streptokinase
1 Flasche Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung
1,5 Mio. Internationale Einheiten Streptokinase

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Streptase 250 000/ -750 000/ -1 500 000 sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Streptokinase (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform
Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.