Rocuroniumbromid-hameln 10 mg/ml Injektions-/Infusionslösung

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 12.11.2015
Hersteller: hameln pharma plus gmbh
Wirkstoff: Rocuronium
Darreichnungsform: Infusionslösung
Rezeptpflichtig

Wirkung

Rocuroniumbromid-hameln 10 mg/ml Injektions-/Infusionslösung enthält den Wirkstoff Rocuronium. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Rocuroniumbromid-hameln 10 mg/ml Injektions-/Infusionslösung.

Rocuronium in Form von Rocuronium-Bromid wird bei der Narkose angewendet, um das Legen der Beatmungsschläuche zu erleichtern. Auch auf der Intensivstation wird es zu diesem Zweck gebraucht, wenn kurzzeitig künstlich beatmet werden muss.

Der Wirkstoff entspannt die Muskulatur und wird zu diesem Zweck während operativer Eingriffe bei Erwachsenen und Kindern eingesetzt. Muss eine Narkose besonders schnell beginnen ("Blitzeinleitung"), darf Rocuronium nur bei Erwachsenen angewendet werden.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Rocuronium sind vertiefende Informationen verfügbar:

    Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Muskelrelaxanzien, zu welcher der Wirkstoff Rocuronium gehört.

    Dosierung

    Wie andere Muskelrelaxanzien darf das Medikament nur von erfahrenen Ärzten, die mit der Wirkung und Anwendung dieser Arzneimittel vertraut sind, oder unter deren Aufsicht angewendet werden.

    Wie bei anderen Muskelrelaxanzien wird der Arzt die Dosis auf jeden Patienten individuell abstimmen. Bei der Festlegung der Dosis wird er die Art der Narkose, die voraussichtliche Dauer des operativen Eingriffs, die Art der medikamentösen Bewusstlosigkeit, die erwartete Dauer der künstlichen
    Beatmung, die möglichen Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und
    den Zustand des Patienten berücksichtigen.

    Sonstige Bestandteile

    Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

    • Natriumchlorid
    • Essigsäure 99 %
    • Natriumacetat-Trihydrat
    • Wasser für Injektionszwecke

    Nebenwirkungen

    Gelegentliche bis seltene Nebenwirkungen:
    Herzrasen, niedriger Blutdruck, Reaktionen an der Injektionsstelle, Schmerzen an der Injektionsstelle, Veränderung der Wirkung anderer Substanzen (Wirkungslosigkeit, Verminderung, Verstärkung).

    Sehr seltene Nebenwirkungen:
    Überempfindlichkeit, allergischer Schock, schlaffe Lähmung, Kreislaufzusammenbruch, kreislaufbedingter Schock, Hautrötung, Bronchialkrämpfe, Gesichtsschwellung, Nesselsucht, Ausschlag (auch mit Rötung), Atemwegskomplikationen bei der Narkose.
    Nach Langzeitanwendung auf der Intensivstation:
    Muskelschwäche, Muskelerkrankung im Zusammenwirken mit Glukokortikoiden.

    Wechselwirkungen

    Folgende Substanzen verstärken die Wirkung von Rocuronium:
    • bestimmte Narkosegase wie Halothan, Enfluran, Methoxyfluran
    • die vorhergehende Anwendung von Suxamethonium zu Narkose
    • hohe Dosen der Schmerzmittel Thiopental, Methohexital, Ketamin, Fentanyl, Gammahydroxybutyrat, Etomidat, Propofol
    • andere nicht-depolarisierende Muskelrelaxanzien wie Alcuronium, Pancuronium, Vecuronium, Atracurium, Cisatracurium und Mivacurium
    • Langzeitanwendung zusammen mit Glukokortikoiden (führt zu einer verlängerten Muskelerschlaffung und Muskelerkrankung)
    • Antibiotika aus den Wirkstoffgruppe der Aminoglykoside und Lincosamide wie Lincomycin und Clindamycin), Polypeptid-Antibiotika, Acylamino-Penicilline, Tetracycline, hochdosiertes Metronidazol
    • Entwässerungsmittel, das AntiarrhythmikumChinidin, das Malaria-MittelChinin, Magnesium-Salze, Calcium-Antagonisten und Betablocker (zur Blutdrucksenkung), das AntidepressivumLithium, Mittel zur örtlichen Betäubung (Lidocain als Infusion in die Vene, Bupivacain als Rückenmarksnarkose) und die kurzfristige Verabreichung des AntiepileptikumsPhenytoin.
    Folgende Substanzen schwächen die Wirkung von Rocuronium ab:
    • Vorherige Langzeitbehandlung mit den Antiepileptika
      Phenytoin oder Carbamazepin
    • Mitteln zur Behandlung der Bauchspeicheldrüsenentzündung wie Gabexat oder UlinastatinCalcium-Salze und Kalium-Salze
    • der Nervenbotenstoff Noradrenalin
    • Azathioprin (zur Verhinderung von Organabstoßungsreaktionen)
    • das AntiasthmatikumTheophyllin
    • Muskarinrezeptor-Antagonisten wie Neostigmin, Edrophonium, Pyridostigmin (die daher auch gezielt als Gegenmittel gebraucht werden)
    • Aminopyridin (Mittel gegen Multiple Sklerose).
    Rocuronium selbst kann die Wirkung des örtlichen Betäubungsmittels Lidocain schneller eintreten lassen.

    Gegenanzeigen

    Bei Überempfindlichkeit gegen Rocuronium und auch gegen Bromid darf Rocuronium in seiner Form als Bromid-Salz nicht eingesetzt werden. Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf Rocuronium angewendet werden bei
    • Patienten mit deutlichen Anzeichen einer Leber- und/oder Gallenwegserkrankung und/oder Nierenfunktionsstörung, weil diese die Ausscheidung des Wirkstoffs erschweren
    • Herz-Kreislauf-Erkrankungen, hohem Alter des Patienten oder Wasseransammlungen im Gewebe (Ödemen), weil der Wirkungseintritt verzögert und die Wirkdauer verlängert sein kann
    • Erkrankungen der Nerven- und Muskelfunktion (Myasthenia gravis oder nach Kinderlähmung), da Ausmaß und Art der Reaktion auf den Wirkstoff in diesen Fällen sehr unterschiedlich sein kann
    • Operationen, für die der Körper unterkühlt wird, weil dies die Wirkung von Rocuronium verstärkt und die Wirkungsdauer verlängert
    • Fettsüchtigen, weil die Berechnung nach Körpergewicht zu einer Verlängerung der Wirkung und der Zeit für ihr Abklingen führt
    • Patienten mit Verbrennungen, weil diese möglicherweise nicht auf Rocuronium reagieren
    • Patientinnen, die Magnesium gegen Blutvergiftung in der Schwangerschaft erhalten, weil Magnesium die Wirkung von Rocuronium verstärkt
    • Kalium-Mangel (nach starkem Erbrechen, Durchfall oder Therapie mit Entwässerungmitteln), weil er die Wirkung verstärkt. Das Gleiche gilt für Magnesium-Überschuss im Blut, Mangel an Calcium (nach Massivtransfusionen), Mangel an Bluteiweiß, Austrocknung, Übersäuerung des Körpers, erhöhten Kohlenstoffdioxidgehalt im Blut (nach Hechelatmung) und Auszehrung.

    Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

    Es liegen nur begrenzt Erfahrungen zur Anwendung von Rocuronium in der Schwangerschaft vor. Tierexperimente ergaben keine Hinweise auf direkte oder indirekte schädliche Wirkungen auf die Vermehrung.

    Bei Patientinnen, die einen Kaiserschnitt erhalten sollen, kann Rocuronium Bestandteil einer schnellen Narkoseeinleitung ("Blitzeinleitung") sein. Voraussetzung ist, dass die künstliche Beatmung keine Schwierigkeiten macht und eine ausreichend hohe Dosis eines Schmerzmittels gegeben wurde. Auch die Anwendung nach dem Einsatz eines anderen Muskelrelaxans wie beispielsweise Suxamethonium ist möglich. Aus Proben von Nabelschnurblut geht hervor, dass Rocuronium nur sehr begrenzt den Mutterkuchen durchdringt. Beim Neugeborenen lassen sich keine unerwünschten Wirkungen beobachten.

    Es ist nicht bekannt, ob Rocuronium in die Muttermilch ausgeschieden wird. In Tierexperimenten geschieht dies in nur unerheblichen Maßen. Trotzdem wird der Arzt Stillenden nur dann Rocuronium geben, wenn er den Nutzen über das Risiko stellt.

    Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

    Es können schon Neugeborene, Säuglinge, Kleinkinder und Kinder mit dem Wirkstoff behandelt werden. Sie erhalten ähnliche Dosierungen wie für Erwachsene. Allerdings ist die Wirkungsdauer der einzeln verabreichten Dosis bei Neugeborenen und Säuglingen länger als bei Kindern. Die Erfahrung mit der Anwendung von Rocuronium zur schnellen Narkose-Einleitung ("Blitzeinleitung") bei Kindern und Jugendlichen ist begrenzt, daher sollte der Wirkstoff nicht bei solchen Gelegenheiten zur Erleichterung bei der Legung des Beatmungsschlauches genutzt werden.

    Warnhinweise

    • In den ersten 24 Stunden nach einer vollständigen Erholung von der Gabe des Medikaments dürfen keine Maschinen bedient oder Fahrzeuge geführt werden.
    • Das Medikament darf nur von erfahrenen Ärzten, die mit der Wirkung und Anwendung vertraut sind, oder unter deren Aufsicht angewendet werden.
    • Das Medikament sollte unmittelbar nach Öffnen der Durchstechflasche verwendet werden.
    • Das Medikament ist bei 2 bis 8 Grad Celsius im Kühlschrank zu lagern.
    • Das Medikament darf nur mit isotonischer Kochsalzlösung oder Traubenzuckerlösung gemischt werden.

    Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

    Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

    Packungsgrößen

    Packungsgröße und Darreichungsform
    Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Milliliter Infusionslösung)
    50 Milliliter Infusionslösung
    8,689 Milligramm Rocuronium

    Vergleichbare Medikamente

    Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Rocuroniumbromid-hameln 10 mg/ml Injektions-/Infusionslösung sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Rocuronium (ggf. auch Generika).


    Disclaimer:
    Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.