Quilonum
Wirkung
Quilonum enthält den Wirkstoff Lithium. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Quilonum.
Lithium wird bei psychischen Erkrankungen, vor allem bei Störungen der Gefühlslage, eingesetzt. Hierzu gehört die Anwendung bei der sogenannten Manie, einer krankhaft gehobenen Stimmung oder die vorbeugende Behandlung von starken Stimmungsschwankungen (manisch-depressive Psychosen). Auch Patienten mit bestimmten akuten Depressionen können Lithium bei einer Unverträglichkeit gegen andere Antidepressiva einnehmen.
Schließlich wird der Wirkstoff auch verwendet, um anfallsweise auftretende oder chronische Cluster-Kopfschmerzen zu lindern. Bei diesem sogenannten Bing-Horton-Syndrom handelt es sich um eine streng halbseitig auftretende Schmerzattacke im Augen-Stirn-Schläfen-Bereich mit Rötung des Auges und verstärktem Tränenfluss.
Zu folgenden Anwendungsgebieten von Lithium sind vertiefende Informationen verfügbar:
Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Neuroleptika, zu welcher der Wirkstoff Lithium gehört.
Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben
- Vorbeugung von manisch-depressiven Erkrankungen (auch im Rahmen schizoaffektiver Psychosen) und ohne äußere Einflüsse entstandener Depressionen
- manische und hypomanische (abgeschwächte Form der Manie mit einer gehobenen Grundstimmung und gesteigertem Antrieb) Zustände, gegebenenfalls in Kombination mit Neuroleptika
- bestimmte akute Depressionen zum Beispiel bei Therapieunempfindlichkeit oder Unverträglichkeit von Antidepressiva, bei Verdacht auf Umschlag in eine Manie, gegebenenfalls in Kombination mit Antidepressiva
- anfallsweise auftretender oder chronischer Cluster-Kopfschmerz (Kopfschmerzerkrankung, die sich durch heftigste, streng einseitig und in Attacken auftretende Schmerzen in Schläfe und Auge äußert)
Dosierung
Die Tagesdosis sollte auf zwei bis drei Einnahmen aufgeteilt werden.
Bei einem Serumlithiumspiegel von 0,5 bis 1,2 Millimol pro Liter erreicht Lithium in der Regel seine volle Wirksamkeit. Zur vorbeugenden Behandlung ist meist ein Serumlithiumspiegel von 0,5 bis 0,8 Millimol pro Liter ausreichend. In der Akutphase einer Erkrankung sollte der Serumlithiumspiegel bis zu 1,2 Millimol pro Liter betragen. Während der akuten manischen Phase (krankhaft gesteigerte Stimmung), wird Lithium besser toleriert. Hier kann der Serumlithiumspiegel abfallen und somit kann eine Dosiserhöhung erforderlich werden. Die Lithiumtoleranz kann mit dem Abklingen der manischen Symptome sinken. Sie erfordert dann wieder eine Dosisreduzierung. Bei Patienten über 65 Jahren sollte ein Serumlithiumspiegel über 0,6 Millimol pro Liter nach Möglichkeit vermieden werden. Jeder Patient ist individuell und zu Beginn der Behandlung einschleichend auf Lithium einzustellen. In den ersten Tagen der Behandlung sollten 12 Millimol Lithium verabreicht werden. Danach sollte die Tagesdosis je nach Alter der Patienten auf 18 bis 36 Millimol Lithium in Abhängigkeit vom Serumlithiumspiegel und therapeutischen Effekt gesteigert werden. Bei älteren Patienten ist erfahrungsgemäß eine niedrigere Dosis für die gleiche Wirksamkeit ausreichend. Bei älteren Patienten kann der Serumlithiumspiegel durch die abnehmende Nierenfunktion und der dadurch verringerten Lithium-Elimination leicht toxische Werte erreichen. Deswegen sollte der Serumlithiumspiegel älterer Patienten häufiger kontrolliert werden als es im Regelfall empfohlen wird.
Die Einzeldosis beträgt eine halbe bis eineinhalb Tabletten Quilonum.
Die Tagesdosis beträgt zweieinhalb bis viereinhalb Tabletten Quilonum, verteilt auf ein oder drei Einnahmen.
Alternativ kann die gesamte Tagesdosis auch als Einmalgabe vor dem Schlafengehen gegeben werden. Beim Wechsel von der Mehrfachgabe zur Einmalgabe sollten die Serumlithiumspiegel anfänglich häufiger kontrolliert werden.
Sonstige Bestandteile
Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:
- hochdisperses Siliciumdioxid
- Calciumstearat
- Carmellose-Calcium
- Cellulose
- mikrokristalline Cellulose
- Pfefferminz-Aroma
- Talkum
Nebenwirkungen
Häufige Nebenwirkungen:
Gewichtszunahme (dosisabhängig).
Gelegentliche Nebenwirkungen:
Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, vermehrtes Wasserlassen, Magenschleimhautentzündung, Mundtrockenheit, Speichelproduktion, Muskelschwäche, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, Zittern, Muskelzuckungen, unwillkürliche Bewegungen der Arme und Beine, Bewegungsstörung, Sehnenreflexsteigerung, Bewusstlosigkeit, Krampfanfälle, Sprachstörungen, Koordinationsstörungen, Kopfschmerzen, Schwindel, Benommenheit, Bewusstseinstrübung, Gedächtnisverlust, Aktivitätsverlust (bei erhaltenem Bewusstsein), Koma, Halluzinationen, Geschmacksstörungen, unwillkürliche Augenbewegungen, Gesichtsfeldausfälle, vorgetäuschte Tumorbildung im Gehirn, Verschwommensehen, Impotenz, sexuelle Störungen
Seltene Nebenwirkungen:
Herzrhythmusstörungen (meist Verlangsamung), Kreislaufversagen, niedriger Blutdruck, EKG-Veränderungen, Wassereinlagerungen (Ödeme), Gefäßkrämpfe, Durchblutungsstörungen (an Händen und Füßen)
Sehr seltene Nebenwirkungen:
Haarausfall, Hautstörungen (ähnlich einer Akne), Haarfollikelentzündung, Juckreiz, Schuppenflechte (Ausbreitung), Schleimhautschwellung (im Mund- und Rachenraum), Überempfindlichkeitsreaktionen (Hautausschlag), Kropf, Schilddrüsenüberfunktion, Schilddrüsenunterfunktion, Erhöhung der Blutzuckerwerte, Nebenschilddrüsenüberfunktion, Erhöhung des Kalziumspiegels, Magersucht (Anorexie), Erhöhung der weißen Blutkörperchen (Leukozyten), Verringerung des Natriumspiegels, Verringerung des Kaliumspiegels (innerhalb einer Woche sollte die Natrium-Kalium-Konzentration auf Ausgangsniveau zurückkehren), Wasserhaushaltsstörung, Inkontinenz
Nebenwirkungen mit nicht bekannter Häufigkeit:
gutartige Nierentumore und Nierenkrebs (bei Langzeitbehandlung).
Besonderheiten:
Vorwiegend zu Beginn der Behandlung:
feinschlägiges Zittern, Harndrang, Durst, Übelkeit. Meist klingen diese unerwünschten Wirkungen mit der Fortsetzung der Behandlung oder nach Verringerung der Dosis ab.
Wechselwirkungen
Antiepileptika wie Phenytoin, Carbamazepin, Methyldopa sowie tri-und tetrazyklische Antidepressiva erhöhen den Lithiumgehalt im Blut und steigern dadurch die Gefahr von Nervenschädigungen. Auch Diuretika wie Thiazide und andere kaliumsparende Entwässerungsmittel sowie Schleifendiuretika führen zu einer Erhöhung des Lithiumspiegels und damit zu einer Wirkungsverstärkung. Das Antibiotikum Metronidazol, nicht-steroidale Antirheumatika wie Indometazin, blutdrucksenkende ACE-Hemmer wie Captopril oder Enalapril sowie ebenfalls blutdrucksenkende Kalziumkanalblocker wie Diltiazem oder Verapamil können die Wirkstärke von Lithium sogar so stark erhöhen, dass es zu Vergiftungserscheinungen kommt.
Dagegen erniedrigen andere Diuretika aus der Gruppe der Carboanhydrasehemmer wie Azetazolamid den Lithiumgehalt im Blut und schwächen dessen Wirkung ab. Dies gilt auch für Harnstoff, säurebindende Mittel und Xanthinderivate wie Theophyllin und Koffein (im Kaffee).
Antibiotika aus der Gruppe der Tetrazykline können den Lithiumspiegel erhöhen oder erniedrigen.
Die gleichzeitige Anwendung von Neuroleptika (Haloperidol, Chlorpromazin oder Clozapin) führt vor allem bei hoher Dosierung zu einem gehäuften Auftreten von unerwünschten Wirkungen. Auch die Kombination mit MAO-Hemmern und selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern kann verstärkt zu Bewusstseinsstörungen, Ruhelosigkeit, Muskelzucken, gesteigerten Reflexen, Schweißausbrüchen, Frösteln und Zittern führen. In diesem Falle ist die gesamte Behandlung abzubrechen und gegebenenfalls eine Einweisung ins Krankenhaus einzuleiten.
Lithium verlängert die Wirkung von Muskelrelaxanzien, wie sie etwa vor Operationen verabreicht werden. Die Behandlung mit dem Wirkstoff sollte deshalb etwa 48 Stunden vor dem Eingriff abgebrochen werden.
Die Alkoholverträglichkeit wird durch Lithium abgeschwächt.
Gegenanzeigen
Bei einer Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff darf Lithium nicht eingesetzt werden. Auch während der ersten vier Monate und im letzten Monat einer Schwangerschaft sowie in der Stillzeit ist die Behandlung mit dem Wirkstoff nicht erlaubt.Folgende Begleiterkrankungen schließen die Anwendung von Lithium aus. Dazu gehören:
- schwere Herzfunktionsstörungen, wie etwa Herzinfarkt oder Herzrhythmusstörungen
- Funktionsstörungen der Nebennierenrinde, wie etwa bei Morbus Addison
- schwere Nierenfunktionsstörungen bis hin zum Nierenversagen
- gestörter Salz-Haushalt oder eine kochsalzarme Diät.
- Schuppenflechte
- Blutzellkrebs (myeloische Leukämie)
- Schilddrüsenunterfunktion
- Krampfneigung (Epilepsie)
- krankhafte Muskelschwäche (Myasthenia gravis)
- ältere Patienten.
Kinder unter zwölf Jahren sollen Lithium nur unter ärztlicher Kontrolle verwenden.
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Der Wirkstoff gelangt über den Mutterkuchen zum Ungeborenen und kann dort zu Schädigungen des Herz-Kreislauf-Systems führen. Aus diesem Grund darf Lithium in den ersten vier Schwangerschaftsmonaten und im letzten Monat vor der Geburt nicht eingenommen werden. Bei einer Anwendung in der übrigen Zeit muss der Blutspiegel von Lithium ständig ärztlich kontrolliert werden. Wenn die Wehentätigkeit beginnt, ist Lithium vollständig abzusetzen.
Besteht zu Beginn der Behandlung mit dem Wirkstoff keine Schwangerschaft, müssen in jedem Fall Maßnahmen zur Schwangerschaftsverhütung ergriffen werden.
Während der Stillzeit ist die Behandlung mit Lithium nicht erlaubt, da der Wirkstoff über die Muttermilch in den Säugling gelangt und diesen schädigen kann.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Bei Kindern unter zwölf Jahren sollte die Behandlung mit Lithium nur nach ärztlicher Rücksprache und unter ständiger Kontrolle erfolgen.
Warnhinweise
- Die Reaktionsfähigkeit kann durch das Medikament so weit beeinträchtigt sein, dass Autofahren und die Bedienung von Maschinen gefährlich sind.
- Die Alkoholverträglichkeit ist bei gleichzeitiger Einnahme des Medikaments vermindert.
- Während der Einnahme des Medikaments muss der Wirkstoffgehalt im Blut ärztlich überwacht werden.
- Die Behandlung mit dem Medikament erfordert jährliche ärztliche Schilddrüsenfunktionstests und eine vierteljährliche Kontrolle von Körpergewicht und Halsumfang.
- Die Behandlung mit dem Medikament erfordert jährliche ärztliche Tests der Nieren- und Herzfunktion, des Mineralhaushalts und des Blutbildes.
- Während der Behandlung mit dem Medikament sollte der Patietnen seinen Blutdruck regelmäßig kontrollieren.
- 24 Stunden vor Operationen muss die Behandlung mit dem Medikament beendet werden.
- Während der Behandlung mit dem Medikament ist auf eine ausreichende Kochsalz- und Flüssigkeitszufuhr zu achten.
- Bei Gefahr von Wechselwirkungen zum Beispiel mit Neuroleptika ist die Gehirnfunktion durch ein EEG zu prüfen.
- Vor Beginn einer Behandlung mit dem Medikament ist eine Schwangerschaft sicher auszuschließen.
- Jährliche Schilddrüsenfunktionstests
- Jährliche Natrium-, Kalium-, Kalziumbestimmung
- Jährliche Blutbildkontrolle
- Vierteljährliche Messung von Körpergewicht und Halsumfang
- Regelmäßige Blutdruckmessung
- EKG-Kontrolle jährlich
- EEG-Kontrolle bedarfsweise bzw. bei Gefahr von Wechselwirkungen bei Kombinationsbehandlung (zum Beispiel mit Neuroleptika)
- 24-Stunden-Urinvolumen, Kreatinin-Clearance jährlich kontrollieren
- Vor einer Narkose oder Operation sollte Lithium 48 Stunden vorher abgesetzt werden.
- Auf ausreichende Kochsalz- und Flüssigkeitszufuhr ist zu achten
- Lithium kann nach einer Operation sofort wieder verabreicht werden, wenn Nierenfunktion und Elektrolythaushalt normal sind.
Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein:
Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen,
Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit
kommen.
Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.
Packungsgrößen
Vergleichbare Medikamente
Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Quilonum sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Lithium (ggf. auch Generika).
Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.