Propycil 50 mg

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 17.01.2018
Hersteller: Admeda Arzneimittel GmbH
Wirkstoff: Propylthiouracil
Darreichnungsform: Tablette
Rezeptpflichtig

Wirkung

Propycil 50 mg enthält den Wirkstoff Propylthiouracil.

Propylthiouracil wird bei Schilddrüsenüberfunktion eingesetzt, wenn äußere Anzeichen dafür bestehen (Basedow-Krankheit) oder die Schilddrüse nicht mehr auf die körpereigenen Hormone reagiert.

Außerdem wird der Wirkstoff bei Schilddrüsenüberfunktion zur Vorbereitung einer Operation oder der Therapie mit radioaktivem Jod eingesetzt.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Propylthiouracil sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Schilddrüsenmittel, zu welcher der Wirkstoff Propylthiouracil gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Schilddrüsenüberfunktion bei Basedow-Krankheit und bei Schilddrüsenautonomie
  • Schilddrüsenüberfunktion bei Schilddrüsenautonomie
  • Vorbehandlung einer Schilddrüsenüberfunktion vor einer Operation oder Radiojod-Therapie

Dosierung

In der Regel wird der Wirkstoff Propylthiouracil alle sechs bis acht Stunden verabreicht. Erwachsene, Jugendliche und Kinder über zehn Jahre beginnen bei leichter Schilddrüsenüberfunktion mit einer Dosis von einer bis zwei Tabletten zwei- bis dreimal täglich. In schweren Fällen und nach Jodvergiftung werden höhere Anfangsdosen von sechs bis zwölf Tabletten täglich empfohlen, verteilt auf vier bis sechs Einzelgaben.

Zur Dauerbehandlung werden ein bis drei Tabletten täglich eingenommen.

Kinder zwischen sechs und zehn Jahren erhalten anfänglich ein bis drei Tabletten täglich und als Dauertherapie eine halbe bis ganze Tablette am Tag.

Schilddrüsenüberfunktion bei Neugeborenen wird mit 5 bis 10 Milligramm Propylthiouracil pro Tag behandelt, aufgeteilt auf drei regelmäßige Einzeldosen. Bei fehlendem Erfolg wird die Dosis um die Hälfte bis um das Doppelte erhöht. Zur Dauertherapie werden 3 bis 4 Milligramm Propythiouracil pro Kilogramm Körpergewicht am Tag empfohlen. Im Allgemeinen bessert sich diese Überfunktion dann binnen zwei bis drei Monaten.

Ältere Patienten werden eher mit den schwächeren Dosierungen behandelt.

Bei milder bis mäßiger Einschränkung der Nierenfunktion wird der Arzt die Dosis um 25 Prozent und bei schwerer Nierenfunktionseinschränkung um 50 Prozent verringern. Auch eine eingeschränkte Leberfunktion bedarf verringerter Dosierungen.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • hochdisperses Siliciumdioxid
  • Magnesiumstearat
  • Povidon
  • Lactose-Monohydrat
  • Maisstärke
  • prägelatinisierte Maisstärke

Nebenwirkungen

Sehr häufige Nebenwirkungen:
vorübergehende Erhöhung von Leberwerten (ASAT, ALAT)

Häufige Nebenwirkungen:
Mangel an Neutrophilen, Überempfindlichkeitsreaktionen (Juckreiz, Nesselsucht), Magenunverträglichkeit, Übelkeit und Erbrechen

Gelegentliche Nebenwirkungen-
Fehlen von Granulozyten, vorübergehende Geschmacks- und Geruchsstörungen

Seltene Nebenwirkungen:
Medikamentenfieber, Leberschädigung, Schwindel, Störungen der Nerven- und Muskelfunktion

Sehr seltene Nebenwirkungen:
Blutplättchenmangel, Mangel an Blutzellen, gestörte Bildung roter Blutkörperchen, Auflösung von Blutzellen, Lymphknotenschwellung, Gelenkschmerzen, Blutgefäßentzündung (auch knotig), Lupus-ähnliche Hauterkrankung, Wasseransammlungen in Armen und Beinen, Haarausfall, Unterhautblutungen, Blutspucken, Lungenentzündung, Lungenblutung, Asthma, Nierenfunktionsstörungen, Nierenkörperchenentzündung, Nierenversagen, Kropfbildung (bei Neugeborenen), vorübergehender Verlust des Hörvermögens

Nebenwirkungen unbekannter Häufigkeit:
Leberentzündung, Leberversagen

Besonderheiten:
Bei einer Propylthiouracil-Gabe wird der Arzt regelmäßig das Blutbild, die Leberwerte und die Fettstoffwechsel-Werte kontrollieren.

Kommt es während der Behandlung zu Fieber, Abgeschlagenheit und Entzündungen der Mandeln oder der Mundschleimhaut, ist sofort ein Arzt aufzusuchen, der das Blutbild kontrolliert.

Die Therapie mit dem Wirkstoff wird beendet, wenn der Arzt wesentliche Veränderungen der Leberwerte feststellt.

Treten während der Behandlung Entzündungen von Blutgefäßen auf, ist sofort ein Arzt zu befragen.

Wechselwirkungen

Die Gabe des SchilddrüsenhormonsThyroxin vermindert die Aufnahme von Propylthiouracil in die Schilddrüse. Es sind daher höhere Dosierungen des Wirkstoffs nötig.

Eine gleichzeitige Einnahme von Jod oder eine vorausgegangene Aufnahme jodhaltiger Medikamente oder Röntgenkontrastmittel kann die Wirkung von Propylthiouracil senken und den Eintritt des Therapie-Erfolgs deutlich hinauszögern.

Die Propylthiouracil-Behandlung kann die Wirkung des BetablockersPropranolol und von Blutverdünnern wie Phenprocoumon und Warfarin so ändern, dass der Arzt deren Dosis korrigieren muss.

Gegenanzeigen

Propylthiouracil darf nicht angewendet werden bei
  • Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
  • schweren Nebenwirkungen einer Propylthiouracil–Behandlung in der Vergangenheit (insbesondere Fehlen von Granulozyten im Blut oder Leberschädigung im Sinne einer Leberentzündung).
Nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt und unter seiner Kontrolle darf der Wirkstoff eingesetzt werden bei bereits bestehenden Veränderungen des Blutbildes und Fettstoffwechselstörungen.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Bei Frauen mit Schilddrüsenüberfunktion während der Schwangerschaft besteht ein erhöhtes Risiko von Fehl- und Totgeburten sowie Missbildungen beim Kind. Allerdings kann auch eine Unterfunktion zu Fehlgeburten führen. Propylthiouracil scheint in Hinsicht von Missbildungen unbedenklich zu sein, doch kann ein Fehlbildungsrisiko nicht sicher ausgeschlossen werden.

In der 10. bis 14. Schwangerschaftswoche beginnt beim Ungeborenen die Hormonproduktion. Der Arzt wird die Dosis des Wirkstoffs möglichst niedrig wählen, um eine Fehlgeburt sowie eine Schilddrüsenunterfunktion und Bildung eines Kropfes beim Ungeborenen zu vermeiden. Im letzten Schwangerschaftsdrittel bessert sich eine Schilddrüsenüberfunktion oft von selbst. Eine leichte Überfunktion der Schilddrüse wird von der Schwangeren und dem Kind besser vertragen als eine Unterfunktion. In der Schwangerschaft ist somit eine besonders sorgfältige ärztliche Überwachung von Mutter und Kind bei Gabe des Wirkstoffs erforderlich.

In der Stillzeit gilt Propylthiouracil als das Mittel der Wahl, da die Konzentration in der Milch höchstens ein Zehntel der mütterlichen Blutkonzentration beträgt. Eine besondere ärztliche Überwachung der Kinder ist jedoch erforderlich, da es in Einzelfällen zu Schilddrüsenunterfunktion kommen kann.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Schon Neugeborene können Propylthiouracil gegen eine Schilddrüsenüberfunktion erhalten. Allerdings muss die Dosierung bei Kindern sehr vorsichtig nach Körpergewicht erfolgen.

Warnhinweise

  • Während der Therapie muss der Arzt regelmäßig das Blutbild, die Leberwerte und die Fettstoffwechsel-Werte kontrollieren.
  • Bei Fieber, Abgeschlagenheit und Entzündungen der Mandeln oder der Mundschleimhaut ist sofort ein Arzt zur Kontrolle des Blutbildes aufzusuchen.
  • Bei wesentlichen Veränderungen der Leberwerte wird der Arzt die Therapie mit dem Medikament beenden.
  • Treten während der Behandlung Entzündungen von Blutgefäßen auf, ist sofort ein Arzt zu befragen.
  • Das Medikament enthält Laktose (Milchzucker), die von manchen Patienten schlecht vertragen wird.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Tablette)
20 Stück Tabletten
50 Milligramm Propylthiouracil
100 Stück Tabletten
50 Milligramm Propylthiouracil

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Propycil 50 mg sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Propylthiouracil (ggf. auch Generika).

Medikament
Darreichungsform

Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.