Procain 1%/ -2% JENAPHARM
Hersteller: Jenapharm GmbH & Co. KG
Wirkstoff: Procain
Darreichnungsform: Injektionslösung
Wirkung
Procain 1%/ -2% JENAPHARM enthält den Wirkstoff Procain. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Procain 1%/ -2% JENAPHARM.
Procain wird örtlich angewendet zur Schmerztherapie, beispielsweise um Nerven zu blockieren und damit Schmerzen zu lindern. Zu dieser so genannten Lokalanästhesie wird Procain heute nur noch selten verwendet. Hierfür stehen jetzt wirksamere Stoffe wie beispielsweise Lidocain zur Verfügung, die besser in das Gewebe eindringen und dazu weniger allergische Reaktionen hervorrufen.
Allerdings wird Procain weiterhin in der "Neuraltherapie" verwendet, einer Behandlungsform aus dem Bereich der Alternativmedizin. Hierbei werden Procain-haltige Spritzen in "Störfelder" (beispielsweise Narben) gespritzt, um so eine "Entstörung" und damit eine Schmerzlinderung zu erzielen.
Ein drittes, allerdings umstrittenes Einsatzgebiet für Procain ist die Einnahme zur Alterungsverzögerung (Anti-Ageing).
Procain ist je nach Anwendungsgebiet als Lösung zum Eintropfen in die Ohren, als Spritzen zur Injektion oder in Kombination mit anderen Wirkstoffen als Dragees, Kapseln und Tabletten zur Einnahme erhältlich.
Im kosmetischen Bereich wird Procain zur örtlichen Betäubung vor der Anbringung von Tattoos und Permanent-Make-up verwendet.
Zu folgenden Anwendungsgebieten von Procain sind vertiefende Informationen verfügbar:
Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Mittel zur örtlichen Betäubung, zu welcher der Wirkstoff Procain gehört.
Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben
- Betäubung von Nerven an bestimmten Körperstellen oder Körperregionen zur Schmerzbekämpfung und im Rahmen der sogenannten Neuraltherapie
Dosierung
Der Einsatz des Medikaments sollte nur von Personen mit entsprechenden Kenntnissen zur erfolgreichen Durchführung der jeweiligen Anwendungen erfolgen.
Grundsätzlich gilt, dass nur die kleinste Dosis verabreicht werden darf, mit der die Nervenblockade erreicht wird, die den Schmerz ausreichend hemmt. Die Dosierung ist vom Arzt entsprechend den Besonderheiten des Einzelfalles individuell vorzunehmen. Besonders bei Langzeitanwendung dürfen nur niedrig konzentrierte Lösungen von Procain verwendet werden.
Das Medikament wird in Abhängigkeit von der erforderlichen Ner-
venblockade in die Haut, unter die Haut, in einem umschriebenen Bezirk in das Gewebe eingespritzt (Infiltration) oder nach gezielter Punktion örtlich gegeben. Eine Injektion in die Vene ist nur in besonderen Einzelfällen nach sorgfältiger ärztlicher Abschätzung von Nutzen und Risiko, insbesondere nach Ausschluss einer Gefährdung allergischer Patienten, erlaubt.
Eine wiederholte Anwendung dieses Medikaments kann aufgrund einer raschen Gewöhnung zu vorübergehenden Wirkungseinbußen führen.
Sonstige Bestandteile
Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:
- Salzsäure
- Natriumchlorid
- Wasser für Injektionszwecke
Nebenwirkungen
Seltene Nebenwirkungen bei Anwendung als Spritze oder Lösung:
Schleimhautschwellungen, Nesselsucht, Schwellungen, Gewebswassereinlagerungen (Ödeme), Bronchienverengung, Atemnot.
Nebenwirkungen ohne Angabe der Häufigkeit bei Anwendung als Spritze oder Lösung:
allergische Hautreaktionen wie Blasenbildungen, Hautausschlag, Juckreiz, EKG-Veränderungen, Missempfindungen im Mundbereich, Erregungszustände, Unruhe, Krämpfe, Muskelzittern, Blutergüsse, Blutdruckabfall.
Seltene Nebenwirkungen bei Einnahme:
Schwindel, Unruhe (Delir), Magen-Darm-Störungen wie Übelkeit und Erbrechen, Magenschmerzen, Durchfall, allergische Reaktionen.
Vereinzelte Nebenwirkungen bei Einnahme:
Regelblutungen während der Wechseljahre.
Besonderheiten:
Grundsätzlich kann Procain lebensbedrohliche Reaktionen (wie Schock und Atemnot) hervorrufen, die ein sofortiges Eingreifen des Arzutes notwendig machen.
Wechselwirkungen
Die Wirkung von Procain wird verlängert durch bestimmte muskelentspannende Wirkstoffe (nicht-depolarisierende Muskelrelaxanzien).
Ferner kann durch Zugabe kleiner Mengen Atropin (ein Anticholinergikum) in die Injektionsflüssigkeit die betäubende Wirkung von Procain verlängert werden.
Die Nebenwirkungen von Procain können durch geringe Dosen von Physostigmin (Wirkstoff, der bei Vergiftungen zum Beispiel mit Muskelrelaxanzien zum Einsatz kommt), gelindert werden.
Procain sollte nicht zusammen mit Cholinesterase-Hemmstoffen (beispielsweise den Wirkstoffen gegen die Parkinson-Krankheit Biperiden und Benzatropin) eingesetzt werden, da diese den Procain-Abbau hemmen. So kann es zu einer Verstärkung und Verlängerung von Wirkung und Nebenwirkungen kommen.
Procain vermindert die Wirkung von Sulfonamiden (Gruppe von Antibiotika).
Gegenanzeigen
Procain darf nicht angewendet werden
- bei Überempfindlichkeit gegen Mittel zur örtliche Betäubung vom Ester-Typ (wie Procain) oder gegen Benzoesäure (Ausgangssubstanz von Procain bei dessen Herstellung) sowie gegen den Wirkstoff selbst. Gleiches gilt, wenn eine Unverträglichkeit gegen Sulfonamide (Gruppe von Antibiotika) besteht. Mit Sulfonamiden darf Procain grundsätzlich nicht kombiniert werden.
- bei Pseudocholinesterase-Mangel. Die Pseudocholinesterase ist ein körpereigenes Enzym, das zum Abbau des Procains erforderlich ist. Ist dieses Enzym nicht in ausreichendem Maße vorhanden oder wird es durch andere Wirkstoffe gehemmt, kann die Wirkung von Procain erheblich verlängert werden. Eine solche Hemmung wird beispielsweise von den Cholinesterasehemmern ausgeübt, zu denen viele Mittel zur Behandlung der Parkinson-Krankheit gehören.
- zu Injektionen in die Arterien, zur Injektion im Bereich des Rückenmarks oder den Rückenmarkskanal, um eine entsprechende Schmerzhemmung (Anästhesie) herbeizuführen
- zu Spritzen in die Venen, wenn Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkt oder eine fortgeschrittene Herzmuskelschwäche besteht.
Nur wenn der Arzt es für notwendig hält und unter seiner Aufsicht darf Procain zur Injektion unter die Haut und an Nervenknotenpunkte sowie zur Einnahme eingesetzt werden bei
- Myasthenia gravis
- Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkt und fortgeschrittener Herzmuskelschwäche
- Spitzen in entzündetes (infiziertes) Gewebe
- Spritzen im Kopf-Hals-Bereich
- Blutgerinnungsstörung oder gleichzeitiger Behandlung mit Wirkstoffen wie Antikoagulanzien, die die Blutungsgefahr erhöhen.
Bei einem geringen Blutvolumen durch Flüssigkeitsmangel muss dieser vor Behandlungsbeginn behoben werden.
Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
In der Schwangerschaft soll Procain nur unter sorgfältiger ärztlicher Abwägung von Nutzen und Risiko angewendet werden, da eine erhöhte Gefährdung des Ungeborenen nicht sicher ausgeschlossen werden kann.
Procain tritt in die Muttermilch über. Nebenwirkungen beim Säugling wurden aber bisher nicht nachgewiesen. Eine kurzzeitige Behandlung kann daher in der Stillzeit erfolgen.
Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Procain sollte bei Kindern nicht angewendet werden, da es keine Untersuchungen in ausreichender Zahl bezüglich Nutzen und Risiko gibt.
Warnhinweise
- Eine Beeinträchtigung der aktiven Teilnahme am Straßenverkehr, der Bedienung von Maschinen sowie der Arbeit ohne sicheren Halt ist möglich.
- Das Medikament darf nur bei normaler Kreislaufsituation (Puls, Blutdruck) angewendet werden.
- Das Medikament kann, insbesondere bei Gerinnungsstörungen oder unter Einnahme gerinnungshemmender Wirkstoffe, Blutungen verursachen.
- Es besteht ein höheres Risiko für Nebenwirkungen und Vergiftungserscheinungen bei Anwendung im Hals-Kopf-Bereich.
- Bei Leberfunktionsstörung ist gegebenenfalls eine Dosisverminderung notwendig.
- Bei Nierenfunktionsstörungen ist gegebenenfalls eine Dosisverminderung notwendig.
- Bei Zeichen eines allergischen Schocks (Blutdruckabfall, Schwellungen, Rötungen) ist sofort der Arzt aufzusuchen.
- Das Medikament sollte nicht im Auge oder auf verletzter Haut angewendet werden.
- Vor kosmetischen Eingriffen ist das Medikament mit einem Wattestäbchen aufzubringen, wobei bis zur vollen Wirkung einige Minuten gewartet werden muss.
- Die Lösung darf nicht mit anderen gemischt werden, die Theophyllin-Ethylendiamin, Magne- siumsulfat, Phenytoin-Natrium oder Natrium- hydrogencarbonat enthalten.
- Das Medikament ist in der Originalverpackung aufzubewahren, um den Inhalt vor Licht zu schützen.
Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.
Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.
Packungsgrößen
Vergleichbare Medikamente
Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Procain 1%/ -2% JENAPHARM sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Procain (ggf. auch Generika).
Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.