Piracetam-neuraxpharm 1200

Von: Andrea Lubliner (Pharmazeutin und Fachtexterin für medizinische Fachtexte)
Letzte Aktualisierung: 03.09.2007
Hersteller: neuraxpharm Arzneimittel GmbH & Co. KG
Wirkstoff: Piracetam
Darreichnungsform: Filmtablette
Rezeptpflichtig

Wirkung

Piracetam-neuraxpharm 1200 enthält den Wirkstoff Piracetam. Zu beachten ist außerdem die besondere Wirkung von Piracetam-neuraxpharm 1200.

Piracetam wird zur Behandlung von leichten bis mittelschweren altersbedingten Hirnleistungsstörungen (Demenz) und zur Verminderung der Symptome bei anderen hirnorganisch bedingten Leistungsstörungen eingesetzt. Der Wirkstoff kann hier Gedächtnis-, Denk- und Konzentrationsstörungen sowie Antriebsstörungen, Motivationsmangel und vorzeitige Ermüdbarkeit lindern.

Nach Hirnschädigungen infolge mangelnder Sauerstoff- und Glukose-Zufuhr (hypoxischen Schädigungen des Gehirns) kann Piracetam auch die unwillkürlich auftretenden Muskelzuckungen (postanoxischen Myoklonus-Syndrome) verringern.

Nach einer Gehirnerschütterung vermindert der Wirkstoff die sogenannten postkommotionellen Syndrome, die sich als Kopfschmerzen, Schwindel und Gedächtnisstörungen äußern.

Daneben kann Piracetam die Behandlung bei chronischen Folgeschäden nach einem Schlaganfall durch Gefäßverschluss, auch ischämischer Hirninfarkt genannt, unterstützen. Ein ischämischer (wörtlich: durch Blutleere bedingter) Hirninfarkt ist eine plötzlich auftretende arterielle Durchblutungsstörung des Gehirns. Dabei wird das Gehirngewebe nicht ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt, was zunächst Störungen der Gehirnfunktion in dem betroffenen Gebiet hervorruft. Dauert der Sauerstoff- und Nährstoffmangel längere Zeit an, beginnt das Hirngewebe abzusterben. Etwa 80 Prozent aller Schlaganfälle sind ischämische Schlaganfälle.

Bei Kindern und Jugendlichen mit Legasthenie wird Piracetam außerdem zur unterstützenden Behandlung von Lese- und Rechtschreibstörungen gegeben.

Ein weiteres Anwendungsgebiet von Piracetam ist die unterstützende Therapie bei Folgeschäden durch Akloholmissbrauch, einschließlich Alkohol-Delirium. Hier können insbesondere auch die psychischen Veränderungen bei Hirnleistungsstörungen wie Angst, Misstrauen, Aggressivität und Rückzug durch die regelmäßige Einnahme des Wirkstoffs vermindert werden.

Zu folgenden Anwendungsgebieten von Piracetam sind vertiefende Informationen verfügbar:

Lesen Sie dazu auch die Informationen zur Wirkstoffgruppe Antidementiva, zu welcher der Wirkstoff Piracetam gehört.

Anwendungsgebiete laut Herstellerangaben

  • Behandlung der Beschwerden bei chronischen bedingten Leistungsstörungen durch Gehirnschäden im Rahmen eines therapeutischen Gesamtkonzepts bei Demenz mit der Leitsymptomatik: Gedächtnisstörungen, Konzentrationsstörungen, Denkstörungen, vorzeitige Ermüdbarkeit, Antriebs- und Motivationsmangel sowie Gefühlsstörungen, ohne Hinblick darauf, durch welche Grunderkrankung diese Demenz entstanden ist.

Dosierung

Täglich zweimal eine Tablette Piracetam-neuraxpharm 1200 mit etwas Flüssigkeit einnehmen, wenn der Arzt nichts anderes verordnet hat. Bei Nierenfunktionsstörungen wird der Arzt eine geringere Dosis verschreiben.

Sonstige Bestandteile

Folgende arzneilich nicht wirksame Bestandteile sind in dem Medikament enthalten:

  • Magnesiumstearat
  • Maisstärke
  • Cellulose
  • Farbstoff E 171
  • Hypromellose
  • Macrogol 6000
  • Propylenglycol
  • Siliciumdioxid
  • Talkum

Nebenwirkungen

Gelegentliche Nebenwirkungen:
Antriebssteigerung, Schlafstörungen, Schlaflosigkeit, Nervosität, Depressionen, Angststörungen, Aggressivität, Übelkeit, Brechreiz, Bauchschmerzen, Durchfall, Gewichtszunahme.

Seltene Nebenwirkungen:
Schwindel, Schwäche, Blutdrucksenkung, Blutdrucksteigerung, gesteigerte Lust (Libido).

Sehr seltene und vereinzelt auftretende Nebenwirkungen:
Kopfschmerzen, Bewegungsstörungen, Gleichgewichtsstörungen, Verwirrtheitszustände, Wahnvorstellungen, Schläfrigkeit, allergische Reaktionen wie anaphylaktischer Schock, Nesselsucht, Hautrötungen, Hitzegefühl, Juckreiz, Schweißausbrüche.

Besonderheiten:
Nach Gabe von Piracetam in die Venen können Schmerzen an der Injektionsstelle, entzündliche Venenverstopfungen, Fieber und eine Blutdrucksenkung auftreten.

Wechselwirkungen

Piracetam verstärkt möglicherweise die Wirkung von Blutgerinnerungshemmern (Antikoagulantien) wie zum Beispiel Cumarin.

Bei gleichzeitiger Einnahme von Piracetam und Schilddrüsenhormonen kann es zu vermehrter Erregung und Reizbarkeit kommen.

Die Nebenwirkungen von Wirkstoffen zur Behandlung von psychischen Erkrankungen wie beispielsweise Neuroleptika können durch Piracetam verstärkt werden. Auch die Effekte von Wirkstoffen, die das Gehirn anregen, wie beispielsweise Opioide Schmerzmittel, Schlafmittel (Barbiturate) oder Antidepressiva, werden möglicherweise bei gleichzeitiger Verabreichung von Piracetam verstärkt.

Gegenanzeigen

Der Wirkstoff darf bei Überempfindlichkeit gegen Piracetam nicht angewendet werden.

Nur nach sorgfältiger Abwägung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses durch den Arzt und ärztlicher Überwachung sollte Piracetam gegeben werden nach einer Gehirnblutung und bei Patienten mit psychomotorischer Unruhe oder eingeschränkter Nierenfunktion.

Bei Nierenfunktionsstörungen müssen die Kreatininwerte regelmäßig ärztlich kontrolliert werden. Da Piracetam ausschließlich über die Nieren ausgeschieden wird, kann bei leichter bis mittelschwerer Nierenschwäche zudem eine Dosisverminderung durch den Arzt erforderlich sein.

Da der Wirkstoff die Blutgerinnung beeinflusst, müssen Patienten mit Blutgerinnungsstörungen oder schweren Blutungen besonders sorgfältig ärztlich überwacht werden. Gleiches gilt auch bei großen operativen Eingriffen.

Was müssen Sie bei Schwangerschaft und Stillzeit beachten?

Piracetam gelangt in den Mutterkuchen und so zum Ungeborenen. Der Wirkstoff sollte daher während der Schwangerschaft nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung durch den Arzt angewendet werden. Auch wenn bisher keine Berichte über negative Auswirkungen von Piracetam auf die Mutter oder das Kind in der Schwangerschaft vorliegen.

Da nicht bekannt ist, ob Piracetam in die Muttermilch übertritt, sollte der Wirkstoff während der Stillzeit nicht eingenommen werden.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?

Einige Zubereitungen des Wirkstoffs Piracetam können zur unterstützenden Behandlung bei Kindern und Jugendlichen mit Lese- oder Rechtschreibstörungen eingesetzt werden, wenn diese nicht durch eine Minderbegabung, mangelnde Schulbildung oder unzureichende familiäre beziehungsweise soziale Verhältnisse erklärt werden können.

Warnhinweise

  • Der Wirkstoff kann, besonders zu Beginn der Behandlung und bei einer Dosissteigerung, das Reaktionsvermögen beeinträchtigen.
  • Bei Nierenfunktionsstörungen muss die Dosis gegebenenfalls um die Hälfte durch den Arzt vermindert werden.
  • Der Wirkstoff beeinflusst die Blutgerinnung. Es wird daher eine ärztliche Kontrolle der Blutgerinnungswerte empfohlen.
  • Spezifische Grunderkrankungen vorher behandeln.

Arzneimittel können allergische Reaktionen auslösen. Anzeichen hierfür können sein: Hautrötung, Schnupfen, Juckreiz, Schleimhautschwellung, Jucken und Rötung der Augen, Verengung der Atemwege (Asthma). In seltenen Fällen kann es zum allergischen Schock mit Bewusstlosigkeit kommen.

Sollten Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion wahrnehmen, so informieren Sie umgehend einen Arzt.

Packungsgrößen

Packungsgröße und Darreichungsform
Wirkstoffgehalt (Dosierung pro Stück Filmtablette)
100 Stück Filmtabletten
1200 Milligramm Piracetam
30 Stück Filmtabletten
1200 Milligramm Piracetam
60 Stück Filmtabletten
1200 Milligramm Piracetam
120 Stück Filmtabletten
1200 Milligramm Piracetam

Vergleichbare Medikamente

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über Piracetam-neuraxpharm 1200 sowie weitere Medikamente mit dem Wirkstoff Piracetam (ggf. auch Generika).


Disclaimer:
Bitte beachten: Die Angaben zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen sowie zu Gegenanzeigen und Warnhinweisen beziehen sich allgemein auf den Wirkstoff des Medikaments und können daher von den Herstellerangaben zu Ihrem Medikament abweichen. Bitte fragen Sie im Zweifel Ihre*n Arzt*Ärztin oder Apotheker*in oder ziehen Sie den Beipackzettel Ihres Medikaments zurate.